Kapitel 12 (Maya)
Felix' POV
„Lasst uns zuerst einmal zu Minho gehen", wich ich der Frage aus. Ich war selbst noch zu geschockt von den Nachrichten, als das ich die richtigen Worte für eine Erklärung finden könnte.
Trotz dessen, dass Chan mit dieser Antwort nicht zufrieden zu sein schien, folgten mir alle in das Zimmer, in welchem Minho nun schlief. Wir alle setzten uns auf einen der vielen Stühle.
Mein Blick fiel auf Minho. Seine Haut schien ungewöhnlich blass und auch seine lila Haare hingen ihm strähnchenweise und verschwitzt im Gesicht. Da ich es einfach nicht schaffte Minho weiterhin in diesem kränklichen Zustand zu sehen, blickte ich zurück zu meinen Hyungs.
Erwartungsvoll sahen mich 12 Gesichter an. Warum nur 12 und nicht 13? Tja, Jisung wollte nicht mitkommen, was ich irgendwie schon erwartet hatte. Schließlich war er dafür verantwortlich, dass Minho's Wunde wieder aufgerissen war, also warum sollte er dann freiwillig mitgehen? Er schien ja noch nicht einmal Schuldgefühle zu haben!
„Felix, jetzt sag's doch endlich!", holte Changbin mich ungeduldig aus meinen Gedanken. Stimmt, ich hatte Chan's Frage immer noch nicht beantwortet...
Schwer schluckte ich, dachte noch einmal über die Worte des Doktors nach.
„Ä-ähm... also... es ist schlimmer als ich dachte. W-wir wussten ja nur von der Wunde a-an der rechten Seite seines Oberkörpers, a-ber der Arzt meinte, dass es noch viel m-mehr davon gab. Außerdem sagte er, d-dass diese Wunden höchstwahrscheinlich von häuslicher G-gewalt stammen könnten...", stotterte ich zwischen mehreren Schluchzern irgendwie zusammen.
Manchmal verfluche ich es wirklich so sentimental und sensibel zu sein. Schließlich sollten wir uns um Minho kümmern und für ihn stark sein! Da half es gar nichts, wenn ich jetzt auch noch anfangen würde zu heulen. Trotz meiner Bemühungen, meine Tränen zu unterdrücken, wollte es mir einfach nicht gelingen.
Unterdessen starrten mich meine Freunde geschockt an, konnten die Worte, welche ich soeben gesagt hatte, nicht richtig glauben, geschweige denn verarbeiten.
„H-häusliche Gewalt?", fragte Jeongin mit piepsiger Stimme nach.
Mit einem leichten Nicken meinerseits bestätigte ich es noch einmal. Lee Minho litt wahrscheinlich an häuslicher Gewalt.
„Aber das ist doch noch gar nicht sicher oder?", meldete sich nun Taehyung zu Wort, mit einem kleinen Hoffnungsschimmer in den Augen. Bedrückt blickte ich in die Runde, ehe ich anfing zu sprechen.
„Ich weiß, der Doktor hat mich auch gefragt, ob ich genaueres zu dieser Sache wissen würde. Da ich nichts darüber wusste, kann er sich erst sicher sein, wenn er mit Minho selbst geredet hat. Trotzdem meinte er, dass dies die am sinnvollsten Erklärung für all die Wunden wäre."
Es herrschte ein unangenehmes Schweigen, jeder schien seinen Gedanken nachzuhängen. Zumindest so lange bis ein verschlafenes Murren aus Minho's Bett zu kommen schien. Sofort drehten wir uns alle in die Richtung, aus der das Geräusch ertönt war. Ich schaute in Minhos Gesicht, welches noch blasser als davor schon war. Er begann sich im Bett hin und her zu bewegen, schlug leicht mit seinen Armen und Beinen um sich und wimmerte immer mal wieder, ob vor Schmerzen oder etwas anderem konnte ich nicht sagen.
Überfordert starrte ich ihn weiterhin an. Auch die anderen schien nicht zu wissen was wir jetzt tun sollten. Anscheinend träumte Min gerade, doch wenn er weiterhin so um sich schlagen würde, würden seine Wunden definitiv wieder aufgehen! Entschlossen näherte ich mich dem Bett, versuchte seine Hände einzufangen und gegen die Matratze zu pressen. Jungkook, der anscheinend verstand was ich vorhatte, ging auch auf's Bett zu und hielt Minho's Beine fest.
Nach ein paar Minuten hörte der Jüngere auf um sich zu schlagen und zu treten. Erleichtert ließen Kookie und ich von ihm ab, waren froh etwas schlimmeres verhindert haben zu können.
Doch zu früh gefreut. Ich hatte mich gerade wieder auf meinem Stuhl niedergelassen, als Minho erneut unruhig wurde, um sich schlug und dieses Mal auch im Schlaf zu reden schien. Er nuschelte jedoch, weshalb ich nicht entziffern konnte was er sagte. Gerade wollte ich wieder aufstehen, um ihn festzuhalten und um sicher zu gehen, dass er sich nicht verletzte. Bevor ich aber auch nur in die Nähe seines Bettes kommen konnte, wachte er mit einem lauten Schrei auf. Min saß senkrecht, komplett starr und mit beschleunigtem Atem auf der Matratze.
Sofort sprang ich von meinem Stuhl auf, um zu Minho zu eilen und so wie ich nun mal war, bombardiert ich ihn direkt mit Fragen.
„Minho, hey, geht's dir gut? Tut dir irgendwas weh? Und was war das gerade? Du hast so ausgesehen, als hättest du schlimm geträumt.", löcherte ich ihn.
„Hey, Felix, ich glaube du solltest ihn noch nicht so mit deinen Fragen bombardieren. Er ist gerade erst aufgewacht, lass ihn erstmal richtig wach werden.", meldete sich nun unser Ältester zu Wort.
Bevor ich jedoch antworten konnte, fing Minho an zu reden.
„Ist schon okay Changbin... aber warum seid ihr alle eigentlich hier? Und wo sind wir überhaupt?", fragte er, seine Stimme klang noch leicht verschlafen, während er sich anscheinend von seinem Traum, oder was auch immer das war, einigermaßen beruhigt hatte.
„Wir sind im Krankenhaus. Nachdem Felix dich ohnmächtig auf dem Küchenboden gefunden hatte, rief er sofort einen Krankenwagen. Draußen auf dem Parkplatz ist er dann auf Chan, Changbin, Jeongin und mich gestoßen. Dort hat Lix uns erzählt was passiert ist, weshalb wir beschlossen haben die Anderen zu holen und mit hierher zu fahren.", erklärte Seokjin.
Schlagartig wurde Minho noch bleicher, sein Gesicht hatte einen etwas panischen Ausdruck angenommen.
„K-Krankenhaus? Warum bin ich hier?!", fragte er, während seine großen Augen zwischen mir und den Anderen hin und her wanderten.
„Weißt du du noch was passiert ist Minho?", ergriff Hyunjin nun das Wort.
Minho POV
Meine Schwester hatte gerade das Haus verlassen, um sich mit ihren Freundinnen zu treffen. Wie immer. Ich war alleine mit meinem Dad zu Hause. Wie immer.
Egal wie oft ich Yuvie auch anflehte, sie nahm mich nie mit. Ich glaube sie wusste gar nicht, dass unser Vater mich immer schlug, wenn sie nicht da war. Es war so als würde er nur darauf warten, dass sie das Haus verließ, um mich leiden zu lassen.
Seit dem Tod unserer Mutter, trank mein Vater viel. Er wurde zum Alkoholiker. Und trotzdem erfüllte er meiner Schwester jeden Wunsch, während ich froh sein konnte, wenn ich etwas zu Essen bekam.
Das Dad mich schlug konnte man nicht mal nur auf den Alkohol schieben. Denn selbst wenn er nüchtern war, ließ er keine Gelegenheit aus mich zu verprügeln. Mit der Zeit hatte ich gelernt all den Schmerz zu verdrängen, es einfach über mich ergehen zu lassen, niemanden auch nur ahnen zu lassen was bei mir zu Hause passierte, wenn ich mit meinem Vater alleine war. Die Angst verdrängen konnte ich aber nicht. Es war egal, ob ich es mir nicht anmerken ließ, präsent war sie trotzdem.
Schon hörte ich die schweren Schritte meines Vaters auf mich zukommen. Ich traute mich gar nicht erst mich umzudrehen, doch diese Entscheidung wurde mir abgenommen als Dad mich grob an den Haaren packte, mich zu sich herumdrehte und gegen die Wand presste.
Ohne auch nur ein Wort zu sagen sah er mir in die eigen ehe er such schon mit den Schlägen begann. Der Erste ging direkt in die Magengrube, weshalb ich zusammengekauert auf dem Boden landete. Mein Vater ließ sich davon nicht beirren und trat mit seinem Fuß immer wieder in meinem Bauch- und Brustbereich.
Ob ich schrie? Oh nein. Bei den ersten Malen hatte ich noch aus vollem Leibe geschrien, hatte auf Hilfe gehofft. Doch für jeden Schrei gab es noch einen zusätzlichen Schlag. So lange bis ich es mir abgewöhnt hatte zu schreien.
Trotz dessen das mein Vater im Moment komplett betrunken war, achtete er darauf mich überall außer im Gesicht zu schlagen. Schließlich sollte niemand in der Schule, oder allgemein irgendjemand, auch nur Verdacht schöpfen.
Während er immer weiter auf mich einschlug, versuchte ich mich zu schätzen, seine Schläge und Tritte abzuwehren. Doch es wurde nur schlimmer...
Panisch wachte ich auf, mein Atem ging schneller als er sollte. Dieser Traum, oder besser gesagt diese Erinnerung, fühlte sich noch viel zu real an.
Im ersten Moment realisierte ich gar nicht, dass ich nicht alleine war, geschweige denn wo ich überhaupt war. Erst als ich Felix' besorgte Stimme hörte fiel es mir auf.
Noch immer in meinen Gedanken gefangen fragte ich, wo wir hier waren. Mit der Antwort prasselten sofort die Ereignisse der letzten Stunden auf mich ein. Ich war ohnmächtig geworden. Trotzdem fragte ich nach warum ich hier war. Ich wusste zwar, dass ich in Ohnmacht gefallen war und auch das eine alte Wunde aufgeplatzt war, doch ich wollte wissen was die Anderen mitbekommen hatten. Und gleichzeitig erfasste mich erneut die Panik. Ich HASSTE Krankenhäuser einfach!
Gerade wollte Seungmin anfangen zu erklären, als die Tür aufgestoßen wurde und eine weiter Person stürmisch das Zimmer betrat. Die Anderen schauten sie nur verwirrt an, wahrscheinlich das sie sie nicht kannten, doch ich wusste nur zu gut wer das war.
„Lee Minho, du sagst mir jetzt auf der Stelle was passiert ist das du jetzt im Krankenhaus liegst!", sagte sie auffordernd und trotzdem klang viel Besorgnis in ihrer Stimme mit.
Doch anstatt zu antworten starrte ich sie einfach nur an. Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass sie hier auftauchen würde, dachte sie hätte zu viel zu tun. Doch anscheinend hatte ich mich getäuscht. Noch immer hatte ich nicht geantwortet, ich wusste nicht was ich sagen sollte. Nur ein Wort kam über meine Lippen...
„Yuvie?..."
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