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Abby's Perspektive

Noch nie hatte ich meinen Job so sehr gehasst wie jetzt, denn ich stand auf wackligen Knien vor dem Mann, der mich so verletzt hatte und tat so, als wäre nie etwas gewesen. "Jack kommt heute Mittag wieder vorbei und das Hotel für die Geschäftsreise in New York ist gebucht. Gleich hast du eine Telefonkonferenz wegen deinem neuen Projekt und Mrs. Jeffreys kommt heute Mittag vorbei, um sich als neue Empfangsdame vorzustellen", erklärte ich ihm, wie jeden Tag, seinen Tagesablauf. "Danke und Abby, dir ist klar, dass du nach New York mitkommst?", hakte er in einem strengen Ton nach und missmutig nickte ich. "Dann ist ja gut", sagte er, woraufhin ich sein Büro verließ. Mir war immer noch total schwindlig und ich war ständig von dieser lästigen Übelkeit geplagt. Es war nicht einfach sich auf meine Arbeit zu konzentrieren, weil ich es einfach vermisste, dass Louis jeder Zeit hier herein kam und mich küsste, mich zum essen abholte oder mir einfach sagte, dass er mich vermisst hatte.

Ich wollte dieses Geschäftsverhältnis nicht zurück haben, nie wieder. Es tat einfach weh ihm so nah zu sein und doch so fern. Wie in Trance und allein von meinen Gefühlen geleitet begab ich mich in sein Büro. Ich klopfte nicht an, ich lief einfach herein. Irritiert sah er mich an und ich war von meinem Vorhaben wahrscheinlich genau so überrascht wie er, doch das alles fühlte sich nicht real an, es fühlte sich eher an wie ein Traum. Er sprach zu mir, doch ich verstand nichts, denn alles fühlte sich so an, als wäre ich schwerelos und als würde ich das Richtige tun, obwohl es so falsch war. Sobald ich an seinem Schreibtisch vorbei war, gab es kein zurück mehr und somit lief ich auf ihn zu, setzte mich auf seinen Schoß und küsste ihn so, als würde all meine Energie und all meine Gefühle in diesem Kuss stecken und so wie es aussah war das auch der Fall, denn kaum löste ich mich von ihm spürte ich, wie alles verschwamm und er immer wieder meinen Namen rief.

Das letzte was ich bemerkte war, dass er mich hochhob und danach wurde mein Blick komplett schwarz. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber als ich das nächste mal die Augen öffnete, wachte ich in einem Krankenhaus auf und hatte sofort das Piepsen, des Monitors wahrgenommen. Neben mir saß Louis und sah mich mit besorgtem Blick an. "Wie geht es dir?", fragte er behutsam nach. "Mir geht es schon besser, danke. Und das vorher tut mir leid", murmelte ich mit gesenktem Kopf vor mich hin, da mir die Situation irgendwie unangenehm war, auch wenn wir uns davor schon tausende male geküsst hatten. "Entschuldige dich nicht dafür, du weißt gar nicht wie sehr mir das gefehlt hat", gab er kleinlaut von sich und am liebsten wäre ich ihm direkt wieder in die Arme gesprungen, aber es ging nicht, denn diese Bilder waren einfach in mein Gedächtnis eingebrannt. "Louis, ich", fing ich an doch er unterbrach mich. "Ich weiß, Abby. Ich weiß. Ich will einfach, dass du weißt, dass ich dich mehr als alles andere in meinem Leben vermisse und liebe, aber ich weiß, dass du mir nicht einmal mehr in die Augen sehen kannst, nachdem was du gesehen hast", sprach er und dabei stiegen ihm die Tränen in die Augen. "Ich liebe dich auch immer noch, aber versteh bitte, dass ich das einfach im Moment nicht kann", erklärte ich ihm und dabei verließ eine Träne seine Augen und dieser Anblick zerbrach mir das Herz.

"Kannst du bitte einen Arzt rufen, ich würde gern wissen, was passiert ist und wann ich nach Hause darf?", fragte ich ihn und verständnisvoll nickte er. "Oder weißt du schon etwas?", fragte ich nach, doch er erklärte mir, dass bisher noch kein Arzt da gewesen war, um mir irgendwelche Ergebnisse mitzuteilen. Er verließ das Zimmer und kurze Zeit später trat ein Arzt an seiner Stelle ein. "Guten Tag, Ms. Jenkins. Wie fühlen Sie sich?", fragte der Arzt nach und blätterte dabei auf seinem Klemmbrett herum. "Mir ist leicht schwindelig,übel und mein Kopf tut weh", beklagte ich mich und als ob er es schon geahnt hätte nickte er. "Stimmt etwas nicht?", fragte ich besorgt nach und mit erhobener Augenbraue schüttelte er den Kopf. "Nein, Ms. Mit Ihnen beiden ist alles gut", sprach er und zuerst verstand ich nicht was er damit meinte, doch dann machte es klick. "Was meinen Sie mit uns 'beiden'?", fragte ich nach und hoffte, dass er meine Vermutung nicht bestätigen würde, doch das tat er nicht.

"Sie sind in der 4. Woche schwanger, wussten sie das etwa nicht?", fragte er verwundert nach und geschockt schüttelte ich mit dem Kopf. "Und wann darf ich gehen?", wollte ich immer noch völlig unter schock wissen. "Wir machen jetzt noch ein paar Ultraschallbilder um 100% ausschließen zu können, dass es bei dem Kind zu Schäden gekommen ist und danach können sie gehen. Ich habe den jungen Mann, der sie hergebracht hat gebeten Sie auch wieder nach Hause zu bringen, ich hoffe das ist in Ordnung für Sie", erklärte er mir und ich musste erst einmal schlucken. Ich sollte mit Louis in einem Auto sitzen, dem Mann von dem ich jetzt ein Kind erwartete?! Obwohl mir der Gedanke daran gar nicht gefiel nickte ich, damit der Arzt aufhörte mich so seltsam anzustarren. Anschließend fing er mit der Ultraschalluntersuchung an und das Bild meines Kindes war einfach überwältigend, es war nicht einmal auf der Welt, aber dennoch war er oder sie jetzt schon mein kleiner Liebling.

Er druckte mir das Ultraschallbild aus und Freudentränen verließen meine Augen, denn auch wenn alles im Moment in meinem Leben den Bach herunter ging, war das mein Lichtblick, ich wusste jedoch nur nicht, wie ich das Louis beibringen sollte. Der Arzt verabschiedete sich von mir und ließ mich noch einen Moment alleine in dem Zimmer liegen, bevor er Louis bescheid sagte, dass ich heim könnte. Ich lag im Bett und starrte das Bild an, es war einfach so süß und der Gedanke daran, dass ein Lebewesen in meinem Bauch heranwuchs machte mich so glücklich. Ununterbrochen flossen mir Tränen über die Wange und als Louis den Raum betrat versteckte ich sofort das Bild und wischte mir die Tränen weg. "Alles gut?", fragte er voller Besorgnis und lächelnd nickte ich. Ich war so von meinen Gefühlen überwältigt, dass ich ihm einfach in die Arme sprang und 5 Minuten eng umschlungen mit ihm da stand.

"Lass uns gehen", sagte ich freudestrahlend und verließ das Krankenhaus mit ihm. Ich hatte so viel Energie, wie die letzten Wochen nicht mehr und auch wenn das mit Louis und mir keine Zukunft mehr hatte, freute ich mich auf dieses Kind. "Was hat der Arzt gesagt?", wollte er wissen, weil ihm anscheinend auch meine gute Laune auffiel. "Das muss ich erst selber noch verarbeiten", erklärte ich ihm, denn ich hatte Angst vor seiner Reaktion und ich wusste, dass das nicht der Richtige Zeitpunkt war. Verständlich, aber auch sichtlich enttäuscht nickte er und ich wusste, dass ich es ihm nicht ewig verheimlichen konnte, doch jetzt war ich einfach noch nicht bereit dazu. Er hielt vor meiner Wohnung und wartete darauf das ich ausstieg und auch wenn sich das im Nachhinein als ein großer Fehler herausstellen würde, wollte ich heute Nacht nicht wieder alleine sein. "Willst du vielleicht noch mit hoch kommen, ich glaube wir haben einiges zu besprechen?", fragte ich und unsicher lächelnd stimmte er zu.

Er schaltete den Motor aus, folgte mir zu meiner Wohnung und betrat sie mit mir. Es war komisch wieder mit ihm alleine zu sein, aber ich hatte ihn einfach zu sehr vermisst und so siegte mein Herz über meinen Verstand. Er folgte mir hoch in meine Wohnung und betrat sie anschließend mit mir. Es fühlte sich so vertraut und doch so fremd an. "Willst du was trinken?", fragte ich ihn, während ich in die Küche lief und meinen Schlüssel auf dem Tresen ablegte. "Nein, danke", rief er mir hinterher und sah sich in meiner Wohnung um. "Du solltest nicht hier sein", murmelte er vor sich hin, diese Aussage provozierte mich, egal ob sie für meine Ohren bestimmt war oder nicht. "Diese Entscheidung habe nicht ich getroffen", sprach ich ruhig, aber eiskalt klingend. "Ich weiß", seufzte er und löste damit beinahe ein schlechtes Gewissen bei mir aus. "Gut", schmollte ich vor mich hin und ließ mich auf meiner Couch nieder.

"Worüber willst du mit mir reden?", wechselte er das Thema. "Wie soll das alles weitergehen, so funktioniert das nicht. Ich kann nicht ständig in deiner Nähe sein, weil mich das völlig überfordert einerseits würde ich dich gerne bei lebendigem Leibe anzünden und andererseits will ich dir einfach nur wieder in die Arme springen, aber ich kann beides nicht. Ich weiß auch beim besten Willen nicht wie das in New York mit den Parkers funktionieren soll, das heißt nämlich, dass wir wieder auf engstem Raum leben und auch zusammenarbeiten und das kann nicht funktionieren, wenn die Stimmung zwischen uns so seltsam ist", ratterte ich herunter und sah, wie er anfing zu überlegen. "Abby, du hast mir gar nicht die Chance gegeben dir all das zu erklären. Ich kann mich an absolut gar nichts aus dieser Nacht erinnern und als ich die Bilder gesehen habe, war es so als wäre das nicht ich, denn ich hatte keinerlei Erinnerung daran so etwas getan zu haben. In dieser Nacht hat mir jemand etwas in mein Getränk getan und ich lag bis ich morgens nach Hause kam im Krankenhaus", erklärte er mir, doch das änderte nichts. "Das ändert nichts, du hast mich trotzdem mit dieser Frau betrogen", beklagte ich mich und er wusste, dass ich damit recht hatte. "Abby, wenn ich könnte würde ich das alles rückgängig machen-", fing er an, doch ich unterbrach ihn. "Aber das kannst du nicht", seufzte ich, weil ich mir so sehr wünschte, dass all das nie passiert wäre. "Lass und das doch einfach die nächsten 4 Wochen ignorieren", schlug ich vor und wiederwillig nickte er. "Ich will nicht, dass du gehst", sagte er und seine Worte hinterließen eine Gänsehaut auf meinem Körper. "Louis, bitte", wisperte ich und verletzt drehte er seinen Kopf weg.

"Ich sollte gehen", sagte er und obwohl es offensichtlich war, dass wir beide nicht wollten, dass er ging, hielt ich ihn nicht auf. Er machte sich auf den Weg zur Tür, doch bevor er ging kam er noch einmal mit schnellem Schritte auf mich zu und umarmte mich stürmisch. "Du wirst immer mein Engel sein", flüsterte er mir zu, während seine Hände meinen Kopf stützten und kurz darauf verschwand er und ließ mich völlig perplex in meiner Wohnung zurück. In dieser Nacht fand ich kaum Schlaf, denn ich musste ständig an diesen Satz denken. Du wirst immer mein Engel sein. Könnte ich ihm vielleicht doch verzeihen was er mir angetan hat? Könnte ich zu ihm zurück? Ich vermisste ihn, aber ich wusste nicht, ob ich dafür schon bereit war.

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