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Abby's Perspektive
Nun saß ich hier, ganz alleine, mit gepacktem Koffer und brachte es einfach nicht übers Herz ihn auszupacken, denn es fühlte sich falsch an hier zu sein, wenn ich doch eigentlich genau jetzt friedlich in seinen Armen einschlafen sollte. Meine Gedanken kreisten immer wieder zu meiner Aussage und das all das nie passiert wäre, wenn ich das nicht gesagt hätte, denn dann wäre er nie weggegangen und hätte auch nie diese Schönheit kennengelernt. Die Zeit zog an mir vorbei und ich bekam überhaupt nicht mit, dass es mittlerweile schon dunkel draußen war. Ich saß immer noch stillschweigend an meiner Tür angelehnt und fühlte mich leer, vollkommen leer, so als wäre ich nicht mehr fähig etwas zu empfinden. Mir wurde alles zu viel, denn ohne Louis fehlte etwas sehr bedeutsames in meinem Leben, etwas das man nicht so einfach ersetzen konnte. Die Übelkeit übermannte mich jedoch, weshalb ich aufstand und ins Bad rannte, um mich dort zu übergeben. Der Stress der vergangenen Wochen war einfach zu viel und fand seinen Höhepunkt heute Nacht. Ich legte mich in mein Bett und mir war zuvor nie aufgefallen wie groß es war, doch jetzt fühlte es sich noch unendlichen weiten an, die die eine Seite des Bettes von der anderen trennten. Mir war kalt, obwohl ich unter 2 Decken lag, da ich es gewohnt war in den Schlaf gekuschelt zu werden.
Einschlafen wurde für mich unmöglich, da ich jedes Mal sein Gesicht vor meinem geistigen Auge aufblitzen sah, wenn ich meine Augen schloss. Mein Handy klingelte mittlerweile zum gefühlten 100. mal, aber ich wollte jetzt einfach nicht mit ihm sprechen, ich konnte es nicht, denn ich wollte keine Ausreden hören. Ich zweifelte nicht daran, dass er mich wirklich liebte, aber diese Bilder waren zu viel für mich. Zu sehen wie der Mann den ich liebte eine andere küsste und wahrscheinlich ansah wie mich, riss mir das Herz aus der Brust, bei lebendigem Leibe. Mein Herz zog sich schmerzhaft bei dem Gedanken zusammen und ich wusste einfach nicht mehr weiter. Ich fand keinen Schlaf, bis das Brennen meiner Augen mich dazu zwang sie zu schließen und schlussendlich in das Land der Träume einzutauchen. Am nächsten morgen wurde ich durch meinen Wecker geweckt, doch es fühlte sich nicht an als hätte ich geschlafen. Ich fühlte mich schlapp, kraftlos und absolut leer. Nie hätte ich erwartet, dass eine Nacht ohne Louis mir so viel ausmachen würde, da ich davor auch irgendwie ohne ihn auskam, aber jetzt fühlte ich mich so einsam. Ohne jegliche Motivation richtete ich mich und machte mich missmutig auf den Weg zur Arbeit. Vor mir erstreckte sich das große Gebäude und genauso kalt wie die äußere Glas- und Betonfasade von außen wirkte, fühlte ich mich von innen. Mit einem kräftigen Stoß öffnete ich die Tür und begab mich zu den Fahrstühlen. Mit jedem Schritt den ich in diesem Gebäude machte, stieg die Angst davor Louis zu begegnen, denn ich wusste nicht wie ich ihn entgegen treten sollte, nachdem ich ohne ein Wort zu sagen gegangen war. Der Aufzug hielt, mit einem lauten Ping öffnete sich die Tür und meine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich, als er in der Tür stand. Schnell drehte ich mich um und macht mich auf den Weg zu den Treppen, doch er wollte mich nicht in Ruhe lassen, weshalb er mir hinterher rannte und mich an meinem Arm zurück hielt. "Abby bitte", flehte er beinahe schon, doch ich konnte in diesem Moment einfach keine Liebe für ihn empfinden, mein Herz war dafür in viel zu viele Teile zerbrochen. "Was Louis? Was? Lass mich einfach in Ruhe, wir haben nichts mehr zu besprechen. Ich arbeite für dich und das war's", schrie ich ihn an und dabei wurden seine Augen glasig. "Sag das nicht. Ich liebe dich", hauchte er vor sich hin, doch ich konnte seine Worte nicht ertragen, weshalb ich von ihm davon lief und bis ins 11. Stockwerk rannte.
Er schrie meinen Namen durchs ganze Treppenhaus, doch ich ignorierte ihn und tat so als wäre nichts gewesen, bis ich die Tür meines Büros hinter mir schloss. Ich bin mir sicher, dass ich geweint hätte, wenn mein Körper seine ganzen Tränenreserven nicht die vergangene Nacht verbraucht hätte und so machte ich mich seufzend auf den Weg zu meinem Schreibtisch und startete meine Arbeit. Da zu meinem Bedauern mein Job auch daraus bestand Louis seine Termine vorzulesen, machte ich mich eine halbe Stunde später auf den Weg in sein Büro. Ohne ihm auch nur einen Blick zu würdigen begann ich zu sprechen. "Mr. Parker ruft in einer halben Stunde an, um deine Geschäftsreise nach New York zu besprechen. Jack kommt heute Mittag, um mit dir etwas zu besprechen, er meinte du wüsstest was er damit meine und Mrs. Hemersmith stellt sich heute Mittag vor, um meinen Posten in 4 Wochen zu übernehmen. Sie ist top qualifiziert dafür und eine bessere wirst du in deinem Umfeld nicht finden, sie wird aber selbstverständlich alle Unterlagen dabei haben", erklärte ich ihm und machte mich schon wieder auf den Weg aus seinem Büro, als er erneut meinen Namen sagte. "Sie können ihr sagen, dass sie sich nicht die Mühe machen muss, um her zu kommen. Ich bin sehr wohl selbst dazu in der Lage mir eine Nachfolgerin für Sie zu suchen. Mr. Parker will jedoch nicht mich, sondern uns sehen, weshalb ich Sie inständig darum bitte mich zu begleiten, beziehungsweise Sie mich dahin begleiten werden", sprach er und an seinem Blick sah ich, dass ihm die Situation zwischen uns gar nicht gefiel und das siezen fühlte sich auch merkwürdig an. "Wie sie wünschen. Ich erwarte dann wieder meine Packliste und mach mich daran die Flüge zu buchen", antworte ich ihm im selben Ton und die Art und Weise wie er sein Gesicht verzog, machte deutlich wie sehr ihm diese Situation missfiel.
"Ist sonst noch etwas?", fragte ich nach, woraufhin er desinteressiert mit dem Kopf schüttelte. Daraufhin verließ ich sein Büro und machte mich an die Arbeit. In der Mittagspause würde ich raus an den Empfang in unserem Stockwerk gerufen, weshalb ich dann nach draußen zur Empfangsdame ging. "Mr. Jenkins?", fragte sie nach, was ich mit einem nicken quittierte. Sie holte einen gigantischen Strauß voll roter Rosen hinter ihrem Tresen hervor und lächelte mich verträumt an. "Er muss sie wirklich lieben", schwärmte sie, doch bei dem Gedanken daran, dass er glaubte, dass er mich mit so einem lächerlichen Strauß Rosen zurück gewinnen könnte, kränkte mich. War ich denn nicht mehr wert als so ein lächerliches Klischee?! Zwischen den ganzen Rosen befand sich ein kleiner weiser Umschlag, doch ich macht mir erst gar nicht die Mühe ihn zu lesen und stürmte damit in Louis Büro. Im Nachhinein hätte ich den Zettel besser lesen sollen, denn als ich ihn anschrie, was das solle, antwortete er mir, dass sie nicht von ihm seien. "Aber wenn sie nicht von dir sind, von wem dann?"
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