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In dem Mitarbeiterraum angekommen nahm ich ihm sein Jackett ab, sprühte ein Fleckenmittel auf die Stellen die mit Kaffee bedeckt waren und legte es in die Waschmaschine. Als ich nun zu ihm ging um ihn zu bitten sein weißes Hemd auszuziehen zog er eine Augenbraue hoch und schaute mir tief mit dominantem Blick in die Augen.
Innerlich dachte ich mir, dass er zum Glück keinen großen Milchkaffee bestellt hatte, weil er sonst sicher von oben bis unten mit Kaffee voll gewesen wäre.
„Und wie genau stellen Sie sich das vor? Soll ich den Rest des Tages jetzt oben ohne herumrennen?", in seiner Stimme schwang ein Hauch von Belustigung und Ärger.
In dieser Situation gab es eigentlich keinen Grund zu lachen, doch ich konnte es nicht zurückhalten. Seine hochgezogenen Augenbrauen ließen mich jedoch schnell wieder die Fassung gewinnen.
„Sie hätten mich auch einfach nach einem Date fragen können und wer weiß vielleicht hätte ich mich ja dann freiwillig ausgezogen", scherzte der Fremde, gerade als ich dachte es könnte nicht noch surrealer werden.
„Ich versuche eigentlich gerade nur Ihr sehr teuer aussehendes Hemd zu retten. Wenn ich richtig liege ist das ein Seidenstoff und umso länger dieser Kaffeefleck ihn ziert, desto weniger Hoffnung sehe ich darin es später noch retten zu können. Außerdem bin ich jemand der sich einen Fehler nicht nur eingestehen kann, sondern diesen das auch ausbügelt. Obwohl Sie mich hierbei bitte nicht wörtlich nehmen dürfen. Bügeln ist definitiv kein Hobby von mir."
Innerlich wollte ich mich für diesen Redeschwall fast schon Ohrfeigen, als er begann sein Hemd aufzuknöpfen und es von seinen Schultern streifte.
Bei dem Anblick seiner durchtrainierten und tätowierten Brust und seines Sixpack bekam ich noch weichere Knie und biss mir schon wieder auf die Unterlippe. Erstaunlicher Weise erkannte ich mich in diesem Moment selbst nicht wieder, da ich nie jemand war der sich von einem schönen Körper hatte beeindrucken lassen. Denn bei einem Geschenk zählte ja schließlich auch nicht die schöne Verpackung. Anscheinend musste er mein Starre, sowie mein Grübeln bemerkt haben. Denn er jetzt anfing zu grinsen und fragte völlig ungeniert "na gefällt dir was du siehst?"
Sofort wendete ich meinen Blick von ihm ab und widmete mich seinem Hemd. Ja mir gefiel was ich sah, doch mir gefiel es nicht was es mit mir machte. Ich ermahnte mich, dass ich auf so eine dreiste Frage nicht antworten musste, weshalb ich ihm als Antwort lediglich sein Hemd aus der Hand nahm und in die Waschmaschine hinter mir schmiss. Zehn Minuten Schnellwaschgang und fünf Minuten Trockner würde ich hoffentlich mit diesem Abbild eines griechischen Gottes überstehen.
Da wir hier jetzt schon festsaßen wollte ich die Zeit nutzen um mehr über ihn zu erfahren. Lina und mein Boss würden mir nämlich tatsächlich eher die Hölle heiß machen, wenn ich ihn hier alleine lassen würde, als diese 15 Minuten, in der ich Lina nicht im Verkauf unterstützen würde. Ganz selbstbewusst grinsend drehte ich mich zu ihm um, doch bevor ich etwas sagen konnte fragte er "wie lang wird das hier noch dauern, Miss Jenkins" immer noch selbstbewusst grinsend meinte ich "noch fünfzehn Minuten, Mister ...". Erst jetzt fiel mir wieder ein, das ich gar nicht wusste wie er hieß. Doch bevor ich ihn fragen konnte, kam er mir zuvor und sagte fast schon lachend "Da Sie mich ja mittlerweile schon fast halbnackt gesehen haben, finde ich es unpassend das wir uns weiterhin siezen, nenn mich einfach Louis." Ich nickte lächelnd und hielt ihm meine Hand hin, während ich ein kurzes "Abby" von mir gab.
Louis Perspektive
Es ist Montag morgen 10:30 als ich an diesem kleinen Café vorbei ging und durch das Schaufenster sah. Normalerweise habe ich morgens keine Zeit für ein Frühstück, geschweige denn um mich in einem Café in der Warteschlange anzustellen, doch heute war mein Meeting glücklicher Weise früher fertig als gedacht. Das Innere des Cafés sah gemütlich aus, alles war in einem schwarzen Industrialstil gehalten, während an den Wänden Bilderrahmen mit motivierend Sprüchen und ansehnlichen Bildern hingen. Bei beobachten der Einrichtung blieb mein Blick jedoch direkt bei ihr hängen. Sie sah so zierlich aus und mit ihren 1.65m, auf die ich sie schätzte, war sie eineinhalb Köpfe kleiner als ich. Ihre langen blonden Haare und diese stahlblauen Augen brannten sich sofort in mein Gedächtnis ein und ich konnte nicht anders als hinein zu gehen.
Sie ist immer noch damit beschäftigt den Tisch abzuräumen und obwohl mindestens 3 andere Tische leer waren, ging ich direkt auf sie zu um mich genau an diesen Tisch zu setzten. Ich merkte wie sie völlig in Gedanken versunken war und mich von oben bis unten musterte, zu gern würd ich jetzt wissen was in ihrem Kopf vorging. Als ich genau vor ihr stand bemerkte sie mich plötzlich und schaute mich mit einem liebevollen, aber verlegen Blick an. Doch sie sah mich nicht einfach nur an, sondern sie starrte so sehr, dass ich befürchten musste, dass ihr die Augen aus dem Kopf fielen. Mir war durchaus bewusst wie ich auf andere Menschen wirkte, besonders auf Frauen doch anders als sonst nervte es mich dieses Mal, statt mich zu belustigen.
Ich sagte zu ihr jedoch kühl "Wenn Sie fertig sind damit mich anzustarren würde ich mich gerne hier hinsetzen und bestellen." Nun konnte sie meinem Blick nicht mehr standhalten und ging mit schnellen Schritten zurück und verschwand hinter dem Tresen. Sie sah so sexy, aber auch so unschuldig in ihrer hell roten, fast rosa Uniform aus. Genau das ließ meine Gedanken verrückt spielen, wie gern würd ich wissen was sich unter dieser Uniform befand.
Völlig in Gedanken versunken merkte ich gar nicht, dass sie bereits vor mir stand mit einer Karte. Ohne auch nur zu überlegen und sie ein bisschen zu provozieren antwortete ich ohne auch nur ein Blick in die Karte geworfen zu haben"Ich möchte einen Espresso und wenn es geht dieses Mal ein bisschen schneller als grade eben, Miss Jenkins". Sie sah mich so süß verwirrt an, dass sie nur ein kurzes "Woher wissen Sie wie ich heiße" rausbekam. Ich mochte es, wenn ich so eine Präsenz hatte, dass die Menschen um mich herum die simpelsten Dinge vergaßen. Wie zum Beispiel, dass sie ein Namensschild trugen.
Jetzt konnte ich mich nicht mehr halten und fing an zu lachen, weil meine Anwesenheit sie so nervös zu machen schien, dass sie mich wohl für eine Art Sherlock Holmes hielt, nur weil ich ihren Namen von einem Schild ablesen konnte. Was mir ehrlich gesagt mehr als nur gefiel. Als ich sie auf ihr Namensschild, das sich an ihrer linken Brust befand hinwies, wurden ihre sofort Wangen feuerrot und das ließ sie nur noch heißer wirken. Trauriger Weise hieß das für mich jedoch, dass ich mich von meinem Inneren Sherlock Holmes leider zu früh getrennt hatte.
Als sie zurück kam und mir meinen Kaffee über den Anzug kippte wurde ich sauer, weil ich nachher noch einen wichtigen Geschäftstermine wahrnehmen müsste und definitiv keine Zeit und Lust hatte nochmal nachhause zu fahren, um mich umzuziehen. Das ihr die Situation unangenehm war war deutlich sichtbar und beinahe löste das bei mir ein schlechtes Gewissen aus. Doch ich besann mich schnell, denn sie hatte mir das Hemd ruiniert und nicht ich ihrs.
Als ihre weit aufgerissenen Augen meinen Blick trafen musste ich sofort anfangen leicht zu lächeln und folgte ihr wie angekündigt in den Mitarbeiterraum. Wenn das mein Laden wäre, würde ich keine Gäste hier hinten haben wollen. Sie nahm mir mein Jackett ab und ich spürte ihre zarten, zittrigen Hände auf meinen Schultern, sie behandelte den Fleck und legte es dann in die Waschmaschine. Als sie zu mir zurück kam schaute sie auf mein Hemd und gab mir somit zu verstehen das sie nun auch mein Hemd waschen möchte. Als ich mich auszog, streiften ihre Blicke über meinen ganzen Körper und sie biss sich auf die Lippe. Meine Gedanken spielten verrückter als zuvor und das Verlangen nach ihr wurde immer mehr. Auch wenn ich kein Kind von Traurigkeit in diesen Belangen war, hatte ich noch nie so intensive Gefühl empfunden bei der Berührung einer Fremden.
Sie brachte mein Hemd auch zur Waschmaschine und in ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie mich etwas fragen wollte. Ich kam ihr zuvor, weil mir jetzt wieder mein wichtigster Geschäftstermin in den Sinn kam. Das passiert, wenn du dir den Luxus erlaubst dir einen schnellen Kaffee zu genießen.
Nachdem wir uns jetzt mit unseren Namen kannte, verflog ein bisschen der Magie, der Unbekannten. Aber keines falls ihr Reiz für mich.
Die Waschmaschine piepste, sie nahm meine Kleidung und legte sie in den Trockner. Ganz ruhig Louis nur noch fünf Minuten und du könntest dich wieder auf den Weg machen.
Abby's Perspektive
Als seine Kleidung nun fertig gewaschen und getrocknet war zog er sich wieder an. Ganz zu meinem Bedauern, denn ich war mir sicher, dass sich mir hier ein einmaliger Anblick bot.
"Danke, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ich muss jetzt aber mehr als schnell los zu einem wichtigen Termin."
Etwas enttäuscht, weil er so schnell gehen musste, aber dennoch freundlichen antwortete ich ihm.
"Doch das war es, wie bereits erwähnt korrigiere ich meine Fehler. In diesem Fall wünsche ich dir noch einen schönen Tag."
Wir gingen zusammen wieder nach vorne, wobei er bei Lina seinen Espresso im Vorbeigehen bezahlte, auch wenn er davon nichts hatte. Er verließ das Café, ohne sich noch einmal umzudrehen, was mich ein bisschen enttäuschte.
Die Rechte an dem Bild aus Kapitel 2 liegen bei: https://alleideen.com/wp-content/uploads/2013/07/Waschküche-erhellen-blau-schrank.jpg
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