Kapitel 1
Sitzend auf einen kleinen, gemütlichen Hocker, betrachtete sich Isabella im Spiegel ihres Schminktisches, während sie sich ihre langen dunkelbraunen Haare kämmte. Das war ihr morgendliches Ritual; sich fünf Minuten lang die Haare kämmen, mit ihrer hochwertigen Bürste mit Naturborsten. Langes, gesundes und glänzendes Haar kam nicht von selbst, es benötigte viel Pflege und Zeit. Isabellas Mutter hatte ihr schon von klein auf die Werte der Schönheit beigebracht. Ja, für Allison Medina war gutes Aussehen einfach alles, sie duldete keine Unordnung.
Isabella stand auf, zupfte ihr weißes Sommerkleid zurecht und fuhr sich mit einem farblosen glänzenden Lipgloss über ihre vollen Lippen. Gut, das müsste so passen! Dachte sie sich und fuhr sich durch die welligen, langen Haare. So würde ihre Mutter bestimmt nichts auszusetzen haben, obwohl sie eigentlich immer zu irgendetwas ihren Senf dazugab.
Isabella schloss die Schlafzimmertür hinter sich und lief die riesige Treppe hinunter.
Das ganze Haus war mit hochwertigem Marmor verzier. Enrique Medina, Isabellas Vater, galt als einer der reichsten Männer in dem kleinen Städtchen Sunvalley.
Obwohl es in dieser Kleinstadt, im Gegensatz zu anderen, sehr viele reiche Leute gab.
Das lag wahrscheinlich an der Vielfalt an Natur und Baufläche sowie an einer der begehrtesten Privatschulen: die Sunvalleyhigh.
Die Schule, an der auch Isabella Medina studierte und von den besten Professoren des Landes unterrichtet wurde.
Und heute war der erste Tag nach den Sommerferien.
Lächelnd ging Isabella in das riesige Esszimmer, wo am Ende des langen schwarzen Tisches, ihre Mutter beim Frühstück saß.
Wie Isabella erwartet hatte, sah ihre Mutter wieder Mal wunderschön aus.
Sie trug ein schwarzes knielanges Spitzenkleid, kleine Diamantohrringe und ihre schwarzen Haare sahen perfekt gelockt aus, als käme sie gerade vom Friseur.
„Guten Morgen", sagte Isabella.
Allison lächelte ihre Tochter an. „Guten Morgen, Bebita", antwortete sie und warf ihr einen Luftkuss zu, ehe sie sich eine Erdbeere zum Mund führte.
Bebita, ein Spitzname, den ihre Mutter ihr, als kleines Mädchen, gegeben hatte. Ja, nur sie nannte sie so.
„Wo ist Dad?", fragte Isabella stirnrunzelnd, während sie Platz auf einem Stuhl nahm.
„Er musste früh los und kommt in zwei Tagen wieder", antwortete Allison als wäre es das Normalste auf der Welt. War es ja irgendwie auch, er war immer wieder geschäftlich auf Reise. Doch, obwohl man es sich gewohnt war, wünschte sich Isabella einen Vater, der öfters zu Hause wäre.
Sie hatte die zwei Wochen Urlaub auf Ibiza sehr genossen, wo sie zur Abwechslung Mal wie eine richtige Familie zusammen waren.
Doch nun war der Alltag wieder eingekehrt und Enrique war gleich am nächsten Morgen auf eine Geschäftsreise verschwunden.
Isabella blickte zu den Köstlichkeiten, die über den Tisch verteilt waren. Die Haushälterin hatte an alles gedacht, über Früchte zu leckeren Gebäcken und ... Croissant.
Voller Vorfreude streckte Isabella die Hand nach dem Croissant aus.
„Bevor du da reinbeißt, nimm lieber den fettarmen Joghurt", hörte Isabella ihre Mutter sagen, die entspannt von ihrem, mit Orangensaft gefülltes Kristallglas, nippte.
Isabella hielt abrupt inne und zog langsam den Arm wieder zurück.
Sie griff nach dem fettarmen Joghurt und senkte den Blick. „Ich fühle mich nicht dick, Mutter", erwiderte Isabella, ohne diese dabei anzuschauen und aß einen Löffel Joghurt.
Isabella war nicht dick, nein, sie war sogar sehr dünn, sie hatte eine großartige Figur.
Wäre sie nicht nur ein Meter fünfundsechzig groß, könnte sie sich als Model bewerben.
Seufzend blickte sie wieder zu dem Croissant. Von dem Joghurt würde sie ganz bestimmt nicht satt werden.
Allison zog eine Augenbraue nach oben.
„Du siehst wundervoll aus, Bebita, und das soll auch so bleiben", sagte sie zwinkernd zu ihrer Tochter. Isabella rollte unauffällig mit den Augen, wieso musste ihre Mutter nur so unmöglich sein?
Während Isabella einen weiteren Löffel Joghurt aß, sprach sie innerlich fest zu sich selbst, dass Allison, obwohl sie sehr speziel war, niemanden mehr liebte als ihre Tochter, sie wusste nur nicht, wie sie es zeigen sollte.
Anders als ihr Vater, der lieb und fürsorglich war. Genau deswegen vermisste ihn Isabella besonders, wenn er Mal wieder auf Reise war. Dann war in diesem riesigen Haus nur unerträgliche Kälte zu spüren, die von ihrer Mutter ausging.
„Du warst gestern Abend spät zu Hause", wechselte Allison das Thema und musterte ihre Tochter. Isabella runzelte die Stirn. „Es waren nur zehn Minuten. Ich war mit Brianna einen Milkshake trinken, da wir uns zwei Wochen nicht gesehen haben."
Brianna war ihre beste Freundin, die einzige die eigentlich ganz normal war, die alles mit Isabella teilte, gute so wie auch schlechte Momente. Allison sagte nichts dazu, sie verzog nur das Gesicht.
Isabella wusste, dass ihre Mutter Brianna nicht sehr mochte, sie fand, dass sie einen schlechten Einfluss auf sie hatte.
Wahrscheinlich, weil Brianna nicht viel von dem ganzen reichen Kram hielt, obwohl sie selber auch aus reichem Hause stammte.
Ihre Eltern waren beide Anwälte. Isabella wusste, dass dies der einzige Grund war, warum ihre Mutter Brianna duldete. Doch ginge es nach ihrer Mutter, würde Isabella nur mit Leuten wie Hailey zusammen sein.
Isabella mochte Haley, sie waren ebenfalls befreundet, doch Haley war ziemlich speziell.
Ihre Mutter war Modell und ihr Vater Arzt, Haley selbst war sehr oberflächlich und eine richtige Zicke. Aber Isabella kannte sie schon seit der Kindheit, ihre Eltern kannten sich gut und so kam es, dass sie halt Freundinnen wurden.
„Ich muss los, Mom", kam es von Isabella, die vom Tisch aufstand und ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange druckte. „Mach's gut, Bebita", antwortete Allison und winkte ihr zu.
Als Isabella durch das riesige Tor marschierte, setzte sie sich ihre Sonnenbrille auf und genoss die warmen Sonnenstrahlen.
Jedes Mal, wenn sie das Haus verließ, fühlte sich Isabella so, wie ein Vogel der gerade seinen goldenen Käfig verlassen hatte. Sie fühlte sich frei, als ob sie genauso sein konnte, wie sie es eigentlich wollte.
Keiner war da, der ihr sagte, was sie zu essen hatte, wie sie zu sitzen hatte, oder was sie anziehen sollte. Sie konnte so sein, wie sie gerade Lust dazu hatte.
Als sie der Sunvalleyhigh immer näherkam, blickte sie wie gewohnt auf die linke Seite, dort wo die öffentliche Schule stand.
Die beiden Schulen wurden von einem Gitter getrennt und hatten zwei verschiedene Eingänge, doch sie waren direkt nebeneinander und somit hatte man immer einen guten Blick auf alle Schüler.
Wie unterschiedlich sie doch waren.
Auf der Privatschule waren alle elegant gekleidet, hatten teure Autos, Markenklamotten und vieles mehr.
Auf der öffentlichen Schule waren die sogenannten Normalos, gekleidet wie sie wollten: von Hip Hop, Rock, Punk, zu Tussis, war alles dabei. Auch der Eingang war anders als der auf der Privatschule.
Die Sunvalleyhigh hatte einen wunderschön gepflegten Campus, viele Säulen und war im Altbaustil gebaut. Die öffentliche Schule stattdessen war ziemlich kaputt, auf der Eingangstür und auf den Wänden waren viele bunte Graffitis gesprüht, die Gegenstände auf dem Campus waren sehr ungepflegt und zum Teil auch beschädigt.
Irgendwie waren die Schüler selber daran schuld, da sie das Gefühl hatten immer wieder randalieren zu müssen, doch zum anderen aber auch der Bürgermeister, der eigentlich eine Renovierung durchführen lassen könnte.
Isabella sah sich die verschiedenen Graffitis an und ließ dann ihren Blick zu den verschiedenen Cliquen wandern. Vor allem eine Clique sprang immer sehr ins Auge: Die Badboys! Drei Jungs, die oft für Ärger sorgten und die Frauen zum Dahinschmelzen brachten.
Der eine hieß Anthony, hatte kurze rot-orange Dreadlocks und einige Piercings im Gesicht.
Der andere war Brian, sah als Einziger ziemlich normal aus, gewöhnliche schwarze Haare, normal gekleidet. Eigentlich passte er gar nicht zu den Badboys, doch sein Verhalten machte das gewöhnliche Aussehen wieder wett. Man sagte von ihm, dass er der Schlimmste sei.
Doch Isabellas Augen blieben auf einem ganz bestimmten Jungen hängen, einer der sich gerade einen Joint zum Mund führte.
Jay Kinsley!
Er war der typische Badboy, tätowiert, von den Armen bis zu den Händen, über den Nacken und sogar auf der rechten Seite bei den Schläfen hatte er ein kleines Tattoo.
Er hatte drei Ohrringe, war immer stylisch gekleidet und hatte immer viele Frauen um sich herum. Doch keine Frau war so oft an seiner Seite zu sehen, wie sein Joint es war.
Isabella schüttelte entsetzt den Kopf, wie konnte man sich nur in so jungen Jahren so zerstören? Sie waren doch angeblich so frei, doch anstatt es zu genießen, dröhnten sie sich lieber den ganzen Tag zu, indem sie sich den Joint hin und her reichten.
„Bella", hörte sie eine bekannte Stimme rufen und entzog somit ihren Blick von dem ganzen Affentheater auf der anderen Seite.
Brianna und Haley kamen auf sie zu und begrüßten sie mit einer Umarmung.
Gemeinsam betraten sie das Gelände der Sunvalleyhigh, dort fühlte es sich gleich viel ruhiger und angenehmer an, als draußen bei den ganzen Chaoten.
„Wie ihr bestimmt schon wisst, führe ich auch dieses Jahr die Cheerleader an", begann Haley zu sprechen. „Cheerleading ist einfach ein Muss. Wieso steigt ihr nicht mit ein?"
Brianna verzog sofort das Gesicht. „Passe!"
Also drehte sich Hailey zu Isabella und schaute sie, mit ihren wunderschönen blauen Augen, hoffnungsvoll an.
Doch auch Isabella schüttelte den Kopf.
„Es ist sehr zeitaufwendig eine Cheerleaderin zu sein und die Zeit habe ich nicht. Meine Mutter würde mich killen, wenn meine Noten sich verschlechtern, nur weil ich ein wenig herumtanzen möchte", sagte sie zuerst ernst, begann dann aber belustigt gemeinsam mit Brianna zu lachen. Haley rollte genervt die Augen. „Lästert ruhig übers Cheerleadern ab. Wir machen mehr als nur herumtanzen. Aber tut was ihr wollt", sagte sie leicht beleidigt und fuhr sich durch die glatten blonden Haare.
Haley war die geborene Cheerleaderin, Anführerin, eigentlich alles, wobei sie im Mittelpunkt stand, und diesen Part durfte sie gerne behalten. Weder Isabella, noch Brianna waren daran interessiert.
Eigentlich sollte sich Haley darüber freuen, denn keine ihrer Freundinnen würde ihr die Show stehlen wollen.
Dennoch, ab und zu wünschte sich Haley jemanden der ihr Interessen teilte.
Und genau deswegen hatte sie zwei Mädels, die ein Jahrgang unter ihr waren, die sie anhimmelten und ihr überall hin folgten.
„Wir sehen uns drin, bis bald ihr Süßen", sagte Haley und verschwand gleich darauf zu ihren sogenannten Fans, die sie wie gewohnt bewunderten. Brianna und Isabella schauten ihr hinterher und begannen zu lachen.
Als sie die Treppe zum Schulhaus hinaufstieg, blieb Brianna abrupt stehen. Sie hatte Musik gehört und blickte über den Zaun zur anderen Schule. Dort blieb ihr Blick an einem ganz bestimmten Jungen hängen.
Er hatte Dreadlocks, zwei Piercings auf die Lippe und einige Tattoos.
Man sagte von ihm, er sei ein Badboy.
Brianna wusste nicht mehr so recht, wie er hieß, Anthony oder so.
Obwohl er das totale Gegenteil von ihr war, hatte er etwas, was Brianna extrem faszinierte.
So kam es, dass sie ihn schon vor den Sommerferien bemerkt hatte, ihn öfters beobachtete und über ihn nachdachte.
„Wen schaust du da an?", riss Isabella Brianna aus ihren Gedanken.
Beschämt richtete sich Brianna wieder auf und ging die restlichen Treppen nach oben.
„Ach niemanden", sagte sie verlegen und betrat die Schule.
Stirnrunzelnd folgte ihr Isabella, sie hatte genau gesehen, wen Brianna so intensiv gemustert hatte und dies tat sie in letzter Zeit sogar öfters. Schon vor den Sommerferien musterte sie ständig diesen einen Jungen.
Doch die Frage, die schon seit längerem in Isabella aufkam war: Warum?!
......
So ihr liebe, dass war mein erstes Kapitel 😄 Wie hat es euch gefallen? Freue mich auf eure Kommentare...
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