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Yoongi POV
Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, als ich Jiyongs Erzählungen zuhörte. Es beruhigte mich, dass Chanyeol keine Bedrohung mehr für uns war und dass es Jimin gut ging und er sicher nach Hause gebracht wurde..doch egal wie sehr ich mich darüber freute, der Schmerz von ihm getrennt zu sein überschattete alles. Ich hatte das Gefühl es zerriss mich innerlich soweit von ihm weg zu sein, auch wenn ich ihn in Sicherheit wusste. Ich schloss müde meine Augen, fühlte mich, als würde mir all meine Kraft ausgesaugt werden. 'Jimin', dachte ich verzweifelt. Ich würde ihn für eine längere Zeit nicht mehr sehen..Jiyong sagte mir, dass es in unserer Welt nicht leicht war und ich nickte. Ich wusste, dass Jimin von Anfang an in Gefahr gewesen war an meiner Seite..dass die Trennung jetzt unvermeidlich gewesen war..doch mein Herz wollte das nicht akzeptieren. Es konnte nicht, schließlich hatte ich mich schon viel zu sehr in den Kleinen verliebt. Mein Herz gehörte ihm und mit jedem Schlag schmerzte es mehr. Ich bat Jiyong mich einen Moment allein zu lassen und er kam meiner Bitte nach. Ich fasste mir langsam an die Brust. 'Würde der Schmerz irgendwann weniger werden?'
Die Wochen vergingen und ich besuchte auf Bitten von Jiyong eine Privatschule, die Lay uns empfehlen konnte. Er zwang mich, das Zimmer zu verlassen und unter Leute zu gehen. Ich hatte seit dem es mir besser ging Gesellschaft gemieden und war gerne allein gewesen. Ich erfüllte Jiyong den Wunsch und wollte dort meinen Abschluss machen, doch glücklicher wurde ich davon nicht. Der Schmerz verging nicht wie gehofft, er wurde mein ständiger Begleiter. Jiyong sagte mir, dass an der Schule niemand Fragen stellen würde, da viele Kinder aus einem Umfeld wie ich kamen und es stimmte. Die anderen ließen mich weitestgehend in Ruhe und wer das nicht tat, lernte es ziemlich schnell. Immer wieder wanderten meine Gedanken zu Jimin, auch wenn ich es so gut es ging vermeiden wollte..'Ob es ihm auch so ging? Dachte er auch an mich? Vermisste er mich so wie ich ihn?'
Jiyong POV
Ich beobachtete meinen kleinen Bruder jetzt seit ein paar Monaten und konnte deutlich die Veränderung spüren. Er zog sich immer wieder zurück von uns. Auch wenn er es nicht zeigen wollte und sich normal gab, wenn wir zusammen waren, spürte ich seinen Schmerz und das schmerzte mich. Ich stand am Türrahmen und sah Yoongi dabei zu, wie er am Klavier etwas spielte. Das machte er in letzter Zeit öfters. Es war nichts bekanntes, einfach was ihm so einfiel. Ich verschränkte die Arme und kam etwas näher. Die Melodie war nun lieblicher geworden und Yoongi hielt inne. "Es ist für ihn?", fragte ich und Yoongi sah auf. Er wirkte so müde und für einen Moment blitzte der Schmerz in seinen Augen auf, ehe sie wieder dumpf wirkten. "Jedes einzelne von ihnen." Dann fing er langsam wieder an zu spielen und ich verließ das Zimmer.
Unschlüssig stand ich im Flur, ehe ich einen Entschluss fasste und zu Lays Arbeitszimmer lief. Ich klopfte an und betrat das Zimmer. Lay sah auf und lächelte mich an. "Ji, wie kann ich dir helfen?" Ich kam näher und sah ihn an. "Ich habe eine Bitte an dich.."
Yoongis Abschluss kam näher und wir saßen gerade zu dritt im Wohnzimmer, als Yoongi mich aus meinen Gedanken riss. "Ich werde nach meinem Abschluss Jimin aufsuchen." Er warf es in den Raum und ich konnte aus den Augenwinkeln sehen, das sein Blick auf mich gerichtet war. Ich stellte den Fernseher leiser, ehe ich mich zu ihm drehte. Er saß in einem Sessel rechts neben mir und unsere Blicke trafen sich. Er bat mich förmlich mit seinem Blick und ich seufzte. "Yoongi.." "Ji ich diskutiere nicht darüber." Wir sahen uns einfach nur an. "Was, wenn du damit Jimin in Gefahr bringst?" "Ich will aussteigen, Ji ich möchte mit Jimin ein anderes Leben führen. Ich will ein normales Leben mit ihm.. war das nicht immer dein Wunsch für mich?" Ich wandte meinen Blick ab. Natürlich hatte er recht..mein Wunsch war es gewesen, dass er ein besseres Leben als ich haben sollte..und das würde sich nie ändern. Mehr als alles auf der Welt wollte ich, dass es meinem Baby gut ging. Doch ihn loszulassen damit er sein Leben selbst in die Hand nehmen konnte, bereitete mehr mir mehr Angst, als ich dachte. Ich wusste, er wollte auf eigenen Füßen stehen und ich konnte ihn nicht auf ewig beschützen.. Doch das hinderte mich nicht daran es bis an mein Lebensende zu versuchen. Ich sah wieder auf. "Und was ist, wenn sie uns immernoch suchen?" Yoongi biss sich auf die Unterlippe und zog die Augenbrauen zusammen. Dann stand er auf. "Ich werde mir etwas einfallen lassen, aber mein Entschluss steht fest. Wenn ich meinen Abschluss habe, werde ich zu Jimin zurückkehren." Dann verließ er das Wohnzimmer und ließ Top und mich zurück. Ich sah ihm nach und stand ebenfalls auf. Doch bevor ich etwas sagen konnte, spürte ich Tops Hand an meinem Bauch. Er hatte seinen Arm um mich gelegt. "Ji, du wirst ihn nicht ewig beschützen können. Er muss irgendwann seinen eigenen Weg gehen, er wird erwachsen." Ich seufzte und lehnte mich zurück an Tops Brust. "Ich weiß", sagte ich leise, "doch es ist schwer ihn ziehen zu lassen." Top küsste sanft meinen Nacken und ich schloss die Augen. "Steh nicht seinem Glück im Wege, wie dein Vater es bei dir vorgehabt hatte", sprach Top sanft und ich drehte mich zu ihm um. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und ich vereinte unsere Lippen miteinander. Der Kuss war sanft und liebevoll und Top löste sich von mir. "Du hast ihm alles beigebracht, damit er sich allein zurecht findet." Ich sah hinauf zu dem Mann, der sich damals für mich und gegen meinen Vater entschieden hatte und der in all den Jahren an meiner Seite gewesen war. Sanft berührte ich seine Wange und konnte eine Spur Unsicherheit in seinem Blick sehen. Ich verhielt mich selten so wie jetzt und sagte noch viel viel seltener die Worte, die ich nun aussprach. "Ich liebe dich". Überraschung spiegelte sich in seinem Gesicht und ich lächelte ihn zaghaft an. Es war immernoch ungewohnt diese Worte zu ihm zu sagen auch wenn ich über die Jahre erkannt hatte, dass sie wahr waren. Deshalb sagte ich sie so gut wie nie und für Top war das in Ordnung, er verstand auch so was ich fühlte, doch nach den Vorkommnissen der letzten Monate wollte ich sie aussprechen. "Ji..", flüsterte er, bevor er mir einen Kuss auf meine Stirn gab und seine Arme schützend um mich legte. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust. "Du weißt, ich werde dich immer lieben", sagte Top leise und ich nickte nur, unfähig etwas zu sagen.
Der Tag von Yoongis Abschlussfeier war gekommen. Die Schüler standen alle weiter vorne mit ihren schwarzen Roben und wurden nacheinander auf die Bühne gerufen, um ihr Zeugnis entgegen nehmen zu können. Weiter hinten im Saal saßen die Eltern und ich sah viele stolze Gesichter um mich herum. Top und ich hatten am Rand Platz genommen. Ich trug meine Gesichtsmaske und war komplett in schwarz gekleidet, ich wollte keine unnötigen Blicke auf mich ziehen. Als Yoongi aufgerufen wurde, lag mein Blick auf ihm und stolz lächelte ich ihm zu. Er betrat langsam die Bühne und ging recht selbstsicher auf den Rektor der Schule zu. Dieser schüttelte ihm die Hand und übergab ihm sein Zeugnis. Yoongi dankte ihm und drehte sich in Richtung der Eltern. Sein Blick suchte mich und als er mich gefunden hatte, lächelte er mich an. Ich zog für den Moment die Maske runter und grinste zurück, ehe Yoongi die Bühne verließ und der nächste ihm folgte. Die Erkenntnis sickerte nun durch, dass mein Baby erwachsen geworden war und mein Herz wurde mir schwer. Ich nahm Tops Hand und drückte sie, um mich zu beruhigen und Top strich sanft über meinen Handrücken. Als alle den Raum verließen und die Zeremonie zu Ende war, warteten wir auf Yoongi und als er bei uns war, gratulierte erst Top ihm und dann zog ich den Kleinen in meine Arme. "Ich bin sehr stolz auf dich", sagte ich leise und Yoongi nickte. "Dankeschön Ji", sagte er mit belegter Stimme und wir gingen zum Auto. Wir gingen im Anschluss noch etwas mit Lay und Suho essen und Yoongi wurde förmlich von beiden zerquetscht als sie ihn sahen. Sie gratulierten ihm und Yoongi bedankte sich lächelnd. Das Essen war ausgelassen und angenehm, doch eine gewisse Traurigkeit konnte ich nicht verdrängen. Ich wusste es würde der letzte Abend sein. Ein komisches Gefühl erfasste mich, wie ein Kloß im Hals.
Es war schon abends als wir zurück in die Villa von Lay fuhren. Die Zeremonie war für den Nachmittag angesetzt gewesen und das Essen hatte länger gedauert. Lay und Suho wünschten uns einen schönen Abend und verschwanden nach oben und auch Yoongi verabschiedete sich und lief nach oben. Ich lief Lay nach und klopfte an sein Büro. Er machte kurze Zeit später die Tür auf. "Oh Ji.. Ich hatte nicht mit dir gerechnet", gab er grinsend zu und ich schmunzelte. "Dauert nicht lange, versprochen. Hast du alles bekommen worum ich dich gebeten hatte?" Lay nickte und gab mir kurze Zeit später die Sachen. Ich bedankte mich und wünschte ihm viel Spaß. Dann ging ich grinsend die Treppe herunter. Ich packte die Sachen mit meinem Brief in einen Umschlag. Dann ging ich ins Wohnzimmer und erblickte Top dort am Fenster stehen. Lange mussten wir nicht warten, bis ich Schritte vernahm. Angelehnt an den Türrahmen beobachtete ich Yoongi, wie er mit seiner Tasche herunter kam. Er stellte sie ab und sah auf sein Handy. "Wohin denkst du verschwindest du einfach?", fragte ich amüsiert und trat einen Schritt auf ihn zu. Yoongi sah mich überrascht an. Ich blieb vor ihm stehen und ich betrachtete ihn einfach nur. Ich würde ihn für eine längere Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sanft fuhr ich über sein Haar und Yoongi schluckte. "Ji", sagte er traurig. Er wusste wie ich, dass das ein längerer Abschied sein würde. Dann fiel er in meine Arme und ich drückte ihn an mich. "Vergiss niemals, egal wie du dich entschieden hast, ich werde dich immer lieben", flüsterte ich und gab Yoongi einen Kuss aufs Haar. Ich drückte ihn noch einmal an mich, ehe ich ihn frei gab. Yoongi sah mich mit großen traurigen Augen an. "Ich liebe dich auch Ji", sagte er mit zittriger Stimme und ich nickte. Während er sich von Top verabschiedete, verstaute ich den Umschlag in seiner Umhängetasche. Dann nahm er seine Tasche und verließ das Haus. Einer der Fahrer stand bereits bereit und wartete auf ihn. Wir winkten ihm zum Abschied, als er mit dem Wagen davon fuhr.
Yoongi POV
Aufgewühlt saß ich im Auto und sah aus dem Fenster. Vor dem heutigen Tag hatte ich am meisten Angst gehabt. Meinen Bruder zu verlassen, war mir äußerst schwer gefallen.. Es hieß immer wir gegen den Rest der Welt. Er hatte mich groß gezogen, war immer für mich da gewesen, ich hatte mir für ihn eine Kugel gefangen..
ein Kampf hatte die letzten Monate in meinem Inneren getobt, doch mir war klar geworden, ich konnte nicht mehr ohne Jimin Leben. Ich musste ihn einfach wiedersehen. Es war die bisher schwerste Entscheidung gewesen, die fallen musste. Auszusteigen und meinen Bruder zurück zulassen, doch mein Herz sehnte sich danach glücklich zu werden und das konnte ich nur mit Jimin an meiner Seite. Ich seufzte. Dann öffnete ich die Tasche, um mein Portmonee herauszunehmen, als mir ein kleiner Umschlag auffiel. 'Warte der ist nicht von mir?' Ich nahm ihn neugierig heraus und öffnete ihn. Ich ließ den Inhalt auf meinen Schoß fallen und bekam große Augen, ehe ich den kleinen Brief öffnete.
Hallo mein Kleiner,
Du dachtest doch nicht ich würde dich einfach so gehen lassen, ohne auf dich aufzupassen?
In dem Umschlag befindet sich ein neuer Pass mit deiner neuen Identität, die es dir ermöglichen sollte leichter einzureisen. Außerdem schuldete mir noch ein Partner einen gefallen, du solltest dich daher bei der Sicherheitskontrolle unbedingt in der dritten Schlange anstellen.
Ich habe unser Geld geteilt und es dir auf die Kreditkarte, die du im Umschlag findest eingezahlt. Es gehört schließlich dir. Ich möchte, dass ihr einen guten Start habt und euch alles ermöglichen könnt, wovon ihr träumt.
Pass auf dich auf und werde glücklich,
Ji
Gerührt sah ich den kleinen Brief an und laß ihn noch einmal durch. "Oh Ji, du wusstest wie ich meine Entscheidung ausfallen würde, noch bevor ich sie getroffen hatte..", sagte ich leise und spürte, wie meine Wangen nass wurden. Ich wischte die Tränen weg. Selbst wenn er nicht da war, würde er immer über mich wachen. Ich packte die Sachen wieder zusammen und verstaute sie in meiner Tasche, ehe ich mich zurück lehnte. 'Gleiches gilt für dich Ji', dachte ich, als ich in den schwarzen Nachthimmel blickte. 'Pass auf dich auf und werde glücklich'.
Jiyong POV
"Denkst du, er hat deine Überraschung gefunden?", fragte Top und ich schmunzelte, während ich in den dunklen Nachthimmel blickte.
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Hallo ihr Lieben🙋♀️
Es tut mir leid, dass so lange nichts kam.😱 Es ist mir schwerer gefallen, das Kapitel zu schreiben, weil ich nicht genau wusste, wie ich zum Ende hin überleiten kann🙈 Ich hoffe es ist mir gelungen 🤔
Ich muss sagen, das noch ein, zwei Kapitel kommen werden, aber das Ende sich mit großen Schritten nähert❤ ich bedanke mich bei allen, die bis hierhin meine Geschichte so mitverfolgt haben 😍
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