~25~

Ich blickte ihn einfach nur geschockt an. So ganz konnte ich noch nicht verarbeiten, was er mir so eben eröffnet hatte.. "Unser Vater hatte einst dieses Geschäft geleitet und als Jiyong geboren wurde, war vorbestimmt gewesen, dass er es weiter führen würde. Er hatte keine Wahl, als sich der Erziehung meines Vaters zu beugen.. Dann kam ich, doch Jiyong war immer an erster Stelle geblieben und musste vor Jahren von Vater die Geschäfte übernehmen. Ich bin nie von seiner Seite gewichen." Ich hörte ihm aufmerksam zu und beobachtete, wie er aus dem Fenster sah. "Zusammen haben wir gelernt in unsere Rollen zu wachsen, die von uns verlangt werden..der König und Prinz der Unterwelt." Ich musste mich abstützen und spürte nun Yoongis Blick auf mir, doch erwiderte ihn nicht. "Das..das heißt, dieser Strip Club, wo..wo ich dich gesehen hatte..d..der gehört euch?" Er nickte.

"Dieser und noch 6 weitere und dann kommen noch die Spielhallen oder Casinos hinzu, die in Seoul existieren." Nun sah ich doch überrascht auf. Dann machte es klick in meinem Kopf. "Dann waren es deine Geschäfte, die du die letzten Tage besucht hast..und dann bist du es auch, der die Drogen in der Schule dealt?" Ersteres wollte ich eigentlich nicht laut aussprechen und bemerkte nun Yoongis Blick. "Woher weißt du davon?" Er sah mich nun misstrauisch an und ich schluckte. "Ich hatte vor einigen Wochen deine Drogen gefunden und zufällig gesehen, wie du und Namjoon etwas untereinander ausgetauscht hattet..damals wusste ich ja noch nicht, dass es deine waren, also hatte ich die Idee per App zu verfolgen, wo du dich aufhältst, um herauszubekommen, ob du der Dealer bist", beichtete ich. Ich würde den Teufel tun Taehyung oder Jungkook da mit rein zuziehen. Nun da ich wusste, wen ich vor mir hatte. "Du hast mich ausspioniert?", knurrte er und ich nickte. "An der Unterseite deines Motorrads ist ein Peilsender", sagte ich schuldbewusst. Yoongi verließ das Zimmer und kam kurze Zeit später wieder, den Peilsender in der Hand. Unsere Blicke trafen sich. Er sah mich wütend an und das machte mich wütend.

"Was? Ich musste doch was machen! Ich konnte nicht zulassen, dass Namjoon oder du die Schüler abhängig macht". Ich wusste, ich hatte falsch gehandelt, doch ich schob es beiseite. Er warf den Peilsender zur Seite. "Und was wolltest du machen, wenn du Gewissheit gehabt hättest?", rief er wütend. "Ich weiß es nicht", rief er zurück. "Und was machst du jetzt?", fragte er und sah mich an. Sein Blick bohrte sich regelrecht in mich und ich brach den Blickkontakt ab. "Keine Ahnung", ich raufte mir die Haare. "Ich mein, du hast mir soeben eröffnet, dass du der Bruder eines Untergrundbosses bist..dass du mit Drogen zu tun hast..", sagte ich aufgebracht und da stellte sich mir noch eine Frage. "Hast du schon mal jemanden getötet?", fragte ich, unsicher, ob ich die Antwort hören wollte. "Jimin ich..", doch ich wimmerte nur auf. Meine Welt drohte völlig aus den Fugen zu geraten. Der Junge, den ich über alles liebte und bei dem ich dachte, wir könnten eine gemeinsame Zukunft haben, stellte sich soeben als Mörder und Drogendealer heraus.

"Jimin hör mir zu", bat Yoongi mich und mein Blick huschte zu ihm. Er wirkte verzweifelt und wollte mir näher kommen, doch ich wich zurück. Er erstarrte und fuhr sich durch seine Haare. "Ich habe schon mal jemanden umgebracht, aber das ist lange her..normaler Weise tue ich das nicht..ich bin ab und zu bei Verhandlungen oder Verhören dabei, aber ich will ehrlich sein mit dir, wenn Jiyong oder ich bedroht werden würden, würde ich nicht zögern, den jenigen umzulegen." Ich nickte nur und spürte, wie ich angefangen hatte zu zittern. "Jimin", sagte Yoongi nun sanfter und versuchte wieder sich mir zu nähern, doch ich wich zurück. "Komm mir nicht näher", schrie ich und wäre fast über einen kleinen Hocker gestolpert. "Das ist mir zu viel..ich kann das nicht..", sagte ich und spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Ich sah Yoongis Hände an, die er nach mir ausgestreckt hatte. 'Wie viele Leute hatte er damit schon verletzt?' Yoongi schien meine Gedanken erraten zu haben. Er fing an aufgewühlt auf und ab zu laufen.

"Ich kann doch nichts dafür Jimin! Ich.., wir wurden in diese Welt geboren, ob wir wollten oder nicht! Es gab keine Alternative!" Ich hielt mir den Kopf. Das alles wurde zu viel für mich. Ich wimmerte auf und ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, spürte ich im nächsten Moment Yoongis starke Arme um meinen Körper. Er drückte mich an seine Brust und selbstsüchtig wie ich war, ließ ich es zu..genoss seine Berührungen ein letztes Mal. Ich atmete seinen Geruch ein, der mich automatisch etwas zu beruhigen schien, ehe ich mich von ihm löste. "Ich möchte nach Hause", sagte ich und spürte, wie Yoongis Arme langsam sanken. "Jimin", doch ich konnte nicht. "Bitte Yoongi". Er verzog keine Miene und nickte nur, ehe er sich umdrehte und los lief. Ich folgte ihm und als wir draußen standen, sah ich eine Limousine warten. Ich sah zu Yoongi, der sich nun zu mir umdrehte. Keiner sagte etwas und für den Moment war es einfach nur still. Yoongis Hand hob sich und sanft legte er sie an meine Wange. Ich schloss die Augen und als ich sie wieder öffnete, spürte ich die Tränen, die drohten meine Augen zu verlassen. Ich beugte mich schnell vor und aus einem Impuls heraus drückte ich meine Lippen auf Yoongis.

Er erwiderte den Kuss und griff in meine Haare, zog mich zu sich. Ich wusste, ich quälte mich damit nur, doch ich konnte nicht anders. Dann löste ich mich von ihm und bemerkte die Tränen, die nun meine Wangen entlang liefen. "Leb wohl", hauchte ich, ehe ich zum Auto eilte. Ich ließ mich kraftlos auf den Sitz fallen und kaum das wir los fuhren, weinte ich leise vor mich hin. Der Fahrer sagte zum Glück nichts und zuhause angekommen, flüsterte ich nur schnell ein Danke, ehe ich ausstieg und in mein Haus verschwand. Mum war noch nicht da und ich beeilte mich in mein Zimmer zu kommen, ehe ich in meinem Bett zusammenbrach und hemmungslos weinte. 'Wie hatte es sich so entwickeln können? Noch vorhin dachte ich, Yoongi sei ein normaler Junge und nun das..ich wusste tief in meinem Inneren, dass er mit seiner Aussage recht hatte..er konnte dafür nichts in diese Welt geboren worden zu sein, trotzdem kam es für mich nicht in Frage mit ihm unter diesen Bedingungen zusammen zu sein. Er verkehrte in Kreisen, in denen ich nichts zu suchen hatte und hatte Dinge angestellt, über die ich gar nicht so genau nachdenken wollte.' Ich spürte mein Herz, bei jedem Schluchzer weiter brechen und rollte mich zusammen.

Yoongi POV

Ich sah das Auto weg fahren und wusste, ich hatte ihn verloren. Sein Blick am Ende, bevor er zum Auto gelaufen war, hatte mir klar gezeigt, dass er mit so jemandem wie mir nicht zusammen sein konnte. Er schien eindeutig etwas für mich zu fühlen, dass konnte ich sehen und spüren. Doch aus seinen Augen sprach die Angst, er wollte nicht in den Kreisen verkehren, in denen ich verkehrte und ich konnte es ihm nicht verübeln. Niemals würde ich ihn zwingen, hatte ich doch eigentlich von Anfang an gewusst, dass er zu gutherzige und rein war, um in der Untergrundwelt zurecht zu kommen. Ich drehte mich um und betrat wieder das Haus. Dann stand ich im Flur und wusste nicht, wo ich hin sollte.. der Schmerz in meinem Arm war kein Vergleich zu dem Schmerz, den ich nun in meiner Brust fühlte. Ich konnte mir vorstellen, dass sich sich so ein gebrochenes Herz anfühlen musste, schließlich hatte ich so etwas noch nie gefühlt. Ich lief langsam auf die Terrasse und die Stufen runter in den Garten. Mein Kopf war komplett leer und er fühlte sich schwer an, jeder einzelne Schritt fühlte sich plötzlich schwer an. Ich ging die kleinen Wege entlang und nach einer Weile gaben meine Beine nach. Ich keuchte auf, als ich so da saß und mir an die Brust fasste. Dieser Schmerz machte mich wahnsinnig und ich wollte, dass er aufhörte. Es war die Hölle für mich, denn ich wusste, ich konnte nichts unternehmen. Ich saß einfach stumm auf meinen Knien zwischen den Hecken, den Kopf gesenkt. Zeit schien ihre Bedeutung verloren zu haben.

"Hier ist er", hörte ich eine Stimme rufen und erkannte sofort, dass es die meines Bruders war. Er kniete sich neben mich, doch ich reagierte nicht, also nahm er mich hoch und ich wurde an seine Brust gedrückt. Ich schloss die Augen und als ich sie das nächste Mal öffnete, waren wir in meinem Zimmer. Jiyong legte mich vorsichtig im Bett ab, ehe er sich zu mir legte und mich zu sich zog. Ich drehte mich, sodass mein Gesicht an seiner Brust lag und spürte seine Arme, die er um mich gelegt hatte. Mir war nicht nach Reden zu mute und auch Jiyong schien es so zu gehen, denn er drückte mich einfach näher an sich und ich schloss wieder meine Augen, versuchte alles auszublenden.

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