ZSM Das Sushi-Dilemma 3.0
Das hier ist eine Zusammenfassung/gekürzte Fassung für das vorige Kapitel für diejenigen, die es aufgrund der Triggerwarnung überspringen, aber nichts verpassen möchten :)
Alle, die das vorige Kapitel bereits gelesen haben, können diese Zusammenfassung natürlich überspringen!
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„Bist du bereit?", Bigfoot steht grinsend vor seiner Zimmertür, die rechte Hand bereits auf der Türklinke. Die Überraschung hat er gestern angekündigt, nachdem ich ihm die letzten Kapitel aus Lucien vorgelesen und danach gefragt habe, ob wir Valentinstag zusammen verbringen wollen.
Ich will, dass wir wieder das Paar vor dem Streit sind, dass wir wieder glücklich sind, auch wenn ich dafür Berlin vergessen muss. Mir wird schlecht bei dem Gedanken, was er mit ihr gemacht haben könnte.
„Letztes Jahr hast du mir dieses unglaubliche Mousse au Chocolat gemacht", er beißt sich auf die Unterlippe und stöhnt kurz auf. „Da musste ich mich doch dieses Jahr revangieren."
„Okay", ich nicke aufgeregt. Bigfoot öffnet die Tür und vor mir eröffnet sich ein Lichterparadies auf Kerzen, die er im Zimmer verteilt hat. Manche bilden kleine Herzen, manche sind als Deko in Dreiergrüppchen angeordnet.
„Es ist wunderschön", hauche ich und drücke Bigfoot einen Kuss auf die Wange.
„Und das Essen ist auch schon angerichtet", er deutet aufs Bett, auf dem sich eine silberne Haube befindet.
„Uh", sage ich und reibe mir die Hände. Wir setzten uns gegenüber, zwischen uns die Haube und Bigfoot hebt sie voller Begeisterung an.
Ich spüre, wie meine Mundwinkel Sekunde für Sekunde tiefer wandern und ich wünsche mir, mein Gesicht in diesem Moment besser unter Kontrolle zu haben.
„Sushi", stoße ich aus und verschränke meine Finger vor der Brust, als würde ich beten, dass das alles nur ein schlechter Witz ist.
„Ich weiß, ich weiß, du bist nicht der größte Fan", lenkt er ein, was dennoch untertrieben ist. Beim letzten Mal Sushi essen ist mir das Gegessene beinahe wieder hochgekommen. Diese Erfahrung würde ich ungern wiederholen.
„Aber ich dachte, du solltest es nochmal versuchen. Es ist wirklich lecker." Ich versuche zu lächeln, glaube aber nicht, dass mehr als eine gequälte Grimasse zum Vorschein kommt. Bigfoot hingegen schnappt sich die beiliegenden Essstäbchen und reibt diese aneinander.
Ich sehe ihm dabei zu, wie er sich verschiedene Sushirollen mit Wasabi nimmt, mustere die einzelnen Rollen, aber alle besitzen rohen Fisch in der Mitte und der Gedanke daran lässt mich würgen. Ich wäre bereit gewesen, für ihn vegetarisches Sushi zu probieren, ich weiß, dass es welche mit Gurke und Avocado gibt. Aber nichts davon sieht annähernd vegetarisch aus.
„Ich hole mir ein Glas Wasser. Willst du auch was?" Mit vollem Mund schüttelt Bigfoot den Kopf und ich gehe in die Küche, wo seine Mutter mit einem mitleidenden Blick auf mich wartet.
„Immer noch nicht deins?" Ich schüttele den Kopf, während ich mir ein Glas mit Leitungswasser fülle. Erschöpft lehne ich mich gegen die Spüle.
„Ich verstehe es nicht, er weiß doch, das ich kein Sushi mag. Wieso macht er das immer wieder?" Jil zuckt mit den Schultern.
„Wahrscheinlich will er einfach so sehr, dass du es auch magst. Ich habe ihn gefragt, ob das wirklich die richtige Idee ist für Valentinstag. Ich meine, ich weiß ja, was du von Sushi hältst. Aber er war so begeistert und hat sich so gefreut. Und unter uns, es war wirklich sehr teuer."
„Hm", bringe ich heraus, was ein wenig zustimmend klingt, weil ich weiß, dass Sushi wirklich sehr teuer sein kann.
„Hey, du kannst nachher gern mit uns mitessen, ich habe Lasagne geplant, wenn Tomate nichts dagegen hat."
„Ich frag' mal nach."
Ich nehme den letzten Schluck aus meinem Glas, um es noch einmal aufzufüllen, bevor ich zurück in Tomates Zimmer gehe.
Die Sushiplatte sieht bereits aus wie ein Schlachtfeld, die Hälfte liegt durcheinander, die andere Hälfte ist fort.
„Das ist echt mehr als geplant", stöhnt Bigfoot und hält sich den Bauch. „Ich glaube, ich brauche erstmal 'ne Pause."
„Deine Mutter wollte wissen, was du heute zum Abendessen willst."
„Bei dem ganzen Sushi? Sie braucht nicht zu kochen dann."
„Naja, sie hat mich eingeladen, zum Essen zu bleiben", lenke ich ein. Bigfoot zeigt auf die Sushiplatte als wolle er sagen, dass doch etwas zu Essen da ist.
Als ich nicht reagiere, stößt er sich vom Bett auf und stapft aus dem Zimmer. Ich höre ihn mit seiner Mutter diskutieren, wende mich dann aber dem Fernseher zu, als Bigfoots Handy aufblinkt und klingelt.
Ich schiele hinüber. Eine Whatsapp Nachricht. Wahrscheinlich Ivan oder Flo oder sonst irgendwer von seinen Jungs, die am Freitagabend mit ihm saufen gehen wollen. Kurz darauf klingelt es noch einmal. Ich sehe zum Handybildschirm, als die vierte Nachricht aufleuchtet:
„Wann kommst du wieder? Ich vermisse deine Wärme neben mir."
Was? Ich lasse die Fernbedienung fallen und nehme das Handy in die Hand. Gebannt starre ich auf die Nachricht. Die Person ist mit „Sonnenschein" eingespeichert und gibt mir keinen Aufschluss darüber, wer sie sein könnte. Aber ein stechender Schmerz in meiner Brust erinnert mich daran, dass er mich früher so genannt hat. Bevor ich zum ‚Wunschtraum' aufgestiegen bin.
Das Profilfoto zeigt ein Mädchen in meinem Alter, gleiche Haarfarbe, gleiche Augenfarbe, aber ich bin es nicht.
Ich zwinge mich kurz durchzuatmen, entschließe mich dann aber doch, das Handy zu entsperren. Der Chat ist noch geöffnet und die vorherigen Nachrichten brechen über mich herein wie eine unvorhergesehene Flutwelle.
„Komm doch in mein Bett gehüpft und ich zeige dir etwas, das dich wirklich rot werden lässt – tomatenrot." Ich schnappe nach Luft.
„Das Wochenende war viel zu kurz!"
„Ich würde gern wieder neben dir einschlafen und aufwachen und andere Dinge tun." Jede Nachricht ist mit mehreren zweideutigen Emojis versehen, die mir den Atem nehmen.
Nein. Nein. Tomate hat doch nicht? Im Auto übernachtet? Von wegen!
Ich lege das Handy schnell wieder zur Seite, versuche, meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen, als ich seine Schritte höre.
„Geklärt", sagt Tomate sichtlich erleichtert, nachdem er sich zu mir aufs Bett setzt.
Er wirft einen Blick auf sein leuchtendes Handy, dann sieht er mich prüfend an. Ich versuche so unbeteiligt wie möglich auf den Fernseher zu schauen, während meine Brust sich zusammenzieht und ich mir ausmale, wie er mit ihr in Berlin in einem Bett geschlafen und wahrscheinlich noch mehr getan hat als nur still neben ihr zu liegen. Wie konnte er mir das antun?
„Hey", er klettert zu mir aufs Bett, küsst meinen Nacken sanft, aber ich versuche nicht zu reagieren. Mein Kopf ist noch bei den Nachrichten, bei der Berlinreise, bei all den Malen, bei denen ich Sex abgelehnt habe, weil das Gefühl nicht gut genug zu sein, von Tag zu Tag größer wird.
**********
Katie lehnt Sex mit Tomate mehrfach ab, bevor er aufhört, es zu versuchen.
**********
Ich ziehe meine Hose von meinen Knien wieder über die Hüfte, während er sich an seinen Computer setzt, um League of Legends zu spielen und mich nicht weiter zu beachten.
Ich seufze. Das ist seine Art damit umzugehen und ich verstehe das. Er will keinen Streit. Ich ja auch nicht.
Aber ich kann nicht so tun, als hätte ich die Nachrichten nicht gesehen. Ich atme tief durch, bewusst lauter als notwendig, damit Tomate sich genervt zu mir umdreht.
„Tomate, es tut mir leid, aber mich lässt der Gedanke nicht los. Das mit Berlin", ich überlege, wie ich es am besten ausdrücken soll.
„Darum geht es also?", er zeigt auf das Bett und seine Stimme wird lauter, „um dieses blöde Wochenende?"
„Du musst nicht schreien", murmle ich, obwohl ich im selben Moment bemerke, dass das eine dumme Entscheidung war zu sagen, denn Tomate steht von seinem Schreibtisch auf und bäumt sich vor mir auf.
„Ich habe nicht geschrien, Katie. Ich finde es nur dämlich, dass du diese Thema schon wieder aufbringst." Seine Stimme klingt ruhig, aber angestrengt, seine Halsschlagader pulsiert heftig.
„Es ist nur", setze ich an.
„Es ist nur was, Katie? Dass du mir nicht vertraust?"
„Nein!"
„Denkst du, ich würde mit jedem Mädchen flirten und rummachen oder was?"
„Nein", erwidere ich, diesmal etwas leiser.
„Jetzt guck nicht so und tue nicht so als seist du das Opfer hier, Katie. Hier gibt es keine Opfer!"
„Ich"
„Du bist einfach nur scheiße zu mir. Grundlos."
Ich schnappe nach Luft. Am liebsten würde ich ihm die Nachrichten um die Ohren hauen, zeigen, dass das definitiv nicht grundlos ist. Aber gleichzeitig will ich nicht zugeben, dass ich seine Nachrichten gelesen habe, so einen Vertrauensbruch begangen habe. Also sage ich nichts.
„Das ist mir schon länger aufgefallen. Egal, was ich Romantisches für uns vorbereite, du weißt das gar nicht mehr zu schätzen. Sex lehnst du auch immer ab. Ich weiß gar nicht, ob wir überhaupt noch zusammen sind!"
Erschrocken starre ich ihn an und weiß nicht, was ich darauf erwidern soll.
**********
Katie konfrontiert Tomate mit den Nachrichten und der Streit eskaliert.
**********
Er atmet schwer, sein Gesicht ist so rot, dass man denken könnte, die ganze Wut staut sich in seinem Kopf in Form von roter Farbe.
Dennoch sind es messerscharfe Stiche, die sich in meine Brust bohren, mit jedem hasserfüllten Blick, den er mir zuwirft, mit jeder Beleidigung, die seine Lippen verlässt.
„Ich kann das gerade nicht", erwidere ich.
„Bitte was? Du kannst das gerade nicht? Du gehst einfach an meine Sachen, hast irgendwelche bescheuerten Theorien in deinem Kopf, ritzt dich wieder und gibst mir die Schuld dafür! Ich war noch nie gut genug für dich! Das ist so ein Tussen-Verhalten, unglaublich!"
„Lass mich durch."
Ich sehe ihm nicht in die Augen, ich will nur an ihm vorbei, den Schlüssel an seiner Zimmertür drehen und raus hier. Raus aus dieser Wohnung, raus aus diesem Gebäude.
Mir ist egal, wohin, solange ich seinen Geruch nicht einatmen muss, der mich im Moment zu ersticken droht.
„Lass mich durch", wiederhole ich und Tomate tritt endlich beiseite und dreht den Schlüssel im Schloss.
Ich stürme hinaus, ohne mich nochmal umzudrehen.
Bigfoot,
immer öfter streiten wir uns und es verläuft jedes Mal gleich ab.
Du bist wütend und sagst Sachen, von denen du weißt, dass sie mich verletzen, aber das ist dir in diesem Moment nicht wichtig, bis ich etwas entgegne, was diese Wutanfälle, diese Aggressionen, dieses Tier in dir, hervorruft.
Später bereust du das Gesagte und Getane, entschuldigst dich, kannst mir aber nie genau sagen, wofür.
Eigentlich ist meine Antwort darauf immer: "Ja, ist okay", oder "Ja, in Ordnung."
Aber diesmal bist du zu weit gegangen, diesmal ist es nicht okay, es ist nicht in Ordnung.
Ich werde dich nicht anrufen, dir nicht schreiben oder dich ansprechen, so wie du es gestern erst verlangt hattest.
Ich werde erst einmal für mich bleiben.
Mich zurückziehen.
Du sagtest am Telefon, der Moment sei in tausend Teile zersplittert, bis jetzt verstehst und weißt du aber nicht, was du bei, mit und in mir wirklich angerichtet hast.
Deshalb sage ich es dir, in der Hoffnung, dass du es verstehst.
Für mich ist kein Moment zersprungen, für mich ist der wichtigste Teil in meinem Leben in tausend Teile zersprengt worden.
Nicht nur unsere Beziehung, sondern mit ihr das Vertrauen, die Fröhlichkeit, der Lebensgeist und in gewisser Weise sogar die Liebe.
Warum sollte ich alles für jemanden aufopfern, wenn ich nie sicher sein kann, ob es das wert ist?
Wie soll ich jemandem blind vertrauen, wenn er vielleicht mit einem Messer vor mir steht?
Weshalb sollte ich fröhlich sein, wenn ich doch wieder traurig bin?
Was sollte ich denn in meinem Leben erreichen, wenn mir alles genommen wurde, wofür ich gelebt habe?
Ich Liebe Dich.
ABER es wird nicht mehr so sein, wie vorher und ich kann und will nicht so tun, als sei nichts passiert.
Du musst verstehen, dass du es mir nicht gerade leicht machst, dass es sogar wirklich schwer ist.
Nicht nur im Moment. Es wird auch schwer bleiben.
Wenn du willst, dass es so wird, wie früher, muss ich dir sagen, dass das niemals passieren wird.
Du hast es geschafft, das letzte Jahr wie ein Kartenhaus einstürzen zu lassen, du hast nicht nur die letzten Monate, sondern unsere gesamte gemeinsame Zeit mit Füßen getreten. Es ist, als würde es nicht mehr zählen, als würde es gar nicht existieren.
Versteh bitte, dass ich dir kein schlechtes Gewissen einreden möchte, auch, wenn ich das jetzt getan haben sollte; es war nicht meine Absicht. Es ist nicht nur deine Schuld.
Wir beide müssen damit jetzt irgendwie klarkommen, und du möchtest anscheinend am liebsten alles vergessen. Aber das kann ich nicht.
Und hier ist der Punkt, wo wir aus einer wieder zu zwei Seiten werden. Du versuchst es auf deine, ich auf meine Weise.
Es soll nicht heißen, dass es ein Schlussstrich ist, keiner von uns wird diesen jemals ziehen, das wissen wir.
Aber es ist doch irgendwie eine Pause, kein Stop, aber eine Zeit, in der wir zur Ruhe kommen müssen, nachdenken müssen.
Und sei es nur für einige Stunden. Ob daraus Tage oder Wochen werden, liegt bei jedem selbst.
Ich habe dir gesagt, dass ich bereits im Abgrund war, mich selbst hineingeworfen habe, dir gesagt, dass ich dort nie wieder hinmöchte. Du hast mir versprochen, dass du mir immer helfen würdest.
Ich möchte aber nicht, dass du mir hilfst, wenn es gleichzeitig bedeutet, dass du mich vorher verletzen musst, verstehst du?
Ich möchte auch nicht mehr so tun, als sei alles in Ordnung, denn das ist es nicht. Nicht mehr.
Und im Moment weiß ich nicht, ob es jemals wieder in Ordnung wird.
Ich bin an einem Punkt, an dem ich nicht sein möchte, einem Ort, von dem ich dachte, ihn nicht mehr sehen zu müssen, einer Zeit, die eigentlich schon längst hinter mir liegt. Ich bin zurückgeworfen worden.
Ich Liebe Dich, Tomate, aber ich kann nicht mehr, ich will keinen Schlussstrich ziehen, ich will nur, dass du verstehst, was du alles in der letzten Nacht bei mir ausgelöst hast, ich will, dass du weißt, dass wir was ändern müssen, denn du bist derjenige, mit dem ich mein Leben verbringen wollte, und ich will es immer noch, aber nicht so.
Katie
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