12. Brief

Liebster Henry,

Ich trinke Alkohol. 
Du weißt, ich war noch nie jemand der gerne Alkohol getrunken hat, 
geschweige denn viel verträgt. 
Aber ich sitze hier, allein in unserem Wohnzimmer starre auf dein Bücherregal, 
was du so sehr geliebt hast und trinke auf dich, auf mich und auf das was nie mehr sein wird. 
Ich stoße allein mit deinen Lieblingswein, 
den ich in der hintersten Ecke eines Schrankes in der Küche gefunden habe, 
auf unsere verlorene Liebe an.
Weil du ihn eh nicht mehr trinken kannst dachte ich mir: 
>> Hey Elli, da steht Alkohol, lass mal betrinken, vielleicht hört es auf so sehr weh zu tun. Vielleicht ist die Leere in dir dann nicht so groß und der Schmerz weniger schlimm.<<

Aber soll ich dir mal was sagen? 
Dieser scheiß Alkohol bringt null. 
Er macht alles nur noch schlimmer. 
Ich weine und weine schon seit Ewigkeiten, 
die Leere ist immer noch da und der Schmerz nicht einfach weg. 
Und soll ich dir mal was sagen, Henry:
Ich hasse dich.
Ich hasse dich, weil du die Flasche nicht einfach selbst trinkst. 
Ich hasse dich, weil du sie überhaupt übrig gelassen hast. 
Ich hasse dich, weil ich nichts anders tun kann als an dich zu denken. 
Ich hasse dich, weil du einfach weg bist. 
Ich hasse dich dafür, dass du nicht einfach wiederkommst. 
Ich hasse dich, weil du irgendwo in einer scheiß Holzkiste unter der Erde liegst und nicht mehr atmest. 
Ich hasse dich, weil das alles so weh tut. 
Ich hasse dich, weil du mich nie wieder lieben kannst. 
Ich hasse dich, weil ich dich liebe.

Mein Verstand weiß, dass du tot bist und das du nie wieder kommen wirst, 
doch mein Herz ist nicht bereit, das zu akzeptieren.

Es tut so scheiße weh, Henry.
So so scheiße weh.
Komm zurück.
Ich liebe dich.

In ewiger Liebe,
deine Elli.

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