Kapitel 7- Teures Ticket und doch gratis

Ich schnellte aus dem Bus heraus auf die Straße. Mein schnelleres Tempo behielt ich bei, als ich in Richtung Zuhause lief. Währenddessen kam ich wieder an dem Geschäft von Herr und Frau Spatz vorbei, es hing bereits wieder das "Geschlossen"-Schild im Fenster der Glastür. Die beiden würde ich auch ein wenig vermissen, wenn auch nicht so doll wie ich vermutete. Überall brannten die Lichter der Häuser und der 24/7 geöffneten Läden, von denen es hier relativ viele gab, im Vergleich zu anderen Teilen der Stadt.

Ich kam an der Haustür an, vor ihr standen drei kleinere Blumentöpfe und eine Fußmatte lag vor ihr, wenige Stufen führten hinauf, sie waren grau-bräunlich und ein
Guckloch war in der roten Tür.
Ich trat ein, mit Vorsicht darauf bedacht, keine lauten Geräusche zu machen, denn eigentlich wollte ich heimlich weg. Es war schon immer ein so großer Traum von mir gewesen und ich wollte auf keinen Fall die Gelegenheit dazu, ihn wahr werden zu lassen, verpassen.

So eilte ich nach oben zu unserer Wohnung, dort angekommen hielt ich vor der Tür kurz inne. Ich lauschte, ob jemand wach war oder noch im Wohnzimmer und mich erwischen könnte. Da war nichts, was auf eine wache Person hinwies, also öffnete ich auch diese Tür genau so vorsichtig, wie die andere.
Da bestätigte sich meine Vermutung, alle schliefen schon und so weit ich wusste, war James auf einer Party, weshalb er mich nicht ertappen konnte.

Eilig tapste ich den Flur entlang, vorbei an den dort hängenden Bildern und stehenden Kommoden für Draußenkleidung. In ihnen lagerten wir alle unsere Schuhe und hingen unsere Jacken auf. An der Wand hingen Schwerter, denn der Schwertkampf diente der Verteidigung in braun und rost-rot. Er hatte eine lange Tradition.
Ich drückte die Türklinke runter und betrat mein Zimmer, wo mich meine rumliegenden Bücher und Stifte auf dem Schreibtisch begrüßten.
Ich entleerte meinen Rucksack, mein Ranzen war eigentlich kein 'echter' Schulranzen, es war ein stabiler Rucksack mit unterteilten Fächern. Er diente für alles mögliche, auch für außerhalb der Schulzeit. Ich steckte Bargeld ein, Kleidung, mein altes, aber ausreichendes Handy mit dazugehörigen Kopfhörern und eine große Flasche Wasser. Mit einem letzten Blick auf mein Armband legte ich es ab, denn nun würde ich ein neues tragen.

Ich holte das Diamant-Armband aus meiner Jackentasche heraus und betrachtete es, immer noch leicht staunend.
Mein Handgelenk fühlte sich seit Jahren wieder frei an, es war verboten das Armband unter jeglichen Umständen abzunehmen! Man konnte die Größe einstellen und das war's, nach der Geburt, bei der Entlassung aus dem Krankenhaus, bekam man einen Stoffarmbändchen. Wenn man dann alt genug war, wurde es durch das Neue ersetzt. Ich bewegte mein Handgelenk ein paar wenige Male. Mein Braun-Armband lag auf dem Schreibtisch, dieses hatte keine Verzierungen wie das Neue es sie trug.

Ich legte das Diamant-Armband an.

Ich musterte es genauso wie als ich es fand. Der aus Stahl gefertigte Reifen hatte einen Verschluss, zum Öffnen und Anziehen. Behutsam legte ich es an. "Wow" entfuhr es mir.
Es fühlte sich anders an, obwohl sich nichts veränderte, bis jetzt.

Viel Zeit blieb nicht, ich musste noch Proviant mitnehmen. Ich schlich zurück in die Küche und öffnete eine Schublade, in ihr waren Waffeln, welche ich in meinen Rucksack packte. Weiter fand ich noch Stundentenfutter, bevor ich mir noch Brote schmierte, mit Käse und Wurst. Mit allem Eingepacktem in Gepäck, zog ich mir meine Jacke über und verließ die Wohnung. Ich lief das Treppenhaus runter und wieder nach draußen, dort kramte ich mein Handy raus und überprüfte die Uhrzeit, es zeigte 4:43 Uhr an. Die nächste Bahn würde schätzungsweise um 5:00 Uhr kommen und bis zum Bahnhof waren es ungefähr 15 Minuten Fußweg, ein Fahrrad besaß ich nicht, also musste ich mich ein bisschen dran halten. So lief ich los...

Es ging in die genau entgegengesetzte Richtung, zu dem kleinen Lebensmittelgeschäft, das ich so oft besuchte. Mein Weg führte vorbei an einem Friseursalon und einem Fast Foot Restaurant. Den Friseur kannte ich, wir alle ließen uns dort die Haare schneiden, Mama, James, Nala und ich.
Der Gedanke, dass ich sie wer weiß wie lange nicht sehen würde, machte mich traurig, aber davon wollte ich mich nicht aufhalten lassen, denn ich wollte alles sehen was die anderen Seiten zu bieten hatten. Die Lichter, des Fast Foot Ladens beschienen, zusammen mit den anderen Werbeschildern, die Gegend, heller als die Straßenlaternen.
Auch zu diesem Restaurant hatte ich Erinnerungen, wie wenn wir dort zusammen als Familie aßen oder ich mit meinen Freunden da war. Wobei das wahrscheinlich nicht die Erinnerungen waren, mit denen ich mich rumschlagen wollte.

Bald schon war ich angekommen am Bahnhof, es hatte sogar etwas kürzer gedauert hier anzukommen als gedacht. Die hellen Lampen dort beleuchteten das Gebäude und viele Leute wuselten herum, alle mit Diamant-Armband, ich wusste, dass es alles Wohltätigkeitsarbeiter waren, von denen gab es wenige, aber hier tummelten sie sich. Durchsagen wurden betätigt und Leute mit Taschen und Gepäck liefen eilig zu ihren Bahnen. Auch ich musste zu meiner Bahn - doch welche war die Richtige?







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