Kapitel 4- Mysteriöse Fremde
Da kam er um die Ecke - unser Biologielehrer mit seiner braunen Umhängetasche und seinen altmodischen Klamotten. Sein Karomusterhemd steckte in seiner Hose, welche von einem Ledergürtel oben gehalten wurde. Seine Brille schob er sich zurecht und blickte mit einem ernsten Blick drein. Er musterte uns genau, bevor er die Tür aufschloss. Hinter ihr kam unser Klassenzimmer zum Vorschein.
Ich erblickte schon die Sitzreihen, es waren Zweier-Tische, die alle von einem Gang zum durchquetschen getrennt wurden.
In unserer Klasse gab es viele Chaoten, wie Willi, der Typ der still in der Ecke saß und den ganzen Tag schwieg, Flo, der Klassenclown. Maya die nette und fürsorgliche Ansprechpartnerin, sie löste jeden Streit mit Leichtigkeit. Und Timo, er war der Fußballer.
Als alle an ihrem Platz saßen, begann Herr Zentner mit einem Vortrag über die Funktion von Organen. Ich will ehrlich sein, ich hörte nicht richtig zu. Mein Sitznachbar Kaspar krizelte ein Bild von Herr Zentner, welches er ein bisschen "verschönerte" auf ein Blockblatt. Er schien sehr vertieft in seine Zeichnung zu sein, denn er merkte nicht wie er von hinten angetippt wurde. "Hey, hey" flüsterte Jonathan eine Reihe hinter uns: "Haste 'n Blatt für mich? Ich hab' meine vergessen" Die beiden waren Freunde, also war klar, dass er ihn sofort eines gab. Auch wenn sein Freund ständig sein Material vergaß, reichte Kaspar ihm immer einen Stift, ein Blatt oder ein Lineal. Ich fand die beiden nett, auch wenn sie bei den Lehrern höchst unbeliebt waren. "Hier bitte" mit diesen Worten reichte Kaspar das Blatt nach hinten. "Danke, man. Noch was, hast du einen Anspitzer?" in seiner Stimme klang schon ein wenig Scham mit. Als diese Frage verneint wurde, richtete sich Jonathan an mich: "Charlotta, kannst du mir dann ein' leihen?" Mit einem Lächeln im Gesicht lieh ich ihn meinen Anspitzer.
"Hallo, aufpassen!" kam es von Herr Zentner. War ja irgendwie klar.
So überlebte ich die Bio-Stunde auf die die erste Pause folgte. Zu viert saßen wir hinter einem Hügel auf dem Schulhof. Es passierte nicht viel spannendes, Ronja lief herum und kickte Steine durch die Landschaft, Tiana schrieb bei Jule die nicht gemachten Hausaufgaben ab und ich lag im Gras und sah zum Himmel hoch. Es war nicht warm, aber das kümmerte mich nicht. So tagtäumte ich etwas vor mich hin, bis ich die Glocke hörte. Als nächstes folgte Mathe, was mich wieder glücklicher stimmte. Ich mochte Mathe und die Lehrerin Frau Schmidt. Sie unterrichtete auch Kunst, es war offensichtlich, dass sie dieses Fach mehr mochte als Mathe. Sie war eine kleine, stämmige Frau mittleren Alters, die immer eine Strickjacke trug. Sie kümmerte sich auch um Projekte für Kunstaustellungen. Wir gingen zu viert zurück in die Schule und in den ersten Stock. Dort begrüßte uns Frau Schmidt direkt herzlich.
Wir bekamen nach der Begrüßung unsere Aufgaben zum Rechnen. Es waren nicht wirklich schwierige Rechnungen, nur Wiederholungen was wir in den letzten Tagen gelernt hatten. Als ich fertig damit war, stütze ich meinen Kopf mit meinen Arm ab und kontrollierte noch einmal alles. Frau Schmidt saß am Schreibtisch und schlürfte genüsslich an ihrer Kaffeetasse, sie trank viel Kaffee, jeden Tag lief sie mit einer Tasse herum. Manchmal fragte ich mich, ob sie das Zeug auch trank oder es einfach in den Busch schüttete, so bitter wie es schmeckte. Ich durfte zwar Kaffee trinken, tat es aber nicht, er schmeckte mir nicht, überhaupt nicht.
Weiter erspare ich mal den Schultag, es war wirklich uninteressant. Hier mal die Kurzfassung was noch passierte: Kaspar und Luis, ein weiterer Junge aus der Klasse, prügelten sich in der zweiten Pause, deshalb mussten wir in der nächsten Stunde alles klären. Die Klassenzicken Emma und Elsa redeten in jeder Stunde, bis alle genervt waren, nun waren sie genervt. Weiter durften wir in der nächsten Erdkunde-Stunde weiter an unserer Präsentation arbeiten. Bis es 13:30 Uhr zum Schulschluss leutete.
Wir liefen vom Schulhof runter, ich verabschiedete mich von Ronja, Tiana und Jule, weil ich noch zur Bibliothek musste, ihr wisst ja Erdkunde.
Der führte Weg über die Straße, an der Kreuzung vorbei. Es waren ungefähr 15 Minuten Fußweg von der Gesamtschule bis dahin. Ich kam an vielen, im Stau stehenden Autos, vorbei, der Grund dafür waren rote Ampeln. Das laute Hupen der Autofahrer war nicht zu überhören.
Da sah ich eine Person über die Straße huschen, sie wurde angehupt, wegen ihrer unvorsichtigen Überquerung. Sie hatte einen langen, dunkelroten Umhang an und schien es eilig zu haben. Verschreckt blickte sie sich um, bevor sie in einer Seitengasse verschwand. Merkwürdig!
Nach kurzer Zeit des blossen Schauens, war ich mir uneinig. Meine Neugier, nachzusehen, war groß, aber die Angst ließ mich zweifeln. Mein Herz pochte in meiner Brust, ich stand einfach da und machte erstmal keinen Schritt in eine bestimmte Richtung.
Vorsichtig ging ich dann doch auf die Gasse zu. Mein Herz klopfte immer schneller mit jedem Schritt, bis ich in ihr angelangt war. Die Wände waren besprayt worden, überall lagen Scherben und dennoch, irgendwas in mir wollte wissen: wer war diese Person?
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