Kapitel 1- Das sind ich und mein Leben

Ich sah von meinem Schreibtisch hoch. Mein kleiner Digitalwecker stand auf meinem Nachtschrank, er zeigte 23:12 Uhr an. Ich fühlte mich müde, nach dem anstrengenden Tag in der Schule. Ich gähnte. Eine der, auf metallischen Stelzen gebauten, Straßenbahnen schepperte dicht an meinem Zimmerfenster vorbei und gab ein lautes Tösen von sich.

Ich wohnte mit meiner Mutter Katharina, meinem älteren Bruder James und meiner großen Schwester Nala, kurz für Natalie, zusammen im 4. Stock eines Mehrfamilienhauses. Manchmal konnte es in unserer kleinen Wohnung echt nervig werden, ganz besonders nachmittags, wenn alle von der Schule zurück kamen.

Ich stand von meinem Schreibtisch auf und ging zum Kleiderschrank, der in meinem, an einer Wand helllila geschtrichenen, Zimmer stand. Es war nicht groß. Was heißt nicht groß, es war ziemlich klein. Das Bett stand mit der Kopfseite etwas weiter neben der Tür, dort war schon die lilafarbene Wand. Gegenüber davon lag mein Fenster, unter dem der Schreibtisch war. Mein Schrank war eher eine Kommode, aber meine Sachen passten alle hinein. Eigentlich sollte ich schon schlafen, was ich nicht tat, denn meine Hausaufgaben mussten fertig werden. Am nächsten Tag war eh Freitag, also war es mir egal wie lange ich wachblieb.

Als ich fertig umgezogen war, verstaute ich meine Hefte und Bücher wieder im Schulranzen und ging ins Bad, um meine Zähne zu putzen. Ich trug den langen, grauen Schlafanzug mit drei Zs darauf. Das, wozu ich ins Bad ging, hätte ich auch schon längst erledigt haben sollen. Ich schleppte mich ins Badezimmer, nahm die Zahnbürste, aus dem kleinen, neben dem Waschbecken stehenden Becher und fing an mir in Zeitlupe die Zähne zu putzen. Im Spiegel sah ich die zerzausten, langen, braunen Haare, wie sie in alle Richtungen standen.

Wenn ich müde war, strubelte ich immer in meinem Haar herum. Das war so eine Angewohnheit, die ich einfach nicht lassen konnte oder wollte. Seit ich klein war, machte ich das. Meine Mutter hatte es immer gestört, allerdings gab sie irgendwann auf, zu versuchen es mir abzugewöhnen. Sie mochte das garnicht, wenn Leute mit Strubelfrisuren rumliefen.

Als ich in meinem Bett lag, sah ich mir noch den Schriftzug, meines Namens an der Wand an. "Charlotta" war dort in schwarz über dem flauschigen Bett geschrieben.

Abermals ratterte eine Straßenbahn über die Schienen, welche laut zu hören war. Ich hasste diesen Lärm und noch viel mehr die Tatsache, dass diese Bahnen nur von den oberen Stufen zu betreten waren. Schon so oft behandelten wir die Geschichte unserer Völker im Geschichtsunterricht. Sie wurde so gut eingetrichtert, ich konnte es in und auswendig erzählen. In jedem Buch stand es schwarz auf weiß geschrieben. Jahrhunderte vor meiner Geburt schon wurden diese Regeln in Stein gemeißelt, wortwörtlich. Die große, originale Steintafel befand sich am einzigem Ort, wo alle Völker aufeinandertrafen, in der Halle der Farben. Jedoch war diese nur für Ratsmitglieder betretbar, keiner sonst durfte sie von innen sehen.
In der Schule erzählten die Schüler oft Gerüchte über diesen "magischen Ort", an dem die Gesetze erlassen wurden. Das fand ich immer lustig, wenn sie es 'magisch' nannten. Was war daran magisch? Jeder in den anderen Stufen träumte von einem Leben im Diamenten-Bereich. Dieser war aber nicht erreichbar, wir wurden streng getrennt. Zugegeben, ich wollte auch dahin und sehen wie es sich dort lebte, woher all die teuern Kleider kamen, die leckersten Speisen serviert wurden und noch viel mehr.

Gemeinsam mit meiner besten Freundin Jule schwärmte ich immer von einem solchen Leben. Jule war meine allerliebste Lieblingsfreundin, wir trafen uns das erste Mal in der Grundschule in der 3. Klasse. Wir konnten uns alles erzählen und nichts musste geheim bleiben. Noch heute, in der 8. Klasse, vertrugen wir uns spitze. Manchmal, nach Unterichtsschluss, gingen wir etwas zusammen machen, wie Eis essen oder einfach in den kleinen, etwas heruntergekommen Park. Trotz einigen Mülls, altem Schutt oder Sonstigem, machte es Spaß dort zu sitzen und einfach die Seele baumeln zu lassen. Im Sommer war es besonders schön.

Meine Augen fielen langsam zu, ich bereitete mich schon auf das Land der Träume vor, als plötzlich noch eine Bahn an unser Wohnung vorbei raste. Meine Güte, konnten die nicht einmal Ruhe geben. Alle in der Gegend beschwerten sich schon lange bei den dafür Zuständigen, aber es kam noch keine Antwort. Wieso sollte man auch Ruhe und Frieden wollen, wenn man Krach und Lärm haben konnte. Naja.

Wie es wohl wäre, könnte ich einmal dort mitfahren. Die Straßenbahn sah so viel besser aus als unsere Transportmittel. Dann könnte ich hinter die Mauren, auf die andere Seite und endlich würde mein Traum wahr werden...

"Erstmal muss ich zur Schule morgen. Ich freue mich ja so darauf" dachte ich mir.

Eine Weile dachte ich noch darüber nach, wie es dort aussehen könnte, irgendwann schlief ich ein.

Hallo ihr Lieben,
das hier ist meine erste Geschichte auf Wattpad. Ich schrieb vorher schon unveröffentlichte Storys, aber die die ihr jetzt seht ist extra für Wattpad geschrieben worden.
Ihr seid herzlich eingeladen, Feedback und Verbesserungsvorschläge da zu lassen. Ich würde damit auch dieses Kapitel beenden und wünsche euch eine/n schöne/n Tag/Abend/Nacht, je nachdem wann ihr das lest.

Bis zum nächsten Kapitel. 😊

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