Kapitel 6.5
Dorian Amato
Er hasste es. Er hasste diese Lügen, die das Leben einfacher machten. Er hasste es, dass er sie angelogen hatte, nur weil er seine Gedanken nicht unter Kontrolle hatte. Dorian wollte sie nicht anlügen.
Sie hatte ihn von anfangs an bezaubert, als sie gegen ihn gestoßen war. Er wollte ihr die Wahrheit sagen, doch er durfte es nicht. Der Sex war nur Ablenkung gewesen, auch wenn es ihm gefallen hatte.
Shay hatte keine Ahnung, wo sie schon drin steckte, war sein Gedanke, als die Fahrstuhltüren zuglitten. Doch ich kann sie zumindest beschützen.
Dorian kramte sein Telefon hervor, um seinen Bruder Vincent anzurufen. Dieser ging auch sofort ran. "Was gibt's?"
"Ich habe dir doch heute von den Mädchen erzählt. Sie ist auf dem Weg nach Hause. Bewache sie, dass sie sicher Nachhause kommt." Vincent hatte bereits, so wie auch Dorian, die Adresse von Sharon.
"Geht klar. Hast du etwas von dem Bastard Aaron rausgefunden?" Dorian wurde bei den Gedanken an Aarons Gesicht wieder wütend.
"Er ist bewusstlos. Ich war zu sehr mit Sharon beschäftigt, aber ich geh gleich noch mal rüber, damit der Hund seine Strafe bekommt." Vincent bestätigte und fragte nicht weiter nach dem Mädchen. Es war die Aufgabe seines Bruders neue Leute auszusuchen oder sie umbringen zu lassen. Je nachdem Dorian den Nutzen in den Leuten sah.
Nachdem Dorian das Gespräch beendet hatte, schnappte er sich seine Ausrüstung und seinen Rucksack, den er unter das Bett geworfen hatte. Zumindest in zwei Dingen hatte er nicht gelogen. Erstens wie sein Name war und zweitens, dass das Zimmer nur gemietet war.
Auf der Straße, wo sein Porsche stand, hielt Dorian kurz an. Zwei seiner Leute hatten vor dem Restaurant Wache gehalten, sollte Aaron Anstalten machen Sharon wegzubringen. Die jahrelange Feindschaft, die nicht umsonst zwischen beiden Mafiafamilien herrschte, lies ihn vorsichtig werden.
Dorian kannte Aarons Tricks gut genug, um zu wissen, dass er immer einen Fluchtweg oder eine Geisel fand, um vor Dorians Familie fliehen zu können.
"Marc, Stephen, ihr bleibt hier. Ich komme schon allein zurecht." Damit ging Dorian schnellen Schrittes auf das Lokal zu. Aaron hatte Vorherkehrungen getroffen, denn die Mitarbeiter des Restaurants konnten schnell als Geisel genommen werden.
Sobald Dorian das Treppenhaus erreicht hatte, ohne von jemanden aufgehalten zu werden, zog er seine Waffe. Er besaß eine Colt M1911, mit der er gerne kleine Strecken schoss. Für längere nahm er lieber seinen Revolver oder für Langstrecken sein Scharfschützengewehr. Dorian hielt die Waffe schussbereit, während er die Etage durchkämmte.
Als er gerade den fünften Stock erreichte, hörte er ein Scharben über sich. Schnell und leise huschte er nach oben. Er öffnete jede Tür und spähte hinein. Alle Räume waren verlassen, bis auf den letzten.
"Gina!" Seine Cousine grinste ihm entgegen. Gina war gerade dabei diverse Spuren zu finden. Dorian war mehr als froh, dass sie ihre Ausbildung bei der Spurensicherung gemacht hatte und in ihr Geschäft umgestiegen war.
Er lies die Waffe sinken, als er erkannte, dass Aaron nicht mehr aufzufinden war.
"Wann darf ich endlich wieder zurück an die Außenstelle? Ich habe es satt den Spion zu spielen!", maulte seine Cousine. Dorian gehörte zur Außenstelle. Er übernahm die Aufträge.
"Du weißt, warum du hier bist. Weil wir dich schon so gut integriert haben. Wenn es brenzlich wird, darfst du abhauen. Du kennst die Regeln." Dorians Blick schweifte umher. Die zerbrochene Fensterscheibe war bereits zusammengekehrt.
"Du hast hier ganz schön Unordnung gemacht." Ginas Augen strahlten nichts als Leere aus. Sie war eine Meisterin in der Schauspielerei, sonst wäre sie nicht als Spionin tätig.
"Die kann man reparieren. Hast du Fingerabdrücke finden können?" Gina schüttelte den Kopf.
"Aaron hat nichts hinterlassen und von Wänden lässt sich schlecht etwas entnehmen." Dorian war frustriert. "Aber ich habe von dem Mädchen ein Haar gefunden. Sie scheint es gut zu pflegen." Er konnte seiner Cousine nur zustimmen, da sich Sharons Haar gut anfühlt hatte. Sehr weich.
"Das sollte auch genügen."
Die dunkle, schwere Eichentüre glitt sanft zu, sobald Dorian den Fitnessraum betrat. Wenn er nicht draußen, an seinem Schreibtisch oder in der Waffenkammer war, befand er sich hier. Meistens war er hier allein, da Vincent lieber nachts trainierte oder auf ihrem Zweitsitz verweilte.
Dorian wollte sich ablenken. Sowohl von Aaron als auch von Sharon. Vor allem Letzere spukte in seinen Gedanken umher.
Er fing an, auf einen Boxsack zu schlagen. Dorian stellte sich vor, dass dies Aaron war. Denn Aaron hatte einen großen Fehler begangen. Aaron hatte den Mädchennamen von Dorians Mutter angewandt. Dieser Name sollte nie beschmutzt werden. Auch wenn Dorian nicht viel Kontakt mit seinen Tanten hatte, diese würden niemals zulassen, dass ihr alter Familienname, vor allem der einer toten Frau, beschmutzt und benutzt werden würde. Denn den Namen McClay hätte auch Dorian bekommen können, wenn seine Mutter diesen nicht mehr hätte tragen wollen.
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