6. Kapitel
Catherine ist am nächsten morgen ohne sie zum Frühstück angebrochen. Hermine war nicht in der Lage, sie dorthin zu begleiten. Schäden der vergangen Nacht, hafteten noch an ihr.
Gestern ist sie noch eine ganze Weile im Astronomieturm geblieben. Jegliches Zeitgefühl hat sich mit der Angst zusammen vermischt. Einschlafen war keine Option gewesen.
Gezwungener Maßen musste sie auch heute ihre Augenringe, die ihr blasses Gesicht zierten, verdecken. Im allgemeinen musste sie ihre schwache Erscheinung untergraben und eine stärkere zum Leben erwecken, was ihr aber kläglich wenig gelang. Sie versuchte aber das beste daraus zu erzeugen.
Ihre Angst im Frühstück Tom zu begegnen -was mit aller Sicherheit passieren würde-, war enorm groß. Noch heute als sie ihre Augen aufgeschlagen hatte, zitterte sie am ganzen Leib und nur mit Müh und Not konnte sie sich ein lautstarkes Wimmern unterdrücken. Wenn sie daran dachte was gestern passiert ist, erschauderte sie augenblicklich und die Panik machte sich bemerkbar.
Als die erste Stunde zu anfangen drohte, ging sie mit zittrigen Schritten hinaus aus dem Gemeinschaftsraum und lief zum Klassenzimmer von Verteidigung gegen die dunklen Künste. Eigentlich hatte sie sich darauf gefreut, zusehen wie weit sie hier in der Zeit mit dem Stoff waren und ob sie es mit der Verbindung von Grindelwalds jetziger Lage verknüpfen würden. Allem voran war sie aber auf der Professoren gespannt. Gespannt wie sie sein würde, da Hermine bis jetzt nie mit sehr guten Erfahrungen, der Verteidigung gegen den dunklen Künsten Lehrern -ausgeschlossen Remus- verbunden war.
Bevor sie ins Klassenzimmer eintrat, schloss sie die Augen und atmete tief ein. All ihren Mut festhaltend, trat sie rein mit gesenktem Blick, um auch ja seinen zu vermeiden. Sie nahm neben Catherine auf der ersten Reihe platz und packte ihre Sachen aus.
Plötzlich spürte sie einen Blick auf sich, der ihren Rücken in Brand steckte. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und ihr Blick wurde glasig, ihr Herzschlag verdoppelte sich. Hermine wusste wer sie mit seinen Blicken taxierte, keine Frage. Sie zwang sich ruhig ein und aus zu atmen und schloss für einen kleinen Augenblick ihre Augen.
,,Hermine! Alles in Ordnung?", Catherine musterte sie besorgt. Hermine schluckte.
,,Ja...ja mach dir keine Sorgen", gab sie leise von sich. Catherine war anzusehen, dass sie Hermines Worte keinen Glauben schenkte, fragte aber nicht weiter nach, wofür Hermine unendlich dankbar war.
Professor Merrytought trat ein und das leise Murmeln im Klassenraum verstummte.
,,Schön euch wieder in diesem Jahr in Verteidigung gegen die dunklen Künste begrüßen zu können", eröffnete sie die allererste Stunde. ,,Dieses Jahr wird es zunehmend anders ablaufen. Demgemäß werden meine Anforderungen komplexer und schwieriger sein. Die Verteidigung von diversen Flüchen kann unterschiedlich verlaufen. Es gibt viele Techniken und Hilfestellungen, die für den einen negativ als auch positiv ausfallen können. Je nachdem wie gut man sie beherrscht"
Hermine wusste was jetzt auf sie alle zukommen wird. Wie es scheint weicht der Ablauf des Unterrichts nicht ganz so ab, wie der in ihrer Zeit.
,,Schwerpunkt dieses Jahres wird die Kunst ungesagte Zauberei zu erlernen. Sie werden lernen Zauber ohne zu sprechen anzuwenden. Das werden Sie nicht nur hier gebrauchen, sondern auch in allen anderen Fächer, wo sie diesen Niveaustand von euch verlangen, weshalb es von großem Vorteil wäre, heute richtig und fleißig mitzuarbeiten", nach ihrer Rede war leises Geflüster durch den Raum zu hören.
,,Was ist euch über ungesagte Zauberei bekannt?", fragte Professor Merrytouhgt. Hermine war nicht imstande sie zu beantworten, obwohl ihr die Antwort so klar wie die Ozeanoberfläche war. Sie traute sich nicht vor allen, besonders vor Riddle, zu sprechen.
,,Es wird, wie der Name schon sagt, unausgesprochen ausgeführt. Anstatt man sie laut zu sprechen vermag, tut man es im Geist. Mentale Anstrengung und höchste Konzentrationsfähigkeit sind hierbei verlangt. Es schafft dem einen den Vorteil, dessen Gegner unbekannt und ahnungslos bezüglich des Fluches ist, was daraus schließt, es nicht sicher verteidigen zu können. Es erschafft auch den sogenannten Überraschungseffekt mit. Der Gegner weiß nicht wann er angegriffen wird. Einzig und allein könnten die Zauberstabewegungen und die Farbe des Fluches, der auf einem zugeflogen kommt, dem Gegner helfen, von welchem Fluch er angegriffen wird, was für die meisten von hoher Schwierigkeit anbelangt, da nicht jeder es innerhalb einer Sekunde bewerkstelligen kann", seine Stimme brachte Hermine so dermaßen zum Zucken, dass sie beinahe aus ihrem Stuhl gefallen wäre. Am liebsten würde sie aus dem Klassenzimmer hinaus stürmen und ganz weit weg rennen, wo sie diese Stimme nie mehr hören würde. Da wo er sie niemals finden würde.
,,Exakt. 10 Punkte für Slytherin", lobte Merrytought ihm. ,,Wir probieren uns erstmals mit einfachen Zaubern und steigern die Schwierigkeit langsam", erläuterte sie. ,,Ich werde euch einzeln aufrufen. Ich verhexe euch mit ungesagte Zauberei, ihr versucht es abzuschirmen mit einem einfachen Schutzzauber"
Professor Merrytought rief jeden einzeln nach vorne und verhexte alle. Der erste - William Deycold - schaffte es nicht ihren Fluch zu blockieren und so wurden sie alle Zeugen eines albernes Tanzes. So ging es weiter bis Riddle aufgerufen wurde.
Ihr Herzschlag bebte vor Angst und sie senkte schnell ihren Blick. Vom Augenwinkel nahm sie wahr, wie er neben ihr vorbei ging und eine eiskalte Kälte mit sich sprühte, zwang sich ihren Blick weiterhin auf der Tischkante stand zu halten, was ihr allerdings nicht gelang.
Riddle stand vorne gegenüber von der Professoren und seinen Zauberstab auf sie gerichtete. Er sah lächerlich schön aus mit seinen perfekt zur Seite gekämmten Haaren, seiner dunklen Uniform die sich wie angegossen auf seinem Körper schmiegte und einen netten Kontrast zu seiner blassen Haut gab. Seine Ausstrahlung versprühte immense Macht aus. So sehr ihr seine äußerliche Schönheit auch auffiel, saß der Schrecken von letzter Nacht noch tief drin in ihren Knochen und die Angst, von der sich ein Teil versteckt hatte, kam wieder zum Vorschein. Ihre Unterlippe fing leicht an zu beben und ihre Beine zuckten Richtung Ausgang.
Ein bläulicher Lichtstrahl sprang aus Merrytoughts Zauberstab, dem Riddle lässig und unausgesprochen blockierte.
Einige schienen nicht überrascht zu sein, andere nahmen zischend die Luft ein.
,,Grandios. Klasse, Mister Riddle", rief die Professoren ihm begeistert zu. Sein Blick, der zuvor auf Merrytought fokussiert war, richtete sich auf und fand dem ihren. Am liebsten hätte sie geschrien, als sie das kleine funkeln in seinen Augen auf glimmern sah. Es war so unscheinbar für andere und doch so klar wie das Licht der Sonne.
Ihren Blick konnte sie nicht abwenden und sah zu, wie er zurück zu seinem Platz schritt. Auch er taxierte sie mit seinen Blicken, aber anders als aus Angst. Anders als aus Schreck und auch anders als aus Panik. Er genoss es ihre Ängstlichkeit zu sehen, die Panik und die Unterdrückung mit offenen Armen entgegennahm, was der Grund für ihre aufkommende Übelkeit beanspruchte.
Tief in ihren Gedanken ertrunken, bemerkte sie nicht wie man ihren Namen Aufruf. Schließlich als Catherine sie mit dem Ellenbogen in die Seite stieß, kam sie wieder auf vom dunklen Meer ihrer düsteren Gedanken.
,,Hermine Cartwrite", wiederholte Professor Merrytought. Mit leicht brennenden Wangen erhob sie sich vom Stuhl und schritt nach vorne zum Pult. Gegenüber der Professoren blieb sie stehen und richtete fest und vorbereitet ihren Zauberstab auf sie.
Als ihr ein bläulicher Lichtstrahl entgegenkam, handelte sie instinktiv und dachte sich angestrengt die Zauberformel in ihrem Kopf. Sofort erbaute sich ein Schutzschild vor ihr, den der Fluch Merrytoughts Stand hielt und blockierte.
Leises Geflüster von allen Ecken des Klassenraums war zu vernehmen und die brennenden Blicke - von denen sie eins besonders stark spürte -brannten Löcher in ihrem Rücken. Allem Vernehmen nach hatte man nicht erwartet, ein anderer würde es vom ersten Versuch herschaffen -besonders keine Schülerin- außer Riddle.
Die Stunde neigte sich dem Ende zu und sie flüchtete aus dem Klassenraum, um jegliches aufeinandertreffen mit Riddle zu vermeiden. So ging es schließlich den ganzen restlichen Schultag. Sie war einer der ersten im Klassenzimmer und die erste die raus flüchtete. Catherine stets hinter ihr her rennend. Aber das war ihr Recht. So würde Catherine sich gleich neben Hermine setzen, ohne dass Riddle ihr zuvorkam.
Natürlich spürte sie seine Blicke stets der gesamten Zeit und sie wusste, dass wenn sich der Augenblick ergeben würde, er sie abfangen wird, machte sich allerdings erstmals keine Gedanken darüber. Sie hatte anderes im Kopf.
Sie musste unbedingt wissen, was es mit ihrer gestrigen 'Vision' auf sich hatte. Zu Professor Dumbledore zu gehen und ihm alles darüber berichten war keine Option. Unmöglich konnte sie ihrem späteren Schulleiter beichten, ihm sterben gesehen zu haben. Das konnte sie nicht aufbringen. Daher beschloss sie die Pflanze selbst an der Hand zu packen und dessen Wurzel zu suchen. Und zwar allein. So machte Hermine sich nach der letzten Stunde auf zur Bibliothek, um sämtliche Bücher durchzugucken. Jedes einzelne Buch ergründete sie, von der Wahrsagerei bis hin zur Philosophie. Selbst magische Krankheitsbücher hatte sie überflogen, doch keines glich sich ihrer Situation. Sie wurde in keins ihrer Bücher fündig, was sie letztendlich deprimierend aufseufzen ließ.
Zurück auf dem Weg zum Slytherin Gemeinschaftsraum, spielte sie mit den Gedanken zum Astronomieturm zu gehen, verwarf ihn aber sehr schnell nieder. Sie fühlte sich nicht in der Lage, dorthin zurück zukehren.
,,Wohin des Weges, Cartwrite?", seine messerscharfe Stimme durchschnitt die Ruhe, in der sie bis vor kurzem noch verweilt hatte. Ein kalter Luftzug stoß sie von hinten an. Ihr Blut in den Adern gefror.
Sie blieb stehen. Unfähig sich umzudrehen, sich weg zubewegen.
Schritte nährten sich ihr und eine eisige Hand legte sich auf ihrem Arm und drehte sie gewaltsam um. Kalte braune Augen sahen ihr entgegen.
,,Wenn ich mit dir rede, hast du mir in die Augen zuschauen!", seine Augen zu schlitzen geformt, seine Stimme gefüllt mit gefährlicher Kälte. Sie versuchte sich ihre Angst nicht anzusehen, die sich in höchst Geschwindigkeit in ihr hoch raste. Gleich daneben kam die Wut mit gefegt.
Sie entriss sich seiner Hand und ging schnell einen Schritt zurück.
,,Du kannst mich nicht herumkommandieren, als hättest du ein Recht auf mich. Es ist immer noch meine Entscheidung, wann ich dir in die Augen zuschauen habe", erwiderte sie hitzig.
,,Worüber haben wir uns gestern geeinigt? Warst nicht du es, die mir ängstlich meinen Bitten hingekniet hat? Nicht du, die all meine Aufforderungen unterlegen tatest", ein amüsiertes Glitzern, war in seinen Augen zu erkennen. Sie schluckte. Er hatte Recht. Vielleicht ist ihr perfektes Bild bei ihm seit gestern Nacht völlig zerstört. Sie hatte Schwäche gezeigt...
,,Gestern war ich nicht ganz bei Sinnen, was unschwer zu erkennen war. Du kannst überhaupt froh sein, dich wahrgenommen zu haben!", warf sie ihm entgegen.
,,Ja, wahrgenommen hast du mich auf alle Fälle. Deine Angst, gestern, war schwer zu übersehen", er kam ein Schritt näher. ,,Dem Anschein nach sind meine Worte nicht ganz so deutlich gewesen. Ich dachte du gehörst zur Sorte, die schnell von Begriff sind. Anscheinend ja nicht, sonst hättest du gewusst was gut und schlecht für dich wäre!", mit jedem Wort den er von sich gab, wuchs und wuchs ihre Angst um eine Vielzahl.
Eine kleine Entfernung lag zwischen Riddle und Hermine, die sie am liebsten vergrößern würde. Für einen Augenblick wurde ihre Angst von seiner Schönheit untergraben. Sie konnte nicht umhin, ihn für seinen unendliche Schönheit zu bestaunen. Seine dunkelbraunen Haare, die einen perfekten Kontrast zu seiner Blässe abgaben. Seine braunen Augen, die einem bis ins tiefste fesseln. Seine aristokratische Nase, welche wie geplant eingemeißelt aussah. Seine festbindende Ausstrahlung. Sein Aussehen war durch und durch makellos.
Urplötzlich fing ihr Herz an zu rasen, nicht ganz durch die Angst verursacht. Nein. Ein weiteres Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus, wie eine metergroße Picknickdecke, voll gepackt mit widerspenstigen Gefühlen. Ihr Blick schweifte durch seinen Gesicht umher, wie ein Schmetterling, dessen Suche ein Ende nahm und sich zwischen vielen nektarreichen und wunderschönen Blumen entscheiden muss. Denn genau so war es. Ihr Blick voller Gier konnte sie sich nicht entscheiden, wohin sie hinschauen sollte, da alles vielversprechend aussah.
Im nächsten Moment wurden ihr ihre Gedankengänge bewusst. Wie ein verschrecktes Reh, sah sie, wie sein rechter Mundwinkel zuckte. Er hatte ihre Unanständigkeit bemerkt.
In ihrem Kopf wütete ein riesiger Sturm der Gefühle. Sie verstand nicht ihre Empfindungen, wusste nicht was das war. Sein hinterlistiges Glitzern, verstärkte ihre Angst im Innern. Es war das einzige was sie vor sich sah. Das boshafte Lächeln, dass er ihr schenkte. Seine Arroganz in seinem Gesicht. Wie ein Strudel, nahm sie all das gefangen. Doch am allermeisten, jagte ihr die Tatsache angst ein, wie sehr sie gefallen beim Betrachten seines Äußeren hatte, nicht das Gefühl entpuppen konnte, dass sie dabei fühlte.
Hermine musste von hier verschwinden! Länger würde sie es hier nicht aushalten. Schnell wich sie ein Schritt zurück. Und noch einen. Sie drehte sich um und rannte davon. Weit weg von seiner kalten Stimme, von seinen eisigen Augen, von seinem überlegenden Lächeln. Von ihm.
Die Gefühle die in ihr tobten, wollte sie loswerden. Hoffnungen hatten sich in ihr breit gemacht, sie während des Rennens abzuschütteln. Aber auch als sie im Mädchenklo im zweiten Stock stehen blieb, klopfte ihr Herz ein Wettkampf.
Sie keuchte und stützte ihre Hände auf einem der vielen Waschbecken ab. Der Spiegel der dort hing, widerspiegelte ihre weit aufgerissenen Augen und ihr rötliches Gesicht.
Sie griff zum Wasserhahn, um es zu öffnen. Nichts geschah. Kein Tropfen Wasser verließ ihre Mündung.
Verwundert rüttelte sie daran, bis ihr Blick auf einer kleinen, kaum erkennbaren eingeritzten Schlange fiel.
Mit Schrecken wurde ihr bewusst, was sich vor ihr befand.
Der Eingang zur Kammer des Schreckens!
Schnell wich sie weg vom Wasserhahn. Nur zu gut erinnerte sie sich an der großen, Schuppen besetzten Schlange, die sie im Spiegel um die Ecke gleiten sah. Ein Spiegel rettete damals ihr und der einer Ravenclaw das Leben.
Genau der Basilisk, der ihre Versteinerung und ein Menschenleben auf dem Gewissen hat, hauste dort unten, wartend auf dem Erben Slytherins.
Myrte...
Sie sah sich in der Toilette grimmig um. Sie würde es nicht so weit kommen lassen. Verhindern, diese Toilette einer einsamen Seele zu überlassen. Verhindern, den Tot eines Mädchens. Sie würde Tom aufhalten.
Koste es was es wolle!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top