Der Zeitdieb: Teil IV

Doch ein anderes Gefühl mischte sich darunter. Vorsicht. Wachsamkeit. Vielleicht war es doch keine gute Idee auf ein unbekanntes Geräusch hinzuzulaufen. Warum war der Doktor nicht mitgekommen? Hatte Schlüsselklirren schon immer so bedrohlich geklungen? Nina war fast bei der Tür angekommen, als sich plötzlich Hände auf ihren Mund legten und um ihre Arme schlossen und sie, ohne sich wehren zu können, weggezogen wurde.


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„Der Computer rechnet", gab der Doktor unzufrieden von sich, während er konzentriert den Bildschirm betrachete. „Es wird wohl eine Weile dauern, bis wir ein Ergebnis haben, aber es ist schon mal ein Anfang. Was meinen Sie?" Eine Antwort abwartend drehte er sich um, nur um in einen menschenleeren Raum zu blicken. Augenblicklich verzog sich seine neugierige Miene zu einer besorgten. „Nina?", rief er mit erhobener Stimme.

Er wartete eine Sekunde auf eine Reaktion. Als keine kam, nahm er die Beine in die Hand und stürmte zurück in die Eingangshalle. „Nina?", fragte er noch lauter. Es blieb still. Das Haus wirkte so ausgestorben wie vorher. Unruhe machte sich im Körper des Doktor breit. Hatte sie nicht irgendetwas zu ihm gesagt, während er den Monitor untersucht hatte? Sie wollte etwas nachschauen gehen. Er ärgerte sich über seine eigene Unaufmerksamkeit.

Schnell eilte er zurück zum Computer und versuchte ihn so einzustellen, dass der Bildschirm ihm Lebenszeichen anzeigte, aber anscheinend konnte er dies nicht. Ihm blieb keine andere Wahl, er musste auf gut Glück das Haus absuchen und hoffen, seine Begleiterin zu finden.

Er begann mit dem Erdgeschoss und stellte fest, dass es größer war als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Er ging durch verschiedene Räume, in denen man sich früher für Tee aufgehalten hatte. Zimmer für Freizeitbeschäftigungen gab es auch: Eins mit Billiardtisch, eins zum Musizieren – zumindest gab es außergewöhnlich viele Instrumente – und einige, deren Funktion aufgrund des ganzen Gerümpels nicht mehr erkennbar war. Tatsächlich befanden sich überall diese Gegenstände aus jeder Zeitperiode.

Der Doktor schlängelte sich einen Flur entlang und hätte in seiner Eile beinahe eine eher unscheinbare Tür übersehen. Sobald er sie öffnete, erkannte er, dass in diesem Raum das Silbergeschirr aufbewahrt wurde. Es war größtenteils verstaubt. Einige Dinge wie die 4D-Hologramm-Box gehörten gar nicht hierher.

Er wollte schon wieder den Raum verlassen, als er etwas in der Spiegelung eines Silbertabletts sah. Hinter der Tür, deren Griff er immer noch hielt, kauerte ein Mann. Seine Haltung war defensiv und er hatte den Doktor über ebendiese Spiegelung beobachtet. Als sich ihre Augen kreuzten, weiteten sich die hellen Seelenspiegel des anderen erschrocken.

Jedoch gewann er blitzschnell seine Fassung wieder. Geschickt sprang er auf die Beine und huschte hinter der Tür hervor. Binnen eines Augenschlags hatte er den Doktor gegen den Türrahmen gedrückt. Er hielt ihm eine Waffe unters Kinn, während er ihn bedrohlich anblinzelte. „Wer sind Sie?", zischte er. Zwar war er kleiner als der Time Lord, der instinktiv seine freien Hände hochhob, doch er wirkte deswegen nicht ungefährlicher. „Was machen Sie hier?"


Nina wehrte sich verbissen, während sie mit der Hand vor dem Mund weggezogen wurde. Gerne hätte Sie Ihre Stimme erhoben, sei es für Hilfe oder um mit ihren Entführern zu kommunizieren, doch es ging nicht. Immerhin wurde sie nicht verletzt.

Schnell konnte sie sehen, dass es abgesehen von demjenigen, der sie festhielt, noch drei andere gab. „Miss Anderson, Sie gehen vor, mit mir. Ben, du führst das Mädchen. Isaac, gib uns Rückendeckung", sprach der Älteste von ihnen. Es handelte sich dabei um einen muskulösen Mann, dem man trotz seiner weißen Strähnchen im Haar lieber nicht in Quere kommen wollte. Unter seinem Kragen blitzte eine Narbe hervor.

Die anderen folgten den Befehlen. Anscheinend war der, der gesprochen hatte, ihr Anführer oder Kommandeur oder so etwas. Miss Anderson war eine blonde Frau, deren Haar zu einem Zopf geflochten war. Isaac, ein großgewachsener, hellhaariger, junger Mann verschwand aus Ninas Sichtfeld. Ihr menschliches Knebel war dann wohl Ben, auch wenn Sie zu seinem Aussehen nichts sagen konnte, da er hinter ihr stand, um ihr mit einer Hand dem Mund zu verdecken und mit dem anderen Arm ihre ruhig halten konnte. Alle – sie nahm an, dass Ben es auch tat – trugen eine Art schwarze Uniform mit einem Logo auf der Brust.

Und Waffen. Jeder besaß eine Waffe. Nina beschlich ein ungutes Gefühl und stoppte ihre Befreiungsversuche.

In der angeordneten Reihenfolge betraten sie die Treppe und gingen in den ersten Stock. „Tut uns leid", meinte Ben zu ihr. Sie spürte seinen Atem in ihrem Haar. „Wir wollen dir nichts tun." Nina verdrehte die Augen, was er leider nicht sah. Das war so ein typischer Entführersatz, dass sie nicht anders konnte. „Ich mein's ehrlich", setzte er fort, da sie ja nichts sagen konnte. „Wir haben dir gerade das Leben gerettet."

„Ruhe, Ben", zischte der Anführer streng zu ihnen nach unten. „Wir können ihr alles erklären, wenn wir in Sicherheit sind." Ben verstummte, doch Nina war neugierig geworden. Gab es hier Gefahr? Oder waren es die vier, vor denen sie sich hüten sollte? Spielten sie ihr etwas vor? Nina war sich unsicher. Tatsächlich wirkte die kleine Gruppe nicht feindselig. Sie achteten weniger auf sie als auf das, was hinter den Ecken oder zwischen den Gegenständen lauern könnte. Wie es aussah, waren die Waffen nicht für sie bestimmt.

Ben schien zu bemerken, dass sie sich beruhigt hatte, denn er flüsterte ihr zu: „Ich lasse dich los, wenn du nicht versuchst zu schreien oder wegzurennen. Glaub mir, es ist zu deinem Besten." Kurz dachte Nina darüber nach. Sie hätte sowieso keine Chance gegen vier und wenn sie recht hatten, war es womöglich tatsächlich am sichersten, wenn sie bei ihnen blieb. Sie nickte, entschied sich aber auf der Hut zu bleiben.

Ben ließ sie los und sie fühlte sich gleich leichter. Den restlichen Weg beschritten sie stumm. Das einzige, das man hörte war ihr Atem und die durch den Teppich gedämpften Schritte. Nina bemerkte, dass sich die vielen Gegenstände überall zu befinden schienen. Einige Gänge im ersten Stock waren dadurch sogar nicht betretbar.

Letztendlich führte die kleine Gruppe Nina in ein bestimmtes Zimmer. Nachdem Isaac als Letztes durch die Tür geschritten war, schloss er sie. Sofort schien ein Aufatmen durch jeden zu gehen; sie legten ihre Waffe ab oder ließen sie locker zur Seite baumeln.

Nina bemerkte, dass sie sich in einem großen Schlafzimmer befanden. Das große Himmelbett, die luxuriösen Kommoden und die hohen Fenster ließen darauf schließen, dass dies eines der Schlafzimmer der Familie war, der einst das Haus gehörte, vielleicht sogar des Oberhaupts. Dennoch wurde die Luxus durch Vernachlässigung und der Ansammlung seltsamer Gegenstände untergraben.

Der Anführer ließ sich auf den Rand der Matratze sinken, während Ben, ein sportlicher, dunkelhäutiger Mann, wie Nina nun bemerkte, sich auf einen anscheinend brandneuen Drehstuhl in einer Ecke niederließ. Nina blieb wie Miss Anderson und Isaac stehen.

„Entschuldige die Unannehmlichkeiten", meinte der Mann auf dem Bett. Jetzt, da die Atmosphäre lockerer war, klang er nicht mehr so streng wie vorher. Jetzt... wirkte er müde. „Ben hat nicht gelogen, wären wir nicht gekommen, wärst du jetzt vermutlich tot." Ernst blickte er sie an. Seine blauen Augen schienen schon Vieles gesehen zu haben. Nina erinnerte er an einen Kriegsveteranen.

„Ich bin Captain Luther", stellte er sich vor, „und das ist mein Team. Miss Claire Anderson wird meine Nachfolgerin werden..." Er wies mit seinem Kinn auf die blonde Frau, die nicht unnett aber knapp zur Begrüßung nickte. Sie war noch jung, maximal zehn Jahre älter als Nina, doch die Disziplin stand ihr ins Gesicht geschrieben. „... Ben ist der Historiker unter uns. Er hat einen Überblick darüber, wann etwas passiert und in wie weit man eingreifen darf..." Der Gemeinte saß entspannt auf seinem Stuhl, hob zum Gruß die Hand und lächelte sowohl freundlich als auch entschuldigend. Er war in etwa so alt wie Claire Anderson. „... und Isaac hier ist unser Neuzugang. Es ist seine erste Mission", endete Captain Luther, wobei er auf den großen, jungen Mann zeigte, der ein schüchternes „Hallo..." von sich gab, den Bruch in seiner Stimme bemerkte, sich räusperte und es nochmal selbstbewusster aussprach.

Nina lag eine Frage auf der Zunge. Als der Captain vorhin Ben vorgestellt hatte, meinte er, dass er darauf achtete, wann man wie eingreifen könnte... Sie tat sich schwer etwas in Gedanken so zu formulieren, dass man noch psychisch stabil klang, wenn es doch nicht der Fall sein sollte. Könnt ihr etwa auch durch die Zeit reisen?, wäre wohl nicht die beste Lösung. Sie versuchte es anders und stellte sich einfach komplett dumm: „Wer sind Sie? Und wie meinen Sie das mit... eingreifen und, und... Mission?"

„21. Jahrhundert", sprach Ben mehr zu den anderen als zu Nina. „Wir müssen... aufpassen mit dem, was wir sagen."

„Wir kommen von weit her", erklärte der Captain sachlich, als hätte er so etwas schon oft sagen müssen. „Hier sind Probleme festgestellt worden und wir wurden hierhergeschickt, um sie zu lösen. Es ist nichts Beunruhigendes, nur..."

„... Lücken in der Zeit", endete Nina. Für ihre Antwort erhielt sie offene Münder und geweitete Augen. Einen Moment blieb es still und die junge Frau konnte nicht umhin als sich eigentlich schon besonders zu fühlen mit nur wenig Worten einen solchen Eindruck zu hinterlassen.

„Wer bist du?", fuhr Claire sie auf einmal scharf an. Ihre ganze Haltung zeugte von Anspannung und Misstrauen. Sie griff nicht nach ihrer Waffe, doch Nina sah, wie ihre Hand dorthin zuckte. Die Jüngere musste auf der Hut bleiben. Reflexartig hob sie die Hände an. „Ich bin nicht Ihr Feind", stieß sie schnell aus. All ihr überschwänglichen Gefühle von gerade eben waren wie verflogen und ihr Herz begann wild zu schlagen. Sie durfte nicht so leichtsinnig sein. Sie entschied sich dazu, Distanz zu Claire zu halten.

„Hey, Claire, beruhige dich", warf Ben ein, der sich in seinem Stuhl bis an den Rand gerutscht war und deswegen sein Gewicht auf die Füße verlagert hatte. Obwohl er einige Yards von seiner Kollegin entfernt war, hatte er einen Arm ausgestreckt als wolle er Claire davon abhalten näher an Nina zu treten. Nina beschloss nun auch, dass sie Ben mochte.

„Mein Name ist Nina", stellte sie sich schwer schluckend vor. Immerhin war mindestens einer auf ihrer Seite. Captain Luther und Isaac rührten sich nicht, allerdings beobachtete der Ältere die Szene aufmerksam, während der Jüngere sich vermutlich nicht traute etwas zu tun. „Ich...", zögerte Nina, wusste nicht, ob sie die Katze aus dem Sack lassen sollte... Aber wieso denn nicht? „Ich bin mit jemanden unterwegs und wir... reisen durch Raum und Zeit." Sie hielt ihren Blick auf Claire gerichtet, die ihr momentan am bedrohlichsten vorkam.

Diese merkte überrascht auf und Nina stellte fest, dass sie ihre Hände oben hielt. Hastig nahm sie sie runter. „Wir haben auch von den Zeitlücken mitbekommen", erklärte sie schnell weiter, ehe jemand etwas einwerfen konnte. „und sind hierher gekommen, um die Ursache dafür zu finden. Wir... wussten nicht, dass noch jemand da ist."

Abermals blieb es einen Moment still. Claire löste den Blick von Nina und blickte beinahe schon verlegen weg. Ha!

Das Team schien über Ninas Worte nachzudenken. „Schön dich kennenzulernen", meinte Captain Luther plötzlich väterlich. „Ich bitte, wieder einmal, um Entschuldigung. Wir sind Zeitagenten."


So feindselig die Haltung des Fremden war, der Doktor blieb überraschend gelassen. Das hieß allerdings nicht, dass er unaufmerksamer war. „Ich bin der Doktor", stellte er sich mit immer noch erhobenen Händen vor und musterte seinen Gegenüber schnell. „Und Sie sind ein Mensch nehme ich an. Und zwar aus der zukünftigen Zeitagentur?" Besserwisserisch feixend zog er die Augenbrauen in die Höhe.

Überrascht wich der Unbekannte einen Schritt zurück. Er trug schwarze Kleidung, die gut an seinen Körper geschnitten war und doch sehr schützend schien. Feste Stiefel sorgten für Unterstützung bei langen Märschen. Die Knopfreihe seines Mantels zog sich über seine linke Körperhälfte. Desweiteren hatte er sich einen hellen Gürtel um seine Hüfte geschnallt, an dem Taschen hingen, und er trug einen Rucksack auf dem Rücken. Seine Schusswaffe war mit einem Ledergurt befestigt, den er quer über seinen Oberkörper geschlungen hatte. „Woher wissen Sie das?" Sein Misstrauen war teilweise durch Verwunderung ersetzt worden und sein Körper entspannte sich etwas.

„Na ja, anhand Ihrer Uniform und dem Logo auf Ihrer Brust war das unschwer zu erkennen", gab der Doktor zu und wies mit seinen Augen auf die rechte Brusthälfte des Zeitagenten, wo das Logo seiner Agentur prangte. „Nicht zu vergessen, der Vortex-Manipulator an Ihrem Handgelenk." Schnell huschte der Blick des Fremden zu dem dicken Armband mit dunklen Bildschirm, bevor er sich wieder auf das Gesicht des Doktors legte. Dieser redete einfach weiter: „Mal sehen, Sie tragen, wie gesagt, ein Logo und die Waffe zeugt nicht gerade von Diskretion, ist eigentlich schon etwas unhandlich. Vermutlich ist die Zeitagentur erst gegründet worden." Ihm kam eine Idee. „Wenn die Powerstangen da draußen Ihnen gehört haben, stammen Sie wohl aus dem späten 49. Jahrhundert."

Der verblüffte Gesichtsausdruck des Zeitagenten verriet dem Doktor, dass er mit seinen Vermutungen direkt ins Schwarze getroffen hatte. Der Fremde ließ seine Waffe endgültig sinken. Sich in Sicherheit wiegend nahm der Doktor seine Hände wieder herunter und schob sie in die Hosentaschen. „Wir sind im 21. Jahrhundert", war die baffe Aussage des Zeitagenten. „Die Menschen hier sollten gar nicht wissen, dass es uns gibt."

„Da sind wir beim Knackpunkt angelangt, ich bin gar kein Mensch und ich bin auch nicht von hier. Ich kenne mich nur gut aus mit der Zeitgeschichte." Überrascht merkte der andere auf. Ehe er jedoch etwas einwerfen konnte, setzte der Doktor fort: „Aber darum geht es jetzt nicht. Ich suche meine Begleiterin. Klein, dunkle Haare, ziemlich neugierig, möglicherweise verweint... Haben Sie sie gesehen?"

Der Kleinere schüttelte den Kopf. „Ich suche selber meine Mannschaft", erklärte er.

„Ihre Mannschaft?"

„Ja. Wir sind zu sechst. Die Agentur hat uns hierher geschickt, weil Lücken in der Zeit festgestellt worden sind. Das Haus hier wurde als Ursprungsort ausgemacht. Unsere Aufgabe ist es den Grund für diese Lücken zu finden und den Fehler zu beheben", erläuterte er. „Ich sollte draußen warten und Bescheid geben, falls etwas Ungewöhnliches passiert, auch wenn wir nicht davon ausgegangen sind."

Der Doktor verstand und fragte dann: „Wieso haben Sie dann Ihren Posten verlassen?"

„Erst einmal war alles in Ordnung. Meine Teammitglieder haben Bericht erstattet, dass das Haus verlassen ist, sich hier jedoch Zeitmüll angestaut hat. Dann aber waren sie nicht mehr zu erreichen. Zuerst habe ich gedacht, dass sie sich irgendwo befinden, wo die Funkwellen gestört sind, doch nachdem ich 24 Stunden lang nichts mehr von ihnen gehört habe, bin ich losgezogen, um sie zu suchen. So lautete die Anordnung des Captains."

„Also sind die Powerstangen da draußen tatsächlich von Ihnen?"

Auf einmal wirkte der Zeitagent leicht beschämt. „Äh... Ja. Ich muss sie wohl in der Eile versehentlich fallengelassen haben." Der Doktor tadelte ihn keineswegs, wie er es wohl zu erwarten schien, stattdessen war er nur noch verwundeter. „Sie sind schon so lange hier und haben Ihr Team immer noch nicht gefunden?", wollte er verdutzt wissen. „Ich weiß, das Haus ist nicht gerade klein, aber so groß..."

„‚So lange'?", warf der andere verständnislos ein. „Wir sind vor zwei Tagen hier angekommen. Ich selber habe vor erst knapp einem Tag meinen Posten verlassen."

Jetzt war es der Doktor, der verdutzt blinzelte. Jedoch dauerte es nicht lange, bis es Klick in seinem Kopf machte. „Oh, ja, natürlich!", gab er erkennend von sich und hob aufgeregt die Arme. „Jetzt ergibt es einen Sinn. Wie heißen Sie?", wollte er plötzlich wissen.

„Greggory", erwiderte der andere nur überfordert.

„Freut mich Sie kennenzulernen, Greggory. Sie sagten, Sie und Ihr Team sind die Einzigen hier?"

„Soweit ich weiß, ja."

„Sehr gut", meinte der Doktor laut und lebhaft. „Dann nehme ich an, dass sich meine Begleiterin bei Ihren Freunden befindet. Kommen Sie mit, Greggory." Mit diesen Worten drehte er sich um und bahnte sich seinen Weg zurück zum Salon mit dem Computer. Greggory folgte ihm die Waffe sicher in den Händen haltend.

„Ha!", machte der Doktor triumphierend, sobald er den Raum betrat und den Bildschirm erspähte. Gleich danach kam Greggory. Er hielt erstaunt inne, als er die Anzeige erblickte. „Wie haben Sie...?" Er ließ die Frage in der Luft hängen und meinte stattdessen: „Ich bin hier drinnen gewesen, kurz nachdem ich das Haus betreten habe, aber der Bildschirm ging nicht an."

„Tja", erwiderte der Doktor und zog den Vokal lang. „Sie haben auch nicht den hier." Angeberisch holte er den Schallschraubenzieher hervor, ließ ihn in der Luft herumwirbeln und steckte ihn wieder ein. „Aber jetzt wollen wir mal sehen." Er nahm seine Brille aus dem Jackettinneren und setzte sie sich auf die Nase. Als er sich näher zum Monitor hinbeugte, tat Greggory es ihm gleich.
„Sehen Sie", forderte der Time Lord den Zeitagenten auf und deutete auf den Bildschirm, wo ein Querschnitt des Gebäudes sichtbar war, Weiß auf Schwarz. „All die Energie, welche Art auch immer, wird von überall absorbiert..." Er beschrieb weite Kreise mit dem Finger. „...und sammelt sich..." Seine Fingerspitze folgte mehreren pulsierenden Linien und wanderte zur unteren Hälfte des Bildschirms „... dort." Zum Abschluss tippte er auf einen Raum im Keller, der rot makiert war.

„Moment mal", warf Greggory ein und las die Anzeigen. „Hier steht, dass kaum Zeitenergie benutzt wird. Ziemlich viel von der Natur, Sonne, Wind, falls mal ein Blitz einschlägt... Aber fast keine Zeit. Was auch immer da unten ist, was die ganze Energie benötigt, es kann unmöglich der Grund für die Zeitlücken sein."

Der Doktor wandte sich breit grinsend zu ihm: „Oh, ein kluges Köprfchen. Ich mag Sie, Greggory." Er richtete sich wieder vollends auf und nahm die Brille ab. „Was meinen Sie? Sollen wir nachschauen, was da unten ist?" Erst nach einem kurzen Zögern nickte der Zeitagent, wobei er seine Waffe nervös zurechtrichtete. „Na dann, Allons-y!"


Nina war ahnungslos. „Was sind Zeitagenten?"

„Die Zeitagentur", erläuterte Captain Luther, „wurde gegründet, um das Fehlen der Time Lords auszugleichen. Wissen Sie, wer die sind?" Nun nickte Nina und schmunzelte in sich hinein. „Gut", machte er weiter. „Seit dem letzten Zeitkrieg... Seit die Time Lords vernichtet worden sind, gibt es niemanden mehr, der Störungen in der Zeit beheben kann. Deswegen wurde unsere Agentur gegründet. Wir reisen durch die Zeit und beheben Fehler wie diese Lücken. Es ist zwar nicht so effizient wie es die Time Lords einst waren, aber es ist etwas."

„Also sind Sie Menschen?", fragte Nina frei heraus und vergaß jede Floskel der Höflichkeit. Belustigt lächelnd bestätigte der Captain.

Dann entschuldigte er sich schwer seufzend, wobei er sich die Stirn rieb: „Das grobe Verhalten tut uns leid. Wir sind nur alle etwas angespannt. Wir sind seit fast zwei Tagen hier und haben seit 45 Stunden keinen Kontakt mehr zu unserem Wachmann draußen. Vielleicht habt ihr ihn gesehen, als ihr hereingekommen seid, vermutlich aber nicht. Ich habe ihn angeordnet den Posten zu verlassen, falls er nichts mehr von uns hört." Nina musste an die Powerstangen denken und fragte sich, ob sie vielleicht dem Wachposten gehört hatten, aber dann fiel ihr ein, dass sie seit einem halben Jahr abgelaufen waren.

„Und vorhin...", wollte der Captain fortsetzen, doch er brach ab. Er hatte seine Ellenbogen auf seine Knie gestützt und die Hand, die vorhin seine Stirn gerieben hatte, hielt er sich nun vor dem Mund. Mit Gedanken schien er woanders zu sein. Jeder von ihnen blickte auf einmal traurig oder bedrückt.

„Was ist passiert?", wollte Nina wissen. Sie ahnte nichts Gutes.

„Wir haben einen Mann verloren", erklärte Ben ohne sie anzugucken. „Unten im Keller."

„Einen guten Mann", setzte Claire hinzu. Tatsächlich war auch sie betroffen.

Nina war geschockt. Sie hätte nicht gedacht, dass jemand... oder etwas Tödliches hier drinnen war. Das Haus schien beim Betreten so verlassen gewesen zu sein. Aber gut, das Zeitagenturteam war auch die ganze Zeit über hier gewesen, warum dann nicht auch noch mehr? „Das tut mir leid", meinte sie ehrlich. „Wie ist...?"

„Es war das Schlüsselklirren", antwortete Isaac knapp, bevor sie ihre Frage vollenden konnte. Sie war überrascht ihn sprechen zu hören. Er hatte eine schöne Stimme. „Wir haben dieses Schlüsselklirren unten im Keller gehört und dann... Dann Michaels Schrei. Wir wissen nicht, was es ist, aber... Es ist tödlich. Nach hier oben kommt es kaum, deswegen nutzen wir dieses Zimmer als Versteck." Seine Stimme brach ab. Nina fuhr es kalt über den Rücken. Es war dieses Schlüsselklirren gewesen? Sie... Sie war dem Tod knapp entronnen.

Und was war mit dem Doktor? Er war in Gefahr! Aber wann war er das nicht?

„Wissen Sie, was die Zeitlücken verursacht?", wollte Nina wissen. Sie erhielt bloß Kopfschütteln. Das reichte ihr, sie wollte keine weiteren Erklärungen hören. „Wir müssen meinen Freund finden", meinte sie fest. „Er wird es herausfinden, wenn er es nicht schon lange getan hat. Er hat unheimlich viel Erfahrung mit..."

„Es ist noch ein Problem hinzugekommen, als wir das hier gefunden haben", unterbrach Claire sie und schritt zu der Wand gegenüber des Bettes. Sie musste über einige Hindernisse drübersteigen, doch erreichte schließlich ihr Ziel: Einen exotisch wirkenden Wandteppich. Sie zog ihn beiseite und ein Text in alter Schrift kam zum Vorschein:


13 Millionen mal
vereint der große Bruder
das Ende und den Anfang
und das Gefäß des Lebens ist gefüllt.
Mit seiner Macht
bricht der Himmel entzwei
und der rechtmäßige König Britanniens
mit dem Schwert aus dem Steine,
den Rittern seiner Runde
und dem Gral der Heiligkeit
wird wieder auferstehen.

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