2.
Mit einem herzhaften Gähnen wache ich auf und ziehe mir die Decke über den Kopf. Das Schlimmste am Morgen ist das Aufstehen. Da ich nicht schlafen kann, wenn es nicht komplett dunkel im Raum ist, merke ich auch nicht, wenn es draußen hell wird. Und die Uhrzeit kenne ich ganz selten. Es ist so verdammt anstrengend, die Augenlider zu heben, denn wenn ich sie einmal aufmache, ist es vorbei mit dem Schlafen.
Als ich es dann aber doch noch geschafft habe, mich aus dem Bett zu schälen, gehe ich in die Küche und begrüße meine Mutter Eva. Auf dem Tisch steht schon ein Teller mit zwei Scheiben Toastbrot und eine Tasse mit dampfendem Tee. Daneben steht noch ein Glas Nutella. Mein Lieblingsfrühstück.
"Danke Mum, das ist echt lieb von dir!", teile ich Mama mit und schenke ihr ein müdes Lächeln.
"Schon gut. Ich weiß, dass du das auch für mich gemacht hättest. Wie war's gestern?"
"Ja, okay. Felicia hat wieder einmal zu viel erwischt."
"Naja, okay. Wenigstens du nicht. Ich bringe dann schnell den Korb, der auf dem Tisch steht, zu unserer Nachbarin. Und ich hätte eine Bitte an dich: Räum dein Zimmer auf; du weißt ja, wie deine Großmutter reagieren wird, wenn sie das alles sieht. Ich muss auch noch das Wohnzimmer wischen. Bis nachher, okay?", spricht Mum an, nachdem ich mit dem Essen fertig bin. Ich seufze und stelle mich mental darauf ein. Als die Haustür ins Schloss fällt, sprinte ich nach oben und sehe mich in meinem Zimmer um. Ich finde es eigentlich gar nicht so schlimm. Da bin ich am Abend davor feiern gewesen, und dann heißt es, ich soll gleich putzen! Am liebsten würde ich mir jetzt meine Kleidung von Leib reißen und mich unter die Decke kuscheln. Ich spüre, dass mich mein Bettchen vermisst!
Erschöpft lasse ich den Schlauch des Staubsaugers sinken. Ich habe jetzt mein Zimmer gesaugt, gewischt und abgestaubt. Bin ich die Einzige, die schon bei einem Zimmer zu schwitzen anfängt?
Meine Mutter ist froh und gibt mir dann einen Zettel.
"Hier. Du kannst gleich einkaufen gehen. Heute Abend kommen schließlich Oma und Opa und du weißt, dass die zwei ziemlich viel essen." Sie zwinkert mir zu und holt dann den Staubsauger, um das Wohnzimmer noch sauberzumachen.
Ich seufze erneut. Doch was anderes bleibt mir nicht übrig. Ich muss gehen.
Auf dem Parkplatz wimmelt es nur so von Leuten. Gibt es heute irgendwo Freibier?! Ich stehe gerade vor dem Regal, in dem die verschiedensten Schokoladensorten zum Kauf bereit liegen, als mir plötzlich jemand auf die Schulter tippt.
"Kann ich Ihnen helfen?", fragt mich ein gutaussehender Mann. Ich schätze ihn auf Mitte Zwanzig. Seine braunen Augen mustern mich. Mein Atem stockt kurz.
"Äh, nein ... Danke."
Er lächelt mich an, dann dreht er sich um und verschwindet um die Ecke. Ich schüttle meinen Kopf und suche weiter. Ich mache mir keine weiteren Gedanken über ihn. Welche Schokolade sollte ich nehmen? Die mit Walnüssen, oder die mit Erdbeer-Joghurt-Füllung? Ich entscheide mich schlussendlich für die zweite Möglichkeit.
An der Kassa wartet eine lange Schlange von Leuten. Ich seufze. Muss das sein? Genau dann, wenn ich einkaufe?
Nach ewigen Minuten sinnlosen Herumstehens und sich langweilen komme ich endlich dran. Die Kassiererin scheint sehr genervt zu sein.
"Einunddreißig Euro vierzig", sagt sie mit tonloser Stimme. Sie reißt mir das Geld aus der Hand und sortiert es in die Geldlade ein. Danach bekomme ich das Wechselgeld.
Zum Abschied sagt die Frau nichts, sie schaut nur blöd. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und gehe aus dem Supermarkt. Auf dem Weg zur Bushaltestelle werde ich auf einmal in eine Sackgasse gezogen. Meine Arme sind schmerzhaft auf meinen Rücken gedreht und mein Mund ist mit einem Klebeband zugeklebt. Ich schaue mich nach dem Täter um. Zwei braune Augen starren mich an. Ich erschrecke. Der Mann aus dem Geschäft!
"Tom, ich hab sie!", ruft er. Ich höre Schritte, die sich nähern.
"Gut. Bring sie ins Auto."
Ein Dritter kommt dazu. "Essen hat sie auch gleich dabei, man kann eh schon meinen Magen knurren hören."
Ich versuche mich zu befreien, doch der Mann ist zu stark. Der Mann namens Tom scheint um die dreißig Jahre zu sein. Der Dritte ist etwas älter. Vielleicht fünfzig?
Mehr bekomme ich nicht mit. Tom flößt mir irgendetwas ein. Es schmeckt grauenhaft.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top