10.

Wieso hab ich ihn geküsst? Das ist doch Betrug gegenüber meinem Freund! Was hab ich mir nur dabei gedacht?

Schon seit einer guten Stunde mache ich mir Vorwürfe, wieso ich so dumm gewesen bin. Er darf mich nicht rumkriegen! Er macht doch bei diesem Pornozeugs mit. Normalerweise sollte er mich beschützen, und keine Spielchen mit mir spielen. Ich verstehe meine Gefühle irgendwie nicht wirklich. In der einen Minute denke ich, dass er ein toller Typ ist, und dann mache ich mir schon wieder Gedanken darüber, wie gemein und hinterhältig er ist und was er mir alles hinzufügt.

Jemand räuspert sich. Ich schrecke auf und schaue zur Tür. James. Ich habe gehofft, dass es jemand anderes ist. "René braucht dich. Keine Ahnung warum. Komm einfach", sagt James. Ich stehe langsam auf. "Ein bisschen schneller bitte, Fräulein", drängt er und setzt einen ungeduldigen Gesichtsausdruck auf.

Ich folge ihm also, obwohl ich gar nicht will, und betrete ein Zimmer, das ich noch nie gesehen habe. René sitzt auf einem Schreibtischsessel und hat seine Arme vor der Brust verschränkt. James geht und ruft noch hinterher: "Tom und ich sind dann weg, pass ja gut auf sie auf!" Wo wollen sie hin? Vielleicht lässt er mich frei? Aber wieso wollte er, dass ich zu ihm komme? Er könnte doch auch einfach auf den Dachboden gehen und mich dort sprechen. Als irgendeine Tür ins Schloss fällt, steht René ruckartig auf, sodass ich mich erschrecke und zusammenzucke.

"Komm, wir müssen es ausnützen, allein zu sein. Willst du eine DVD gucken?" Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Eigentlich verstehen wir uns ja überhaupt nicht, und jetzt will er mit mir fernsehen. Aber ich stimme zu - wie immer.

Im Wohnzimmer darf ich mir einen Film aussuchen. So viele hab ich noch nie auf einmal in einem Raum gesehen. Schließlich entscheide ich mich für One Love.  Als er meine Wahl sieht, grinst er mich an. "Eine dramatische Liebesgeschichte? Na gut, wie du willst." Wir setzen uns auf die Couch und konzentrieren uns auf den großen Flachbildschirmfernseher, der an der Wand hängt.

"Lässt du mich frei?", frage ich irgendwann.

René schweigt. Dann antwortet er: "Wenn die Zeit gekommen ist."

Ich hätte nie gedacht, dass es so lustig werden würde. Wir schauen uns gerade die vierte DVD an. Draußen dämmert es bereits. René geht kurz in die Küche, um irgendwas zu holen. Jetzt könnte ich abhauen. Einen Versuch wäre es wert. Ich höre ein Floppen. Macht er etwa eine Sektflasche auf?! Nach einer Minute kommt er zurück und stellt zwei Sektgläser auf den Tisch. Prosecco. Er schenkt mir die hellgelbe Flüssigkeit ein, dann sich selbst. Wir stoßen an und trinken. Im Laufe des Abends leeren wir die ganze Flasche. Ich bin schon einmal in meinem Leben betrunken gewesen. Da war ich fünfzehn. Ich kann mich an nichts mehr erinnern, nur daran, dass ich anscheinend ins Pool gekippt bin, und dann fast ertrunken wäre. Das hat mir zumindest Felicia erzählt.

René holt gerade die zweite Flasche aus dem Keller. Ich schaue einstweilen den Film weiter. Als er wieder kommt, muss ich grinsen. Wenn er in meiner Nähe ist, fühle ich mich so ... anders. Diese Proseccoflasche machen wir auch leer. Um zehn Uhr lehne ich an Renés Schulter, weil mir so schwindelig ist. Wir haben uns sechs Filme angesehen. Er nimmt meine Hand und zieht mich in die Nähe des Teppichs. Bevor irgendetwas geschieht, holt er noch was. Ich mache meine Augen zu und genieße den Moment - und spüre den Alkohol in meinem Hirn.

Auf einmal umfassen mich zwei starke Hände von hinten, und drehen mich um. Ich sehe in seine wunderschönen Augen und schmelze dahin. Er küsst mich. Langsam zieht er sein T-Shirt über seinen Kopf und enthüllt sein Sixpack. Ich starre seinen Waschbrettbauch an, und habe plötzlich das Bedürfnis, ihn einfach zu berühren. So ein starkes Gefühl hab ich noch nie verspürt. Wir ziehen uns ganz aus und knutschen herum. Ich bewundere seinen gesamten Körper. Er legt mich auf den Teppich und drückt irgendeinen Knopf. Mir kann es egal sein.

René umfasst mein Gesicht und entfernt dabei eine blonde Haarsträhne von mir. Sanft befestigt er sie hinter meinem Ohr und legt dann vorsichtig seine Lippen auf meine. Unsere Körper schmiegen sich aneinander und scheinen miteinander zu verschmelzen. Wir passen perfekt zusammen und gleichen uns dem jeweils anderen an. Es ist gar nicht schlimm. Nie im Leben ist es so eklig wie mit James. René ist einfach unglaublich. Er gibt mir plötzlich das Gefühl, als wäre ich etwas Besonderes. Als wäre ich nicht nur so ein Mädchen, dass sie gefangen halten. Ich bin in diesem Augenblick überglücklich, obwohl ich es eigentlich nicht sein darf.

Eine Weile später lasse ich mich auf ihm nieder und lege meinen Kopf auf seinen Bauch. Es ist aus. René hebt mich hoch und trägt mich im Brautstyle auf den Dachboden. Auf meinem Bett schlafe ich sofort ein.

"Haaaalloo! Wird's dann?!", schreit jemand. Mein Kopf dröhnt und das Blut rauscht in meinen Ohren. Nur ungern öffne ich meine Augen. Tom steht da und kommt nun mit schnellen Schritten auf mich zu. "Zieh dich an!" W-warum bin ich nackt?! Und wieso hab ich eigentlich solche Kopfschmerzen? Was ist gestern passiert? Ich weiß nur noch, dass ich mir mit René eine DVD angeschaut habe.

Unten im Wohnzimmer befindet sich ein Laptop auf dem Couchtisch. James sitzt davor und grinst zufrieden. René steht daneben und schaut empört drein. Ich werde auf das Sofa gedrückt. Als ich einen Blick auf den Bildschirm werfe, verschlägt es mir die Stimme, und mein Herz bleibt stehen - nein, eigentlich wird es schneller und schneller. Das darf doch nicht wahr sein! René funkelt seine Komplizen wütend an. "Ihr habt gesagt, dass ihr das nicht macht!", sagt er mit fester Stimme und ballt seine Hände zu Fäusten.

James drückt auf Play und das Video fängt an. René legt mich auf den roten Teppich, der gerade vier Meter hinter mir ist, und küsst mich. Wir sind beide nackt. Es wird herangezoomt. Tränen steigen mir in die Augen. An der oberen Leiste des Bildschirms steht Superporn. Eine Pornoseite.

War das diese Nacht? An die ich mich nicht mehr erinnern kann? Echt jetzt? Wer hat das gefilmt? Am Ende hebt er mich hoch und das Video ist zu Ende. Heiße Flüssigkeit rinnt an meinen Wangen hinunter. Auf dem Laptopbildschirm habe ich sehr zufrieden ausgesehen.

"Das Video hat schon dreihundert Likes. Und das in ungefähr sieben Stunden!", verkündet James. Ich springe auf und laufe aus dem Raum.

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Hey, sorry, dass es so lange nicht weitergegangen ist, aber ich hatte einfach keine Zeit. Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefällt.

Bb, Lina_Cel_♥♥♡♡

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