Oktober 2007

Dougal war schon den ganzen Tag über nervös. Seit Anfang der Schwangerschaft wich er Luna nicht von der Seite und grade heute war es noch viel schlimmer als sonst. Generell hätte sich das Verhalten der Tiere in den letzten Monaten stark verändert. Sie waren Luna gegenüber beschützerisch geworden und beobachteten sie bei jedem Schritt, so als wollten sie überwachen ob es ihr und den Babys gut ging. Grade fiel dies Rolf wieder sehr stark auf. Seine Frau stand von vielen verschiedenen Wesen umringt, die sie alle zu stützen schienen. Rolf stutzte. So etwas hatten sie bis jetzt noch nie gemacht. „Luna, ist alles okay bei dir?", der junge Mann stellte die Futtereimer schnell in den dafür vorgesehenen Schuppen und eilte dann zu der Gruppe herüber. Die Tiere teilten sich, um ihm Platz zu machen und gaben Luna frei, die sich auf einem Einhorn abstützte. Ein Niffler saß zu ihren Füßen und Dougal hielt ihre Hand. „Luna.", Rolf war innerhalb weniger Sekunden bei seiner Frau. „Ich glaube ich habe Wehen.", murmelte die junge Frau. „Und was willst du jetzt tun?", fragte Rolf ruhig. Die Tiere hatten den Kreis wieder geschlossen und schirmten das Paar somit von den anderen ab. „Deswegen benimmt sich Dougal heute auch so komisch.", schlussfolgerte Rolf. Der Demiguise gab ein kleines Piepen von sich und drückte Lunas Hand noch fester. „Warten. Und dann die Kinder auf die Welt bringen. Ganz einfach.",Luna lächelte ihren Mann an, strich ihm beruhigend über den Rücken. ,,Willst du ins Haus, ins Krankenhaus, Luna was tun wir jetzt?", Rolf war panisch. Er war noch nie in seinem leben bei einer Geburt dabei gewesen, die Tierwesen halfen sich gegenseitig und die Kinder kamen meist spät in der Nacht, sodass sie am Morgen einfach munter bei der Mutter waren. ,,Als erstes musst du dich beruhigen Rolf. Ich würde gerne ins Haus gehen, nicht ins Krankenhaus. Die beiden sollen hier zur Welt kommen.", Luna stützte sich immer noch auf das Einhorn, während sie sich auf dem Weg zum Haus machten. Doch plötzlich änderten die Tiere die Richtung, führten sie in den Wald des Hauses hinein. ,,Wo wollen wir hin?", fragte Luna die Tiere leise. Als Antwort erhielt sie Wiehern, Schnauben, Quietschen und Pfeifen. Rolf konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Die Tierwesen schienen zu wissen, was Luna brauchte. Während sie in den Wald hineingingen, wurden Lunas Wehen immer schlimmer und sie mussten zwischendurch ein paar Pausen einlegen. Die Tierwesen hatten ein klares Ziel vor Augen. Eine heiße Quelle, die auch zu dieser Jahreszeit noch warm blubberte. ,,Gar keine so schlechte Idee.", Luna ließ sich von Dougal in die Quelle helfen, Rolf hockte sich neben den Rand. ,,Kommst du klar mit den Schmerzen?", fragte Rolf sanft. ,,Ja. Obwohl, eigentlich nicht. Es tut echt höllisch weh.", die blonde Frau verzog ihre Gesicht etwas, dann ließ sie sowohl ihren Mann als auch den Demiguise los und fischte ihre Haare aus dem Wasser, um sie zu einem Zopf zu binden. Die Tierwesen hatten sich mittlerweile eng um die Quelle gestellt, es schien, als ob alle Tierwesen die bei ihnen lebten, sich versammelt hatten, um dem Paar seelischen Beistand zu leisten. Dougal tigert unruhig hinter Lunas Kopf hin und her, während diese sich ihrer Kleidung entledigte. ,,Was glaubst du, wird es lange dauern?", Rolf strich seiner Frau ein paar lose Haare aus der Stirn, doch diese zuckte nur mit den Achseln. ,,Ich weiß es nicht. Wir lassen es einfach auf uns zukommen.", Luna grinste ihren Mann an, dann packte sie ihn am Nacken und zog ihn zu sich ins Wasser. Rolf tauchte prustend wieder auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. ,,Du bist ein Monster.", lachte er. ,,Aber ich bin dein Monster.", Luna zog ihren Mann zu sich und küsste ihn. Rolf legte dabei die Hand auf den Bauch seiner Frau. Er konnte deutlich spüren, wie sich die Bauchdecke immer wieder anspannte und sich dann wieder lockerte. Er war erstaunt, dass seine Frau so ruhig blieb. Er hatte von vielen, unter anderem seiner Mutter gehört, dass eine Geburt sehr schmerzhaft war und die meisten Frauen dazu neigten sich die Seele aus dem Leib zu brüllen. Aber Luna war in keinerlei Hinsicht wie die meisten Frauen. Sie veratmete die Wehen einfach leise, verzog bloß das Gesicht. ,,Kann ich dir irgendwie helfen?", flüsterte Rolf leise, lehnte seine Stirn gegen die seiner Partnerin. ,,Komm hinter mich.", war das Einzige, was Luna sagte. Also rutschte Rolf hinter seine Frau, die sich an seinen Oberkörper lehnte und seine Hände ergriff. Diese verspannten sich immer mal wieder etwas um Rolfs Hände. Es war alles still, die Tierwesen hatten sich hingelegt, streckten neugierig die Köpfe zu ihnen und stupsten Luna immer wieder aufmunternd an. Immer wieder beugte sich Lunas Oberkörper etwas nach vorn, dann wurde auch ihre Atmung für einen kurzen Moment schneller und lauter, sie drückte die Hände ihres Mannes und stieß die Luft stoßweise aus. Im nächsten Moment jedoch weiteten sich ihre Augen etwas und sie drehte ihren Kopf zu ihrem Mann. ,,Was? Was ist los?", wollte Rolf leise wissen. ,,Das war der Kopf.", Luna löste ihre Hand aus der ihres Mannes und bewegte den Arm zu ihrer Mitte. Sie spürte den Kopf ihres Babys in ihrer Hand und bald darauf spürte sie die Finger ihres Mannes, die den Kopf von der anderen Seite berührten und hielten. Luna spürte eine weitere Wehe, beugte sich wieder nach vorn und veratmete die Schmerzen so gut sie konnte. Sie konnte nicht leugnen, dass eine Geburt das schmerzhafteste war, was ihr je widerfahren war und dennoch schaffte sie es erstaunlicherweise, die ruhige Atmosphäre aufrecht zu erhalten. Sie war verwundert, dass ihr Körper das alles aushielt, es schaffte zwei menschliche Wesen in sich zu tragen und in der Lage war, diese Kinder auf die Welt zu bringen. Sie presste ein letztes Mal, was ihr dieses Mal einen leisen Schrei entlockte, dann schoss ihre zweite Hand nach vorn und sie hob ihr Baby aus dem Wasser. Der kleine Junge schrie nicht, aber er hatte seine blauen Augen geöffnet und sah seine Eltern aufmerksam an. Seine Hände griffen nach Lunas Haaren. ,,Hey Baby.", Luna konnte nicht anders, als zu schluchzen, Rolf durchtrennte mit einem Zauber die Nabelschnur. ,,Er sieht aus wie du.", flüsterte Rolf nahe am Ohr seiner Frau. ,,Ja.", Luna nickte bestätigend. Die Freude über die Geburt des ersten Babys hielt jedoch nur kurz an, denn Baby Nummer zwei kündigte sich an. Sowohl Luna als auch Rolf waren etwas überfordert, weil sie sich um ihren kleinen Jungen kümmern mussten, doch das wurde ihnen von den Tierwesen abgenommen. Dougal nahm das Baby mit außerordentlicher Vorsicht ans sich, legte den Kleinen dann auf einen zusammengerollten Occamy. Die blaue Schlange bedeckte das Baby schützend mit den Flügeln und Luna und Rolf wussten, dass sie sich um ihren Sohn keine Sorgen machen mussten. Sie konnten sich voll und ganz auf ihr zweites Baby konzentrieren. Auch hier verlief es so wie bei dem Anderen. Luna gab bis auf leises Keuchen und schweres Atmen keinen Ton von sich und auch Rolf war völlig still, hielt nur die Hand seiner Frau und tastete nach dem Kopf seines Kindes. Luna veratmete eine Wehe nach der anderen, immer und immer wieder, bis auch sie den Kopf ihres Babys spüren konnte. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen und sie presste erneut. Und wieder und wieder. Das Baby schob sich immer weiter ihrer Hand entgegen und dann glitt es vollends in das warme Wasser. Luna hatte keine Kraft mehr, sie hatte grade Zwillinge auf die Welt gebracht, da hatte sie sich eine Pause verdient. Sie sah zu, wie ihr Mann das Baby aus dem Wasser hob. Anders als sein Bruder weinte das Baby etwas und schlug um sich. ,,Shh, Mommy ist ja da Schatz. Ist ja gut.", flüsterte Luna. Rolf hatte das Baby auf ihre Brust gelegt und hielt es dort sanft. Es dauerte etwas, bis das Baby sich beruhigt hatte. Die Tierwesen halfen dabei, sie stupsten den Kleinen immer wieder an oder leckten ihn ab. Mit Hilfe von Dougal nahm Luna ihren Erstgeborenen in die Arme, der Occamy beugte seinen Körper hinterher und legte seinen Kopf auf Rolfs Schulter ab. Die Tierwesen scharrten sich nun hinter den frischen Eltern, jedes von ihnen wollte die Babys berühren und sie begutachten. ,,Lorcan und Lysander.", flüsterte Luna, als sie ihre beiden Jungen sah. ,,Sie sind wunderbar Luna. Und sie sind von uns.", Rolf strich erst seiner Frau und dann seinen Kindern über das blonde Haar. Seine Söhne waren eine Kopie seiner Frau, blaue Augen, blonde Haare, helle Haut. ,,Unsere Kinder. Sie werden später bestimmt mal wunderschöne junge Männer.", damit schloss Luna die Augen und lehnte ihren Kopf zurück, genoss einfach nur die Stille und die Wärme der drei Körper, die sich an sie schmiegten.

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