Januar 2014

Das Wohnzimmer im Haus der Potters war ein einziges Schlachtfeld aus leeren Pappbechern, Luftschlangen und zerknittertem Geschenkpapier. Die Uhr zeigte bereits zwei Uhr morgens, doch die ausgelassene Stimmung war noch nicht völlig verflogen. Harry saß mit Ginny auf dem großen Sofa, eine Hand in ihrer verschränkt, während sie den Kindern zusahen, die inmitten des Chaos hockten und einen improvisierten Turm aus Plastikbechern bauten. Lily quietschte vor Vergnügen, als der Turm unter James' ungeschickten Fingern zum dritten Mal zusammenstürzte.

„Das war nicht meine Schuld!", protestierte James, während Albus ihn mit verschränkten Armen und einem belustigten Blick musterte. „Doch, war es! Du hast das Fundament falsch gebaut!"

„Fundament! Ich bin kein Bauarbeiter, Al!"

Ginny schüttelte lachend den Kopf. „Ihr seid unmöglich. Vielleicht solltet ihr endlich ins Bett gehen? Es ist schon lange nach Mitternacht."

„Noch nicht, Mum!", bat Lily mit ihrem besten Dackelblick. „Nur noch ein bisschen!"

„Ein bisschen?", Harry warf seiner Frau einen amüsierten Blick zu. „Das hast du vor einer Stunde schon gesagt, Lily."

Teddy, der bis dahin still in einem der Sessel gesessen hatte, lachte leise. Mit seinen fünfzehn Jahren war er längst zu alt, um an den kindlichen Spielen teilzunehmen, aber er schien es zu genießen, das bunte Treiben zu beobachten. Sein blaues Haar leuchtete im Schein der verbliebenen Wunderkerzen auf dem Couchtisch.

„Du könntest ruhig mal auf unserer Seite sein, Teddy.", beschwerte sich James mit gespielter Empörung. „Du bist doch einer von uns!"

„Oh, bin ich das?", Teddy grinste. „Ich dachte, ich wäre hier, um auf euch aufzupassen."

James zog eine Grimasse, doch bevor er etwas erwidern konnte, erklang ein lautes Gähnen von Lily, das wie ein Signal für alle war. Ginny stand auf und klatschte in die Hände. „Gut, genug ist genug. Ins Bett mit euch, bevor ihr morgen den ganzen Tag verschlaft."

Die Proteste waren schwach und wenig überzeugend, doch es dauerte dennoch einige Minuten, bis die Kinder schließlich ihre Sachen zusammensammelten. James versuchte, sich ein letztes Mal mit einem vorgeschobenen Argument, dass der Turm schließlich erst "halb fertig" sei, aufzuhalten, doch Ginny blieb standhaft.

Lily zog den Moment ebenfalls in die Länge, indem sie erst ihre Puppe und dann einen der Becher mit ins Bett nehmen wollte. "Du kannst die Puppe mitnehmen, aber der Becher bleibt hier.", erklärte Harry geduldig, während Lily mit trotzigem Gesichtsausdruck die Arme verschränkte.

„Aber ich wollte morgen früh weitermachen!", protestierte sie, nur um von Albus kopfschüttelnd unterbrochen zu werden. „Lily, der Turm wird sowieso wieder umfallen."

„Wird er nicht!", Lily stampfte energisch mit dem Fuß, doch das Gähnen, das darauf folgte, schwächte ihre Empörung ab.

Ginny hob eine Augenbraue und deutete Richtung Treppe. „Ihr könnt den Streit morgen früh fortsetzen. Jetzt aber ab ins Bett, sonst gibt's keinen Turmbau mehr."

James warf Teddy einen flehenden Blick zu. „Teddy, hilfst du uns? Sag was, bitte!"

Teddy lehnte sich zurück und hob unschuldig die Hände. „Das ist nicht mein Kampf. Außerdem – Ginny hat recht. Ihr werdet alle morgen früh total müde sein."

Ein kollektives Seufzen ging durch die Runde, doch schließlich trugen James und Albus widerwillig die Becher in die Küche zurück, während Lily sich nach einem letzten, scheuen Blick zu Harry auf die Treppe zu ihrem Zimmer schlich. „Gute Nacht, Dad. Gute Nacht, Mum.", murmelte sie schlaftrunken, bevor sie nach oben verschwand.

Die Geräusche des hinaufschlurfenden Trios vermischten sich mit einem leisen Kichern von Ginny, die Harrys Schulter anstupste. „Ich hätte wetten können, dass du vor Mitternacht aufgibst." 

Nur Teddy blieb zurück, seine langen Beine über die Armlehne des Sessels gelegt.

„Bleibst du noch ein bisschen?", fragte Harry, während er einige der Becher aufhob. „Oder bist du auch reif für's Bett?"

„Ich denke, ich gehe gleich hoch.", antwortete Teddy und streckte sich. Sein Ton war lässig, doch Harry bemerkte das leichte Zögern. Ginny schien es ebenfalls zu merken, denn sie setzte sich wieder neben ihn und legte den Kopf schief.

„Alles in Ordnung, Teddy?", fragte sie sanft.

Teddy zögerte einen Moment, bevor er langsam nickte. „Ja, alles gut. Eigentlich wollte ich euch nur noch was sagen, bevor ich ins Bett gehe."

Harry und Ginny tauschten einen kurzen Blick. „Na dann, raus damit.", sagte Ginny ermutigend.

Teddy spielte einen Moment lang mit dem Reißverschluss seiner Kapuzenjacke, bevor er endlich sprach. „Also, es ist nichts Großes oder so... aber ich bin jetzt mit Victoire zusammen."

Es folgte eine kurze Stille, die nur von einem entfernten Krachen zu durchbrechen schien – vermutlich das letzte Feuerwerk des Abends. Harry blinzelte, während Ginny ein breites Lächeln aufsetzte.

„Victoire? Unsere Victoire?", fragte Ginny mit überraschtem, aber erfreutem Ton.

„Ja.", bestätigte Teddy, seine Wangen nun leicht gerötet. „Es ist noch ganz frisch, aber ich dachte, ich sollte es euch sagen, bevor es jemand anders tut."

Harrys Mundwinkel zuckten, und er musste sich beherrschen, nicht laut loszulachen. „Das hätte ich wohl kaum von jemand anderem erwartet, Teddy. Aber hey, das ist doch fantastisch. Herzlichen Glückwunsch!"

„Danke.", murmelte Teddy und rieb sich verlegen den Nacken.

„Du weißt, dass sie in den Sommerferien oft hier ist, oder?", Ginny's Lächeln wurde verschmitzt. „Das bedeutet, dass wir euch zwei ganz genau im Auge behalten werden."

Teddy verdrehte die Augen, aber sein Lächeln verriet, dass er sich nicht wirklich unwohl fühlte. „Ich wäre enttäuscht, wenn ihr es nicht tun würdet."

„Wie hat Bill darauf reagiert?", fragte Harry, der sich nun wieder auf das Sofa setzte. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie beschützend Bills Einstellung zu seinen Töchtern war.

„Er war... überraschend entspannt.", gab Teddy zu. „Ich glaube, Fleur hat es ihm ausgeredet, mich zu verhören. Noch."

Ginny lachte laut. „Das klingt nach Fleur.  Außerdem weiß sie sicher, dass Victoire keinen schlechten Geschmack hat."

Teddy grinste. „Ich hoffe es."

Nach einer weiteren kurzen Unterhaltung über die bevorstehenden Schulferien und die Pläne für den Sommer verabschiedete sich Teddy in sein Zimmer. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, blieb Harry noch einen Moment sitzen und betrachtete das Chaos, das sie alle hinterlassen hatten. Ginny lehnte sich an seine Schulter und seufzte zufrieden.

„Du wirst dich nie daran gewöhnen, dass sie so schnell groß werden, oder?", fragte sie leise.

Harry schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist irgendwie bittersüß. Aber gleichzeitig bin ich so verdammt stolz auf ihn. Auf alle unsere Kinder."

Ginny legte eine Hand auf seine und drückte sie sanft. „Das bin ich auch. Aber weißt du was? Egal wie groß sie werden, sie werden immer unsere Kinder bleiben."

Harry nickte und zog sie ein wenig enger an sich. „Darauf können wir anstoßen ... morgen. Heute bin ich einfach nur müde."

Ginny lachte leise, und gemeinsam machten sie sich daran, die letzten Reste des Silvesterabends aufzuräumen, bevor auch sie endlich ins Bett gingen. Der erste Morgen des neuen Jahres versprach, genauso chaotisch, laut und wunderschön zu werden wie der letzte Abend des vergangenen. Aber genau das liebte Harry an seinem Leben – all die kleinen, unvollkommenen Momente, die es so vollkommen machten.


Wir lassen das Jahr mit einem neuen Kapitel ausklingen. Schöner wäre es gewesen, hätte ich das Silvester-Kapitel in ein Dezember-Kapitel schreiben können, aber so geht es auch. Dann ist es halt der Silvestermorgen, des 1. Januars. Zum neuen Jahr dürft ihr mich auch gern wieder mit vielen neuen Ideen beschenken, die uns das nächste Jahr versüßen, denn meine List neigt sich dem Ende zu und besteht zur Zeit aus genau 3 Punkten. Also raus mit euren wundervollen Ideen und rein in ein neues Jahr volle vieler spannender Kapitel und möglicherweise neuen Projekten meinerseits. Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und einen entspannten Abend. 

Eure Jellybeenqueen 🫶🏻💕

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