August 2010

Dieses Kapitel ist für difadeam. Ich weiß selber nicht, wieso ich noch nicht selber auf die Idee gekommen bin, aber wenigstens einer hat daran gedacht. Also von meiner Seite aus ein ganz großes Dankeschön 💖💖

„Neville. Schön dich mal wieder zu sehen.", eine Krankenschwester des Mungus begleitete den jungen Lehrer über den Flur und hin zum Zimmer seiner Eltern. Neville fühlte sich unglaublich schlecht, weil er seine Eltern schon lange nicht mehr besucht hatte. Er hatte einfach so viel um die Ohren gehabt in letzter Zeit, dass er einfach nicht dazu gekommen war, sie zu besuchen.
„Wie geht es ihnen? Hat sich irgendetwas verändert?", wollte Neville wissen, als sie vor der Tür stehen blieben.
„Oh, den beiden geht es den Umständen entsprechend ziemlich gut. Ich glaube, dass sie langsam begreifen, wo sie sich befinden und sie deswegen ruhiger werden. Geh einfach zu ihnen, wenn etwas ist, weißt du ja, wie du uns kontaktieren kannst.", die Krankenschwester lächelte, dann öffnete sie Neville die Tür und dieser schlüpfte ins Zimmer seiner Eltern. Es war schon immer schwer für ihn gewesen, seine Eltern hier zu besuchen, früher hatte ihn seine Großmutter begleitet, doch auch sie war alt geworden und war auf Hilfe angewiesen. Seit ein paar Jahren besuchte er sie nur noch allein, den Hannah wollte er hier nicht herbringen. Dieser Ort wirkte immer bedrückend und für Neville war er noch schlimmer als für Außenstehende. Dieser Ort hatte einen Großteil seiner Kindheit eingenommen. Es war der einzige Ort, an dem er seine Eltern hatte sehen könne. Er hatte sie nie richtig kennenlernen könne, sie wurden ihm genommen, als er noch viel zu klein war, um sie zu kennen. Er hatte keine Ahnung, wie seine Eltern so waren, kannte nur die Hüllen, die von ihnen zurückgeblieben waren. Als er jetzt so vor ihnen stand, schnürte sich seine Kehle zusammen. Seine Eltern lagen in ihren Betten, nebeneinander und doch so weit weg, dass sie sich nicht berühren konnten. Seine Mutter hatte den Kopf zur Seite gelegt und sah ausdruckslos die Wand an, wehrend sei Vater an die Decke starrte. Schon seit er ein Kind war, hatte er von seinen Eltern nur ein paar einzelne Worte gehört.
Das Zimmer war wie immer ordentlich geputzt und eingerichtet. Neville hatte es schon immer gefalle, dass man die Räume hier nie wie ein Krankenzimmer gestaltet hatte, sondern sie liebevoll eingerichtet hatte, sodass man sich trotz der bedrückenden Lage wohl fühlte.
„Mom, Dad, ich bin wieder da.", wie immer zog Neville sich einen der Sessel zwischen die Betten seiner Eltern.
Er wusste, dass sie ihn hörten, denn schon immer hatten sie auf seine Stimme reagiert. Auch jetzt wandten beide ihre Köpfe zu ihrem Sohn. Ihre Blicke waren immer noch ins Leere gerichtet, aber Neville wusste, dass sie ihn wahrnahmen, dass sie wussten, dass er da war und mit ihnen redete. Er spürte es einfach.
„Tut mir Leid, dass ich so lange nicht mehr da war, ich hatte viel um die Ohren.", sprach er langsam weiter, „Ihr wisst ja, dass ich jetzt Lehrer bin und wow, es ist so viel mehr Arbeit als ich dachte. Wirklich, Kinder sind manchmal so Unglauben anstrengend, aber ich bringe ihnen gerne etwas bei. Ich habe einige, die sich genauso für mein Fach interessieren, wie ich."
Neville schwieg eine Weile. Irgendwie hatte er auch nach all den vielen Jahren die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass seine Eltern ihm eines Tages antworten würden, auch wenn er ganz tief in seinem Inneren wusste, dass dies wahrscheinlich nie passieren würde. Aus der Tasche, die er mitgebracht hatte, nahm er nun ein Foto von sich und Hannah. Er wollte es seinen Eltern gern dalassen, also stand er auf und stellte es auf den Nachtschrank zwischen den Betten, wo auch schon viele andere Fotos standen.
„Ihr erinnert euch doch sicherlich noch an Hannah. Meine wundervolle Frau, ich habe euch von ihr erzählt. Sie würde euch gerne mal kennenlernen, ich bin mir aber nicht sicher, ob ihr das alles nicht etwas Angst machen würde. Ihr ist es aber unglaublich wichtig und ich glaube nicht, dass ich sie noch lange davon abhalten kann, mich zu begleiten.", ein leises Lachen entwich ihm, as er über Hannah sprach.
Und als er seine Mutter ansah, blieb sein Herz eine Sekunde stehen. Ein Lächeln zuckte über ihre Mundwinkel. Ein kleines, fast nicht erkennbares Lächeln, das schnell wieder verschwunden war, aber es war da. Dieses Lächeln war da.
„Ich bin mir sicher, dass ihr sie mögen würdet. Von dem was Grandma mir erzählt hat, ist sie dir sehr ähnlich Mom."
Wieder huschte ei Lächeln über das Gesicht seiner Mutter, dieses Mal deutlicher, länger.
„Mom.", Nevilles Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
Seine Mutter interagierte mit ihm, sie redete zwar nicht, aber sie reagiert auf seine Worte und das war mehr, als er sich jemals erträumt hätte. Die Krankenschwester hatte Recht gehabt, als sie sagte, es würde seinen Eltern besser gehen. Es ging ihnen wirklich besser, viel besser. Das hatte er schon gemerkt, als er den Raum betreten hatte. Es war zwar alles wie immer gewesen, aber dennoch hatte er das Gefühl nicht loswerden können, dass etwas anders war.
„Mom, verstehst du, was ich sage?", langsam ergriff er Alices Hand, drückte sie sanft, hockte sich hin, um seiner Mutter direkt in die Augen blicken zu können. Sie waren braun, wie seine eigenen auch, aber sie hatten ihren Glanz verloren und wirkten abwesend und unruhig.
Und doch wurde ihm wieder ein zaghaftes Lächeln geschenkt.
Neville wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht, als er vor Freude lächelte und den Kopf auf die Decke seiner Mutter legte. So blieb er einige Minuten liegen, bis ein Pfleger und eine Pflegerin hereinkamen.
„Entschuldigung wenn wie stören, aber es ist Zeit für das Essen und danach für die Abendroutine. Wir müssen dich leider bitten zu gehen.", der Pfleger legte Neville eine Hand auf die Schulter, sodass dieser sich erhob und noch schnell die restlichen Tränen wegwischte.
„Kein Problem, Sie machen ja nur ihren Job. Vielen Dank, dass sie sich so gut um meine Eltern kümmern.", er wandte sich zum Gehen, nahm seine Tasche und war schon auf dem Weg zur Tür, als er die Stimme seiner Mutter hörte.
„Warte.", es war nur ein leises Flüstern, das Neville dafür aber allzu gut kannte. Für ihn war es eine Art Ritual geworden, dass seine Mutter ihn zum Bleiben aufforderte, wenn er gehen wollte. Also drehte er sich um und kam zu ihrem Bett zurück.
„Was ist denn?", fragte er so sanft wie immer.
Und wie immer griff Alice langsam nach der Schublade des Nachtschrankes, griff hinein und zog eine Packung Kaugummi heraus, welches sie Neville anschließend in die geöffnete Handfläche legte.
Neville umschloss das Päckchen, von dem er bei jedem seiner Besuche eines abkam, fest mit der Hand.
„Danke Mommy.", damit stand er auf und verließ das Zimmer.
Auf dem Weg nach draußen steckte er sich ein Kaugummi in den Mund. Der gleiche Geschmack wie seit Jahren explodierte in seinem Mund und glücklicher als nach irgendeinem anderen Besuch kehrte er nach Hause zurück.

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