Part 3

"Was für ein Chaos!", sprach Eric Ashleys Gedanken murmelnd aus und handelte sich damit ein Piksen in die Brust von Ashley ein. Mit Sicherheit hatte er es nicht einmal wirklich gespürt, doch er sagte trotzdem brav "Au!", und drehte ihr seinen Kopf zu.

"Wofür was das denn?", fragte er verwirrt, wenn auch etwas belustigt und der Bann, der sie vorübergehend belegt hatte, war gebrochen. Ashley legte den Kopf schief (eine Geste, die sie eindeutig von ihm zu übernehmen schien).

"Du und deine Hypnose Tricks, kannst du da auch Gedanken lesen?"

Langsam tropfte die Bedeutung zu ihren Gehirnwindungen hindurch und sie versteifte sich. Solle er ihre Gedanken lesen könne, bedeutete dies, dass im Umkehrschluss...

NEIN!

Aber das konnte doch gar nicht? Oder? Sie war so vorsichtig gewesen...

Eric strich mit seinem Finger über Ashleys Unterlippe und holte sie so aus ihren schneller selbstzerstörerisch-werdenden Gedanken zurück. Er lachte leise, die Vibrationen aus seinem Brustkorb auf Ashley übertragend.

"Gott, so blass wie du geworden bist muss man ja meinen, du hättest ganz besonders schlimme Gedanken," zog er sie auf und strich seinerseits zwar gewollt beiläufig, jedoch nicht ganz unschuldig mit seinen langen kühlen Fingern Muster an ihrem Körper entlang. Insbesondere an den Brüsten verharrte er länger und zog eine extra Runde. Dennoch war seine Behandlung wunderbar entspannend, also ließ Ashley ihn gewähren. "Aber um deine Frage zu beantworten..." fuhr er fort und Ashley hielt die Luft an "gehört Telepathie leider nicht zu meinen vielen wundervollen Talenten"

Er wackelte wieder so unverschämt mit den Augenbrauen, dass deutlich wurde, dass er mit vielen wundervollen Talenten vor allem seine Fähigkeiten im Schlafzimmer meinte. Und Boy oh boy, da musste Ashley ihm recht geben, er hatte eindeutig ein Talent.

Womit sie wieder beim Thema wären. Er wollte sie. Ganz und gar. Wollte das sie "Sein" wurde. Obwohl sie niemals sein werden konnte, unabhängig davon ob sie sich ihm gerne hingegeben hätte oder nicht. Ashley seufzte schwer und versuchte das beklemmende Gefühl in ihrer Brust wieder los zu werden. Nicht heute Abend. Noch nicht. Noch konnte sie kein gebrochenes Herz ertragen!

"Ich kann allerdings fliegen!", warf Eric beiläufig ein und wich gekonnt Ashleys Hand aus, die sie ihm vor Überraschung gegen die Brust schlagen wollte.

"Erzähl keinen Unsinn!", rief sie aus und musterte ihren Gegenüber mit neuen Augen. Fliegen, oh mein Gott, das war ein Scherz gewesen oder? Misstrauisch schaute sie Eric an, fuhr mit ihren Fingern über seinen Rücken. Er brummte.

"Hmm, also ich will mich ja über die Behandlung nicht beschweren – bitte mach weiter – aber was genau hoffst du eigentlich zu finden?"

Ashley sah sich seine Schulterblätter genauer an und versuchte Erics knabberndem Mund zu entkommen, der sich ein Spaß daraus gemacht hatte, zu versuchen so viele Knutschflecken wie möglich auf ihrem rechten Oberschenkel zu hinterlassen, während sie, halb über seine Schulter gebeugt, halb um seine Körpermitte gekrabbelt, versuchte herauszufinden, ob er sie auf die Schippe nahm und sich Flügel an seinem Rücken versteckten. Als er schließlich das empfindliche Innenfleisch an ihrem Oberschenkel erreichte, schlug sie ihm japsend auf den Rücken.

"Verdammt Eric, lass den Unsinn." Er gluckste und wirbelte sie zurück unter sich aufs Bett.

"Treib mit mir Unsinn!", schlug er stattdessen vor.

Seine Stimme, sein Blick, sein Körper den er in eindeutiger Manier an ihr rieb gehörten Verboten!

"Solange du nicht wieder mit dem Sei-mein-Unsinn anfängst," blubberte Ashley hervor bevor sie sich stoppen konnte und sah für den Bruchteil einer Sekunde wie Erics Gesicht sich schmerzlich verzog. Hatte ihn ihre Äußerung tatsächlich gerade getroffen?

Doch er hatte sich schnell wieder gefangen und machte sich "Am Ende des Abends wirst du mich noch darum betteln mein sein zu dürfen!",  ganz der hungrige Vampir, bereits wieder an die Arbeit. Und vergessen war Ashleys Sorge ihn verletzt zu haben. Vergessen waren auch all ihre anderen Sorgen. Und als das nächste mal Sterne hinter ihren Augenlidern explodierten fragte sie sich zurecht, ob er nicht möglicherweise recht gehabt haben mochte. Sie befürchtete, sollte Eric sie nur im richtigen Moment erwischen, würde sie ihm wahrscheinlich geben, was auch immer verlangte. Doch das waren Probleme für einen späteren Moment.


Der spätere Moment ließ sich dann doch noch ein bisschen Zeit.

Zunächst hatte Eric Ashley beinahe bis in die Besinnungslosigkeit getrieben (wortwörtlich, da sie auf der Welle des Orgasmuses einfach nicht mehr dazu kam, Luft zu holen bzw. nur noch Luft holte, aber nicht mehr wusste wie man ausatmet)

Im Anschluss daran war sie so voller Adrenalin, dass ihr Blut geradezu zu singen schien. Diese Form von Ausnahmesport ließ sie ausgehungert und durstig zurück, doch, wie Eric ihr Zähneknirschend mitteilte, war er nicht unbedingt von hungrigem Besuch ausgegangen, als er sich mit Feuerholz und kalt gestellten Blutbeuteln hergerichtet hatte. Erics, wahrscheinlich nett gemeintes Angebot ein Kaninchen für sie zu erlegen, hatte sie dennoch ausgeschlagen. Als sie auf seinen verwirrten Ausdruck zähneknirschend zugab, Vegetarier zu sein, weil sie nach dem Krieg weiteren Tod einfach nicht mehr ertragen konnte, hatte sein Gesicht sich auf eine derart absurde Art und Weise verzogen, dass sie in schallendes Gelächter ausgebrochen war. 

Ein Vampir und ein Vegetarier gefangen in einer Hütte im Wald... der Witz schrieb sich geradezu selbst.

Zum Glück hatte wohl wer anders (Eric konnte sich nicht erklären wer es gewesen sein könnte, da er die Hütte, wie er ihr erzählte, seit 50 Jahren besaß und nie vermietete), ein Einmachglas in Rum eingelegte Blätterteigbällchen zurück gelassen, was den schlimmsten Hunger stillte. Und sie etwas beschwipst machte.

"Besser?", fragte Eric leicht angeekelt, als Ashley sich den letzten Teigbällchen in den Mund schob und erschöpft zurück fiel.

Sie warf ein Kissen, dass neben ihr gelegen hatte nach Eric, der es quasi in Zeitlupe auffing. In der ganzen Hütte waren mittlerweile Kissen, Decken und Felle verteilt - sie waren fleißig gewesen.

"Schau nicht so angewidert auf mein Essen.", sie kicherte "Das war lecker!"

Skeptisch zog Eric eine Augenbraue hoch und schaute sich das nun beinahe leere Glas an. Lediglich ein kleiner Rest Rum und Brösel schwammen noch auf dem Boden. Ashley kicherte erneut.

"Wieso liegst du noch nicht schnarchend vor dem Kamin?", fragte er sie ernsthaft überrascht und musterte sie. "Du wiegst vielleicht 55 Kilo und hast auf leeren Magen und nach-" er wackelte mit den Augenbrauen "sportlicher Betätigung ein seit wer-weiß wie vielen Jahren in Alkohol eingelegtes Gebäck verputzt!"

Ashley zuckte mit den Schultern.

"Bist du Kampftrinker?"

"Also wenn", Sie hob den Zeigefinger. "dann KampftrinkerIN. Und jetzt hör mal auf zu Urteilen Mr. Moralapostel!", hörte Ashley sich selber sagen und musste augenblicklich über die Absurdität in der Situation und Erics Blick lachen.  Sie war allerdings tatsächlich ein bisschen schläfrig, wollte jetzt jedoch nicht klein beigeben.

"Außerdem Urteile ich ja auch nicht über deine Essensgewohnheiten!" Zumindest nicht allzu sehr. Obwohl er ja genau genommen nur aus Beuteln getrunken hatte. Es gäbe wohl mehr zu Urteilen, wenn er seine Nahrung direkt von der Quelle beziehen würde. Wobei sie sich eigentlich ziemlich sicher war, dass Eric in der Lage war, sehr willige Quellen zu finden. So wie sie.

Ein Schmunzeln legte sich auf Erics Lippen, hinter denen seine Fänge bereits erneut dabei waren hervor zu treten. Sie wusste was das bedeutete. Ihr wurde heiß.

"War das ein Angebot?", brummte er mit seiner Stimme, die sie jedes Mal aufs neue schwach werden ließ. Gott, der Mann war gefährlicher als jedes Rauschgift, dass ihr einfallen wollte. Sie schluckte schwer, ihr Blick gebannt von seinem Mund.

"Hm was?"

Sein Grinsen wurde breiter. Dann, in einer Bewegung die schneller war als dass ihre schlechten, beschwipsten Augen wahrnehmen konnten, war er wieder über sie gebeugt und küsste sie hart bevor sie wusste wie ihr geschah. Nicht, dass sie sich beschwert hätte.

"Wa-"

So schnell, wie er eben bei ihr gewesen war und sie geküsst hatte, so schnell war sie plötzlich auf ihre Beine gezogen worden ehe Eric ihr seine Jacke von zuvor überwarf (nicht ohne dabei leicht zu schmollen, da sie nun vor seinen Blicken verdeckt war) und ihr seine Schuhe gab. Als er ihr dann auch noch eine Mütze, samt Ohrenklappen und Fellbeschlag auf den Kopf setzte, wobei diese ihre schief in die Stirn rutschte, bekam sie dann doch endlich mal ein Wort heraus.
Sie hob die Arme zu den Seiten hoch und versuchte sich die Mütze aus der Stirn zu streifen, doch dank der Unmengen an Stoff die an der Jacke waren, bekam sie ihre Arme nicht einmal ganz geknickt um sich die Russenmütze aus der Stirn zu schieben.

"Eric?"

Lachend zog er ihr die Mütze aus dem Gesicht...und warf sich Ashley im Anschluss über die Schulter wie einen Sack Mehl. Schon wieder. Und wieder musste Ashley lachen.

"Ich kann auch laufen, weißt du?", versuchte sie ihm zu erklären.

"Wobei ich dann dein entzückendes Lachen verpasse?", er biss sie spielerisch in die Wade und schleppte sie weiter als wöge sie nichts, obwohl sie sich kreischend und kichernd wand. Diesmal trug er sie nach draußen anstatt ins Innere des Hauses. Und dieses Mal war er derjenige der kaum etwas trug, während sie in mehrere Schichten Felle, Leder und Stoff gewickelt war. Er trug lediglich eine Jeans. Keine Schuhe. 

Verdammt, ihn so zu sehen war wahrlich ein schöner Anblick.Sie hielt die schon wieder rutschende Mütze fest und musterte ihn unverfroren von unten bis oben. Der Alkohol hatte ihre letzten Reste Schüchternheit vertrieben, dass sie Eric in seiner Gänze wirkliche genießen konnte.

"Annie Schätzchen, wenn du mich weiter so mit deinen Augen ausziehst, dann verschiebe ich die Programmpunkte von später vor und falle gleich hier und jetzt im Schnee über dich her."

Ja bitte!

Sie strecke ihm die Zunge raus und warf kurzerhand die störende Mütze in den Schnee welcher ihr bis zu den Knien reichte. "Was ist denn der momentane Programmpu-"

Weiter kam sie nicht, denn da traf sie bereits der erste Schneeball. Erschrocken riss sie den Mund auf. "Du-"

Zack. Schneeball Nummer zwei.

Unschuldig dreinblickend stand Eric ihr gegenüber. Das er sie eben mit Schneebällen attackiert hatte, war nicht länger zu erkennen. Von seinen Angriffen? Keine Spur! Lediglich der Schalk war in seinem Blick abzulesen.

"Na warte!"

Vielleicht war sie keine 1000 Jahre alt, vielleicht auch kein Vampir und mit ihren 1,60 im Schnee gegenüber einem Wikingerriesen im Nachteil, doch sie konnte sich nicht erinnern, dass letzte Mal in einer Schneeballschlacht einen solchen Spaß gehabt zu haben. Obwohl sie sicher war, dass Eric sich in so ziemlichen jedem Fall absichtlich in ihre Flugbahn der schlecht platzierten Schneebälle geworfen hatte, quiekte sie jedes Mal vor Vergnügen, was auch Eric das ein oder andere Mal ein Lachen entlockte. Als sie ihn schließlich in einem erbärmlichen Versuch versuchte umzuwerfen gab Eric der Schwerkraft nach und ließ sich mit dem Rücken zuerst in den Schnee fallen. Ashley kletterte auch ihn, lachend und außer Atem.

Es schneite zwar noch immer, aber im Vergleich zu ein paar Stunden zuvor hatte sich das Schneetreiben in ein gemütliches Schneerieseln gewandelt. Ashley legte den Kopf in den Nacken, breitbeinig auf Erics Mitte sitzend, und versuchte Schneeflocken mit ihrem Mund zu fangen.
Eric unter ihr räusperte sich.

"Annie, ich schwöre bei Gott, wenn du weiter so auf mir herum reitest, dann geschieht hier bald ein Unfall!", grummelte er mit tiefer Stimme doch einem breiten Grinsen im Gesicht. Es dauerte einen Moment bis sie die Bedeutung seiner Worte verstand. Doch das ein plötzlich sehr wacher Teil seiner Anatomie sich herausfordernd gegen sie drückte brachte sie dann endlich aufs Pferd.

"Oh."

Sie leckte sich eine Schneeflocke von der Unterlippe und er wurde unter ihr noch härter.

"Wirklich? Nur weil ich mir über die Lippe geleckt habe?", fragte sie ungläubig und schaute in Erics hungrige Augen.

"Du hast ehrlich keine Ahnung wie verdammt verführerisch du bist, oder?", brummte er heiser und hielt sie an ihren Hüften an Ort und Stelle als sie und seinem besten Stück ein wenig "Luft" geben wolle.  

"Zum Anbeißen?", neckte sie ihn frech.

Er grinste sein Vampirgrinsen. Wahrscheinlich sollten sie seine Vampirzähne ängstigen, stattdessen...fand sie die recht verführerisch. Gott, schon wieder? Sie sollte wirklich etwas Distanz zwischen ihn und sich bekommen. Erneut versuchte sie von seinem Schoss aufzustehen. Vergeblich. 

"Ich kann mit dem Druck leben!", sagte er doppeldeutig und strich gedankenverloren durch Ashleys blonde Locken die durch den Schnee feucht geworden und um Anschluss wieder eingefroren waren. Als er jetzt weiter sprach klang seine Stimme weit in Gedanken, wobei sein Akzent stärker wurde.

"Wer hätte gedacht, dass sich so der Abend entwickelt, nachdem ich aus einer Lust und Laune heraus bei meinem Spaziergang ein Schatten aus dem Schnee geschaufelt habe..."

Ashley schauderte beim Gedanken daran wie nah sie zu dem Zeitpunkt dem Tod gewesen sein musste und sie bildete sich ein auch Eric einen Schauder durchfahren gesehen zu haben.

"Dir ist kalt", schlussfolgerte er, nicht ganz falsch mit seiner Annahme und schaffte es, obwohl sie quer über ihm saß, in einer fließenden Bewegung aufzustehen. Anscheinend war sie nicht schwerer als ein Sofakissen für ihn. Er stellte sie neben sich in den Schnee und wartete. Ashley sah ihn verwirrt an und er grinste.

"Mir hat eine sehr heißblütige Stute verraten, du könntest auch laufen und sollest nicht immer getragen werden", säuselte Eric sarkastisch und grinste spitzbübisch.

"Stute? Hast du mich ehrlich gerade Pferd genannt?!"

Ashley stemmte die Arme in die Hüften (oder eher an die Stelle wo sie ihre Hüften vermutete, in dem Monstrum von Mantel war sie ein einziger Kloß) und stampfte zur Hütte zurück. Eric hinter ihr lachte. Mistkerl.

"Oh, wie soll ich dich denn lieber nennen? Ich hätte so viele Namen für dich."

Mit Leichtigkeit hielt er Schritt. Himmel, mit Leichtigkeit überholte er sie und schwebte geradezu über den Schnee, während sie sich damit abmühte einen Fuß vor den anderen zu setzen ohne komplett einzusinken. Eric an ihrem linken Ohr flüsterte ihr weitere Namen zu, die ihr eine Gänsehaut verursachten. Und mit jedem Namen wurde er schmutziger. Es fiel Ashley schwer, einen ernsten Gesichtsausdruck zu behalten.

Als er schließlich vorsichtig in ihr Ohr biss, blieb sie wie angewurzelt stehen und drehte sich zu ihm um. Er grinste vom einen Ohr bis zum anderen wie ein Schuljunge.

"Eric, du kannst doch nicht einfach-"

Sie hielt inne. War er gewachsen?

Sie schaute hinunter.

Jesus, Maria und Josef.

"Du fliegst!", schrie sie so laut auf das in der ferne Vögel kreischend aus den Bäumen hervor kamen.

Eric schaute an sich hinunter und zuckte mit den Schultern.

"Ich wollte nicht den ganzen Schnee in die Hütte schleppen."

Ashley beugte sich vor und fuhr mit der Hand unter seinen Füßen entlang, die Barfuß waren.

"Du..."

Vollkommen fassungslos suchte sie nach Seilen oder einer Box auf der er stand sodass er fliegen konnte. Eigentlich wusste sie natürlich, dass nichts hier draußen war, dass er hätte herzaubern können, sodass es aussah als würde er fliegen. Dann andererseits hatte er die letzten Stunden so einiges auf die Beine gestellt, womit sie niemals gerechnet hatte. Was sie dann tat, kam aus einem einfachen Impuls. Sie sprang auf ihn und klammerte sich mit ihren Beinen um ihn wie ein Klammeraffe.

"Guten Abend Annie!", flüsterte Eric erfreut und beugte sich schnell vor, um ihr einen Schmatzer aufzudrücken. Er erwischte ihre Wange, da sie nach unten schaute um zu sehen, ob er noch immer in der Luft hing. Was er tat.

"Ich fliege!", rief sie nun vollkommen atemlos aus und schaute Eric mit großen Augen an.

"Nun, genau genommen fliege ich und du bist nur ein Passergier...", wollte er erklären hielt dann aber inne als Ashley sich von ihm lösen wollte. Schneller als sie gucken konnte hatten seine Arme sich um sie gelegt und hielten sie an Ort und Stelle, ihre Beine überkreuzt an seinem Rücken und ihre Arme um seine Schultern.  Seine Hände, natürlich, an ihrem Hintern. Als sie lachend protestierte, drückte er zu.

"Hiergeblieben Fräulein."

Ashley, die darauf vertraute, dass er sie nicht fallen lassen würde, ließ ihren Griff ein wenig locker und ließ eine Hand aus seinem Nacken in seine Haare gleiten. Sie fuhr mit den Fingern durch sie hindurch und steckte sie hinter seinem Ohr fest. Gedankenverloren seufzte sie und und murmelte "Für immer. "

Eric guckte komisch was sie dazu brachte, den Kopf schief zu legen. Dann kam ihr eine Idee. Sie sah die Hütte, die hinter ihm schwach erleuchtet war. Sie sah nach oben, in den Himmel, in dem sich nicht länger dunkle Wolken, aber eine sternenklare Nacht erstreckte. Dann grinste sie.

"Flieg mich zum Mond."

Eric unter ihr brummte "Jetzt stellt das Weib schon Forderungen. Kaum reicht man ihr den kleinen Finger..."

Seine Worte waren ganz offensichtlich gedacht sie zu ärgern, doch sein Gesicht verriet ihn. Sie ging auf sein Spiel ein und schmollte, ehe sie sich vorbeugte um ihm ihn Ohr zuflüstern.

"Wer sagt denn, dass es sich nicht für dich lohnen wird?".

Dann, einfach weil er es immer gemacht hatte und sie sich rächen wollte, knabberte sie an seinem Ohr und drückte sich enger an ihn während sie seufzte. Es wirkte. Er knurrte. "Willst du zu den Sternen oder zurück ins Schlafzimmer. Glaub mir, mir ist beides recht."

Sie grinste siegesgewiss ehe sie ihn glücklich küsste. Die Chance ließ Eric sich natürlich nicht entgehen um ihren Kuss zu intensivieren und seine Hände über sie gleiten zu lassen. Ob sie nun in Jacken eingewickelt aussah wie ein Teigkloß oder nicht.

"Zu den Sternen also", seufzte er und ehe Ashley sich versah waren sie wenigstens 50 Meter über dem Boden. Ihr blieb ein Aufschrei im Halse stecken. Eric drehte ihren Kopf zu sich zurück und grinste.

"Schau nicht nach unten."

Sie schluckte schwer, konnte sich aber etwas entspannen als sie sein entspanntes Gesicht sah.

"Du hast mich?", versicherte sie sich aber dennoch nochmal und drückte sich stärker an ihn. Er drückte sie ebenfalls.

"Ich hab dich. "

Und damit atmete sie noch einmal tief durch, ehe sie alle Sorgen losließ und mit Eric Northman über die Berge schwebte.

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Zurück in der Hütte fühlte sie sich noch immer schwerelos. Es war unglaublich gewesen. Die Sterne, die kalte Nachtluft, die Berge die sich unter ihr erstreckt hatten wie eine Miniaturausstellung. Sie konnte sich nicht erinnern einmal etwas so wunderschönes gesehen zu haben. All ihre Sorgen waren ihr auf einmal so klein vorgekommen, Dinge die unüberwindbar schienen so belanglos und unwichtig.

Sie war in der Lage gewesen loszulassen. 

Die frische Nachtluft, das Adrenalin und die Tatsache das wohl auch einige Zeit vergangen war, hatten so ziemlich jegliche Spuren des zuvor gegessen Alkohols aufgesaugt. Sie war nicht länger benebelt und beschwipst, sondern ehe erfrischt und belebt. Die Hütte war auf einmal klein und zu warm und sie warf den übergroßen Mantel von sich, auf das Sofa.

Erst während der Mantel bereits in der Luft war viel ihr auf was sie da tat. Sie war nicht zu Hause. Himmel, selbst zu Hause hing sie ihren Mantel wie es sich gehörte artig an seinen Platz, denn es gehörte sich nicht, alles einfach von sich zu schmeißen. Schnell lief sie dem Mantel hinterher, hob ihn auf und hing ihn neben die Tür und stand in dem übergroßen Norwegerpullover den Eric ihr gegeben hatte (und nichts anderem) unschlüssig neben der Tür. Sie wusste nicht recht was sie tun sollte.

Es hatte aufgehört zu schneien. Ihr Kleidung war, da war sie relativ sicher, in der Zwischenzeit getrocknet und der Schneesturm hatte ebenfalls aufgehört. Es wäre an der Zeit zu gehen. Doch sie wollte nicht. Sie schielte zu Eric herüber, der sich erneut ein Scotchglas mit einer verdächtig aussehenden Flüssigkeit gefüllt hatte, welches er, während er barfuß zum Sofa tapste, mitnahm. Seufzend ließ er sich fallen und machte es sich bequem. Dann sah er auf. Sein Blick suchte sie. Als er sie gefunden hatte setzte ihr Herz einen Schlag aus, ehe es doppelt so schnell schlagend weiter klopfte.
Eric runzelte die Stirn.

"Alles in Ordnung?"

Sie räusperte sich und kam lächelnd auf ihn zu.

"Alles bestens, wieso?", antwortete sie. Selbst in ihren Ohren klang ihre Stimme einen Hauch zu hoch, zu quietschend. Sein Blick musterte sie von den Zehenspitzen bis zum Haaransatz, was nicht unbedingt beruhigend war.

"Hast du irgendeinen Herzfehler?", fragte er verwirrt und legte den Kopf schief und lauschte genauer. „Eher weniger.Dein Herz schlägt zwar schnell, aber gleichmäßig und ohne Nebengeräusche..."

Er hatte ihren Herzschlag noch neben der Tür stehen hören können. Das war... joa. Wahrscheinlich wohl gruselig, aber sie fand es irgendwo merkwürdig tröstlich.

"Danke Herr Doktor." , murmelte sie in Gedanken und setzte sich neben ihn. Er zog ihre nackten Beine über seinen Schoß und schnappte sich dann ein Buch das im Regal hinter ihm an der Wand stand. Ashley lehnte sich zurück gegen die Sofalehne und rutschte näher an Eric heran. Dieser lächelte ihr zu.

"Du siehst kaputt aus. Ruh dich ein wenig aus, ich les dir was vor."

Ashley wollte protestieren, musste aber stattdessen gähnen. Sie war wirklich müde. War es nicht irgendwo unhöflich, einfach einzuschlafen? Andererseits war sein Angebot sehr verlockend. Er hatte sie näher an seine Brust gezogen seine Beine seinerseits auf dem Sofa ausgestreckt, sein Arm an ihrem Rücken. Sein Daumen streichelte ihren Rücken. Sie musste sich zusammenreißen nicht zu schnurren wie ein Kätzchen. Aber ein bisschen näher an ihn herankuscheln erlaubte sie sich. Gott, er war gut.

"Es ist viele hunderte Jahre her...", begann er mir seinem tiefen tempre von Stimme vorzulesen und sie gab den Rest ihres Widerstandes auf. Es war ihr egal ob es unhöflich war. Keine 20 Pferde konnten sie jetzt mehr von ihrem Platz an Erics Brust entfernen. Seine Stimme vibrierte von seinen Knochen in seinem Brustkorb direkt in ihr Ohr und der widerhallende Schall lallte sie in den Schlaf. Eric zog eine Decke über sie.

..., doch die Geschichten sind bis heute nicht vergessen", fuhr er fort. Ashley war bereits beinahe eingeschlafen. Ihr Gedanken wurden zähflüssiger und seine Worte verwandelten sich in Bilder hinter ihren geschlossenen Augenlidern. Sie meinte Wörter wie "Gott" oder "altehrwürdiger Orden" zu hören, doch war sie sich sicher ihr Gehirn spielte ihr bereits streiche. Es gab keine Chance das er von ihrer wahren Identität wusste.

Die Tür flog auf, laut und geräuschvoll. Schnee und Eis wirbelten herein, umwirbelten die Person, die den Türrahmen blockierte. Eric war aufgesprungen, seine Zähne gefletscht, sein Körper in Angriffshaltung. Er machte einen Satz nach vorne, sprang auf die offene Tür zu - und bewegte sich nicht. Sie hielt die Luft an. Er schaute erschrocken zu Boden. Es war als wäre eine unsichtbare Wand vor ihm, die er nicht durchdringen konnte. Ein gehässiges Lachen kam von der Tür. Die Person war komplett in Gewänder gewickelt und von Ashleys Platz aus nicht zu erkennen.

"Sie wird niemals dein sein, Vampir.", fauchte die Stimme ihm entgegen, spuckte das Wort Vampir beinahe aus dabei. Eric knurrte. Die Hand des Fremden erhob sich und zeigte auf Ashley. Bedeutete ihr, ihm zu folgen. Entgeistert, beinahe panisch schaute sie hoch. Ihre Füße bewegten sich ohne ihr zutun.

"Eric?", panisch versuchte sie stehen zu bleiben, blickte zu Eric, der seinerseits ebenso wenig in der Lage war, auf sie zuzukommen. Ein missbilligendes Schnalzen mit der Zunge ertönte.

"So erbärmlich. Sie ist uns versprochen."

Ashley hatte mittlerweile die nähere Distanz des Eindringlings erreicht und die ausgestreckte Hand schloss sich um ihren Hals. Sie röchelte. Eric knurrte.

"Lass sie los!", schrie er, seine Versuche die paar Meter Distanz zwischen ihnen zu überqueren kläglich scheiternd. Die Hand um ihren Hals drückte stärker zu, war dabei, wie Ashley jedoch feststellte, überraschend klein. Zart. Beinahe feminin. Sie versuchte es mit treten, um sich schlagen und zappeln, doch die Hand an ihrer Kehle war unnachgiebig.

"Wir warten auf dich Ashley", flüsterte die Stimme ihr zu, als Ashley die ins Gesicht gezogene Kaputze zu fassen bekam. Sie riss sie hinunter. Und schrie.

Sie selbst starrte sich entgegen, ihre Augen kalt, gehässig und blutunterlaufen. Elektrizität schien unter der Haut zu pulsieren, knisternde und knackend Geräusche kam von ihr. Die "böse" Ashley hob einen Arm und richtete ihn in Richtung Eric der augenblicklich zu zucken begann.

"Halt. Stopp!", schrie sie, doch wurde ignoriert während Eric vor ihren Augen zappelte wie bei einem epileptischen Anfall oder einem Stromschlag. Doch sie konnte nichts ändern. Sein zappeln und die gurgelnden Geräusche die er dabei von sich gab wurden schlimmer. Ashley begann hysterisch zu weinen.

"Bitte. Stopp. BITTE!", flehte sie und bettelte. Tränen liefen ihr heiß über die Wangen, die Luft die sie atmete erreichte ihre Lungen nicht.

"Ashley."

Eric sprach, doch er berührte seinen Mund nicht, zuckte noch immer auf dem Boden, erlitt scheinbar Höllenqualen.

"ASHLEY!"

Sie schlug die Augen auf und kraftvoll die Hand weg, welche sie an ihren Schultern hielt. Sofort wurde sie losgelassen. Außer Atem richtete sie sich auf. Und befand sich auf dem Sofa in den Hütte unter einer Wolldecke vor dem leise knisternden Kamin. Eric stand über sie gebeugt, sein Ausdruck eine undurchdringliche Maske. Ashley atmete tief durch. Ein Traum. Das war alles nur ein Traum gewesen. Sie starrte zur Tür, doch sie war verschlossen wie eh und je und Eric stand, abgesehen von seinem merkwürdigen Gesichtsausdruck unversehrt im Ganzen vor ihr.. Ohne das Ashley über ihre Handlung weiter nachdachte sprang sie von Sofa auf und in Erics Arme. Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Das er keinen Herzschlag hatte, anhand dessen sie sich seiner Unversehrtheit versichern konnte, war nicht gerade hilfreich und so wollten ihre Tränen nicht so schnell versiegen.

"Shhh, Ashley. Ist ja alles gut.", murmelte er, sichtlich leicht überfordert. Es war eindeutig, dass er für eine fürsorgliche Ansprache  nicht die richtige Adresse war, also würde sie sich selbst wieder beruhigen müssen. Wie gut, dass sie noch einen Rest Rum im Einmachglas gelassen hatte. Ashley löste sich aus Erics Umarmung und lief zur Spüle auf dessen Rand noch das leere Scotchglas von zuvor und ihr Einmachglas standen. Kurzerhand spülte die Erics Glas aus und füllte den Rum um ehe sie es in einem Zug leer trank. Eric schaute sie merkwürdig an.

"Was?", schnappt sie. Ihre Gefühle waren wirklich außer Rand und Band.

"Nichts.", antwortete Eric und kam langsam auf sie zu. Ruhig, mit gebeugter Körperhaltung.

Er will dir keine Angst machen!, schoss es ihr den Kopf und sie gab ihre Angriffshaltung auf und seufzte. Wie hatte sie es geschafft den einzig fürsorglichen Vampir auf diesem Planeten zu treffen? Die Götter mussten doch was mit ihr vorhaben... Sie schüttelte den Kopf und Eric blieb stehen.

"Nicht du, Dummkopf.", lächelte sie und streckte die Arme nach ihm aus, eine Geste dem ihm verraten sollte, dass er zu ihre kommen sollte. "Meine Gedanken!"

Damit setzte Eric sich wieder in Bewegung und durchquerte in einem einzigen Schritt den restlichen Raum zwischen ihnen. Es war wie verhext. In der Sekunde in der er sie wieder berührte, ging es ihr wieder besser. Er war wie ein Morphinpflaster, dessen Dosierung sie nur schwer zurück schrauben konnte. Tatsächlich glaubte sie, immer größere Dosen von ihm zu benötigen.

Ashley seufzte über dieses Paradoxon, während sie die Droge ihrer Wahl musterte. Er war leider so verführerisch wie eh und je, auch als sie versuchte, ihre rosa-rote Brille abzusetzen. Ihre Finger fuhren über seine breiten Schultern. Sie musste sich fast auf Zehenspitzen stellen und ihre Arme in gesamter länge aufspannen um seine beiden Schultern gleichzeitig zu umfahren.

Dabei geriet sie ins straucheln und fiel gegen seine muskulöse, stolze Brust. Wäre sie in seiner Gegenwart nicht so glücklich, hätte sie bestimmt Minderwertigkeitskomplexe. Sie konnte sich nicht vorstellen, bei ihm mithalten zu können. In Gedanken drückte sie einen Kuss auf die nackte Brust vor ihrer Nase an die Stelle wo sie sein stilles Herz vermutete. Eric selbst hatte sich eine verboten gut sitzende Jeans über die schmalen Hüften gezogen. Hätte Ashley ihn nicht ohne Hose gesehen, wäre sie sicher gewesen, dass dieser Anblick das Beste war, was sie in ihren 19 Jahren zu sehen bekommen hatte. Sie seufzte tief ehe sie, nachdem er sie auf ihr Geräusch hin frech ansah, kicherte. Sein Blick wurde warm. Wie brennendes Glas.

In ihr stieg wieder das blubbernde Gefühl auf und für den Moment (- vielleicht dank des Einmachglases Rum), konnte sie sich einfach darauf einlassen und ruhig weiter atmen. Sie strahlte ihn an, offen und ehrlich. Sie musste aussehen wie ein Honigkuchenpferd an Weihnachten während das Feuer des Kamins, die einzige Wärme- und Lichtquelle des Hauses, gemütlich knackte. Als er sich diesmal zu ihr hinunterbeugte, ließ er sich Zeit, ohne Hast ohne Eile. Er legte seine Hand in ihren Nacken ehe er sie als Ganzes, mit ihrem ganzen Körper an sich zog. Seine Lippen drückten sich sanft auf ihre, kein Necken, kein Zungenspiel, kein Wettkampf um Macht, Führung oder Dominanz. Stattdessen wirkten seine Lippen beinahe warm. Zärtlich. Ashleys Augen flatterten perplex auf.

Der Eric der vor ihr stand war nicht der, wie er vorgab zu sein, 1000 Jahre aller Wikinger-Vampir-Prinz. Er war Eric, der Mann der ihr so eben mit dieser kleinen Geste das Herz gestohlen hatte, alser sein wahres Wesen gezeigt hatte.

"Okay-", hörte sie sich selbst flüstern, überrascht und atemlos.

Eric runzelte die Stirn.

"Okay?"

Sie zuckte die Schultern und das blubbernde Gefühl stieg wieder in ihr auf. Stieg von ihrem Herzen in ihren Brustkorb, verteilte sich heiß und glühend in jedem ihrer Körperteile, ihrer Glieder, ihrer Zellen. Wie Lava floss es flüssig durch ihre Adern und ließ sie lachend den Kopf in den Nacken legen und Eric ihrerseits hungrig und fordernd küssen.

"Okay!" Sie küsste ihn erneut. Hart. Und obwohl sie anhand Erics verwirrtem Gesichtsausdrucks sagen konnte, dass er nicht ganz bei der Sache war, tat das seinen Kusstechniken keinen Abbruch.

Als sie das nächste Mal Luft holen konnte. Wollte. Musste!, erklärte sie sich.

"Okay," mit nervösem Kribbeln im Bauch war ihre Stimme noch quietschiger als beabsichtigt, doch die nächsten Wort, die entscheidenden Wort kamen klar und stolz hervor.  Denn sie war sich sicher. "Ich bin dein!"

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