24. Klaus? Ich habe Angst.

Keuchend eilte ich in das Anwesen der Mikaelson. Der einzige Ort an dem ich sicher war. Und eine winzige Chance hatte das alles zu überleben. Ich spürte bereits wie der Biss meine Sinne trübte, die mir üble Streiche spielten.

"Klaus?!" Meine Stimme hallte laut durch das leere Gebäude und in nicht mal einem Wimpernschlag stand Klaus vor mir.

"Was ist los?", fragte er und beäugte mich kritisch. Ich hatte ihn verraten. Aber doch gerettet. Ich verstand seine Reaktion.

"Es ist etwas passiert und du wirst wütend sein, aber genau das beabsichtigt Lucien. Er will dich bestimmt wieder in eine Falle locken-", redete ich vor mich hin und gestikulierte wild mit meinen Händen.

"Was hat er getan?" Seine Miene verfinsterte sich, als Luciens Name fiel.

Ich schluckte und atmete tief durch. "Versprich mir, dass du nicht ausrastest und irgendetwas Verrücktes tust, ja? Versprich es mir."

Er senkte seinen Kopf. Doch er bemerkte sofort die triefende Wunde an meinem Unterarm, die mein Oberteil bereits durchweichte. Klaus nahm zügig meinen Arm und zog den Ärmel hoch, um den Biss zu betrachten.

"Bevor du durchdrehst... Klaus, ich werde dich nicht in dieses Selbstmordkomando stürzen lassen. Es reicht, dass ich-", doch weiter kam ich nicht. Meine Beine verloren an Halt und ich klappte zusammen. Bevor ich am Boden aufprallte, fing mich Klaus auf. Er hob meinen Oberkörper hoch und packte mich ebenfalls unter meinen Oberschenkeln, während ich mit Mühe versuchte mich an seinem Hals festzuhalten. Direkt eilte er in das nächste Stockwerk.

Meine äußere Fassade, die ich probierte in Stand zu halten, bröckelte immer weiter. Allmählich fühlte ich etwas. Etwas menschliches. Ich hatte das Gefühl ich würde diese Schutzmauer, zu meinem eigenen Wohl aufrechterhalten. Um mir einzureden, dass alles wieder gut wird. Mir nichts passiert.

Doch nun fehlte mir die Kraft. Ich konnte mir nichts mehr einreden und erst recht nicht anderen.

Ich hatte Angst.

Angst um mein angeblich unendliches Leben, das wohl doch endlich war.

Ich fühlte diese Angst bis auf die Knochen. Noch nie zuvor hatte mich dieses menschliche Gefühl so überrannt.

Mein Schalter war wieder umgelegt.

"Klaus...", hauchte ich.

"Ja?"

"Ich habe Angst." Eine Träne bahnte sich den Weg über meine Wangen. Ich sah auf zu Klaus. Unsere Blicke trafen sich. Und er wusste es. Er wusste es sofort.

"Keine Sorge, Danielle." Sofort wandte er seinen Blick wieder starr nach vorne. "Ich werde dich nicht sterben lassen."

*

Müde saß ich auf einem Sofa, auf das mich Klaus abgesetzt hatte. Ich sah mich langsam im Raum um. Ich wusste nicht was ich suchte. Wahrscheinlich irgendetwas, das mich ablenken konnte. Von meinem Zustand, der sich merklich nicht verbesserte. Klaus und Freya standen im Türrahmen und berieten sich darüber wie man mir am besten helfen konnte.

"Danielle? Danielle, hey, geht's dir gut?" Die Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Hayley hatte gegenüber von mir auf dem anderen Sofa Platz genommen.

Ich entgegnete nur mit einem schlichten "Ja". Ich nickte leicht und rang mir ein Lächeln ab.

Klaus drehte sich von Freya weg und kam auf uns zu. In seiner Hand hielt er ein Tuch und in der anderen ein Glas. Vorsichtig setzte er sich neben mich.

"Halt still. Das wird leicht brennen." Er drückte das mit der Flüssigkeit getränkte Tuch auf meine Wunde. Vor Schmerz zog ich scharf Luft ein.

"Das ist eine Heilsalbe. Das Rezept ist über tausend Jahre alt", kam es von Freya.

"Bester Jahrgang", entgegnete ich und setzte ein gezwungenes Lächeln auf.

"Das wird die Symptome lindern und den Schmerz abschwächen, aber nicht die Infektion aufhalten."

"Das war's dann wohl." Ich schluckte.

"Wir tun alles was wir können, Danille", unterbrach mich Hayley und legte mir mitfühlend eine Hand auf mein Bein.

"Aber wie kann das sein?", fragte ich verzweifelt. Mit meinem Blick auf die sich immer weiter entzündende Wunde gerichtet. "Ich bin ein Hybrid. Zur Hälfte Werwolf. Ich müsste immun gegen dieses Gift sein."

"Zum Teil ja. Doch Lucien erschuff dieses Gift aus allen der sieben Wolfsrudel. Du hingegen stammst nur aus einem und kannst einer Kombination nicht standhalten", erklärte mir Freya. Ich merkte wie sie probierte es mir möglichst schonend beizubringen, dass ich quasi keine Chance hatte.

"Eine kleine Hilfestellung vielleicht." Elijah betrat dicht gefolgt von Vincent den Raum.

"Ich denke, ich weiß was wir tun müssen", kam es von Klaus, der nun aufstand und nachdenklich im Zimmer umhertigerte. "Lucien war schon immer von mir besessen. Er hat sich nach meinem Abbild erschaffen. Mein Biss, wird durch mein Blut geheilt."

"Meinst du also, dass sein Blut sie retten kann?", fragte Hayley mit gerunzelter Stirn.

"Es ergibt Sinn. Lucien würde diese Macht haben wollen", fügte Elijah noch hinzu.

"Das ist ein Ansatz. Wir sollten das klären."

"Gut, ich werde das mit Vincent erledigen." Elijah sah zu Vincent, der ihm zunickte. Zusammen verließen beide den Raum.

"Wir sollten auf Nummer sicher gehen. Hope ist eine Mikaelson-Hexe und sie trägt das Wolfgen in sich. Dass sie Heilkräfte hat, wissen wir ja bereits", warf Hayley in den Raum.

Freya seufzte. "Einen Versuch ist es wert."

*

In ihrem abgedunkelten Schlafzimmer lag Danielle bewusstlos, während Klaus seit Stunden an ihrem Bett saß und ihre Hamd hielt. Ihr Zustand hatte sich in der letzten Zeit rapide verschlechtert. Schneller als Freya es eigentlich vorausgesagt hatte. Sie linderte die Schmerzen und probierte das Fieber zu senken.

Klaus' Augen hingegen waren geschlossen und sahen von Danille weg. Er erstellte eine Illusion in ihrem Kopf, um sie abzulenken und die wahrscheinlich letzten Momente mit ihr zu genießen, auch wenn er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatte.

Die beiden saßen im Rousseaus. Auf den selben Plätzen, als sie sich nach 4 Jahren wieder getroffen haben. Alles war genauso wie damals. Klaus hatte sich jedes noch so kleine Detail der damaligen Situation gemerkt.

"Es ist genauso wie damals", raunte ich lächelnd und blickte mich im Raum um. Cami bereitete Drinks vor. Die selbe ältere Frau saß in der Ecke und las ihre Zeitung. Der selbe Mann kippte sich bereits einen Drink nach dem anderen in den Rachen. Und Klaus saß direkt neben mir. "Du hast dich selbst übertroffen. Wenn es nur echt wäre..."

"Es genügt um uns die Zeit zu vertreiben, bis das Heilmittel wirkt." Er lächelte mir aufmunternd zu und nahm meine Hand. "Und wir können morgen nach deiner Genesung überall hin wo es dir gefällt. Dazu holen wir deine Erinnerungen zurück."

"Ich war lange nicht mehr in London. Auf dem Big Ben. Von dort hatte man immer eine tolle Aussicht."

"Na dann fangen wir dort an", entgegnete er und zog seine Lippen in ein Grinsen.

"Hätte ich nur gewusst, dass du so ein Romantiker bist", lachte ich und sah zu ihm hinüber. "Dann hätte ich meine Gefühle nicht abstellen müssen."

"Sprechen wir lieber nicht von was wir bereuen, sondern von dem perfekten Tag."

Mein Lächeln verschwand. "Ich hätte so gerne wenigstens hier meine Erinnerungen an dich. An euch alle." Ich seufzte. Ich wollte es ihm nicht sagen, dass ich mich immer schlechter fühlte. Hoffnung hatte ich keine. Ich probierte damit abzuschließen, dass mich das Gift wahrscheinlich töten würde. Nur hätte ich noch gerne gewusst wie ich wirklich zu Klaus stand. Auch wenn meine menschliche Seite nun auch allmählich wieder Gefühle für ihn hegte. Ich musste wirklich sagen: Ich vermisste es zu fühlen. Die Kälte im meinem Herzen hatte mir genügt. Doch kann ich es jetzt nicht mehr ausnutzen.

"Dem kann man auf die Sprünge helfen. Du magst zwar deine Erinnerungen nicht mehr haben, doch teilst du sie nicht alleine."

*

Langsam schritt ich die Marmortreppe in meinem bordeauxfarbenen Abendkleid hinunter. Meine Haare waren hochgesteckt und meine Augen dunkel betont. Mein Blick schwiff durch das Anwesen mit weißen Wänden und blieb bei Klaus hängen. Keine Menschenseele war in dem großen festlich geschmückten Ballsaal außer wir. Unten angekommen, hackte ich mich in seinen Arm ein, den er mir entgegen streckte, und liefen zusammen auf die große Tanzflächen.

"An diesen Abend kann ich mich nur noch teilweise erinnern", sagte ich, während wir anfingen uns langsam zu der Klaviermusik zu bewegen, die ertönte. Mir kam das Lied bekannt vor, doch ich konnte es nicht zuordnen. "Stefan und Damon haben gestritten. Um Elena." Ich seufzte.

"Das war der Abend, an dem ich dich das erste Mal nach über tausend Jahren wieder gesehen habe und wusste, dass du noch lebst." Ein Strahlen bildete sich in seinen Augen, als er mich einmal um meine eigene Achse drehte. "Erinnerst du dich an die Melodie?"

"Ja, nur mir fällt nicht ein woher ich sie kenne", antwortete ich und legte nachdenklich meine Stirn in Falten.

"Du hast sie mir vorgespielt", entgegnete Klaus schmunzelnd. Ich habe was?

*

Die Szene wechselte. Wir saßen an einer dunklen Straße, die nur leicht durch Laternen beleuchtet war. Der Mond schien hell und strahlte auf die Bank, auf der wir saßen. Bei genauerem Hinsehen konnte ich feststellen, dass es sich bei diesem Ort um Mystic Falls handelte. Willkürlich musste ich lächeln.

"Hier hast du erfahren, dass mein Vater deine Mutter ermordet hatte..." Mein Blick ging erschrocken zu Klaus, der neben mir auf der hölzernen Bank saß. "Aber hier haben wir immer über deine Träume gesprochen, die dich sehr belasteten. Doch sie waren der Schlüssel, wie wir dich in einen Hybriden verwandeln konnten." Ernaut fingen Klaus' Augen an zu strahlen. Dies war der Zeitpunkt, als er erfuhr, dass er nicht allein war. Dass er nicht allein die Bürde trug ein Urhybrid zu sein.

"Danke", sagte ich in die Dunkelheit. Total unabhängig von unserem Thema. "Danke, dass du das für mich tust, Klaus." Ich drehte meinen Kopf zur Seite und setzte ein Lächeln auf. Ich verdrängte die Schmerzen. Es gab jetzt nur uns und diesen Moment.

"Für dich würde ich alles tun, Liebes."

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