22. Ganz schön zäh
"Bist du fertig, Freya,", fragte Klaus als er noch am selben Abend den Innenhof betrat. Freya saß vor Elijah und mir an einem kleinem Tisch, verbrannte einige übelriechenden Kräuter und sprach einen Zauber. Die Stimmung zwischen mir und Klaus war noch ziemlich angespannt. Wir hatten kein weiteres Wort mehr gewechselt. Und mein Amulette hatte ich immer noch nicht wieder bekommen.
"Ja. Jetzt wird jede Hexe, die einen Lokalisierungszauber ausführt, denken dass du hier direkt in New Orleans bist", antwortete sie zufrieden und legte die restlichen Kräuter in die eiserne Schale neben ihr.
"Trotz all seines Unfugs ist Kol doch wahrlich ein Meister seines Fach", warf Elijah ein und lächelte ruhig.
"Ja... Und Ärger anzuziehen ist nunmal meine Stärke", fügte Klaus grinsend hinzu. "Du wirst ihm doch von mir danken." Elijah nickte zustimmend.
"Fahr nur bitte so lange, bis du dir sicher bist außer Gefahr zu sein."
"Du musst mich nicht daran erinnern, wie kostbar meine Fracht ist, Bruder", entgegnete ihm Klaus und klopfte ihm auf die Schulter. Er gab Freya einen schnellen Kuss auf die Wange. "Halt ihn unter Kontrolle", grinste er ihr zu und deutete auf Elijah. Dieser reichte ihm nur gleichgültig seine Reisetasche.
Bevor Klaus zügig das Anwesen verließ, bleib er noch einmal bei mir stehen. Er gab mir ebenfalls einen Kuss auf die Wange und flüsterte: "Wir werden uns wieder sehen" und ging. Ich rollte mit den Augen. Mit dieser Reaktion hätte wegen vorhin nicht gerechnet.
Nun würde es hier sehr ruhig werden. Klaus ist weg und Hayley und Hope begleiten ihn. Wohin der Weg sie auch führen würde.
Ich wollte den Innenhof verlassen. Mein Blick schwiff wieder hinüber zu Elijah und Freya, doch eines der letzten Dinge, die ich sah, war Freya wie sie mit ihren Fingern schnippte. Mein Genick knackte heftig und alles wurde schwarz. Mal wieder. Ich musste dringend mit ihr ein ernstes Wörtchen reden. Das musste wirklich aufhören.
*
Meine Adern brannten wie Feuer. Mein Herz pochte wie verrückt. Mein Kopf brummte als hätte ich den übelsten Kater. Meine Sicht war unscharf. Es war dunkel und kalt. Eine höllisch schmerzende Stelle an meinem Arm richtete meine Aufmerksamkeit auf sie. Von dort verteilte sich dieser unheimliche Schmerz in meinem Körper. Ich tat mir schwer meine Augen offen zu halten.
Ich folgte der Nadel in meinem Arm, einem dünnen Schlauch bis hin zu einem Infusionsständer. An ihm hang ein Beutel mit einer leicht gelblichen Flüssigkeit, Wolfswurz. Ein Seufzer entglitt mir. Ich hatte ganz fiese Flashbacks.
Regelmäßig tropfte es durch den Schlauch in meine Venen. Regelmäßig genug um mich stark zu schwächen.
Meine Augen passten sich allmählich den Lichtverhältnissen an. Ich saß auf einem eisernen Stuhl inmitten eines geschlossenen Raumes. Alles fest zugemauert. Kein einziger Lichtblick. Ich rüttelte an meinen Handgelenken. Schmerzerfüllt keuchte ich auf. Mit Wolfswurzketten gefesselt. Genau wie meine Beine und mein Oberkörper.
Mein Blick richtete sich auf. Haarsträhnen klebten an meiner verschwitzten Stirn und erleichterten mir die Sicht nicht wirklich.
Zwei Gestalten standen vor mir. Zwei bekannte Gestalten. Freya und Kol.
"Guten Morgen, Darling", grinste Kol und verschränkte gehässig seine Arme vor der Brust.
"Was wollt ihr von mir", fuhr ich ihn heftig an. Meine Stimme kratzte in meinem Hals und ich musste danach heftig husten.
"Wir wollen nur, dass du deinen Schalter wieder umlegst", kam es nun ruhig von Freya. Spielen die beiden nun etwa guter Cop, böser Cop?
"Das könnt ihr vergessen!" Ich musste lachen. Niemals würden sie das schaffen. Dazu gefiel mir meine jetzige Lebenssituattion viel zu gut. "Wenn Klaus davon erfährt-"
"Oh nein, er wird dir dabei nicht helfen", unterbrach mich Kol zügig und ein Knurren entwich meiner Kehle. Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es verdammt nochmal wissen müssen! Vorhin, als ich Klaus erzählt hatte fort zu gehen. Er wollte mich nicht aufhalten. Und sein Abschied- Verdammt!
Er hatte das Ganze hier zu 100% in die Wege geleitet. Hatte seine Geschwister verdonnert sich um den Hybriden ohne Menschlichkeit zu kümmern. Dass ich nicht lache. Und er drückte sich vor allem.
"Wir werden dir helfen deine Menschlichkeit wieder hervor zu kitzeln", erwiderte Freya und schritt ein wenig näher auf mich zu. Hingegen noch mit ausreichend Sicherheitsabstand.
"Und ihr werdet kläglich daran scheitern", fauchte ich so gut es ging mit den wenigen Kräften, die mir noch verblieben. "Ich werde einen Weg hier hinaus finden, auch wenn ich euch alle hier töten muss"
In wenigen Millisekunden stand Kol neben mir. "Versuchs doch, Darling", hauchte er mir in mein Ohr. Wie gern hätte ich ihm für sein dämliches Grinsen eine verpasst. Mir war klar, dass ich ihn nicht ohne weiteres töten könnte, aber so ein bisschen Werwolfsgift in seinem Körper wäre wenigstens ein Anfang und würde reichen zu entkommen. Und die Hexe wäre ein leichtes. Ich stöhnte laut auf, als er den Regler am Tropf verschob und nun mehr Wolfswurz in meine Adern lief.
"Du hast mittlerweile so viel Wolfswurz in dir, damit könnte man ein ganzes Rudel töten", sagte Freya verblüfft. Sie fasste sich mit einer Hand am Kinn und musterte mich.
"Du bist ganz schön zäh", staunte Kol ebenfalls und gesellte sich wieder neben seine Schwester. Auch er musterte mich von oben bis unten.
"Wäre auch schlimm wenn nicht", zischte ich und fixierte die Beiden mit meinem Blick. Noch einmal probierte ich mit aller Kraft die Ketten zu lösen, doch außer ein Brennen auf meiner Haut, änderte sich nichts.
Ich schickte sie alle zur Hölle. Freya, Kol, und den allen voran: Klaus.
Wenn ich hier raus bin, würde er sein blaues Wunder erleben.
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