20. Billige Romanze
Im Hof betrachtete ich gemeinsam mit Stefan einen Bauplan des Anwesens Davilla, um einen Weg ins Gebäude zu finden. Hexen hatten im Auftrag von Aya Klaus und Elijah entführt. Ihr Ziel war es die Erschaffungsbindung zu lösen, damit die beiden aus dem Weg geräumt werden konnten ohne ihre ganzen Blutlinien auszulöschen.
"Man könnte einen dieser Zugangstunnel benutzen, um in ein Hinterzimmer zu gelangen", rätselte Stefan und fuhr mit seinem Finger die geplante Route nach. Hinter uns murrte nur ein Möchte-gern-Urvampir. Er war angeblich der Erste, den Klaus verwandelt hatte.
"Wie war dein Name nochmal", fauchte ich gereizt und fuhr zu ihm herum. Er tippte nur weiterhin mit seinen Fingern auf dem alten Ledersofa.
"Lucien Castle, meine Hübsche." Ein verführerisches Lächeln legte sich auf seine Lippen.
"Also Lucien. Machst du dir wohl Sorgen, dass deine Tausend-Dollar-Schuhe etwas schmutzig werden?", entgegnete ich sarkastisch und schob meine Unterlippe wie ein trotziges Kleinkind hervor.
"Eigentlich übernehme ich die schwerste Arbeit hier, meine Liebe. Denn die Vampire, denen wir gegenüberstehen, sind was? Siebenmal so alt wie ihr?" Empört schnappte ich nach Luft. Das hatte er nicht wirklich behauptet. Lucien drehte sich zu Marcel, der auf der Treppe saß und sein Telefongespräch beendet hatte. Er sah ziemlich frustriert und unglücklich aus, denn sein Gesicht war in beunruhigte Züge gelegt. "Ist das wirklich die beste Hilfe, die wir bekommen können?"
Ich sekundenschnelle sprang ich aus meiner Hocke vor dem Tisch hinauf, packte ihn an seinem Hemdkragen und presste ihn gegen einen Stützbogen im Hof.
"Jetzt pass mal auf. Ohne dich im Rücken hätten Stefan und ich vermutlich schon lange eine Lösung gefunden seinen und auch deinen Erschaffer vor einem misslungenen Zauber zu retten", zischte ich und verstärkte meinen Griff um seinen Hals. "Würde es hier nicht um das Leben meiner Freunde gehen, würde ich dich liebend gerne scheitern lassen. Und außerdem, bin ich um einiges stärker als du." Schlagartig ließ ich von ihm ab, nachdem ich meine Hybridaugen hab aufleuchten lassen.
Er taumelte ein Stück zurück und fasste sich beeindruckt an den Hals. "Danielle", keuchte er und wieder legte sich ein dreckiges Grinsen auf sein Gesicht.
"Höchstpersönlich", lächelte ich und krempelte meine Ärmel zurück.
"Jetzt weiß ich wirklich, wieso Klaus so einen Narren an dir gefressen hat."
"Wir kommen nicht an ihre Körper", meldete sich nun auch Marcel. Vermutlich um die Diskussion zu entschärfen. "Strix aus der ganzen Welt fliegen ein, um sicherzustellen, dass dieser Zauber ausgelöst wird. Sie bewachen jeden Eingang und Ausgang."
Lucien verzog sein Gesicht. "Nun, du bist ihr Anführer. Ruf ein Treffen ein. Plane ein Meeting. Befiehl ihnen aufzuhören."
"Nein, nein, nein." Marcel schüttelte heftig mit dem Kopf. "Wenn ich das tue, hat Aya kein Problem damit, einen Putsch gegen mich zu inszenieren."
"Wunderbar. Ich denke, es liegt dann an mir, unseren großen Plan zu entwickeln", seufzte Lucien theatralisch auf. Garantiert lag unser aller Schicksal in deinen Händen. Ich rollte mit den Augen.
Gerade dann betraten Hayley und Freya den Innenhof.
"Nicht nötig, Lucien. Freya hat einen Weg gefunden, die beiden aus dem Jagdzimmer zu holen. Sie braucht nur eine ausreichend starke Energiequelle", erklärte Hayley und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
"Ich würde Finn kanalisieren, aber er ist dafür, unsere Brüder umkommen zu lassen. Also werde ich Danielle kanalisieren. Je älter der Vampir, desto besser die Batterie", wandte Freya ein. Wie bitte?!
"Wir werden ihr etwas Zeit verschaffen und die Strix ablenken", führte Hayley ihren Plan fort.
"Warte, also willst du, dass ich mit der übrig gebliebenen Schwester Händchen halte, während ihr-", mein Blick ging abwertend zu Lucien, "die Strix angreift? Das muss ein Witz sein", spottete ich. "Ich bin eure einzige Chance. Kanalisier Lucien, das-"
Ehe ich meinen Satz beenden konnte, schnipste Freya mit ihren Fingern und brach mir das Genick. Ich spürte nur noch wie ich auf die Couch fiel und dann wurde alles schwarz...
*
Langsam kam ich wieder zum Bewusstsein. Ich war mit Wolfswurzseilen an einen Holzstuhl gefesselt in einem Raum mit dutzenden brennenden Kerzen. Freya stand hinter einem Tisch, auf dem noch mehr Kerzen und Kräuter aufgestellt waren.
"Onlucan et permette mon osti-"
"Musstest du mich denn fesseln", unterbrach ich sie forsch und wackelte an den Seilen, die sich in meine Haut brannten. Leicht verzog ich mein Gesicht. Schon wieder fragte ich mich, was ich hier eigentlich tat. Ich könnte entspannt irgendwelche Menschen töten und nun spielte ich hier lebende Zauberbatterie.
"Das wird weh tun", seufzte Freya und kam zu mir hinüber. "Du darfst dich nicht bewegen."
"Wolfswurzstricke, Erschöpfungszauber... fehlt noch ein Wein aus der Tüte und das würde schon beinahe einer billigen Romanze ähneln", witzelte ich, um mich von den brennenden Seilen abzulenken. Sie zog aber nur meine Fesseln enger, was mich vor Schmerz nach Luft schnappen ließ.
"Nun, das musst du zuerst überleben. Weißt du, da ist ein Anker, der meine Brüder im Inneren einschließt. Etwas Repräsentatives", erklärte sie mir. Doch so ganz konnte ich ihr aufgrund des Erschöpfungszaubers, den sie auf mich gelegt hatte, nicht folgen. Sonst wäre ich schon längst abgehauen. "Deshalb können sie nicht raus. Aber ich werde in dieses kleine Gedankengefängnis einbrechen und es von innen heraus zerschlagen... Und es wird den Großteil meiner Macht und wahrscheinlich auch deine ganze Kraft verbrauchen."
"Na dann, leg los. Ich werde hier gefesselt auf dich warten", murmelte ich semi begeistert und rollte mit den Augen.
Freya grinste, bevor sie aufstand und zum Tisch lief. Sie holt Luft, hebt ihre Arme in die Luft, sodass ihre Handflächen sich nah über den Kerzenflammen befanden.
"Onlucan et permette mon ostium"
Mein Inneres fing an zu kochen. Ich spürte wie sie meine Kraft anzapfte. Ich stöhnte auf und windete mich im Stuhl, um wenigstens den Schmerz der Fesseln ein wenig mindern zu können.
"Onlucan et permette mon ostium. Onlucan et permette mon ostium..."
Erneut stöhnte ich qualvoll auf, als ein Wind durch den Raum bließ und die Kräuter mit sich nahm.
"Dia a la vida!"
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Lang, lang ist's her.
Bei mir war in letzter Zeit ziemlich viel los... habe meinen Abschluss gemacht, Führerschein, wurde Zeichnerin für Twitch Streamer usw, aber jetzt bin ich voller Motivation hier weiter zu schreiben 🙃
Entschuldigt bitte meinen eingerosteten Schreibstil xD
Und ich hoffe ein paar von euch verfolgen meine Geschichte auch weiterhin <3
Danke für den Support, in der Zeit als ich weg war.
Auch über 160k Aufrufe bei "After All This Time". Danke! 🥺
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