10. Don't leave me
Nachdem Klaus meine Sachen in ein freies Zimmer gebracht hatte, das ich vorübergehend beziehen konnte, lief ich wieder hinunter in den Innenhof. Klaus war vorhin einfach verschwunden und ich wusste nicht wo ich suchen sollte. Außerdem vermutete ich ihn hier am ehesten.
Ich stieg gerade von der letzten knarzenden Treppenstufe hinunter, als eine Frau mit Kinderwagen und in Begleitung eines Mannes den Innenhof betrat. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es sich bei der Frau um Hayley handelte, die ich auf dem Maskenball der Strix flüchtig getroffen hatte.
"Danielle?", fragte sie überrascht, als sie mich ebenfalls erkannte. "Was machst du denn hier?"
"Lange Geschichte", lachte ich und machte eine kurze, abwertende Geste mit meiner Hand. "Und was macht ihr hier?"
"Wir waren auf der Suche nach Elijah", antwortete sie und ich kam einige Schritte näher auf die Drei zu.
"Er ist vor kurzem erst gegangen", entgegnete ich schulterzuckend, dann fiel mein Blick auf den Mann neben ihr. Er war größer als ich, hatte etwas längere dunkelbraune Haare und einen Bart.
"Oh, ihr kennt euch gar nicht. Danielle, das ist mein Ehemann Jackson. Jackson, das ist Danielle. Und das ist Hope."
"Hallo Hope", grinste ich und sah in den Kinderwagen, wo Hope mir direkt entgegen strahlte. Sie war höchstens zwei bis drei Jahre alt. Sie griff nach meiner Hand und auf einmal durchfuhr mich ein komisches Gefühl. "Was war das?"
"Sie ist etwas ganz besonderes. Sie ist ein Tribrid." Ich stockte und sah mit großen Augen zu ihr auf. Ein Tribrid? So etwas ist unmöglich.
"Wie ist das möglich?" Mein Blick fiel von Hayley auf Jackson und von Jackson auf Hayley.
"Nun ja, ich war ein Werwolf und ihr Vater-" Sie fixierte schlagartig etwas hinter mir. Ich drehte mich um und erkannte Klaus. Sein Blick war geschockt und in besorgte Züge gelegt, als wolle er Hayley von den nächsten Wörtern abhalten wollen. "-ist Klaus."
Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf. Wollte das Gesagte nicht realisieren. Das durfte nicht wahr sein. Hope war zwei oder drei Jahre alt. Vor vier Jahren war Klaus angeblich mit mir in Mystic Falls und entwickelte 'Gefühle' für mich.
"Liebes, ich kann das erklären", entgegnete Klaus besorgt und kam auf mich zugelaufen.
"Du hältst es nicht für nötig mir zu sagen, dass du eine Tochter hast?!", rief ich empört und wich einige Schritte zurück.
"Ich-", stockte er und ich hob nur desinteressiert meine Hand. Er brauchte nichts zu erklären. Wortlos ging ich in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Das Türschloss machte dabei ein ungutes Geräusch und die Tür selbst durchfuhr ebenfalls ein lautes Knacken.
Es wäre am besten, wenn ich einfach wieder verschwinden würde und mein Leben lebe. Dadurch würde ich nicht mehr in die Probleme dieser Familie mit hineingezogen werden. Außerdem schätze ich, dass die Danielle, die ihre Erinnerungen besitzt, nicht davon begeistert wäre, wenn sie von seinem Kind erfährt. Es wäre besser, wenn ich meine Erinnerungen nicht zurückbekomme.
Mit diesem Entschluss zog ich den Koffer unter dem Bett hervor und klappte ihn auf. Gerade als ich die Kleiderschranktür öffnete, betrat jemand den Raum.
"Danielle, ich kann es erklären", sagte Klaus und seine Stimme bebte. Ich drehte mich nicht zu ihm und räumte starr den Schrank aus.
"Ich will es nicht hören", fauchte ich und warf die Klamotten in den Koffer.
"Sieh mich an!" Er packte grob meinen Arm, um mich dazu zu bringen ihn anzusehen. Ich konnte die Tränen ihn seinen Augen sehen und das Zittern in seiner Stimme war kaum zu überhören. Ich sollte wütend auf ihn sein. Er war derjenige, der den Fehler begangen hatte und nicht ich. Desto länger ich in seine Augen sah, desto mehr wollte ich jedoch bei ihm bleiben. Ihm den Fehler verzeihen und einfach glücklich mit ihm sein.
Nein, das war falsch.
Ich schüttelte meinen Kopf um die Gedanken loszuwerden. Ich riss meine Augen von ihm, befreite meinen Arm aus seinem harten Griff und wandte mich wieder an mein Gepäck.
"Es war an dem Tag, als ich erfahren habe, dass du mit Damon zusammengekommen bist. Es war eine Kurzschlussreaktion. Ich wollte nicht mit Hayley schlafen." Ich stieß ein kurzes, abschätziges Lachen aus. Würde er mich lieben, hätte er es nicht getan. "Verlass mich nicht."
"Geh", zischte ich und schloss den ersten Koffer, aber er blieb stehen und bewegte sich nicht. "GEH!", schrie ich und fuhr herum und ließ meine Hybridaugen aufblitzen. Die Worte aus meinem Mund zu hören, hatten ihn getroffen, wie ein Stich ins Herz. Er schluckte, nickte kaum merklich, starrte auf den Boden und verließ schlussendlich das Zimmer.
*
Ich war mit dem letzten Koffer beschäftigt, als die Tür wieder auf ging und anschließend in ihr Schloss fiel.
"Lass mich in Ruhe", fauchte ich und würdigte ihn wieder keines Blickes.
"Bitte bleib." Die Stimme ließ mich aufhören. Es war Hayley.
"Du kennst mich nicht mal", entgegnete ich und seufzte.
"Ich weiß, aber das kann sich doch ändern. Ich finde du hast Potenzial meine Freundin zu werden", erwiderte sie, ließ sich auf das Bett fallen und klopfte auf den Platz neben sich. Widerwillig stand ich auf und setzte mich neben sie.
"Klaus hat dich geschickt, richtig?", fragte ich seufzend und sie nickte nur stumm.
"Er hat mir alles über euch erzählt. Und bitte glaub mir, zwischen uns, das war eine einmalige Sache. Er liebt dich, Danielle. Das merkt selbst ein Blinder!"
"Und wieso hat er mich dann verlassen? Er ist einfach gegangen, hat mich stehen lassen und konnte sich nicht mal persönlich verabschieden", antwortete ich spottend. "Wer weiß, vielleicht hätte ich meine Erinnerungen dann noch."
"Er hat dich zu deinem eigenen Schutz verlassen", entgegnete sie direkt. "Bitte überleg es dir nochmal." Sie sah mich ein letztes Mal flehend an, ehe sie mein Zimmer verließ.
Ich fuhr mir durch meine Haare und seufzte laut auf. Wieder setzte ich mich vor meinen Koffer und packte die letzten Dinge hinein, bis mir der Brief von Klaus in die Hände fiel. Ich faltete ihn auf und der kleine, selbstgeschriebene Zettel rutschte mir auf den Schoss. Ich nahm ihn hoch und begutachtete ihn kritisch. Wegen diesem kleinen Zettel, hatte ich mich überhaupt auf die Suche nach Klaus gemacht.
Er sollte mir helfen, mich wieder erinnern zu können.
Ich atmete tief durch. Ich kannte nur einen kleinen Teil unserer Geschichte.
Es wäre wirklich nicht richtig jetzt einfach so zu gehen.
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