[33] 2|Freitag
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Sie kuschelt sich noch mal näher an Alice und nimmt ihre Wärme dankend auf. Ein schönes Gefühl, ein friedliches Erwachen.
Für heute haben sie sich viel vorgenommen. Da Ronja freitags frei hat und Alice noch krankgeschrieben ist sowie erst zum 15.06. bei Pat anfängt, haben sie heute schön viel Zeit. Beim Frühstück wollen sie über die Wohnungsgestaltung sprechen und danach in die Umsetzung gehen.
„Ronnie, magst du mir einmal sagen, was auf jeden Fall in der Wohnung so bleiben sollte, so wie es ist?"
„Ich kann mich eigentlich auf alles neu einstellen, aber meinen Arbeitsbereich hätte ich sehr gerne weiterhin am gleichen Platz."
„Das kann ich verstehen, das sollst du auch."
„Wie ist es denn mit dir Al? Für mich ist es wichtig zu erfahren, was du brauchst, um dich hier auch zu Hause und in deiner Wohnung zu fühlen?"
„Meinen eigenen Rückzugsort."
„Ja, das kann ich verstehen, der ist mir auch wichtig. Für mich wäre es in Ordnung, wenn mein Rückzugsort sozusagen das Wohnzimmer mit der Terrasse ist, wo ich auch arbeite. Aber trotzdem können wir hier auch gemeinsam Zeit verbringen."
„Für mich wäre das auch völlig in Ordnung, wenn wir das so handhaben. Ich werde das auch immer respektieren, wenn du deine Ruhe haben möchtest und würde dann in meinen Rückzugsort verschwinden, wo auch immer der dann sein mag."
„Wir haben drei Zimmer. Eins davon soll ja sicherlich das Zimmer unseres Kindes werden, oder?"
„Ja, finde ich auch."
„Ich bin mir zwar sicher, aber kannst du mir bitte noch eine Sache bestätigen. Das dritte Zimmer, welches ich nie genutzt habe, ist kleiner als das Schlafzimmer oder?"
„Ja."
„Ich hatte überlegt, dass das dritte Zimmer das Kinderzimmer wird und du dir eine schöne Ecke im Schlafzimmer einrichtest, aber nur, wenn dir das ausreicht. Ich würde dich ebenso respektieren. Aber wenn dir das nicht reicht, dann ..."
„Das reicht mir auf jeden Fall. Das Schlafzimmer ist riesig. Da habe ich mehr als genug Platz für mich."
„Okay, hab verstanden. Und im Falle eines bösen Streits, was ich nicht hoffe, oder wenn wir einfach mal Ruhe voneinander brauchen, würde ich eben auf der Couch schlafen. Bevor du jetzt etwas sagst, die ist ausziehbar."
„Ja, die Frage kam mir auch schon auf. Aber dann ist das ja geklärt. Und Ronnie?"
„Ja?"
„Dass die Couch ausziehbar ist, weiß ich. Immerhin habe ich ja schon darauf geschlafen." Alice muss anfangen zu lachen.
„Äh ja, stimmt." Ronja steigt ins Lachen mit ein. „Also machen wir das so?"
„Was ist mit meinen Möbeln?"
„Wir können gerne deine Möbel hier mit einbringen, aber natürlich. Du kannst dich da wirklich austoben. Da lasse ich dir freie Hand. Außer bei meinem Arbeitsplatz."
„Ja, das ist doch klar. Ich würde gerne meinen Tisch, erst einmal auch das Sofa und drei oder vier Regale mitnehmen. Na ja, und meine Sachen natürlich, die ich so habe."
„Dein Schlafsofa tauschen wir aber nicht gegen das Bett aus oder?"
„Sagtest du nicht etwas von freier Hand?"
„Al?"
Alice lacht und Ronja weiß, dass es ein Scherz war, aber wohin soll das Sofa dann.
„Ich möchte es nicht wegwerfen. Ich würde es erst einmal in das Kinderzimmer stellen. Vor allem für die Anfangszeit wäre es praktisch. Damit ich oder wir im gleichen Raum schlafen können."
„Klar. Das hatte ich gar nicht bedacht. Aber ja, das macht echt Sinn."
„Meine Wohnungskündigung hatte ich eingereicht, weil wir bereits Ende des Monats haben. Ich wollte, dass die pünktlich ankommt. Ich werde mich in meinen letzten freien Tagen um die Möbel kümmern, ums Packen, na ja, um die Wohnung eben."
„Du kannst auch Joe fragen, ob er manches mit dir hierher oder auch zum Sperrmüll und Wertstoffhof fährt. Er hat einen größeren Wagen."
„Super Idee, danke."
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Alice inspiziert die Wohnung noch einmal ganz genau und Ronja diktiert dabei in ihr Gerät, was Alice sagt. Das Wohnzimmer bleibt so, wie es ist. Alice gefällt es und in erster Linie wird es Ronjas Raum sein. Wenn sie darf, möchte sie jedoch ein paar von Ronjas Bildern aufhängen. Dem wird zugestimmt.
In der Küche möchte Alice streichen, sie möchte eine fröhliche Wandfarbe anbringen, Gelb.
Da das Badezimmer auf dem neuesten Stand ist, gibt es dort nichts zum Beanstanden und darf so bleiben, wie es ist.
Im Kinderzimmer, welches leer ist, bis auf ein paar Kartons und dem Wäscheständer, halten sie sich länger auf. Alice überlegt hin und her, wie sie es am besten einrichten können.
„Ronnie, wo wäre das Bett am besten für dich?"
„Warte."
Ronja geht wieder hinaus und kommt durch die Tür hinein. Sie stellt sich vor, dass das Baby schreit, dazu ein bisschen Aufregung, nun wolle sie das Baby aus dem Bettchen holen und eventuell noch wickeln. So fragt sie sich, wo es sinnvoll wäre, sowohl das Bett als auch die Wickelkommode aufzustellen. Sie zeigt Alice den Platz für beide Möbel an. Alice zeichnet dies in einen Plan für den Raum auf.
Den Rest des Raums richtet Alice gedanklich ein, lässt Ronja aber an ihren Gedanken teilhaben und führt sie mit durch den Raum. Alice möchte gerne eine Wand farbig streichen und fragt Ronja nach ihrer Meinung, diese antwortet Grün, da diese für die Natur steht.
Im Schlafzimmer setzt sich Ronja auf das Bett, während die Gedanken von Alice rund um ihre Ecke nur so heraussprudeln. Ronja gewährt ihr diese Zeit, es geht hier schließlich um ihren Raum. Blaue Wandfarbe in ihrer Ecke und damit ihre Ecke etwas mehr abgegrenzt wird, soll das Bett gerne ein paar Zentimeter verschoben werden.
Der Plan für die Wohnung steht. Alice wird wahrscheinlich noch einen Spiegel für sich besorgen, aber ansonsten ist der Flur den beiden nicht so wichtig.
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Zur Mittagspause machen sie sich gemeinsam auf den Weg zum Hafen.
„Hallo Elmar."
„Hallo Alice. Hallo Ronja."
„Hey Elmar."
„Wie geht es dir heute, Elmar?"
„Gut und euch?"
„Uns auch. Wir sind ein bisschen erschöpft. Wir wollen unsere Wohnung ein bisschen umgestalten."
„Für das Baby?"
„Auch, aber auch für mich."
„Für dich?"
„Ja, ich wohne noch nicht lange in der Wohnung. Und Ronja und ich wollen es zu unserer Wohnung machen."
„Ich verstehe."
„Am Sonntag kannst du dir die Wohnung ja anschauen und Alice kann dir dann erzählen, was wir noch vorhaben."
„Ja, das finde ich gut."
„Echt?"
„Ja. Wenn es zu viel ist, dann nicht. Aber vorher mag ich Wohnungen gerne anschauen."
„Ansonsten sitzen wir auf der Terrasse. Das ist okay für dich oder?"
„Ja. Wenn nicht, dann sag ich es. Und dann gehe ich."
„Das ist gut."
„Okay. Bis morgen. Alice oder Ronja oder beide."
„Bis morgen."
„Bis bald."
Über einen kleinen Umweg machen auch sie sich auf den Weg. An einer Gabelung trennen sich ihre Wege. Ronja geht nach Hause. Alice geht Farbe einkaufen.
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Als Alice in die Wohnung zurückkommt, schreit sie prompt los und lässt die Tüten auf den Boden fallen. Ronja dreht sich abrupt in ihre Richtung.
„Jag mir doch nicht so einen Schrecken ein, Ronja!" Alice pustet laut aus. „Du sahst gerade sehr merkwürdig aus. Wie du da auf dem Boden liegst, in einer merkwürdigen Position. Und Woody ist nicht in Sicht."
„Sorry! Al, alles wieder gut?"
„Ja, ich habe die Bilder nicht gesehen. Erst nur dich, das sah verdammt skurril aus."
„Ich habe nur versucht, diese auszubreiten."
„Ich hatte gerade Angst. Im ersten Moment sah es so aus, als würde etwas nicht mit dir stimmen. Tut mir leid", wiederholt Alice noch einmal ihre Sorge.
„Schon okay. Muss witzig aussehen. Komm her. Setze dich zu mir. Du wolltest Bilder von mir aufhängen. Du kannst dir jetzt so viele du möchtest aussuchen und sie dort aufhängen, wo es dir beliebt."
Alice lässt sich nicht lange Zeit, sie fängt an auszuwählen. Am liebsten würde sie alle nehmen, aber es sind einfach zu viele. Schlussendlich hat sie vier für das Wohnzimmer, drei für das Schlafzimmer, zwei für die Küche und zwei plus ihr eigenes für das Kinderzimmer ausgewählt.
„Fertig."
„Gut. Dann kannst du schon einmal anfangen zu pinseln und ich räume die anderen Bilder wieder weg."
„Soll ich nicht erst einmal Café kochen?"
„Also Al, wirklich? Auch wenn ich mich darüber freue, dass du hier so viel machst, aber du bist doch nicht meine Angestellte oder so. Ich kann doch genauso für uns Café und Tee kochen."
„Aber ich mache das so gerne für dich."
„Ja, ich weiß, aber ich komme mir schon fast wie eine höher Gestellte vor. Nein, ich mache das gleich. Wenn du das so gerne machst, dann bist du halt morgen früh wieder dran."
Mit einem zarten Lachen verschwindet Alice mitsamt der eben gekauften Farbe sowie dem Zubehör ins Schlafzimmer. Ronja räumt die nicht ausgewählten Bilder weg und macht sich daran, Café und Tee zu kochen.
Alice streicht nicht zum ersten Mal. So schnell, wie sie das macht. Auch wenn Alice nur eine kleinere Ecke im Schlafzimmer blau streichen wollte, so ging es recht fix und sie geht bereits zum Kinderzimmer.
Ronja geht ihr mit Woody im Schlepptau, der wohl auch nach dem Rechten schauen mag, hinterher und bringt ihr ihren Tee.
„Darf ich dich alleine lassen beim Streichen oder ist das unhöflich?"
„Ach quatsch, geh ruhig auf die Terrasse. Aber beim Aufhängen der Bilder hilfst du mir dann später, okay?"
„Na klar."
So verzieht sich Ronja auf die Terrasse mit ihrem Café und lauscht ihrem Hörbuch. Etwa drei Stunden später kommt Alice mit Essen zu ihr. Ronja bekam gar nicht mit, dass Alice gekocht hat und fühlt sich etwas schuldig, weil Alice sich so viel Arbeit macht.
„Al, du musst wirklich nicht so viel machen. Ich hätte doch auch ..."
„Du hast uns vorhin schon mit Getränken versorgt."
„Ja, du hast recht, das gleicht das natürlich völlig aus." Ronja grinst sie an und Alice weiß, dass sie es nicht ernst meint.
„Jetzt iss es einfach, ich mache das wirklich gerne. Sonst würde ich es nicht tun."
„Okay Chefin. Bist du gut vorangekommen?"
„Ja, ich hab alles gestrichen, was ich wollte. War ja nicht viel, nur ein paar Akzente oder kleinere Bereiche."
„Wow, das ging trotzdem schnell oder?"
„Ich hab schon öfters gestrichen. Das liegt mir irgendwie."
„Mmh, ich habe hier also eine eigene Barista, Köchin und Handwerkerin. Gut zu wissen."
„Ach ja?"
„Ja. Und das macht dich noch attraktiver."
„Ach ja?"
„Aber ja."
„Gut zu wissen."
„Ach ja?"
„Mmh."
„Al? Was hast du denn schon wieder vor?"
„Nichts. Wiesooo?"
„Na, ich kenne doch diese bestimmte Stimme."
„Ist das so? Bist du auch fertig mit essen?"
Alice wartet nicht auf Ronjas Antwort, sondern nimmt ihre Hand und führt sie ins Schlafzimmer. Für diesen Tag wird nicht weiter gewerkelt. Zumindest nicht auf diese Art und Weise ...
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