[31] 31|Mittwoch
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Herrlich findet sie es, wenn ihr als Erstes der zarte Duft von Vanille am Morgen in die Nase steigt. Das kann mir gar nicht zu viel werden. Doch es ist nur noch ihr Duft und nicht Alice da. Kurz darauf gelangt ebenfalls der Geruch von Café und Croissants zu ihr. Womit habe ich diese Frau und diesen liebevollen Service nur verdient?
Schnell steht sie auf und begrüßt ihre Al ganz herzlich, nachdem sie sich frisch machte.
„Frühstück gleich auf der Terrasse?"
„Sehr gerne."
Da Ronja heute ganz viel Arbeit hat und Alice sowieso Lust auf eine Runde Spazieren hat, haben sie vereinbart, dass Alice zum Hafen zu Elmar geht. Dabei würde sie auch gleichzeitig herausfinden, ob das für Elmar in Ordnung ist, wenn Ronja mal nicht erscheint.
Nach dem Frühstück verabschieden sich die zwei.
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„Hallo mein Sonnenschein."
„Hey Joe."
„Und, wie sind eure ersten gemeinsamen Tage?"
„Es ist einfach wunderschön und vor allem fühlt es sich in manchen Punkten so an, als wären wir bereits seit Langem ein Paar. Wahrscheinlich, weil wir uns schon länger kennen. Es ist so schön, jemandem so vertraut und nah sein zu können."
„Ich freue mich für dich."
„Danke Joe."
Ronja geht mit ihrem Café in den Park und genießt dort noch ein wenig die Ruhe am See.
Zurück zu Hause macht sie sich an die Vorbereitung für die Arbeit und entscheidet sich dann zumindest zunächst für das Arbeiten auf der Terrasse.
Heute sind ausnahmsweise vier E-Mail-Beratungen angesetzt, es gibt Fragen von sechs Klient*innen. Außerdem hat sie zwölf Neuanfragen.
Die Mail von ihrem Vorstand lässt sie sich als erstes vorlesen.
Guten Tag Frau Flemming,
heute haben wir erfreuliche Nachrichten für Sie.
Wir haben schneller als erwartet einen neuen Kollegen für die Stelle gefunden.
Und eine weitere gute Nachricht ist, dass er voraussichtlich zum 15.06. beginnen kann, spätestens zum 01.07..
Es wäre schön, wenn Sie sich mit Ihrem neuen Kollegen bereits vorher austauschen könnten und ihm in sein neues Arbeitsfeld einarbeiten könnten.
Für ihn spricht nichts dagegen. Er wird sich freuen, von Ihnen zu hören.
Unten haben wir Ihnen seine Kontaktdaten aufgeführt.
Wenn Sie noch Fragen haben, dann melden Sie sich gerne.
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen
A. Forster und B. Decker
Erst einmal hat sie nicht damit gerechnet, dass sie tatsächlich so schnell jemanden finden, denn eine qualifizierte Fachperson mit einer Sehstörung wartet nicht mal eben an jeder Ecke. Und dann fängt er auch schon bald an. Darüber freut Ronja sich riesig und würde am liebsten direkt ihren neuen Kollegen anrufen.
Vielleicht hätte sie in der Pause Zeit oder verbleibende Kraft nach der Arbeit. Wenn nicht, ruft sie ihn vielleicht morgen an. Euphorisch geht sie an ihre Arbeit ran.
Den Neuanfragen von heute sowie denen in der Vergangenheit kann sie endlich etwas Konkreteres nennen.
Als der Feierabend endlich heranrückt, ist Ronja dann doch zu erledigt für ein Telefonat mit ihrem neuen Kollegen. Stattdessen verfasst sie eine E-Mail an ihn mit der Frage, ob es ihm kommende Woche am Dienstag mit einem Telefonat passen würde.
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Zwischendurch hat sie nur eine Kleinigkeit zu sich genommen, nun spürt sie die Leere in ihrem Magen. Um so erfreuter ist sie, dass Alice wie so oft mitdachte und ihr eine Kleinigkeit zu Essen mitgebracht hat, was nur darauf wartet, von ihr verschlungen zu werden.
Als sie sich auf die Terrasse setzen, bemerkt Ronja, dass es sich wirklich fast wie im Le Petit anfühlt, heimisch und wohlig, einfach schön, genauer genommen noch schöner, da sie jetzt hier sitzen. Bin ich bereits viel länger in Alice verliebt, ohne es gewusst zu haben?
Während sie anfängt zu essen, verfolgt sie neugierig die Erzählung von Alice über ihren Tag, angefangen von ihrem Spaziergang, dem Treffen mit Elmar bis hin zu dem Einarbeiten bei Pat.
„Na ja, und dann dachte ich mir, dass du mit Sicherheit mal wieder das Essen vergessen hast." Alice lacht dabei.
„Danke Al, das hat gerade echt gutgetan."
„Ach, das mache ich doch gerne."
„Und für Elmar ist das also in Ordnung? Das ist gut."
„Ja, er meinte, du oder ich oder beide, das ist okay."
„Elmar ist schon cool. Ich mag diese direkte Art. Wenn doch nur mehr so wären."
„Ja stimmt. Auch wenn es bei ihm anders ist. Aber du hast recht. Andere könnten sich ihm anpassen, anstatt es andersrum zu verlangen. Oder sich bei ihm mal was abgucken. Das wäre eindeutig sinnvoller."
„Konnte Pat dir Genaueres sagen zum Einstellungstermin?"
„Nein, er konnte es doch nicht so schnell in Erfahrung bringen. Wir sind jetzt so verblieben, dass ich zum 15. anfange. Ich habe schon mit Michel gesprochen und meine Kündigung zum 14. hat er genehmigt. Ich lasse mich so lange krankschreiben."
„Das ist doch auch eine super Lösung, richtig toll. Michel ist wirklich ein guter Mensch."
„Ja, das stimmt, wäre vermutlich nicht mit jedem so gut verlaufen."
„Aber das Glück steht dir zu Al. Du kannst dich ja noch einmal bei ihm bedanken gehen. Wir und auch er sind ja nicht aus der Welt."
„Ja, da hast du auch recht. Hast du noch Lust, unsere Umsetzungswunschpläne, anzufangen zu besprechen?"
„Von mir aus gerne. Hast du deine schon hier?"
„Ja."
„Gut, ich kann meine Punkte benennen, dann kannst du sie dir direkt mit notieren, wenn du möchtest.
„Okay."
„Wohnungsgestaltung; Rückzugsorte für beide; Arbeitszeiten; Erziehung Baby."
„Vier Punkte, ist das richtig?"
„Ja genau. Und deine?"
„Meine sind etwa die Gleichen. Ich habe mir Wohnung; Arbeit Ronja; Baby; meine Wohnungsauflösung aufgeschrieben. Womit wollen wir anfangen?"
„Also ich wollte dir zunächst meine Arbeitszeiten nennen, bei denen es zu Abweichungen kommen kann, aber generell sind sie fix."
„Okay. Dann sag mal."
„Dienstags und donnerstags ab ca. 13:30 Uhr bis ungefähr 18:00 Uhr Telefonberatung. Mittwochs und samstags von etwa 10:00 Uhr anderthalb Stunden und ab mittags bis abends E-Mail-Beratung."
„Okay, hab ich. Eigentlich würde ich gerne über unsere Wohnung und auch die Auflösung meiner sprechen, aber mir ist das Thema Baby und dazugehörig meine neue Arbeit momentan sehr wichtig. Ist das okay für dich, Ronnie?"
„Ja klar."
„Meine Arbeitstage, die ich mir noch aussuchen möchte und darf, habe ich Pat noch nicht genannt, weil ich mit dir sprechen möchte."
„Wie, aber du musst das doch nicht von mir abhängig machen?"
„Nein, aber vom Baby. Und wir haben bisher noch gar nicht darüber gesprochen."
„Worüber?"
„Über das Baby. Wir wohnen jetzt hier zusammen und ich werde ein Kind bekommen von einem Menschen, den ich wahrscheinlich nie wieder sehen werde und dessen Name ich nicht kenne. Ich bekomme ein Baby und du bist meine Partnerin. Wie stehst du zu meinem Baby?"
„Al, wäre ich denn mit dir zusammen, wenn das Baby ein Problem für mich wäre? Oder das Zusammenwohnen mit dem Baby? Dann hätte ich das doch nie vorgeschlagen."
„Ja schon, das weiß ich ja. Ich möchte wissen, ob ich bald eine Alleinerziehende sein werde mit einer Partnerin oder ...?"
„Oder was ...? Hast du Sorge, ich könnte dich noch verlassen? Das tue ich nicht."
„... Oder ob das Baby zwei Mütter hat?"
... Ronja ist fassungslos, überwältigt, hatte mit solchen Worten nicht gerechnet ... Ihr Mund steht schlicht weit offen ... Sie braucht einige Momente, um sich zu fangen ...
„Al, tut mir leid, dass ich es nicht begriffen habe. Um ehrlich zu sein ... Für mich wäre es das Schönste, wenn ich teilhaben darf, aber das liegt ganz in deinen Händen."
„Ronnie, du machst mich ganz glücklich!"
„Bedeutet das, dass auch ich ...?"
„Ja, wir werden eine Familie."
Überglücklich mit Freudentränen umarmt Ronja Alice und ist tief berührt sowie dankbar. Sie wird doch noch eine Mutter sein. Nach einer langen innigen und auch tränenreichen Umarmung lösen sich die zwei.
„Wieso hängt das denn nun mit deinen Arbeitszeiten zusammen, das habe ich noch nicht verstanden."
„Wegen der Betreuung des Wurms. Wenn ich die gleichen Tage wie du arbeite, was machen wir dann mit unserem Kind? Oh, wie schön, dass ich das sagen kann – unserem Kind. Wenn ich aber zum Beispiel montags und freitags arbeite, könntest du dich um UNSER Kind kümmern und am dritten Arbeitstag nehme ich es mit zur Arbeit oder so."
„Ach. Ja, jetzt verstehe ich. Tut mir leid, dass ich das alles noch nicht so bedacht habe. Ich wusste nicht, inwieweit du mich im Leben des ... also un...seres Kindes – wirklich schön es sagen zu dürfen – haben möchtest."
„Also sollte ich doch eher montags und freitags arbeiten oder?"
„Ja, ich denke, du hast recht. Ich denke aber auch, dass, wenn wir es anders besser finden würden, sich mit Pat bestimmt reden lässt. Und welchen Tag möchtest du noch arbeiten?"
„Ja, das ist mir eigentlich egal. Am besten dienstags, dann ist es nicht so komplett auseinandergerissen."
„Das klingt doch gut."
„Gut, über die restlichen Punkte sprechen wir die nächsten Tage oder?"
„Wieso hast du etwa was Besseres vor?"
„Ja, da fällt mir schon was ein." Uuuh, ich höre, was sie meint ...
Alice lacht und entfernt sich von Ronja. Diese steht ebenso auf und folgt ihrer Partnerin ins Schlafzimmer.
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