[26] 26|Freitag

Ihre Gedanken wandern beim Aufwachen gleich zu Alice und wie schade sie es findet, dass sie den heutigen Morgen nicht bei ihr ist. Selbstverständlich würde sie sich über frisch gekochten Café sowie gebackene Croissants freuen, vor allem von Alice, aber viel mehr würde es sie erfreuen, wieder mit ihr den Morgen gemeinsam verbringen zu dürfen. 

Würde, hätte, wäre, wenn ... und so weiter. Zurück zum Tag. Und nun auf zu Joe. 

„Guten Morgen Joe." 

„Na meine Ronja." 

„Was ist das für ein Unterton, der da so mitschwingt Joelein? Führst du irgendetwas im Schilde?", spricht sie ihn endlich darauf an. 

„Bestimmt irgendwann anders, aber ich habe mich schon auf unser Gespräch gefreut. Du verstehst?" 

„Ah ja." 

„Mach mich nicht traurig." 

„Warum interessiert es dich eigentlich so sehr?" 

Während Ronja zu ihrem Tisch geht, bringt Joe ihr bereits den zubereiteten Café. „Ich habe dich schon erwartet, hier dein Café."  

„Also?" 

„Du bist mir wichtig und ich denke, du brauchst einen kleinen Schubs." 

„Ich weiß nicht, ob es so ist." 

„Wie, du willst mir doch nicht sagen, dass du keine Gefühle hast oder?" 

„Nein das nicht." 

„Wusste ich es doch." 

„Sieht man mir das so doll an?" 

„Irgendwie schon, ist doch aber süß und auch schön oder nicht?" 

„Ja, nur mit Ella ging es ja echt in die Hose. Du weißt schon." 

„Ella ist auch einfach blöd. Vergiss diese ... Du weißt schon, was ich meine und vergiss das mit euch. Das ist etwas ganz anderes gewesen. Die wusste dich nicht zu schätzen." 

„Und du meinst sie schon?" 

„Was denkst du denn?" 

„Dass sie auf Frauen steht, das weiß ich. Dass ich blind bin, scheint ihr wohl egal zu sein, zumindest für eine Freundschaft. Aber woher soll ich wissen, wie sie dazu steht, wenn es um eine Beziehung geht?" 

„Na ja eben, das weißt du nicht." 

„Ja." 

„So zurückhaltend kenne ich dich ja gar nicht." 

„Ich möchte nicht, dass sie sich unwohl fühlt." 

„Ronja, jetzt gib dir einen Ruck. Ich glaube, dass Alice ebenso empfindet." 

„Denkst du?" 

„Ja sagte ich doch eben. Alice wurde rot, als ich euch als niedliches Paar bezeichnet habe. Außerdem grinste sie ständig zu dir und schien sehr fröhlich." 

„Ach echt?" 

„Ja wirklich. Jetzt gib dir einen Ruck. Sonst wirst du es noch bereuen." 

„Ich werde es mir überlegen." 

„Warte nicht zu lang." 

„Danke Joe." 

Ronja geht Richtung Tür, dann fällt ihr noch der Bootsausflug von morgen ein, also dreht sie sich noch einmal um. 

„Joe morgen der Bootsausflug. Ich weiß gerade nicht, ob wir das schon besprochen hatten. Ich komme einfach um 10:00 Uhr hierher, lasse mir einen Café von dir oder deiner Nichte geben und dann gehen wir gemütlich zum Hafen oder?" 

„Das hört sich nach einem sehr guten Plan an. Bis morgen meine Ronja." 

◦◦◦◦◦◦

Klick, Ronjas Armbanduhr sagt, dass es tatsächlich bereits 10:43 Uhr ist. Nach Hause zu gehen macht keinen Sinn mehr. Sie geht in den Park und setzt sich dort auf eine der Bänke am See. Das Wasser ist meistens zu hören und beruhigt sie. Dort sitzend trinkt sie ihren sehr kalt gewordenen Café aus. Hat Joe recht? Habe ich einfach zu viel Angst, um Alice meine Gefühle zu offenbaren? Ich möchte Alice doch nur schützen oder ist es meine Sorge vor erneuter Verletzung? Was habe ich gestern erst Elmar in der Mail über Mut geschrieben? Wie passend. Kann ich den Mut aufbringen? Es wird ihr zu viel, sie braucht einen Ortswechsel. 

Auf dem Weg zum Hafen konzentriert sich Ronja wieder ganz auf ihren Atem sowie ihre Freude Elmar zu treffen. 

„Hallo Elmar." 

„Hallo Ronja." 

„Und, bist du aufgeregter als gestern?" 

„Ja. Aber gut aufgeregt." 

„Das freut mich." 

„Morgen um 11 Uhr hier oder?" 

„Ja genau. Ich habe eben erst mit Joe noch einmal gesprochen. Ich bringe ihn hierher." 

„Und mit Alice." 

„Ich denke nicht." 

„Wieso?" 

„Alice und ich sind nicht verabredet. Ich weiß noch nicht, wann ich sie wiedersehe." 

„Also hattest du keinen Mut?" 

„Elmar, du bist wirklich außergewöhnlich." 

„Ja sagen viele." 

„Nein, ich meine das gut. Ich mag dich." 

„Ach so. Danke. Alice wird sich freuen." 

„Meinst du? Joe sagt das auch." 

„Joe hat recht." 

„Dann danke Elmar." 

„Bis morgen Ronja." 

„Bis morgen Elmar." 

Gibt es denn heute kein anderes Thema? Und warum ist es so offensichtlich? Und was ist, wenn ich wieder so verletzt werde? Verkrafte ich es noch einmal? Wer weiß das schon? Aber Alice ist Alice ... Kann sie überhaupt so etwas tun? Ist sie wirklich zu so etwas imstande? Sie bleibt noch einige Momente am Hafen sitzen. Es könnte einer ihrer gemeinsamen Orte werden, kommt ihr in den Sinn. Könnte ... Jetzt ist es genug ... Daher macht sie sich nun doch auf den Weg nach Hause. 

◦◦◦◦◦◦

Duschen, Hörbuch, Aufräumen, Umräumen ... Ronja versucht sich die nächsten Stunden abzulenken, seit sie wieder zu Hause ist. Unbewusst bloß nicht darüber nachdenken, wie sie ihre Angst überwinden kann.

Aber beide Kerle haben ja schließlich recht. Wo ist sie, die mutige zu sich stehende Ronja hin? Sollte sie sich von der Ella, die einfach ein doofer Mensch ist, davon abhalten lassen, ihrem vielleicht passenden Menschen die entsprechenden Signale zu senden? Das kann ich doch nicht zulassen. Das möchte ich nicht zulassen. Nie wieder. Entschieden geht sie mit ihrem Handy auf die Terrasse und fängt an. 


Ronja: 
»Liebe Alice. Ich fand unseren 
gemeinsamen Abend sehr schön, 
wie auch den Morgen darauf. 
Vielleicht wiederholen wir das 
wieder? Hab dich lieb, Ronja« 

Alice: 
»Ich fand es auch sehr schön. 
Gern können wir das wiederholen. 
Hab dich lieb. Alice« 

Ronja: 
»Wollen wir uns morgen nach 
meiner Arbeit treffen?« 

Alice: 
»Ja wann und wo?« 

Ronja: 
»Morgen hab ich ab 13:30 Uhr 
Zeit. Möchtest du rumkommen 
oder wollen wir uns draußen 
treffen?« 

Alice: 
»Ich kann dich abholen und wir 
gehen erst einmal spazieren?« 

Ronja: 
»Klingt gut. Ich freue mich. 
Bis morgen.« 

Alice: 
»Ich mich auch. Bis morgen.« 


Ein breites Lächeln zeichnet sich auf Ronjas Gesicht ab. Im Bauch fängt das Kribbeln wieder an. Sie werden sich morgen treffen, erst einmal draußen spazieren. Sie schrieb, dass sie sie auch lieb hat. 

Ronja geht mit ihrem freudig aufgeregten Gefühl ins Bett. 

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