[5] 23|Freitag
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Beim Aufwachen muss Ronja sich zunächst orientieren. Spielen ihre Sinne vielleicht etwas verrückt?, mutmaßt sie. Sie spürt die Wärme neben sich und doch liegt keine Alice an ihr oder in der Nähe, gleichzeitig nimmt sie leichte Vibrationen wahr. Träumt sie noch? Sie bewegt sich sanft und tastet um sich herum das Bett ab.
„Ah guck mal, Nika. Mama Ronja wacht auch langsam auf."
Ihre Sinne spielen ihr also keinen Streich. Auf Ronjas Gesicht kommt prompt ein Lächeln zum Vorschein.
„Na ihr beiden. Wie lange seid ihr denn schon wach und wartet hier auf mich?"
„Noch nicht so lange. Ich habe Nika eben erst rübergeholt."
Ronja setzt sich auf und begrüßt ihre beiden Liebsten, was in einem wohligen Familienkuscheln endet, indem sich Alice mit Nika auf das Bett ziehen lässt.
Nach dem Spaß-Geborgenheits-Kuscheln stehen sie langsam auf und starten mit Ruhe in den Tag. So könnte es von nun an wieder viel öfter sein, einfach schön und gelassen, freut sich Ronja bei dem Gedanken.
„Hast du schon eine Idee, was wir als Erstes machen könnten?"
„Na ja, da wir uns ja erst einmal mit Elmar treffen, könnten wir danach ein wenig spazieren gehen und vielleicht auch mal wieder zusammen im Le Petit einen Café trinken. Was hältst du davon?"
„Das klingt super, auch wenn ich dir da keinen Café mehr servieren kann."
Sie müssen beide direkt anfangen zu lachen.
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Alice wieder mit Nika im Tragegurt gehen sie gut vorbereitet und bepackt zum Hafen, sich mit Elmar treffen.
Auf dem Weg bemerkt Ronja, dass die Sonne an Kraft hinzugewinnt und heute ein schöner sonniger Tag ist. Sie spürt, wie die Wärme der Sonne an den freien Hautstellen auftrifft.
„Hey Elmar."
„Hallo Alice. Hallo Ronja."
„Hallo Elmar."
„Wie geht es dir heute Elmar?", möchte sich Alice direkt vergewissern.
„Okay."
„Etwas besser als gestern?"
„Ja."
„Gut, wenn etwas ist, dann sagst du uns Bescheid oder schreibst eine Mail, okay?", bietet Ronja noch einmal an.
„Ja, das mache ich. Danke."
„Elmar, wie findest du Ronjas Buchtitel?"
„Klug. Toll. Macht Sinn. Richtig."
„Ja, das finde ich auch. Er ist echt passend."
„Danke ihr beiden."
„Danke dir, Ronja."
„Ich danke dir, Elmar. Wirklich."
„Okay."
„Wegen Sonntag. Ich hol dich dann wieder um 11:30 Uhr von hier ab. Ist das okay, Elmar?", möchte Alice wissen.
„Ja."
„Super."
„Bis Sonntag ihr beiden."
„Bis Sonntag Elmar."
„Bis Sonntag."
Wie früher, erinnert sich Ronja zurück. Sie hatte Elmar getroffen und ist dann zum Le Petit gegangen, um dort einen Café zu trinken und ein Croissant zu essen. Vor allem aber, um mit Alice Zeit zu verbringen.
Alice ist zwar nun schon bei ihr, aber sie gehen trotzdem deswegen hin. Ein wenig amüsant.
◦◦◦◦◦◦
Als sie sich an ihren Tisch setzen, – heute können sie auch mit Nika draußen sitzen, – bemerkt Ronja erst, wie lange sie nicht mehr da war. Sie ist gegen einen angrenzenden Tisch gestoßen, nicht doll, aber die gewohnte Routine ist verblasst.
Das Gespräch mit der anderen damaligen, noch Kollegin von Alice fällt ihr wieder ein, ob sie nur wegen Alice herkommen würde. Sie grinst in sich hinein. Vielleicht kam sie zum Schluss tatsächlich nur noch wegen Alice her. Eventuell würde sie aber wieder öfter herkommen. Es war ja doch immer recht schön, die Zeit hier zu verbringen.
„Großer Latte Macchiato und ein Croissant?", fragt Alice, wobei sie sich bereits von ihrem Stuhl erhebt und nach hinten schiebt.
„Ja genau und eine Schale für Woody, bitte."
„Das ist ja fast wie damals."
„Stimmt." Und beide müssen wieder lachen.
„Ich gehe dann mal rein und bestelle für uns."
Als sie Alice weggehen hört, klickt sie gegen ihr Handy, welches ihr verrät, dass es 12:08 Uhr ist. Es ist wirklich sehr ähnlich zu damals, aber auch schön.
Ein paar Minuten später kommt Alice wieder, setzt sich neben Ronja und schlägt, – so hört es sich an – eine Zeitung auf.
„Liest du mir jetzt etwas vor?"
„So ähnlich. Ich habe Lust auf ein Rätsel."
„Finde ich super, haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Soll ich dir Nika abnehmen?"
„Ach sorry. Nika ist mal kurz bei Michel drinnen. Er ist ganz vernarrt in sie und da er eigentlich frei hat, aber anscheinend kein Privatleben hat, na ja. Warum nicht?!"
„Vielleicht kann er ja einer unserer Babysitter werden, so für die Zukunft?"
„Stimmt. Er wird sich auf jeden Fall freuen."
Zwischendurch, während sie fleißig am Rätseln sind, werden ihnen ihre Bestellungen gebracht.
„So, was ist jetzt noch offen und welche Buchstaben haben wir schon?"
„Hauptstadt von Liberia. Insgesamt sind es acht Buchstaben. Wir haben den Anfangsbuchstaben, das ist ein M, der vierte Buchstabe ist ein R und der sechste ein V."
„Ach, ist das eine der Städte, die nach einem US-Präsidenten benannt wurde?"
„Ronnie, da kenne ich mich leider mal so gar nicht aus."
„Ich glaube, der fängt mit Mon an ... warte ... Ich habs gleich ..."
„Redet ihr von Monroe? Tut mir leid, ich habe nur Präsident und Mon gehört."
„Also Michel, eigentlich geht es um eine Stadt ..."
„Monrovia!", schreit Ronja heraus. „Das ist die Antwort. Tut mir leid. So laut sollte es nicht sein. Aber danke Michel."
„Äh ... Ja, keine Ursache, wobei auch immer", erwidert er mit einem deutlich hörbarem Grinsen.
„Ist etwas Michel? Stimmt etwas mit Nika nicht?"
„Sie weint und hört nicht auf. Ich glaube, sie braucht dich, Alice."
„Ah, ja, du meinst wohl eher meine Brust."
„Ja, so hätte ich es auch sagen können."
Alice geht mit Michel hinein, denn dafür ist es draußen doch zu kalt. Nach einer kurzen Zeit kommen ihre beiden Liebsten wieder raus und sie entscheiden sich dazu, aufzubrechen und noch ein wenig spazieren zu gehen.
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Etwa eine Stunde später gelangen sie voller Glücksgefühle zu Hause an. Bisher ist es ein wunderschöner Beziehungstag. Doch Ronja weiß, dass Alice etwas essen sollte.
„Wie sieht es denn aus bei dir? Ich vergesse zwar ständig das Essen, aber ich weiß, dass du Nahrung brauchst, vor allem jetzt noch mehr. Ich bin leider nicht so die gute Köchin, wie du vielleicht noch weißt."
„Ja, das weiß ich noch."
„Das war keine Absicht. Ich wollte dir doch nur etwas abnehmen und für dich kochen."
„Das weiß ich. Aber bitte Ronnie, nie wieder."
Es folgt schallendes Gelächter. Das ist eine Bitte, mit der Ronja leben kann, aber sie möchte Alice gut versorgt wissen.
„Ich koche uns eine Kleinigkeit, das ist schon okay."
„Kann ich irgendwie dabei helfen?"
„Ähm ... Lieber nicht."
„Kann ich dir wenigstens einen Tee machen?"
„Den nehme ich gerne."
So machen sie sich ans Kochen. Die eine das Essen, die andere den Tee und für sich Café. In der Zwischenzeit, bis es Essen gibt, widmet sich Ronja Nika, indem sie ihr Lieder vorsingt.
Beim Essen gehen sie kurz auf Elmars Situation ein, da es sie schon mitnimmt, dass wohl einiges auf ihn zukommt. Aber sie wollen sich heute an ihrem für sich genommenen Tag nicht zu sehr von anderen Themen einvernehmen lassen. So oder so werden sie ihm bestmöglich zur Seite stehen.
Nachdem sie alle drei Nahrung zu sich genommen haben, macht Alice Nika frisch, derweil Ronja schon einmal mit dem Abwasch beginnt. Dabei kommt ihr die Idee, dass sie schon sehr lange nicht mehr zusammen gemalt haben.
„Wollten wir heute nicht auf Haushalt verzichten?"
„Ich dachte, ich nutze die Zeit einfach."
Alice steht hinter Ronja und schmiegt sich an sie heran. „Lass doch den Rest stehen, das können wir auch morgen machen."
„Hast du etwas Besseres mit mir vor?", hakt Ronja nach, in der Hoffnung zu wissen, worauf Alice hinaus möchte.
Alice hat wirklich einen ganz anderen Einfall, der Ronja sehr zusagt. Sie lässt sich von Alice ins Schlafzimmer führen, wo sie seit Längerem ungestört leidenschaftlich miteinander innig werden.
Viel besser.
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