[29] 18|Montag
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„Du Ronnie? Wir haben noch gar nicht über Ostern und so gesprochen, oder doch?"
„Puuuh ... Denke nicht? Wann ists so weit?"
„Nächste Woche schon."
„Aaah, ich verstehe ..."
„Ach ja?"
„Meinste nicht?"
„Vielleicht?"
„Nun sag schon", wobei Ronja das nicht ärgerlich, sondern mit einem Grinsen sagt.
„Ja gut. Ich denke, du weißt, was ich dachte."
„Nein, ich meinte, schlag deine Idee vor." Ronja dreht sich etwas, damit Alice ihr Lachen nicht sehen muss.
„Ich dachte, auch wenn sie dieses Wochenende schon kommen, dass wir sie doch einladen könnten ...?"
„Aber natürlich, Al. Was fällt dir daran so schwer?"
„Nichts und so manches." Jetzt muss Alice fast lachen.
„Ich kann mir vorstellen, dass Elmar und Joe sich freuen. Aber du weißt ja, am Karfreitag gibt es kein Getanze. Zwinker zwinker. Kleiner Spaß. Wir werden sie ja dann bestimmt zu einem Ostersonntagsbrunch oder so etwas Tollem einladen?"
„War so mein Gedanke, ja."
„Weil du das auch einfach super gut kannst."
„Ja. In Café zubereiten bin ich eine Meisterin."
„Oh oh, lass das nicht Joe wissen", bringt Ronja an.
„Pah. Kann ich ja nichts für, wenn ich es drauf habe", erwidert Alice gespielt in einem arroganten Ton.
„Hast du auch recht, natürlich. Aber eigentlich meinte ich, dass du im Organisieren UND dem Zubereiten von köstlichen Speisen einfach spitze bist."
„Na, dann wäre ja alles geklärt", stimmt sie zu. Bevor sie sich Nika widmet, dreht sie sich allerdings noch einmal um und flüstert Ronja „Danke" zu.
Ronja bleibt auf der Terrasse sitzen, nimmt ihre Kopfhörer und stülpt sich diese über. Leise lässt sie sich von den Klängen, die sie besänftigen, begleiten.
Ihr wird bewusst, dass momentan vieles wieder ins Gleichgewicht gekommen ist und dass, obwohl noch nicht alles geklärt ist, sie weiterhin hoffen müssen. Die Bindung zwischen ihr und Alice sowie die Stärkung ihrer Freunde geben ihr so viel mehr als ein eindeutiges Ergebnis. Nicht weiter darüber grübelnd, sondern dankbar annehmend, ruht sie in diesem Gefühl.
◦◦◦◦◦◦
Wie jeden Montag gehen sie mittags los, um sich vor der Beratung mit Elmar zu treffen. Auch heute wird Alice alleine zu Frau Winter gehen, damit sie den Raum für sich nutzen kann, so wie es einmal angedacht war. Da es bisher keine weiteren Handlungsmöglichkeiten gibt, ist das für Ronja auch völlig in Ordnung.
Heute scheinen sie etwas früher anzukommen als sonst, denn Elmar ist noch nicht da. Daher setzen sich die beiden seit Längerem wieder auf die Steinplatten, die ja eigentlich eine Treppe darstellen und genießen gemeinsam den Trubel und die Stille.
„Hallo Ronja. Hallo Alice", werden sie nach kurzer Zeit begrüßt.
„Hey Elmar."
„Hallo Elmar."
„Du bist gar nicht aufgeregt", sagt er unvermittelt an Ronja gerichtet.
„Ja richtig. Sollte ich?"
„Du hast morgen Geburtstag!"
„Da hast du recht. Das freut mich aber, dass du dir das gemerkt hast!"
„Ist dir das nicht so wichtig?"
„Ich feiere lieber andere an ihren Geburtstagen."
„Aber du bist auch wichtig."
„Das sehe ich auch so", schaltet sich Alice ein und stellt sich neben ihn.
Ronja merkt, wie nun zwei Menschen ihr gegenüber stehen, sie fixieren und wahrscheinlich auf eine plausible Antwort warten.
„Daher ... habe ich euch ja nun auch alle am Sonntag eingeladen."
„Nein."
„Warum nein? Du bist natürlich eingeladen, Elmar."
„Das meinte ich nicht."
„Was dann?"
„Daher stimmt nicht."
„Elmar, du bist viel zu schlau." Ronja muss grinsen.
„Ich weiß", erwidert er zaghaft.
„Darfst du ruhig sagen. Und wegen meines Geburtstags, ich freue mich, wenn ihr kommt und der Sonntag passt auch einfach super."
„Okay."
„Gut."
„Dann bis morgen, Ronja. Bis bald, Alice."
„Bis morgen, Elmar."
„Bis Sonntag, Elmar."
Verwirrt versucht Ronja zu folgen, doch sie spürt nur, wie Alice noch ein paar Schritte mit Elmar mitgegangen ist und sie miteinander tuscheln.
„Was ist denn mit dir auf einmal? Du siehst aus, als hättest du einen Käfer in den Mund bekommen", äußert Alice nun witzelnd.
„Äh ... Nein. War nur verwirrt, weil ich erst dachte, dass du mit Elmar weggehst. Ist etwas mit ihm? Geht es ihm doch nicht besser?"
„Ach so. Nein. Keine Sorge. Alles gut."
Da Ronja ihre Miene gerade nicht gut verdecken kann, fügt Alice noch „wirklich, ich sag die Wahrheit" an.
„Okay."
„Na los. Jetzt komm her und verabschiede mich."
„Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen."
Zügig schnappt sich Ronja Alice' Hand, an der sie sie näher an sie heranholt und ihre Lippen treffen aufeinander. Ein Gefühl, das nach sowohl Lust als auch Befreiung schreit, durchflutet sie beide. So vertiefen sie diesen Moment, in dem Alice ihre Hände an Ronjas Wangen und Ronja ihre an Alice Taille anlegt.
◦◦◦◦◦◦
Begleitet von diesem wundervollen Gefühl gelangt Ronja nach Hause, wo sie sich von ihren Tagesklamotten befreit und in ihre Wohlfühlkleidung schlüpft.
Sie schnappt sich den restlichen Café, ihre Staffelei sowie die anderen Malutensilien und geht hinaus auf die Terrasse.
Dieses Mal nimmt sie direkt die Pastellkreide zur Hand, die sie sich von Alice am Freitag mitbringen lassen hat. Die kann sie gut in die Hand nehmen und spürt sie ebenso beim direkten Verreiben auf dem Papier.
An beiden Seiten lässt sie in einem bläulichen Ton zwei Umrisse entstehen, indem sie von oben nach unten schwungvoll die Linien zeichnet. In der Mitte des Bildes berühren sie sich beinahe. Mit der Kreide schraffiert sie ein wenig die Umrisse und verwischt sie dann von außen nach innen sowie in der Mitte leicht zueinander. Mit einem leuchtenden Grün wiederholt sie das, um ein Strahlen in die Umrisse hineinzubringen. Für den Hintergrund greift sie zu einem satten gelben Farbton, mit dem sie ihn grob ausfüllt, um diesen daraufhin an ausgewählten Stellen mit einem zarten Rot zu schraffieren.
So fühlt es sich richtig an. So fühlt sie sich. So fühlte sie sich eben. So ist es schön.
Glücklich über dieses Bild setzt sie sich hin. Während sie ihren Café trinkt, wirkt alles nach, lässt sie einfach los.
Sie bekommt erst mit, dass Alice wieder da ist, als sie mit Essen auf der Terrasse auftaucht. Schweigsam, aber harmonisch essen sie zusammen, bis Alice heftig Luft ausstößt. Was ist denn jetzt?, macht sich Ronja Sorgen.
„Hast du das heute gemalt?"
„Ja." Automatisch muss Ronja etwas grinsen. „Direkt, als ich vom Hafen nach Hause kam."
„Es ist wunderschön."
„So wie du."
„Sind das wir? Also, ich meine ... Hast du ..."
Anstatt zu antworten, dreht sich Ronja mit einem Lächeln zu Al um und nickt. Alice scheint ganz gerührt zu sein, rutscht näher an sie heran, flüstert ein „Danke" zu und beginnt dort, wo sie vorhin am Hafen aufhörten.
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