| 9 | sound off the sirens

trouble is closing in, I can feel the ground trembling, shivers on my skin,  if you shut your eyes, better hold em tight, I hear a roll of thunder, fear tryin to take us under,  it's shaking everything now, sound off the sirens,  we're in the fire, sound off the sirens,  it's do or die
-Sam Tinnez

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- Nicolas -

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Nach nicht einmal dreißig Minuten kamen wir der dichten, dunklen Wolkendecke immer näher. Eisiger und starker Wind zog auf, das Wasser wurde unruhiger.

Ich stand an der Reling und verschränkte die Arme. Die Drachen über uns wichen nun von unserer Fahrbahn ab und schlugen einen Umweg ein, um dem Gewitter aus dem Weg zu gehen.

"Warum folgen wir ihnen nicht?", fragte Victorine plötzlich hinter mir, welche die Flugwesen ebenso beobachtet hatte.

"Weil die Route nicht überquerbar ist. Alles umringt von spitzen Steinböden. Wir würden auf Grund laufen", antwortete Kapitän Vane ihr.

Der Wind peischte uns nun in die Gesichter und ich hatte Mühe, die beiden zu verstehen. Es fing zu regnen an.

"Ihr solltet jetzt unter Deck gehen!", rief Vane plötzlich.

Alarmiert drehte mich zu ihm um und betrachtete seinen ernsten Gesichtsausdruck. Dann wusste ich, was er meinte. Ich hörte es. Ich hörte sie.

"Kommt mit", befahl ich und packte Victorine am Arm, um sie mit mir mitzuziehen.

Sie versuchte erst, sich mir zu entreißen, gab dann aber auf und stolperte mir hinterher. Wir rannten über das Deck und rutschten beinahe aus dem nassen Holzboden aus, liefen die Treppen herunter und schlugen die Luke zu.

"Was ist denn los?", fragte Orestes, der mit dem Rest der Truppe um einen kleinen Tisch gescharrt war.

"Sirenen", antwortete ich knapp. "Hier sollten wir sicher sein."

"Sirenen?", wiederholte Victorine in geschocktem Tonfall. Ich bemerkte, dass ich ihren Unterarm noch fest umschloss und ließ ihn schnell los.

"Sie werden die Crew in Stücke reißen", mischte sich Tryphosa ein und stand auf.

"Das sind Matrosen, mit Sirenen sollten die sich auskennen", wand ein anderer Soldat ein.

"Sie haben nicht besonders vorbereitet ausgesehen!", rief Victorine anklagend.

Mein Wort beendete die Diskussion schnell. "Wir werden abwarten. Wir können keine Tode riskieren, jedenfalls unsere nicht."

Also warteten wir. Und bald schon hörten wir entsetzliche Schreie und Kampfgeräusche. Genervt schloss ich die Augen. Ich hatte wirklich gehofft, dass die Matrosen das alleine schaffen könnten. Ich wusste genau, was jetzt kommen würde.

"Wir gehen raus", beschloss Victorine ohne Zögern und schnappte sich ihre Waffen.

Natürlich musste das kommen. "Auf gar keinen Fall. Ihr bleibt hier, das ist ein Befehl!", donnerte ich und verfluchte ihren dickköpfigen Gesichtsausdruck.

Trotzdem zog sie sich ihre Rüstung über und ich bemerkte, wie die anderen Soldaten es ihr gleichtaten. Hatte sie sich gerade meinem Kommando widersetzt und meine Soldatentruppe erobert?

Dieses verfluchte Gör hatte ja keine Ahnung, wie wichtig sie war und wie tief sie sich mit ihrem Hinterteil in der sicheren Kajüte verstecken sollte. Am liebsten hätte ich ihr einen bewusstseinsnehmenden Schlag versetzt.

Aber die Sache war auch, dass wir mit einer toten Crew nicht weiterfahren konnten.

"Ihr weicht keinen Zentimeter von meiner Seite", befahl ich mit festem Blick auf die Königstochter. Dann wandte ich mich den Anderen zu. "Weicht nicht von der üblichen Formation ab. Niemand von uns wird hier heute sterben, haben wir uns verstanden?"

"Ja, König Nicolas!", riefen alle und folgten mir, als ich die Tür zum Deck aufriss. Regen prasselte auf unsere Rüstungen. Kräftiger Wind drückte uns nach hinten und die Nässe in unser Gesicht. Er rauschte in unseren Ohren, aber was noch einvernehmender zu hören war, war der Gesang.

Durch die starken Tropfen war kaum etwas erkennbar. In der Ferne konnte ich einige verschwommene Silhouetten ausmachen. Ich riss Victorine an mich und eilte an die Reling.

Wir zogen vier Matrosen vom Rand hinfort. Einer war gerade dabei, sich ins Wasser werfen zu wollen.

"Orestes, bring sie rein!", rief ich über den Gesang, den Regen und den Wind hinweg.

Ich musste all meine Willenskraft aufbringen, um dem Gesang keine Aufmerksamkeit zu schenken.

Ich rüstete mich mit meiner Armbrust und meinen Bolzen aus. Jetzt kam der schwierige Teil.

Das Schiff schwenkte auf dem unruhigen Wasser stark hin und her. Mit wackligen Füßen stellte ich mich an den Rand der Reling und zielte mit meiner Waffe ins Wasser.

Sobald ich einen Haarschopf ausmachen konnte, schoss ich. Es dauerte eine Weile, bis ich den ersten, grauenhaften Schrei vernahm und sich das Wasser unter mir Rot färbte.

Ich war so in diese Tätigkeit versunken, dass ich zu spät bemerkte, wie Victorine neben mir ihre Waffe sinken ließ.

Energisch schüttelte ich sie an den Schultern, doch sie sah nur erstarrt nach vorne. Ihr Blick war vehement auf das Wasser gerichtet.

"Ihre Augen..."

Ich hinderte sie daran, sich den Helm auszuziehen. Sobald sie das täte, käme der Gesang leichter in ihre Ohren, aber schlimmer noch: Die betörenden Stoffe, welche die Sirenen ausstießen, würden problemlos in ihre Haut eindringen können. Dann war sie wohl gänzlich verloren.

"Wir gehen zurück unter Deck!", schrie ich den Anderen zu und riss Victorine mit mir. Sie wehrte sich kaum, sondern stolperte einfach mit. Wir wichen den wild durcheinander laufenden Menschen aus und achteten darauf, nicht auszurutschen. Vor allem achtete ich darauf, mich auf alles andere zu konzentrieren als auf den Gesang, was mich beinahe all meine Willenskraft kostete.

Fast waren wir an der Tür zur Sicherheit angelangt. Und dann blitzte silbernes Haar am Boden auf.

Eine Sirene war an Deck gelangt. Die nackte, zwei Meter große Figur lag mit dem Rücken auf dem nassen Holzboden und starrte in den Himmel. Wie ein Mensch, der sich auf eine sonnenbeschienene Wiese legte und Wolken beobachtete.

Sie strahlte so eine Ruhe aus, dass wir augenblicklich stehen blieben. Sie widmete uns keinerlei Aufmerksamkeit. Ihre wunderschöne, füllige, dickliche Figur endete in einer türkis schillernden Flosse, die elegant hin und herschwenkte, das Regenwasser von der einen Seite zur anderen bewegend.

Die Meerfrau öffnete ihren Mund und sang. Hoch und melodisch. Es klang wie ein altes Seemannslied, obwohl ich kein Wort der seltsamen Melodie verstand. Ihr Kopf drehte sich langsam zu uns. In ihren Augen lag die unendliche Tiefe der See, die stillen Wasser ganz tief am Meeresgrund. 

Meine Lenden zogen sich erregt zusammen, mein gesamter Körper erhitzte sich. Ich wollte sie berühren und doch wusste ich, wie tödlich das war. Langsam machte ich einen Schritt nach vorne.

Etwas kämpfte sich in mein Bewusstsein. Angst. Warum Angst? Ich schloss die Augen für eine Sekunde und versuchte, mich zu konzentrieren. Spürte die Waffe in meiner rechten Hand. Waffe wozu, um mich zu verteidigen?

Ich konzentrierte mich auf meine linke Hand. Sie hielt die von Victorine.

Meine Augen schlugen auf.

Nein, ich musste Victorine verteidigen.

Ich legte die Armbrust an. Die Meerfrau schoss plötzlich auf mich zu, wie eine angreifende Schlange. Ihre spitzen Zähne legten sich frei, als sie einen Schrei ausstieß und nach mir griff.

Der Bolzen drang durch ihre Brust, noch bevor sie mich auch nur mit einem Fingernagel streifen konnte. Ihr Schrei wurde zu einem gequälten Röcheln. Sie sah mich an, in den letzten Augenblicken ihres Lebens. Die See in ihren Augen trocknete aus. Alles Leben wich aus ihnen heraus. Das Blau wurde Grau. Ihr Körper sank zu Boden.

"Nein", wimmerte Victorine und machte Anstalten, auf sie zu zu eilen.

"Nicht", erwiderte ich und nahm wieder sanft ihren Arm. Dann öffnete ich die Tür und zog sie die Treppen mit mir hinunter.

Auch unter Deck herrschte Chaos. Orestes bemühte sich darum, dass die Dutzend Matrosen und Matrosinnen still sitzen blieben. Er drehte sich zu uns um. "König Nicolas, gottseidank. Die wollen unbedingt wieder nach Draußen. Mann, ist das anstrengend. Hey, sitzen bleiben!" Er brüllte einen Mann an, der sich aufgerappelt hatte, um sich an uns vorbei zu schleichen.

Ich zog mein Schwert hervor und versperrte ihm den Weg. Die Klinge kam nur knapp vor seinem Adamsapfel zum stehen. "Setz dich wieder hin", warnte ich ihn langsam und eindringlich. 

Der Matrose schluckte hart, drehte sich dann aber wieder um und setzte sich zu den anderen Schiffsmitgliedern, welche mit einem Male totenstill auf dem Boden saßen.

Wir zogen unsere Helme ab und ich blickte zu Victorine. Sie machte keine Anstalten, wieder zu den Sirenen zu wollen, andererseits verhielt sie sich auch nicht normal. Anstatt zu helfen stand sie abwesend im Raum herum und starrte zu Boden.

"Was habt Ihr gesehen?", fragte ich schließlich.

Erschrocken blickte sie auf, dann wieder irgendwohin in die Leere. "Ich weiß es nicht genau", murmelte sie und lehnte sich erschöpft an eine Wand. "Das macht doch überhaupt keinen Sinn..."

"Was macht keinen Sinn?", forderte ich ungeduldig zu wissen.

Angestrengt nachdenkend starrte sie zu Boden. Es musste irgendwas mit Cephas' Plan zutun haben, von dem ich nichts wissen durfte. 

"Jetzt sagt es mir endlich, Victorine", forderte ich und versuchte, meine wutgeladene Stimme unter Kontrolle zu halten.

"Ich muss mit Vane sprechen", entfuhr es ihr stattdessen.

Mein Geduldsfaden riss. Mit zwei großen Schritten stand ich bei ihr und drückte ihr die Klinge gegen den Hals. Eine falsche Bewegung und ich würde das Blut fließen sehen.

Mit flachem Atem sah sie die Klinge an, dann in meine Augen.

Wüsste ich nicht von ihrer Fähigkeit, dann hätte ich keine Ahnung, dass jemand gerade in meinen Geist eindrang. Aber wenn man genau darauf achtete, dann spürte man das kalte Gefühl. Wie ich es gefühlt hatte, als sie zum ersten Mal in meinen Kopf eingedrungen war.

Ich zog das Schwert haarscharf an ihrer Haut vorbei und rammte stattdessen meine Faust in die Wand neben sie. Instinktiv riss sie den Kopf zur Seite. Mit größter Willenskraft baute ich all meine Schutzmauern auf und wappnete mich gegen ihre Fähigkeit. 

"Versucht nie, nie wieder in meinen Kopf einzudringen", warnte ich leise. Victorine sah noch immer zur Seite. Ich konnte ihre Atmung hören, als ich meinen Mund langsam ihrem Ohr näherte. "Darin ist es zu dunkel für Euch."

Bis auf die eiligen Fußschritte über Bord und einzelne Schreie von oben war nichts zu hören. Jeder schien seinen Atem anzuhalten und niemand wagte es, sich zu regen.

"Ich könnte die Informationen aus Euch herausschneiden, herauswürgen, herausprügeln oder herausbrennen. Dann könnten wir sehen, wie viel Ihr für Eure Schwester geben würdet." Meine Stimme klang so tief, dass ich sie für einen Moment nicht wieder erkannte.

"Alles." Der Rest des Satzes musste nicht laut von ihr ausgesprochen werden. Ich wusste, was sie meinte. Alles, auch ihr Leben.

Ihre Antwort war so bestimmt, dass sie keinen Raum für Diskussionen ließ. Victorine senkte den Kopf nicht, als sie wieder ohne Furcht in meine Augen sah. Ich spürte kein kaltes Gefühl. Alles was ich spürte war, dass sie wissen könnte, dass ich sie nicht wirklich verletzen könnte. Nicht mehr, jedenfalls.

Dann wurde die Heckklappe aufgerissen und einige Matrosen stolperten herein. Ihr Schritt war wackelig, manche von ihnen hielten sich an den Wänden fest und zogen sich mühsam vorwärts.

Einige hatten blutige Kratzspuren im Gesicht und andere blutende Wunden am Körper. 

Es dauerte nicht lange, bis weitere Schiffsmitglieder und die Soldaten meiner Truppe dazu kamen. Die letzte Person, die unter Deck trat, war Vane.

"Matrosen, Matrosinnen", verkündete er mit lauter Stimme. Alle verstummten und drehten sich zu ihm um. Seine Haltung erinnerte mich an etwas. Noch bevor er weitersprach, wusste ich, woran.

Ich war zwar ein König, der von Sanguis, des zweitmächtigsten Königreiches mit der blutreichsten Geschichte des Landes, aber Vane war der König dieses Schiffes hier. 

"Wir haben den Angriff überstanden", begann er mit fester Stimme. "Aber wir müssen bis zu unserer Ankunft weiterhin achtsam sein. Die Unverletzten haben über Deck alle Hände voll zutun, also kümmert euch um eure Wunden und helft weiter, wenn ihr bereit seid."

Vane sah schließlich hinüber zu uns. Er nickte langsam, um seine Dankbarkeit und seinen Respekt auszudrücken. Dann drehte er sich wieder um und verschwand nach oben. 

Meine Soldaten und Soldatinnen schritten zu mir, während sich alle anderen wieder um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Die Truppe war vollständig, aber zwei verletzt. Ich schloss kurz die Augen und wartete, bis sich alle bei mir versammelt hatten.

"Tryphosa", sagte ich dann. "Du unterliegst meinem Kommando. Daran werde ich dich nur ein einziges Mal erinnern."

Ihr Blick war hart, als sie die Furcht zu verbergen versuchte. "Ja, König Nicolas", antwortete sie dann. 

Ich war alles andere als erfreut darüber, dass man sich ohne meinen eindeutigen Befehl nach Draußen begeben wollte. Aber noch weniger darüber, dass nun zwei von uns verletzt und die anderen erschöpft waren. Ich brauchte die besten Soldaten, wenn ich Cephas' Kopf rollen sehen wollte.

"Ruht euch aus. Schlaft etwas. Wenn wir ankommen dürfen wir uns keine Verzögerungen erlauben." Ich sagte das vor allem, weil ich anhand von Victorines Reaktion wusste, dass irgendwas nicht stimmte.

Wo auch immer unser Ziel war, wir mussten so schnell wie möglich dorthin gelangen. 

Als ich aufwachte, schmerzte mein Nacken. Trotzdem fühlte sich mein Körper stark und ausgeruht an. Es war vernünftig gewesen, etwas Schlaf zu bekommen.

Ich sah mich im Raum um. Zwei Soldaten schliefen jeweils zu meiner Seite. Nicht zu nah, um aufdringlich zu wirken, aber dennoch nah genug, um nach dem Aufwachen schnell bei mir sein zu können. Orestes saß einige Schritte entfernt von mir und polierte sein Schwert. 

"Wo ist sie?", fragte ich mit kratziger Stimme.

Der blonde Mann sah auf und musste nicht darüber nachdenken, wen ich meinte. "Sie war noch einige Zeit hier und ist dann aufs Deck gegangen. Hätte ich sie aufhalten müssen?"

"Nein, schon gut", seufzte ich. Sie hätte sich wohl kaum aufhalten lassen, dieser Sturkopf.

Ich rappelte mich auf und streckte meinen Körper, um die müden Muskeln aufzuwecken. Dann schritt ich die Treppen herauf und öffnete die Luke.

Es dämmerte bereits, was zu bedeuten hatte, dass wir wohl bald anlegen müssten. An Deck war es ruhig. Die Schiffsleute gingen ihren Aufgaben nach. Ich trat an die Reling und sah in den langsam dunkel werdenden Himmel hinauf. Die Drachen flogen mittlerweile wieder über uns. 

Meine Augen fixierten das Wasser und spähten den Horizont aus. Ich musste wissen, was Cephas wollte. Wie viel Zeit uns noch blieb. Ob ich Victorine vertrauen konnte. Normalerweise hatte ich das Kommando und die vollkommene Kontrolle. Es machte mich wütend, dass alles davon abhing, dass diese sturköpfige Frau trotz ihrer riskanten Entscheidungen am Leben blieb.

Schon wieder dachte ich daran, wie ich weiter vorgehen müsste, wenn ich nie von Cephas' Vorhaben erfahren würde. Wie sollte ich es jemals in sein Königreich schaffen? Ihn davon abhalten, dem ganzen Land weiteren Schaden zuzufügen?

Mein Gehirn widmete sich wieder den ganzen Gedanken, die ich tief in meinen Hinterkopf geschoben hatte. Was, wenn der Spion die falschen Informationen gehabt hatte? Wenn Victorine irgendwas falsch verstanden oder gesehen hatte? Wenn ich mein Königreich ohne Oberhaupt zurückließ, während Cephas angreifen konnte?

Die Gedanken wegschiebend starrte ich nach unten. Das dunkle Wasser erinnerte mich an meine ständigen Träume und Erinnerungen daran, wie er meine Eltern ermordet hatte. Meine Nase fing einen leichten Geruch verbrannten Holzes auf. Dann bemerkte ich, wie meine um die Reling geklammerten Hände Feuer gefangen hatten. Schnell schüttelte ich sie aus und sah mich um. Niemand schien mich beobachtet zu haben.

Ich ging weiter über das Deck, nach meinen Soldaten Ausschau haltend. Mein Blick schweifte weiter die Treppen hinauf, wo ich Vane und Victorine am Steuerkreuz entdeckte. Tryphosa lehnte an der Reling ein Stück weit entfernt und sah ins Wasser hinab. 

Als die oberste Soldatin aufblickte, ging sie ein paar Schritte auf mich zu und senkte die Stimme. "Sobald man ihnen näher kommt, sprechen sie nicht mehr. Was verheimlicht sie uns, König Nicolas?"

Ihr Misstrauen war nachvollziehbar. Immerhin könnte diese Reise um unser Leben oder unseren Tod entscheiden. Darüber, wie das Schicksal von ganz Lavralha verlaufen würde.

"Ich weiß es nicht", gab ich grimmig zu und behielt dabei die ganze Zeit die Königstochter im Auge.

Plötzlich wendete Victorine sich ab und ging auf der anderen Bordseite die Treppen hinunter. Anscheinend hatte sie uns nicht bemerkt. Ich kniff meine Augen zusammen, um zu entziffern, was sie in der Hand hielt. Es sah mir ganz stark nach rohem Fisch aus.

Mitten auf der Treppe blieb sie stehen und wedelte mit dem Fisch herum, den Blick nach oben gerichtet.

Wie aus dem Nichts löste sich ein Drache aus der Formation im Himmel und segelte auf sie zu. Er war zu groß, um irgendwo zu landen, also schwang er mit den Flügeln, um sich in der Höhe von Victoires Gesicht zu halten, während er gefüttert wurde und sein Gesicht an ihres schmiegte.

Das Lächeln der Königstochter war so breit, dass man es ohne Anstrengung von hier aus erkennen konnte.

Als ich mich zu Tryphosa drehte, trug diese ein warmes Lächeln im Gesicht.

"Denk daran. Sie verheimlicht etwas." Sie ist egoistisch. "Wir können ihr nicht trauen." Sie stellt die Rettung ihrer Schwester über die Sicherheit des ganzen Landes. "Und sie wird uns niemals loyal sein", erinnerte ich sie und drehte mich weg.

Meine Stimme klang hart. Wahrscheinlich nur deshalb, um mich selbst wieder daran zu erinnern. 

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