| 35 | a warrior at heart
And that was the thing about her,
she kept on surviving with bullet holes in her lungs, and knife marks etched in her back
she never let anything in her way, resilient, a fighter, not by choice, but a warrior at heart. -k.azizian
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- Nicolas -
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Es dauerte gefühlte Ewigkeiten, um die restlichen Soldaten zu besiegen. Ewigkeiten, in denen Victorine bereits durch das gesamte Schloss verschleppt sein könnte. Oder bereits tot sein könnte.
Es war immer mehr feindliche Verstärkung eingetroffen. Bis die Tür hinter uns plötzlich aufgegangen war. Ich sah über die Schulter nach hinten. Der Drache verteidigte den Eingang noch immer unerbittlich. Vindicta war durch eine weitere handvoll Hexen abgelöst worden.
Die Hexenanführerin war zu uns herein getreten, hatte die Tür hinter sich geschlossen und uns geholfen, die Soldaten in der Eingangshalle zu vernichten. Als nur noch der letzte Feind vor uns stand hob ich die Hand. „Stopp, Vindicta!", rief ich, bevor sie ihn in der Luft zerreißen konnte. „Den brauchen wir noch."
„Meinetwegen", zuckte die Hexe mit den Schultern. „Meine Schwestern haben sich rund um das Schloss verteilt und wirken ihre Magie. Ab jetzt kommt niemand mehr herein. Und auch nicht mehr heraus."
„Perfekt", sagte ich und zog einen langen, scharfen Dolch aus meiner Beinhalterung. „Lass dir ruhig Zeit mit Xerxa. Ich muss noch einen kleinen Zwischenstopp einlegen, bevor ich Cephas in tausend Stücke hacke."
Die schwarzen Augen der Hexe starrten mich an, bevor sie langsam nickte. „Ich werde zu euch sprechen, sobald ich soweit bin." Mit Schwung drehte sie sich um und ging mit klackernden Schritten davon.
Dann wurde es still in der Halle, während ich auf den letzten Soldat heruntersah. „Zieht ihm die Handschuhe aus", befahl ich Orestes und Tryphosa, die sich Blut und Schweiß aus dem Gesicht gewischt hatten.
Der verängstigte Soldat versuchte sich zu wehren, war aber deutlich in der Unterzahl. Während ihn weitere Männer festhielten zogen Orestes und Tryphosa ihm den Helm und den Handschutz ab.
„Hilfe! Hilfe!", begann der Soldat nun zu schreien.
„Hier ist niemand, um dir zu helfen", erwiderte ich mit ruhiger Stimme.
„Ich weiß nicht, wo Cephas ist", stieß der Soldat unter schwerem Atmen hervor. Seine braunen Augen waren weit aufgerissen, während er hektisch umhersah.
Ich nickte Tryphosa zu, die seine Hände nun auf den Marmorboden presste.
„Ich suche nicht nach Cephas. Sondern nach der Frau, die sie fortgeschleift haben." Langsam ging ich in die Hocke und betrachtete sein Gesicht, auf dem sich noch mehr Schweiß ansammelte als zuvor.
„Keine Ahnung, wo sie ist", brachte der Soldat mit Blick auf den Dolch in meinen Händen hervor.
Ich setzte die scharfe Klinge an seinen kleinen Finger an, woraufhin sich die gesamte Hand verkrampfte. „Nicht einmal eine Vermutung?"
„Hört zu. Wenn ich irgendetwas verrate, dann bin ich dem Tod geweiht."
„Armer Mann", machte ich in bemitleidenswertem Ton. „Leider war das die falsche Antwort."
Mit Kraft drückte ich die scharfe Klinge hinunter. Ich spürte, wie der Dolch durch die Haut schnitt und den dünnen Fingerknochen teilte. Das Körperteil war abgetrennt, noch bevor der Soldat das Schreien begann.
Halb weinend, halb schreiend wand er sich vor mir und starrte auf seinen auf dem Boden liegenden Finger.
Ungeduldig verstärke ich den Druck meiner Finger um den Griff des Dolches. Dafür hatte ich keine Zeit. Ich hatte keine Zeit, um ihm jeden einzelnen Finger abzutrennen. Ich brauchte Antworten, jetzt.
„Orestes, Tryphosa, nun ist die Hand dran", sprach ich laut aus, woraufhin die beiden sein Handgelenk und seinen Unterarm auf den Boden pressten.
„Nein, nein, nein, bitte nicht", flehte der Soldat zwischen mehreren Schluchzern.
Orestes räusperte sich nun. „Wenn du mit uns sprichst, schlagen wir dich nur bewusstlos und lassen dich am Leben", versuchte er den Soldat zu beruhigen.
„Wenn du jedoch lügst kommen wir zurück und das Ganze hier beginnt von vorne", fügte ich ruhig hinzu.
Wahrscheinlich war es effektiver, mehr emphatisch als aggressiv zu reagieren.
Die Schluchzer des Soldaten wurden weniger panisch. Er atmete ein paar Male ruhiger Ein- und Aus. Dann beschrieb er uns detailliert den Weg zum Kerker des Schlosses.
Ich hob Victorines blutverschmiertes Schwert mit dem metallernen Drachengriff vom Marmorboden auf. Mit rasendem Herzen rannte ich vor, ohne darauf zu achten, dass der Mann hinter mir auch wirklich bewusstlos geschlagen wurde. Jede einzelne Sekunde zählte. Victorine war schon viel zu lange fort.
Ich sprintete die Flure entlang und hielt bei der letzten Abzweigung an, die der Mann beschrieben hatte. Als ich um die Ecke blinzelte entdeckte ich die Treppe, die nach unten führte und die beiden Soldaten, die den Kerkereingang bewachten.
Schnell drehte ich mich um, ging sicher, dass meine Truppe hinter mir war, und rannte voran. Als meine Klinge gegen die Schwerter der Wachen traf war mein Ziel noch, sie zu töten. Aber das dauerte zu lang. Das konnte ich den anderen überlassen.
Ich stürmte die Treppenstufen herunter und riss die Tür auf, wo mir drei weitere Wachen, die wahrscheinlich von den Kampfgeräuschen alarmiert worden waren, entgegen rannten.
Mein Herz raste, während ich die drei Männer mit Tryphosa in dem schmalen Gang bekämpfte. Bitte. Bitte lass es noch nicht zu spät sein. Bitte lass sie noch nicht tot sein.
Die feindlichen Soldaten hatten ihre Schilde gehoben. Die Wände standen so eng beinander, dass man kaum um ihren Schutz herumschlagen konnte.
Meine Brust fühlte sich an, als würde sie jeden Moment zerreißen. „Victorine, bist du hier?", rief ich laut über unsere Kampfgeräusche hinweg.
Die hinter den Soldaten herrschende Stille war erdrückend. So erdrückend, dass sich mein Körper mit einem Male schwer wie Blei anfühlte.
„Victorine!", schrie ich lauter. „Geht es dir gut?"
Tryphosa landete endlich einen Treffer. Der Soldat vor ihr stieß einen Schmerzensschrei aus und taumelte zurück, woraufhin die anderen Wachen für einen Moment die feste Stellung verloren.
Mein Herzschlag beschleunigte sich stetig, während wir die Soldaten außer Gefecht setzten. Tryphosa schob sich vor mich und lief los, falls es einen Hinterhalt auf mich geben würde. Aber dieser Gedanke war nur nebensächlich.
„Durchsucht die Wachen. Findet mir die Kerkerschlüssel, sofort!", bellte ich die Truppe an und begann, hinter Tryphosa her zu rennen.
Ich stolperte über die Leichen der Wachen herüber und lief den dunklen Gang entlang. Links und rechts tauchten nun Gefängniszellen auf. Flüchtig warf ich schnelle Blicke hinein, falls Tryphosa Victorine übersehen haben sollte. Fast am Ende des Ganges bemerkte ich, wie die Obersoldatin bei einer der letzten Zellen stehen blieb.
Mein Atem blieb mir in der Kehle stecken, während ich die letzten Schritte machte und in die Zelle sah. An der Wand des nur schwach beleuchteten Raumes lehnte sie und ließ den Kopf hängen.
„Den Schlüssel", stieß ich hervor, drehte mich um und nahm den klappernden Schlüsselbund entgegen, den Orestes mir reichte.
Mit beinahe zitternden Fingern probierte ich einen Schlüssel nach dem anderen, bis sich endlich einer in das Schlüsselloch stecken ließ.
Ich riss die Gittertür auf und rannte nach vorn. Zuerst packte ich ihr Gesicht mit beiden Händen und horchte. Als ich sie atmen hörte musste ich mich zurückhalten, sie nicht sofort in meine Arme zu reißen. Mich überkam ein Berg von Gefühlen. Erleichterung vor allem. Aber auch Wut, besonders, als ich die Königstochter genauer betrachtete.
Auf ihrer Stirn befand sich ein langer Schnitt, der bis zu ihrer Augenbraue reichte. Das Blut war schon getrocknet. Im Gesicht hatte sie rote und blaue Flecken. Als ich an ihr herunterblickte entdeckte ich einen Dolch in ihrem Oberschenkel, sowie Blut und eine sauer riechende bräunlich-gelbe Flüssigkeit auf dem Boden.
„Victorine?", fragte ich und legte ihr vorsichtig meine Hand auf die Schulter.
Nach einigem sanften Rütteln öffnete die Königstochter endlich die dunkelbraunen, rot geschwollenen Augen. Sie hatte geweint.
Mein Atem wurde zittrig, während sich meine Hände zu Fäusten ballten. Ich würde Cephas lebendig in mehrere Einzelteile zerteilen. Ich wollte ihn schreien sehen und ihm den schlimmsten Schmerz seines Lebens bereiten.
„Nicolas?", flüsterte die Königstochter und fixierte mich mit erschöpftem Blick.
Ich versuchte, ruhig zu bleiben, obwohl mein Körper vor Wut bebte. „Wo tut es am meisten weh?", fragte ich leise.
„Am Bauch", stöhnte sie und begann, kurzatmig durch ihre zusammengebissenen Zähne zu atmen.
Während Tryphosa Victorines Fesseln aufschloss untersuchte ich ihren Bauch, zog langsam den Dolch aus ihrem Oberschenkel und presste ein Stück Stoff, welches Tryphosa mir reichte, auf die blutende Wunde.
„Wir müssen zu Cephas", brachte Victorine hervor, die sich aufzurappeln versuchte.
„Langsam", beruhigte ich sie und befestigte den Blutstopper mit einem weiteren Stück Stoff, das ich wie einen Verband um ihren Oberschenkel wickelte.
„Er ist vor Kurzem nach Xerxa schauen gegangen. Anscheinend hat es ein Problem gegeben", teilte die Königstochter mir mit, obwohl ihr das Sprechen sichtlich schwer fiel.
Vorsichtig nahm ich ihre Hände in meine und untersuchte die von den Fesseln aufgerauten Handgelenke. Dann nahm ich meine rechte Hand und legte sie vorsichtig an ihre etwas rote und bläuliche Wange, nahm sie aber wieder herunter, als Victorine leicht zusammenzuckte.
Die junge Frau versuchte nun, sich aufzurichten. Als sie ihren Oberschenkel streckte stöhne sie vor Schmerz.
„Ich kann dich nicht mitnehmen. Wir werden dich irgendwo in Sicherheit bringen", sagte ich, stockte dann aber. Vindicta hatte gesagt, dass nun niemand mehr rein oder raus kommen würde. Wir saßen hier fest, bis entweder wir oder Cephas tot waren.
„Ich weiß, dass du es nur gut meinst, Nicolas", flüsterte Victorine. „Doch wenn du das machst, dann rettest du mich damit nicht. Dann werde ich mich bei der erstbesten Gelegenheit von einem Turmfenster werfen. Cephas aufzuhalten, das ist das einzige, was mir noch im Leben geblieben ist."
Obwohl ich es nicht wollte, konnte ich sie verstehen. Sehr gut sogar. Eine lange Zeit war das ebenso das einzige Ziel und der einzige Sinn in meinem Leben gewesen.
„Kannst du denn stehen?"
Victorine nickte, biss die Zähne aufeinander und machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne. Leicht humpelnd ging sie auf ihre Rüstungsteile zu. Ich half ihr, die metallerne Schutzrüstung anzuziehen und ihr ihre Armbrust umzuspannen.
Schließlich verließen wir unter dem Schutz meiner restlichen Soldaten die Gefängniszelle. Ich schritt hinter Victorine her, doch noch bevor wir auf dem Kerkergang waren, gab es einen gewaltigen Krach über uns, der uns zusammenzucken ließ. Von der Decke fiel Staub und ein wenig Dreck herunter. Das hatte sich wie eine Explosion angehört.
Wahrscheinlich hatte die Hexenanführerin Vindicta die Verräterhexe Xerxa erreicht.
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