Kapitel 2
Ein Wiehern riss mich aus dem zähen Nebel der in meinem Kopf herrschte. Abrupt löste ich mich von Jerry und sein bewusstlos Körper fiel mit einen lauten Knall auf den Boden.
Erschrocken sprang ich einen Schritt zurück und starrte geschockt auf den leblosen Körper, der vor meinen Füßen lag. Er atmete noch, ganz leise, aber noch hörbar aus. Erleichtert atmete ich aus, wobei kleine Bluttropfen von meiner Lippe spritzten.
Ich war von meinem eigenen Verhalten angewiedert, doch eher ich mir deswegen ein schlechtes Gewissen einreden konnte, musste ich mich dringend um diesen von mir malertrierten Jungen kümmern.
Zum Glück stimmten die Mythen über die heilende Wirkung von Vampirblut, weswegen ich mir mit einem schnellen Biss das Handgelenke aufriss. Aus meinem Arm spritzte Blut und ich hielt es dem bewusstlosen Zentauer an den Mund. Da dieser nicht von alleine trank, half ich ihm mit der freien Hand unter dem Unterkiefer zu schlucken.
Nach einigen Schlücken schien Jerry nicht mehr so blass zu sein wie zu vor und sowohl sein Herzschlag und sein Atem waren deutlicher zu hören. Ein autogroßer Stein viel mir vom Herzen vor Erleichterung.
,,Was ist denn hier los?", plötzlich stand Caleb vor mir. Ich hatte ihn gar nicht gehört so sehr war ich mit der ganzen Situation überfordert. Das kleine Feenpferd tänzelte und wieherte neben mir die ganze Zeit nervös. Auch dies hatte ich vor lauter Blutdurst und Sorgen vergessen, obwohl es erst der Grund für mein Eingreifen gewesen war.
Hilfe und Verständnissuchend schaute ich den Teenager Vampir an: ,,Die Fünflinge sind auf das Fohlen losgegangen. Ich wollte sie aufhalten, doch dann..." ,,Konntest du dich nicht mehr zurückhalten", vollendete er meinen Satz als wäre er schon tausend Mal in dieser Situation gewesen.
Und das war wahrscheinlich auch der Fall. Denn auch wenn er mit seinen 17 Jahren 2 Jahre jünger war als ich, hatte er 17 Jahre mehr Erfahrung im Dasein als Vampir ich. Im Gegensatz zu mir war Kaleb nämlich als Sohn von Dracula bereits als Vampir geboren worden, wobei ich vor nichtmals mehr als einen Monat noch ein atmender, lebender Mensch war.
Ich rechnete mit einer dicken fetten Standpauke, schließlich war es verboten andere zu beißen und erst recht Gäste. Und da fing Caleb auch schon an auf mir herab zu reden: ,, Es musste ja so kommen. Ein Wunder, dass du überhaupt solange ausgehalten hast ohne einen Menschen anzufallen. Überhaupt unfassbar einen Vampir herumlaufen zu lassen ohne einen Schöpfer, der einen alles beibringt!"
Caleb war tatsächlich sehr wütend, aber nicht auf mich und das erstaunte mich. ,,Du bist also nicht auf mich wütend?", fragte ich verwundert nach. Er schaute mich irritiert: ,,Warum sollte ich wütend sein? Ganz im Gegenteil ich bin stolz auf dich . Zu Beginn meiner Vampir Pubertät hätte ich Terry wahrscheinlich ausgesaugt bis kein Tropfen Blut mehr in seinen Körper gewesen wäre."
,,Jerry", meinte ich nur und Caleb schaute mich verständnislos an: ,,Wie bitte? ,,Das ist Jerry, nicht Terry. Terry ist einer seiner Brüder", wie zu Bestätigung schnarchte Jerry laut. Anscheinend war er vor lauter Blutverlust sofort aus seiner Ohnmacht in einen tiefen Schlaf gedriftet.
,, Apropo, seine Brüder. Wo sind die vier eigentlich hingerannt?", fragte ich Caleb, da ich jetzt erst bewusst das Fehlen von ihrem nervigen Geschrei bemerkte. Tolle Brüder waren das, die ihren Bruder einfach mit einem blutdurstigen Vampir alleine ließen und sich stattdessen lieber aus dem Staub machten.
Caleb machte eine wegwerfende Bewegung mit seiner mit Ringen bestückten großen Hand: ,,Ach die sind mir gerade entgegen gekommen, ich hab sie so manipuliert, dass sie denken, dass ihr Bruder später kommt, weil er einen Streich planen möchte. Deswegen bin ich überhaupt ins Kino gekommen um nachzuschauen was hier los ist."
,,Dankeschön", erleichtert atmete ich auf und richtete mich das erste Mal seit dem Vorfall mit den Zentauren auf. Caleb war echt groß, vermutlich so 1,85 und damit 10 Zentimeter größer.
Kein Wunder, das die kleine Juniper für diesen Jungen einen Streit mit ihrer Familie riskierte. Das war das erste Mal das ich Caleb Draculea in echt sah und nicht nur in Erzählungen. Der Junge sah umwerfend auf düstere Art gut aus. Seine schwarzen Haare trug er in Mittelscheitel und seine Augen funkelten wie dunkle Opale.
Zwar war er noch etwas jung im Gesicht und sein Körper war auf jungehafte Art schlacksig athletisch gebaut, trotzdem konnte man klar sehen, das er zu einen breitgebauten Mann heran wachsen würde. Um ehrlich zu sein wollte ich wissen wie Dracula aussehen musste wenn bereits sein Teenager Sohn so aussah, doch zugleich hatte ich Furcht davor dem berühmten Vlad den Pfähler zu begegnen.
Um mich von diesen Gedanken abzulenke, machte ich mich daran mit den Lappen, der in meiner Uniform steckte, den Blutpfleck rum um Jerry weg zu wischen. Das kleine Feenpferd hatte sich etwas weiter von dem schlafenden Zentauren entfernt. Vermutlich war die Kleine von dem Geschehnissen der letzten Minuten bis zur Unendlichkeit verstört.
Aus meiner Uniform holte ich eine Möhre heraus und streckte es dem kleinen Feenpferd mit ausgestreckten Hand entgegen. Daraufhin flatterten die orange-weißen Flügel des Pferdes - einfach ultra süß.
,,Was hast du da noch so alles drin?", fragte Caleb erstaunt über das plötzliche Auftauchen der Möhre. Mit vorsichtigen Schritten kam das Fohlen auf mich zu, während ich erklärte: ,,Nur ein paar normale Süßigkeiten, man glaubt es zwar nicht aber sowohl die Ferguson- Zwillinge als auch die Haustiere mancher anderer Hotelmitbewohner lassen sich mit Karotten bestechen."
,,Cleveres Mädchen, ich werde mich definitiv mit meinem Vater zusammen setzen damit du einen Vormund kriegst, damit du in allen Lebenslagen so weiße entscheiden kannst", Caleb deutete auf den bewusstlosen Jerry.
,,Einen Vormund?!", trotz meinen Schock hob ich meine Stimme nicht an, damit ich das Fohlen nicht verschreckte, dass so eben begonnen hatte an der Karotte zu knabbern. Ich war volljährig, wofür sollte ich einen Vormund brauchen? Und warum sollte man dies ausgerechnet mit dem Dracula höchst persönlich besprechen?
Doch Caleb nickte nur bestätigend über das Schnarchen des Ferguson Jungen hinweg: ,,Ja, ein Vormund, jemand der sich deiner vampirischen Erziehung annimmt." ,,Okay", kam mir langsam über die Lippen: ,,Woher weißt du eigentlich, dass ich keinen Schöpfer habe."
Dieser schaut mich nur durch seine dunklen Augen an. Eigentlich könnte er sich seine Antwort sparen, schließlich arbeitete ich in dem Hotel seines Vaters und Lebte so mit in seinem Bezirk, außerdem war ich wahrscheinlich der einzige schöpferloser Vampir, der hier in den letzten 100 Jahre aufgetaucht ist.
Plötzlich wurde Calebs verdammt ernst: ,,Hast du Juniper Salem gesehen? Eine schwarzhaarige 15-Jährige mit leuchtend grünen Augen, ungefähr so groß." Er deutete bis zu seiner Brust.
Tatsächlich hatte ich bereits angefangen mich zu wundern, dass er das Thema nicht bereits eher aufgebracht hatte. Laut Erzählungen klebten die beiden solange keine Salem Hexe oder Angestellten in der Nähe aneinander.
,,Ich kenne Juniper, aber tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, ich hab sie nicht gesehen seit dem sie vermisst wird", entschuldigend zuckte ich mit den Schultern.
Calebs Miene blieb trotzdem ernst und unberührt, doch ich wahr mir ziemlich sicher, dass ihn das Verschwinden von Juniper näher ging als man ihm ansehen konnte. Zwar munkelten einige, dass er was mit Junipers verschwinden zu tun hatte, doch ich war mir da nicht so sicher.
Ich hatte das dringende Verlangen Caleb Hoffnung zu machen, nachdem er mir gerade so sehr geholfen hatte. Deswegen fuhr ich schnell fort: ,,Aber ich hab gehört, dass morgen eine Such Aktion losgehen soll, ich bin definitiv dabei. Sie wird wieder auftauchen, Caleb, da bin ich mir ziemlich sicher."
Doch von Caleb kam nur ein Nicken und ein einfaches, nichtssagende ,,Ja". Blitzschnell war er auch schon am Ausgang des Hotelkino, so schnell, dass ich selbst mit meinen verbesserten Vampirsinnen ihn nicht klar erkennen konnte.
,,Wenn Terry aufwacht, wird er dank des Blutverlustes keine Erinnerungen mehr an deine Heißhungerattacke haben", gab er noch von sich und schon war er weg. ,,Jerry", murmelte ich leise vor mir her, obwohl er wahrscheinlich schon längst zu weit weg war um mich zu hören.
Das war eine seltsame Begegnung, zwar ausgemessen hilfreich und aufschlussreich, aber trotzdem irgendwie seltsam. Caleb Draculea schien nett zu sein, aber gleichzeitig durch seine Macht, die er ausstrahlte, seinem Aussehen und seiner Herkunft respekteinflössend.
Ich hob den kleinen Jerry Ferguson, der immer noch friedlich auf dem Laminatboden schlummerte, wie eine Feder hoch und legte ihn auf dem nächsten Kinosessel ab, wobei das kleine Feenpferd um mich munter herumtänzelte. Anscheinend kam es doch schneller über den Schock hinweg als gedacht. Im Gegenzug würde wahrscheinlich 1 unsterbliches Jahr mir ein schlechtes Gewissen dafür zu machen, dass da Japsen des kleinen Jungen mich nicht gestoppt hatte.
Das kleine Feenpferd gehörte vermutlich einen der Nymphen, diese bevorzugten nämlich die Zimmer an den den Tierstellen, da sie eine gewisse Sammelsucht von seltenen Tierarten hatten. Hoffentlich war das süße Fohlen nicht die neuste Anschaffung der flittchenhaften Nymph Marcy. Heute hatte ich eindeutig keinen Nerv mehr mich auch noch mit dieser auseinander zu setzen. Doch bevor ich den Vierbeiner zurückbringen könnte, würde ich erst noch das Kino vorbereiten müssen und darauf warten, dass Jerry erwachte um ihm eine glaubhafte Lügengeschichte zu verklickern.
Aus einer Kiste am Rand der Leinwand holte ich einige Decken, die teilweise sehr ungefaltet waren, anscheinend waren die Praktikanten zu dumm sie nach der Wäsche zu falten. Ich trug alle rüber zu den Sesseln und faltete dann diese schnell, bevor ich sie je auf einen Sitz verteilte. danach verteilte ich noch die Kissen auf den Plätzen ehe ich fertig war. Während des ganzen Prozesses wurde ich von dem Rumgehüpfe des Fohlens und Jerrys Schnarchen begleitet.
,,Wo bin ich?" ertönte plötzlich eine kindliche Stimme hinter mir und als ich mich umdrehte, hatte Jerry sich bereits auf seine vier Hufe berappelt. So schnell wie möglich stand ich bei ihm, das heißt schneller als ein Mensch, aber kaum so schnell wie Caleb.
,,Im Kinosaal. Du hast die Butterspender fürs Popcorn mit Seife gefüllt und dich auf einen der Sessel gesetzt", ich deutete auf den Platz, auf dem er so eben noch geschlafen hatte, und fuhr fort: ,,um die Reaktion der Kinobesucher zu sehen, doch dann bist du eingeschlafen."
Jerry rieb sich verschlafen seine Augen: ,,Und? Hatte ich Erfolg?" ,,Wohl kaum, du hast im Schlaf geredet und deinen Plan verraten. Somit konnte ich die Spender rechtzeitig austauschen", log ich wie gedruckt und hatte dabei nichtmals ein schlechtes Gewissen, schließlich waren die Ferguson Kinder waren echte kleine Tyrannen. ,,Schade", beklagte sich Jerry und schien über sein nicht existentes Scheitern verärgert zu sein. Die Fergusons hatten eindeutig nicht die Weisheit gerade als Kinder gelöffelt.
,,Geh zu deiner Mommy, Jerry, oder ich zieh dir noch die Ohren lang, wegen deinem unverschämten Verhalten", scheuchte ich ihn aus dem Kinosaal. Auch das Feenpferd schien zu wollen das er verschwand, den dieses kauerte sich hinter mir ängstlich zusammen. Dieser verdrehte jedoch die Augen: ,, Spielverderberin."
Doch zum Glück galoppierte er dann doch laut stark aus dem Raum.
Jetzt wo der tyrannisierende Jerry weg war, hüpfte das kleine Fohlen wieder glücklich um mich herum, wobei es leicht mit den Flügeln flatterte. Da ich nun mit der Arbeit fertig war, sowie mit den Nerven, war es nun an der Zeit mich um das Tierbaby zu kümmern.
,,Folgst du mir?", fragte ich das cremefarbende Fohlen auch wenn ich mit keiner Antwort rechnete. Auch wenn ich mich immer noch nicht daran gewöhnen konnte, was alles in meiner jetzigen Welt möglich war, war ich mir ziemlich sicher, das Feenpferde nicht sprechen konnte. Tatsächlich gab es mir auch keine Antwort, was mich schon irgendwie erleichterte.
Ich startete einen Versuch und ging ein paar Schritte auf den Ausgang des Kinos zu. Es folgte mir zum Glück wirklich und ich lief weiter. Im Vorraum schauten mich die Praktikanten ein bisschen schräg an, selbst in einem Monster Hotel ging man nicht alltäglich spazieren mit einem Feenfohlen. Doch ich ging unbeirrt weiter.
Als wir im Erdgeschoss angekommen waren, fragte ich bei den Zimmern der Nymphen ein bisschen rum, wem das kleine Wesen gehörte. Auf dem Weg würde ich den blutigen Lappen los. Man schickte mich letztendlich zu dem Zimmer 14.
Doch ehe ich vor dem genannten Hotelzimmer stand, traf mein supersensibles Gehör ein Besorgnis erregendes Geräusch. Es war eine Mischung aus schmerzverzerrten Stöhnen und Schluchzen, dass mir eine Gänsehaut verpasst. Reflexmäßig riss ich die verschlossene Tür des Zimmers auf, woraufhin die Tür aus den Angeln flog. Doch was ich dort vorfand nahm mir den Atem, den ich gar nicht brauchte.
...
Ich hab es geschafft, dass 2. Kapitel rechtzeitig vorzuschreiben 🎉 Yeah🎉 Ich bin echt stolz auf mich! Mein neues Ziel ist es pro Tag 1000 Wörter zu schreiben und bisher habe ich das echt gut geschafft 💃🏻 So im Schnitt schaffe ich es dann 3 Kapitel in einer Woche vorzuschreiben... natürlich könnte man jetzt sagen, dass ich ganz einfach 3 Kapitel pro Woche veröffentlichen könnte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das auf Dauer nicht schaffe.
Kritik/ Anmerkungen?
Irgendwas verwirrend?
Wollt ihr ne kleine Charakterübersicht?
Lied: "I Hope ur miserable until ur dead" by Nessa Barrett
Xoxo storywrite_now
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