Kapitel ~8~ Erinnerungsfetzen

Kapitel ~8~ Erinnerungsfetzen

Lycania's Sicht, 2 Wochen später

Eine Woche lang hatte ich auf der Heilerstation zugebracht und hatte mich einfach nur noch gelangweilt. Rhoon und Inja waren zwar ständig um mich herum. Trotzdem war ich froh endlich wieder aufstehen zu dürfen. Inja hatte überglücklich unser Angebot angenommen, dass sie nun irgendwie unsere Tochter war und nun auch keine Angst mehr haben braucht von den Crewmitgliedern bedrängt oder missbraucht zu werden. Rhoon hätte jeden der es wagt Inja zu belästigen ohne Gande umgebracht.

Trotz allem hatte ich noch einige Tage das Bett hüten müssen, um mich nicht zu überanstrengen. Ich war deshalb auch wieder in Rhoons Kabine umgezogen. Sanja hatte ihr Gedächtnis leider noch immer nicht zurückbekommen und Ga'at war Gestern zu mir gekommen und hatte mich gebeten ihr alles zu erzählen. Er hatte mittlerweile nun doch ein schlechtes Gewissen bekommen und wollte sie nicht weiter belügen. Also hatte ich mich mit sehr gemischten Gefühlen auf den Weg in die Heilerstation gemacht um meine kleine Schwester zu besuchen. Ga'at meinte zwar sie würde sich nur sehr Bruchstückhaft an gewisse Dinge erinnern, diesen aber keinen wirklichen Zusammenhang geben können.

Den Männern denen ich auf dem Flur begegneten wichen mir sehr respektvoll aus. Soweit ich wusste hatte Rhoon ganz schön unter seiner Crew gewütet als er wieder die Schiffsführung übernommen hatte. Jedenfalls war die Heilerstation einige Tage brechend voll gewesen und ich ging jede Wette ein dass beinah die gesamte Besatzung diese besucht hatten und einige hatten ziemlich tiefe Schnittwunden. Zwei seiner Männer hatten sogar Schusswunden davongetragen.

Mit klopfendem Herzen und zitternden Knien ging ich in die Heilerstation, Persyx nickte mir als Begrüßung kurz zu und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu. Mein Blick glitt über den Behandlungstisch in der Mitte des Raumes. Ich erinnerte mich noch sehr genau an den Tag als ich hier erwachte und auch an die Panik die ich hatte. Ich glaubte alles wäre nun zu Ende und ich würde höchsten noch ein Paar Tage leben. Vor allem nachdem ich Rhoon kennen gelernt hatte und wie er mich die erste Zeit behandelt hatte. Das alles kam mir wie ein Traum vor, der schon sehr lange zurück lag. Ich hatte mit Rhoon auch sehr oft darüber geredet, obwohl er eigentlich nicht sehr gerne darüber sprach und er sich auch mehr als nur einmal bei mir Entschuldigt hatte.

Ich war so in Gedanken versunken dass ich erschrocken zusammenzuckte als sich eine große warme Hand auf meine Schulter legte.

„Entschuldige es hat etwas länger gedauert. Es gab noch einen Zwischenfall bei den Reaktoren.“ Lächelnd drehte ich mich um und umarmte Ga'at kurz. Er legte seine Arme um mich und drückte mich ebenfalls kurz.

„Bereit?“ Fragte er mich dann. Ich verzog etwas die Mundwinkel, bereit war ich eigentlich ganz und gar nicht, doch es wurde wirklich langsam Zeit dass sie ihre Erinnerungen wieder erhielt. Deshalb nickte ich leicht und lächelte ihn dann etwas gequält an, unfähig ein Wort über meine Lippen zubekommen.

Er verstand mich aber auch so, deshalb nahm er meine Hand und lief vor mir her zu Sanja's Zimmer. Mit jedem Schritt wuchs die Angst, dass sie sich trotzdem nicht erinnern würde, immer mehr an. Mein Magen schien sich zu verkrampfen und auch meine Hände fingen leicht an zu zittern. Vor der Tür drehte er sich nochmals zu mir um und sah mir tief in die Augen. „Ly ich bin mir sicher dass du es schaffen wirst und sie sich wieder erinnert und...“ Kurz drückte er meine Hand. „... du hattest Recht, ich hätte ihr gleich von Anfang an die Wahrheit sagen sollen.“

Ich lächelte kurz und drehte mich zur Tür und meinte dann „Du hattest deine Gründe und vielleicht war es trotzdem auch besser so.“ Ohne eine weitere Antwort von ihm abzuwarten betätigte ich den Türöffner und trat ein. Nachdem Ga'at ebenfalls eingetreten war, verschloss sich die Tür wieder mit einem leichten zischen.

Verwirrt sah ich mich in dem kleinen Raum um, das Bett war unbenutzt und leer und das Essen stand unberührt auf dem kleinen Tisch. Verwirrt drehte ich mich zu Ga'at um und sah ihn fragend an. Er deutete mit dem Finger auf die Badtür, die offen stand und auch Licht brannte. Langsam und mit klopfendem Herzen ging ich die zwei Schritte zum Bad und sah in den winzigen Raum.

Tatsächlich da saß sie zusammengekauert in der Ecke, die Hände um ihre Knie geschlungen und den Kopf darin vergraben. Sie schluchzte und zitterte am ganzen Körper. Ich sah Ga'at nur kurz an und bedeutete ihm außer Sichtweite von ihr zu gehen. Allmählich begriff ich warum er mich um Hilfe gebeten hatte. Anscheinend erinnerte sie sich doch an mehr als Ga'at zugeben wollte.

Vorsichtig ging ich neben sie in die Knie und strich ihr sanft über die türkisen Haare. Bei meiner Berührung zuckte sie zusammen und machte sich noch kleiner.

„Sanja?“ Hauchte ich.

Ihr Kopf ruckte hoch und sie sah mich mit klarem Blick an. Ich konnte es in ihrem Augen sehen, sie erinnerte sich an alles. Oder?

„Ly was machst du hier? Haben dich diese grässlichen Piraten verkauft?“ Schluchzend fiel sie mir in die Arme. Tröstend nahm ich sie in die arme und strich ihr beruhigend über den Rücken. Was meinte sie mit verkauft, erinnerte sie sich vielleicht gar nicht daran dass sie hier auf dem Schiff war? Dachte sie vielleicht dass sie noch auf Altair war bei ihren Peinigern?

„San du bist hier in Sicherheit, niemand will dir hier etwas böses. Du bist nicht mehr auf Altair sondern auf einem Piratenschiff.“ Meinte ich leise. Sie hob den Kopf und sah mich aus verquollenen tränennassen Augen an. „Und was ist mit dem Altairer der bisher hier war?“ Fragte sie mich zweifelnd.

„Das ist Ga'at er hat dich durch Zufall von einem Sklavenmarkt gekauft. Deine Altairischen Peiniger waren dir anscheinend überdrüssig geworden und haben dich an einen Sklavenhändler verkauft. Ga'at will dir nichts antun.“ Antwortete ich ihr.

Misstrauisch sah sie mich an und ihre hellen orangenen Augen verdunkelten sich. Sie glaubte mir kein Wort. „Was haben sie mit dir gemacht Ly? Früher hättest du nie so geredet. Haben sie dich unter Drogen gesetzt? Oder dir mit irgendwas gedroht?“ Flüsterte sie kalt.

„San sie haben nichts mit mir gemacht. Sie sind nicht so wie wir immer dachten oder was uns früher immer die Händler erzählt haben.“ Flehend sah ich sie an, doch sie war ein Stück von mir weggerutscht. Soweit es die Enge des Bades zuließ.

„Geh weg...“ Flüsterte sie „Du bist nicht meine Schwester.“ Sie fing an zu schreien und hielt sich den Kopf. Erschrocken zuckte ich zurück und fiel nach hinten. Plötzlich war über mir ein großer Schatten der sich über Sanja beugte. Ein zischen ertönte und sie kippte Bewusstlos an die Wand. Der Schatten über mir entpuppte sich als Ga'at der blitzschnell reagiert hatte und Sanja eine Betäubungsspritze verpasst hatte. Meine Verwirrung wechselte zu Wut.

„Hättest du mich nicht vorwarnen können, dass sie so reagiert und sich doch an sehr viel Erinnern kann?“ Mühsam versuchte ich aufzustehen, da ich immer noch leichte Schmerzen im Unterleib hatte war das nicht wirklich so einfach. Wortlos legte er seine Hände um meine Hüfte und zog mich hoch.

„Tut mir Leid Ly, ich hatte selber keine Ahnung dass sie sich doch schon so weit an alles Erinnern kann.“ Antwortete er auf darauf zerknirscht. Nachdem ich wieder auf den Füßen war wandte er sich zu Sanja und hob sie Vorsichtig hoch und brachte sie in dann angrenzende Zimmer und legte sie auf das Bett.

„Vielleicht sollten wir sie nicht hier in diesem Raum einsperren. Ich könnte mit ihr ja wieder in unsere Kabine ziehen, dann beruhigt sie sich bestimmt wieder. Sie könnte mir ja wie schon vorher in der Küche zur Hand gehen.“ Meinte ich Nachdenklich zu Ga'at. Liebevoll strich er mit einer Hand über ihre Haare und dann über die Wange. Kurz berührten seine Finger ihre Lippen.

„Ihre Verletzungen sind noch nicht wirklich gut Verheilt, aber wir können es versuchen. Vielleicht erinnert sie sich dann auch wieder restlos an alles. Es war gerade so gut gelaufen.“ Er seufzte. „Sie hatte gerade angefangen Vertrauen in mich zu fassen.“ Ich trat zu ihm ran und legte ich eine Hand auf den Unterarm.

„Du magst sie sehr oder?“ Fragte ich ihn Vorsichtig. Er sah mich an und seine Miene verzog sich zu einem schmerzlichen Lächeln.

„Ist es so deutlich?“

„Irgendwie schon.“ Mein Blick wanderte wieder zu meiner Schwester, nachdenklich betrachtete ich ihre entspannt schlafenden Gesichtszüge. „Wie lange wirkt das Mittel?“

„Nur eine halbe Stunde.“

„Kannst du sie gleich in die Kabine rüber bringen?“ Bat ich ihn.

Er nickte leicht und nahm sie dann auf seine Arme um sie in unsere gemeinsame Kabine zu bringen. Ich machte mich in der Zeit auf den Weg zu Brücke, um mit Rhoon zu sprechen. Kurz erklärte ich ihm die Situation und Sanjas Reaktion, seine silber-braunen Augen verdunkelten sich kurz, aber er willigte ein. Er ließ mich, seit Kymas Angriff auf mich, sehr ungern alleine. Ich hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen und machte mich auf dann auf den Weg meine Sachen aus seiner Kabine zu hohlen und mich wieder in meiner Gemeinsamen Kabine mit Sanja einzurichten.

Diese lag auf ihrem alten Bett und schlief zum Glück immer noch. Ga'at hatte ich weggeschickt, er hatte mir aber trotzdem beim rausgehen eine Spritze mit einem leichten Betäubungsmittel in die Hand gedrückt. Falls sie doch noch einmal, wie vorhin so durchdrehen sollte. Müde egte ich mich auf mein eigenes Bett um mich etwas auszuruhen. Doch sobald mein Kopf das Kissen berührte schlief ich ein. Wach wurde ich wieder von dem unbestimmten Gefühl beobachtet zu werden. Langsam öffnete ich meine Augen und sah in ein Paar orangene Augen die mich reumütig und traurig ansahen.

„San.“ Flüsterte ich. Ihre Augen hellten sich auf und ohne Vorwarnung umarmte sie mich stürmisch und drückte sich an mich.

„Ly ich hab dich so vermisst und … und …“ Sie sah mich traurig an. „es … es tut mir so Leid wegen vorhin. Ich kann mich wieder an alles Erinnern. Auch an Ga'at und ...und.“ Sie verstummt und schluckt schwer. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie vergrub ihr Gesicht in meinen Armen. Haltlos fing sie an zu schluchzen. „Es... ist... alles... meine … meine … Schuld.“ Brachte sie zwischen ihren Schluchzern hervor. Ich legte meine Arme um sie und drückte sie fest an mich. „Es ist nicht deine Schuld Schwesterchen. Weine nicht.“ Flüsterte ich beruhigend.

Sie hob den Kopf aus meinen Armen und sah mich flehend an. „Hätte ich Ga'at nicht gesagt dass sie etwas gegen dich Planen, dann... dann.“ Ihre Stimme ging in einem Flüstern unter und dicke Tränen quollen aus ihren Augen. Ich verstand was sie meinte.

„San es ist nicht deine Schuld. Kyma hätte mich so oder so Angegriffen und hätte Rhoon wirklich in der Zeit einen Überfall durchgeführt dann wäre ich an dem Tag verblutet.“ Ich strich ihr beruhigend über den Rücken, da sie wieder angefangen hatte zu weinen und ihren Kopf in meinen Armen vergraben hatte.“Sieh mal... hättest du nicht Ga'at etwas von dem Plan gesagt und hätte er nicht so reagiert dann wären wir beide vielleicht sogar nicht mehr am Leben und Rhoon wäre mit aller Wahrscheinlichkeit durchgedreht. Du hast völlig Richtig gehandelt Schwesterchen und weist du was?“ Flüsterte ich beruhigend weiter. „Ich bin so stolz auf dich, das du das getan hast.“ Ich drückte sie wieder fest an mich. Nach einer halben Ewigkeit hörte sie auf mit Weinen und war eingeschlafen. Mir selber fielen Augen zu und so schliefen wir Beide Arm in Arm ein.

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Hallöchen meine lieben Leser, Follower und Geisterleser endlich habe ich es geschafft eine weiteres Kapitel fertigzustellen. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. lg drawi

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