Kapitel ~7~ Erinnerung im Dunkeln
Kapitel ~7~ Erinnerung im Dunkeln
Benommen starrte ich vor mich hin, in meinem Blickfeld befand sich eine Trostlos graue Fläche. Langsam klärten sich meine Gedanken, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ich wusste das dieses graue Ding über mir Decke genannt wurde und dass sich das weiche Teil unter mir ein Bett war. Doch wenn ich in meinen Erinnerungen nachforschen wollte, war da gähnende Leere. Ich hob meine Hände vors Gesicht und betrachtete diese, sie waren schmal und ich hatte anscheinend eine gelbe Haut. Langsam schob ich die Decke von meinem Körper, mein gesamter Oberkörper zierte ein großer weißer Verband und auch meine Beine waren in steife Verbände gehüllt. Ich konnte eigentlich nur meine Arme bewegen, obwohl meine rechter Unterarm ebenfalls ins so einen festen unbeweglichen Verband gewickelt war.
Also lautete erst einmal meine Hauptfrage. Wer war ich? Was war ich? Und vor allem was war passiert. Kraftlos zog ich die Decke wieder über mich drüber und schloss kurz die Augen. Ich musste kurz wieder ein gedöst sein.
Etwas bewegte sich neben mir und zischte leise.Erschrocken zuckte ich zusammen und richtete meinen Blick zu der Geräuschursache. Ein Mann mit schwarzen Haaren und ebenso schwarzen schräg stehenden Augen kam in den Raum. Seine schmalen ebenso schwarzen Lippen verzogen sich zu einem lächeln und er setzte sich neben mich auf einen Hocker.
Sanft nahm er meine Hand und küsste meinen Handrücken. Verwirrt starrte ich ihn an, er sagte etwas, aber ich hörte ihn nicht. Seinen Mund verließen eindeutig Worte aber alles blieb still. Verzweiflung machte sich in mir breit. Ich zog meine Hand weg und deutete auf meine Ohren, dann auf seinen Mund und schüttelte den Kopf.
Verwirrt sah er mich an, nickte aber dann. Vorsichtig zupfte er an dem Verband herum der um meine halben Kopf gewickelt war.
„Hörst du mich jetzt?“ Fragte er mich leise. Eine feine Gänsehaut zog sich kurz über meine Arme bei seiner tiefen warmen Stimme.
„Ja.“ Hauchte ich und nahm seine Hand. Einige Sekunden sah er mich nur an und lächelte, ich tat es ihm gleich und lächelte ihn ebenso an. Ich nahm all meinen Mut zusammen und stellte ihn meine Fragen. Hoffentlich konnte er mir ein bisschen Licht in die dunkle Höhle meiner Erinnerungen bringen.
„Kannst du mir ein Paar Fragen beantworten? Ich kann mich an rein gar nichts mehr erinnern.“ Ich sah auf senkte den Blick und sah auf meine Hände, die seine Hand festhielten. „Nicht einmal an meinen eigenen Namen kann ich mich noch erinnern.“
Sanft strich er mir über die Wange. „Du heißt Sanja und du bist hier auf dem freien Piratenraumschiff Shyvara, ich heiße Ga'at und bin die linke Hand von Rhoon Darim unserem Piratenboss.“ Sanft drücke er meine Hände und gab mir dann einen Kuss auf meinen Mund. Erschrocken sah ich ihn an, ein Piratenschiff? Waren Piraten nicht böse und brutal? Doch Ga'at machte nicht den Eindruck als ob er sehr bösartig wäre. Obwohl auf seinem Rücken waren eindeutig zwei Gewehre befestigt und auch, als mein Blick an ihm herunter wanderte, sah ich verschiedene Pistolen und Dolche. Ich schluckte und Angst machte sich in mir breit. Hatten sie mir das Angetan?
„Habt ihr mich so zugerichtet?“ Fragte ich ihn mit bebender Stimme. Er zog die Augenbrauen zusammen und musterte mich durchdringend.
„Nein natürlich nicht, immerhin bist du meine … Gefährtin.“Antwortete er mir und erklärte dann. „Es gab eine Revolte auf dem Schiff und du bist zwischen die Fronten geraten. Ich...“ Kraftlos ließ er seinen Kopf sinken. „Es tut mir so Leid... wir sind zu spät gekommen und sie hätten dich beinah zu Tode geprügelt.“ Fügte er dann leise hinzu. Sein Kopf lag mittlerweile auf meinen Händen.
„Deshalb erinnere ich mich an nichts oder? Ich hab eine Amnesie?“ Fragte ich ihn doch nun etwas beruhigter. Er hob den Kopf und sah mich gequält an.
„Die Amnesie ist nur vorübergehend und du wirst dich bald wieder an alles erinnern können.“ Traurig blickte er mich an und drückte sanft meine Hände. Ich hatte das Gefühl dass er mir etwas sehr wesentliches Verschwieg, Ich hoffte nur ich würde mich bald wieder daran erinnern. Er hatte mich soweit es meine Verletzungen und Verbände erlaubten in die Arme genommen, ich ließ mich von seinen gleichmäßigen Atemzügen einlullen und schlief wieder ein.
Andrina's Sicht
Gedankenverloren beobachtete ich den Sonnenuntergang der kleinen roten Sonne. Zehn Tage war es jetzt her dass ich Nin hier her gebracht hatte und es war einfach immer noch unfassbar dass er mein Halbbruder sein sollte und ich die Tochter einer der mächtigsten Männer von Irsak. Tränen verschleierten meine Sicht als ich an die Absteige dachte wo ich aufgewachsen war. Ich war noch niemals auf Irsak gewesen, sondern gleich nach meiner Geburt weggebracht worden. Ich wuchs auf einen grauen Planeten in einer sehr liebevollen aber auch bettelarmen Familie auf. Meine Mutter war eine Mespaneerin gewesen und hatte mich mit meinen Psi-Kräften trainert. Naja als meine Mutter wollte ich sie ja eigentlich nicht bezeichnen, denn sie hatte mich und viele andere Kinder auch zu sich aufgenommen und sorgte für uns. Mein Ziehvater arbeitete als Tagelöhner in den Schiffswerften unweit unserer Baracke. Als ich alt genug war schlich ich mich eines Nachts raus und heuerte an einen der Piratenschiffe an. Ich wollte so ein Leben nicht führen, meine Ziehmutter wollte immer dass ich so werde wie sie und mich um meine jüngeren Geschwister kümmerte.
Mein Blick richtete sich in die Richtung wo der Raumhafen liegen musste und mein kleines Raumschiff stand. Genau auf diesem hatte ich damals angeheuert und irgendwie war ich dann nach dem etwas gewaltsamen Tod unseres Anführers selber dazu von den anderen ernannt worden.
Ich schüttete den Kopf und ließ mich auf einen der reich verzierten Steinbänke sinken, die überall auf der Terrasse verteilt waren. Ich durfte nicht daran denken dass ich sie alle in den Tod geführt hatte. Dank Nin hatte ich meine Rache bekomme aber auch als Einzige überlebt. Zornig wischte ich mir die mir die Tränen aus den Augen.
Nin …
Ich hatte mich in ihn verliebt und er ebenso in mich. Wir waren uns schon sehr nahe gekommen und hatten kurz davor gestanden miteinander das Bett zu teilen. Doch dann war alles anders gekommen und nun durfte ich ihn nicht mehr lieben weil er mein Halbbruder war. Ich hatte noch niemals mit einem Mann das Bett geteilt. Für meine Männer war ich die kalte gefühllose Diva gewesen, jeglichen Versuch von ihnen hatte ich abgeschmettert. Durch meine Kräfte war das auch recht leicht gewesen. Dann war Nin aufgetaucht. Anfangs hatte ich ihn auch genauso Abblitzen lassen. Doch irgendwie hatte er sich als Einziger auf diesem riesigen Schiff um mich gekümmert und mehr in mir gesehen. Ich seufzte und schlug mit voller Wucht meine beiden Fäuste auf die Steinbank. Der stechende Schmerz ließ mich wieder in die Wirklichkeit zurückgleiten.
Ich straffte meine Schulter und stand auf um wie jeden Tag meine Wache an seinem Bett fortzusetzen. Sein Vater saß an seinem Bett und wachte über ihn. Wir wechselten uns immer ab, so das ständig Jemand da war. Als ich reinkam stand er auf und nahm mich in den Arm.
„Hast du dir mein Angebot überlegt?“ Fragte er mich nach einigen Zögern.
Ich sah in seine Augen. Seit wir hier auf getaucht waren, war er Optisch bestimmt um Zehn Jahre gealtert. Er machte sich schwere Vorwürfe dass er Nin und auch mich hatte weggeben müssen. Vor zwei Jahren hatte er ein Gesetz endlich durchsetzten können, dass mutierte Irsaken auch auf Irsak leben und auch Kinder bekommen konnten. Sein Angebot war simpel, ich sollte ihm ein Enkelkind schenken was später seinen Platz einnehmen würde. Anfangs hatte er mir Angeboten seinen Platz zu übernehmen, doch ich hatte Abgelehnt. Dazu liebte ich viel zu sehr die Freiheit und auch das Leben der Gesetzlosen.
Nin hatte er ja nicht mehr fragen können, kurz nachdem wir Angekommen waren und er uns eröffnet hatte das wir Halbgeschwister waren, war Nin Bewusstlos zusammen gebrochen und seitdem nicht wieder aufgewacht. Selbst eine weitere Psi-Energie Übertragung hatte ihn nicht wieder zu Bewusstsein gebracht. Die Maschinen hielten ihn am Leben, wir wussten nicht ob er jeweils wieder Aufwachen würde oder überhaupt Überleben würde. Die Irsakkischen Ärzte waren überfragt und hatten auch keine Lösung gewusst was sie tun sollten. Vater hatte dann Gestern bei dem Mespaneeischen Botschafter um Hilfe gebeten. Dieser hatte seine Regierung erst einmal angerufen und gefragt ob dies denn möglich sei. Seitdem verhandelten sie um die Kosten einer solchen Behandlung und so weiter.
Diplomaten. Wie ich dieses Pack verabscheute. Konnten sie nicht einfach ja oder nein sagen? Vor Wut hatte ich den das gesamte Mobiliar aus dem Fenster geschleudert als mir Vater davon erzählte. Die Entscheidung ob sie halfen oder nicht würde wohl noch einige Wochen dauern.
Ich seufzte und ließ mich auf den Stuhl sinken auf dem Vater gerade noch gesessen hatte.
„Ich werde dir ein Enkel schenken, aber unter der einen Bedingung. Du lässt mich gehen wenn ich es will.“
Er lächelte mich warm an und nahm mich in seine Arme.
„Ich könnte dich eh nicht aufhalten, wenn du gehen willst. Dafür bist du viel zu Wild.“ Antwortete er mir freudestrahlend. „Morgen werde ich dir gleich eine Liste der Möglichen Kandidaten heraussuchen.“
Ich nickte ihm mit versteinerter Miene zu. Ich brauchte mit dem Mann ja nur ein Paar Stunden an meinen fruchtbarsten Tagen zu verbringen. Rein theoretisch.
Mein Blick glitt zu Nin. Wieso mussten wir auch Geschwistern sein. es wäre wohl doch zu Perfekt gewesen um wahr zu sein. Ich nahm seine Hand und drückte sie leicht. Dad strich mir kurz über die Haare „Bis später ihr zwei.“ Flüsterte er. Dann drehte er sich um und ging raus, geräuschlos glitt die Tür zu und ließ uns Beide alleine.
Langsam stand ich auf und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn.
„Ich bin wieder da. Du musst durchhalten und weiterkämpfen.“ Einige Zeit sah ich ihn an und flüsterte dann. „Du bist stark und ich weiß dass du darum kämpfst wieder zurück zukommen. Ich bleibe bei dir und unterstütze dich.“ Sanft streichelte ich mich meiner Hand über sein Wange und ließ mich dann wieder auf den Stuhl sinken.
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Hallöchen meine lieben Immortal Junkies ich habe endlich es geschafft und ein weiteres Kapitel für euch fertiggestellt. Ich wünsche euch viel spaß bei lesen. lg drawi
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