6. - Über mir die Sterne
Überraschender Weise stellte sich heraus, dass ich wirklich wusste wohin ich musste, denn nur wenige Sekunden nach den Weasley Zwillingen traf auch ich in der Winkelgasse ein.
In der Straße in der ich landete, herrschte reges Treiben. Zauberer hetzten von einem Geschäft zum nächsten, bemüht ihre Einkäufe noch rechtzeitig zu erledigen. Sie trugen allerlei eigenartige Dinge mit sich, wie behaarte Bücher, Kessel und Besen (was war es nur Zauberern und ihren Besen?). Auch der Kleidungstil der Menschen hier war nicht weniger fremdartig. Fast alle trugen lange Roben und in der Menge konnte ich mehrere spitze Hüte sehen.
Gerade als ich mich fragte was Zauberer gegen normale Kleidung hatten, spürte ich wie etwas meine unsichtbaren Flügel rempelte. Aus dem Augenwinkel sah ich einen kleinen Jungen der nicht älter als zwölf sein konnte. Er starrte verwirrt ins Leere, wo sich versteckt vor allen anderen meine Flügel befanden, in die er gerade hineingelaufen war. Am meisten erstaunte mich, dass er einen Eulenkäfig bei sich trug. Kopfschüttelnd wandte sich der Junge ab und setzte seinen Weg fort, ich konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, sodass der Arme nicht erneut in meine Schwingen rannte. Ich schaute ihm hinterher und sah, wie er sich geschickt seinen Weg durch die Massen bahnte.
Jetzt konnte ich auch die identischen Rotschöpfe von Fred und George nur wenige Meter entfernt von mir ausmachen.
„Wohin jetzt?", fragte ich die Zwei, als ich neben sie trat.
„Mum meinte, wir sollten zuerst mit dir in die Bank", meinte George und deute mit einem Nicken auf das Gebäude vor uns.
Als ich seinem Blick folgte, blieb mir der Atem weg. Vor uns erhob sich ein prunkvolles palastartiges Bauwerk. Es streckte sich über drei Stockwerke und war an der Vorderseite mit Säulen verziert. Interessanter Weise war das Gebäude alles andere als symmetrisch und gerade. Das war entweder so gewollt oder der Architekt war betrunken gewesen. Meiner Annabeth wäre so etwas nie passiert...
Zu dritt betraten wir durch die enormen Eingangstüren das Gebäude und fanden uns in der enorm großen Eingangshalle wieder. Die Weasleys gingen schnurstracks auf einen der Tresen zu, hinter dem ein ...Kobold saß? Okay, ein Kobold warum nicht?
Die Zwillinge bedeuteten mir vorzutreten, also wandte ich mich an besagten Kobold: „Kann man hier Geld wechseln?"
Die Brüder sahen mich komisch an und auch der Kobold betrachtete mich prüfend, bis sein Blick an Nala hängen blieb. Sie war bis jetzt ruhig auf meiner Schulter gesessen, da die vielen Menschen sie etwas einschüchterten.
„Natürlich Sir, das ist schließlich eine Bank", sagte er wieder an mich gewandt.
„Aja, stimmt. Nehmen sie auch Drachmen?", die Augen des kleinen Männchens weiteten sich, bei der Erwähnung der griechischen Währung.
„Drachmen sind sehr selten, Junge", erwiderte er ungläubig. Zum Beweis zog ich meinen Geldbeutel hervor und holte eine der Münzen heraus. Die Augen des Kobolds blitzen gierig auf.
Es stellte sich heraus, dass Drachmen hier sehr wertvoll waren, denn wenige Minuten später verließ ich die Bank mit gefüllte Geldtaschen.
Vor der Bank wartete bereits die restliche Familie inklusive Harry und Hermine auf uns.
„Du hast dein Geld?", erkundigte sich Molly.
„Jap."
„Dann lass uns einkaufen gehen", verkündete sie lächelnd. Und damit begann unser Einkauf in der Winkelgasse.
Zuerst besuchten wir ein Geschäft in dem es die eigenartigen Roben zu kaufen gab. Da ich aber unter keinen Umständen jemals sowas anziehen würde, verließ ich den Laden mit leeren Händen. Als nächstes besorgten wir Schulbücher. Eigentlich benötigte ich nicht wirklich welche, aber es würde nicht schaden etwas über die Zauberer zu lesen. Daher kaufte ich jedes Buch, das sich auf meiner Liste befand und zusätzlich einige weitere in denen die Zaubergesellschaft in England näher beschrieben wurde.
Hinter den Weasleys hastete ich von einem Geschäft zum anderen, obwohl ich bei weitem nicht in allen etwas kaufte. Schlussendlich landete ich vor einem Laden, dessen Schild „Ollivander" sagte, und in dem es, so versprachen es mir die Weasleys, die besten Zauberstäbe zu kaufen gab.
Einen Zauberstab also, warum nicht? Ich hatte ja auch einen Kugelschreiber der sich in ein Schwert verwandelte... ein Zauberstab wäre eine nette Ergänzung zu meiner Sammlung.
Die Türklingel war zu hören als ich den Laden betrat und mich umsah. An den Wänden und in Regalen waren etliche kleine Schachteln gestapelt, in denen sich höchstwahrscheinlich Zauberstäbe befanden. Ich sah zwar niemanden, aber aus dem hinterem Bereich konnte ich Schritte vernehmen.
„Entschuldigen Sie, ich würde gerne einen Zauberstab kaufen", meinte ich zu niemand Bestimmten.
„Natürlich, bin gleich bei Ihnen", hörte ich eine Stimme von hinten und im nächstem Moment trat ein Mann zwischen den Regalen hervor. Er war das perfekte Ebenbild eines zerstreuten Professors.
„Ah, wen haben wir denn da?", fragte er und begann mich genauer zu mustern.
„Percy Jackson, Sir, ich suche nach einem passenden Zauberstab."
„Nun, Sie müssen wissen Mr. Jackson, Der Zauberstab wählt den Zauberer und nicht umgekehrt", erklärte der Mann, er klang als hätte er das schon etliche Male gesagt... Wow, Zauberer hingen wirklich an ihren Stöcken.
„Wenn Sie das sagen."
„Nein, keine Sorge wir finden schon etwas Passendes für sie, junger Mann. Ich denke ich habe da etwas Passendes...", den letzten Teil schien er mehr zu sich selbst zu murmeln, als er wieder zwischen den Regalen verschwand.
Kurze Zeit später kam er mit einer kleinen Box zurück.
„Das könnte gehen", meinte er und reichte mir einen dunklen Stock.
„Schwing ihn", meinte er, als ich ihn fragend ansah. Ich tat wie mir befohlen und wedelte etwas mit dem Zauberstab, wobei ich mir, nebenbei bemerkt, ziemlich blöd vorkam. Überraschender Weise passierte tatsächlich etwas: zu meiner Rechten flogen etliche Schachteln aus ihren Regalen. Das war zwar nicht beabsichtigt, aber es war definitiv ein Anfang. Ich legte den Zauberstab trotzdem zurück auf den Tresen.
„Das war wohl nichts", stellte der Zauberer fest und ich hob zur Antwort nur eine Augenbraue. Eine Zeitlang ging es so weiter, der Mann brachte mir einen Zauberstab, ich probierte ihn aus und zerstörte irgendetwas. Langsam wurde auch Nala unruhig, die ständigen Explosionen machten ihr zu schaffen, was Ollivander aber nicht bemerken zu schien, da er sich voll und ganz auf seine Zauberstäbe konzentrierte.
Nachdem ich es letztendlich geschafft hatte die Fensterscheiben zerspringen zu lassen, war ich kurz davor aufzugeben. Aber als der Zauberer mir erneut einen Karton mit einem Zauberstab brachte, war etwas anders. Die Schachtel war dunkel und als er sie öffnete lag darin ein eleganter, beinahe schwarzer Zauberstab. Filigrane Verzierungen waren in eingearbeitet den Stab, die sich zur Spitze hin verflüchtigten.
„Ebenholz, 10 Zoll, federt und mit einem Kern aus Sternenstaub. Ein besonderes Exemplar keine Frage, grundverschieden von allen was ich bis jetzt gefertigt und gesehen habe. Ich habe nie erwartet einmal einen Zauberer zu diesem Stab zu finden, aber unter diesen Umständen ist es wohl einen Versuch wert", erklärte der alte Mann stirnrunzelnd und reichte mir den Zauberstab.
Als ich ihn in die Hand nahm, fühlte es sich anders, besser an, als die Zauberstäbe zuvor. Nicht perfekt, bei Weitem nicht so gut wie Springflut oder irgendein anderes Schwert, aber trotzdem nicht schlecht. Als ich den Stab mit einer vorsichtigen Geste schwang, spürte ich wie er nach meiner Magie griff. Ich ließ den Zauberstab gewähren und sandte meine Kräfte durch das Holz, um die entstanden Schäden im Laden zu beseitigen. Es war ein eigenartiges Gefühl meine Kräfte so zu verwenden, als würde man plötzlich mit Stützrädern Fahrrad fahren, obwohl man bereits seit Ewigkeiten Rennen fuhr. Es war etwas einschränkend und ich hatte das Gefühl, dass ich ihn nicht mir meiner gesamten Kraft verwenden durfte, da der Stab das wahrscheinlich nicht packen würde.
„Scheint so als hätten sie Ihren Zauberstab gefunden Mr. Jackson", bemerkte Ollivanders. Ich nickte nur, bezahlte und bedankte mich und verließ den Laden. Den Zauberstab steckte ich in meine Hosentasche und achte mich auf den Weg zum „Tropfenden Kessel", wo ich die Weasleys wieder treffen sollte.
Auf den Weg dorthin ging ich an vielen Geschäften vorbei und nahm mir die Zeit sie genauer zu betrachten. Es gab sie in allen Farben und Größen, bunt gemischt, so schienen es die Zauberer am Liebsten zu haben.
Als ich beinahe da war, weckte ein Laden mein Interesse. Durch di Schaufenster konnte ich etliche Eulen sehen. Eeylops Eulenkaufhaus, stand auf dem Schild geschrieben. Eule, fast jeder Zauberer schien eine zu besitzen und auf meiner Liste wurde mich auch empfohlen eine mitzubringen. Ich sollte mir eine Eule zulegen. Gesagt, getan.
Bevor ich aber das Geschäft betat, wandte ich mich an Nala.
„Solltest du einen einzigen Vogel in diesem Gebäude angreifen oder provozierst, bekommst in nächster Zeit weder Waffeln noch Kekse", drohte ich. Ich wusste, dass sie mich verstanden hatte, also betrat ich das Geschäft. Keiner der Verkäufer schien mich zu beachten, also wanderte ich einfach durch die Gänge und sah mir die Tiere an. Athena hasste mich schon lange nicht mehr, weshalb mich keine der Eulen angriff. Vielmehr kamen sie in ihren Käfigen auf mich zu und ließen sich von mir streicheln. Eines der Tiere fiel mir besonders auf. Kein allzu großer Vogel. Sein Gefieder war weiß, dunkelbraun, beinahe schwarz gesprenkelt, und er hatte große braungelbe Augen.
Ich konnte fühlen wie jemand hinter mich trat und im nächstem Moment hörte ich eine Stimme.
„Ein Steinkauz, ein Weibchen, etwas klein und sehr anhänglich, gute Wahl", ich drehte mich um und sah einem Mädchen, das etwas älter als ich war entgegen. Als sie mich sah, schnappte sie hörbar nach Luft und wurde still. Ich war kurz davor die Augen zu verdrehen, konnte mich aber gerade noch beherrschen.
„Kann ich sie kaufen?", fragte ich, da das Mädchen keine Anstalten machte etwas zu sagen.
„Ja natürlich, folgen Sie mir", meinte die Hexe als sie sich wieder gefangen hatte. Sobald ich bezahlt hatte, nahm ich das Tier aus seinem Käfig und auf meine Hand.
„Ich glaube ich nenne dich Darja. Was hältst du davon?", die Eule antwortete nicht, sondern neigte nur den Kopf zur Seite. Mhm, das war fast ein Nicken, ich deutete das einfach als Zustimmung.
„Also Darja, ich bin Percy und das ist Nala", murmelte ich und setzte das Tier auf meine freie Schulter. Nala beäugte den Vogel misstrauisch und ich spürte wie ihr Schwanz nervös hin und her peitschte. Ich beschloss es zu ignorieren und machte mich mit dem Käfig unter dem Arm weiter auf dem Weg.
Schon bald erreichte ich mein Ziel und betrat das Gasthaus. Es war nicht schwer meine Begleiter ausfindig zu machen, genaugenommen war es sogar schwer sie NICHT zu sehen, da die Rotschöpfe sofort aus der Menge heraus stachen. Die gesamte Familie hatte sich im hinterem Bereich auf einem großen Ecktisch niedergelassen und unterhielt sich miteinander. Ohne zu zögern ging ich auf sie zu und setzte mich auf den letzten freien Stuhl.
„Hallo, Percy, hast du alles gefunden?", erkundigte sich Molly freundlich.
„Du hast eine Eule gekauft", stellte Ginny fest.
„Sieht so aus", schmunzelte und streichelte Darja über dem Kopf.
„Willst du etwas trinken? Du solltest das Butterbier hier probieren", ich nickte nur, da ich keine Ahnung hatte was Butterbier war, und Molly bestellte mir ein solches Getränk.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ein Besen an Rons Seite lehnte....
„Was ist es eigentlich die ganze Zeit mit den Besen?", wunderte ich, was mir ungläubige Blick von Harry und Ron einbrachte.
„Na zum Fliegen natürlich", meinte Harry als wäre es das Selbstverständlichste überhaupt. Wirklich? Ist das nicht ein wenig Klischee?
„Zum Fliegen", wiederholte ich ungläubig.
„Und zum Quidditch spielen", ergänzte Ron.
„Quidditch...? Was zum Hades ist Quiddich?"
„Ach gar nichts.... Nur das genialste Spiel überhaupt!", erklärte Harry begeistert.
„Und dafür braucht man Besen, auf denen geflogen wird. Wie ein Rennen?", Quidditch war scheinbar doch kein Putzwettbewerb. Interessant.
„Du hast wirklich keine Ahnung?", fragte Ron.
„Wie kann man kein Quidditch kennen?", ergänzte Harry.
„Ich bin nicht von hier", berichtete ich, als würde das alles erklären.
Ron und Harry sahen es als ihre Aufgabe, mir Quidditch näher zu bringen und mir alles ganz genau zu erklären. Ich erfuhr also, dass man über einem Spielfeld auf Besen durch die Gegend folg und versuchte den Quaffel (ein Lederball, wie sich herausstellte) durch einen der Drei Ringe des anderen Teams zu werfen, wofür man zehn Punkte erzielte. Außerdem musste auf die zwei Klatscher Rücksicht genommen werde, da diese zwei Bälle versuchten die Spieler anzugreifen und von ihren Besen zu werfen. Um diese Bälle kümmerten sich die beiden Treiber, die versuchten die Bälle vom eigenem Team fernzuhalten und zum gegnerischen Team zu spielen. Währenddessen versuchten die drei Jäger den Quaffel in die Ringe zu spielen, die vom Hüter des anderen Teams verteidigt wurden. Der wichtigste Ball aber war der Snitch, eine kleine goldene Kugel mit Flügeln, die nur vom Sucher gefangen werden konnte. Wurde der Snitch von einem der jeweiligen Sucher der zwei Mannschaften gefangen worden, war das Spiel beendet, und die Mannschaft, die den Snitch gefangen hatte erhielt zusätzlich 150 Punkte.
„Aber dann sind alle andern Bälle ja nutzlos, und nur der Snitch zählt, warum spielt der Rest überhaupt", fragte ich, das Spiel war meiner Meinung nach ziemlich umständlich.
Ron, Harry, und auch die Zwillinge, die sich irgendwann an der Unterhaltung beteiligt hatten, sahen mich ungläubig an.
„Alle Bälle und Spieler zählen, wie sonst konnte Viktor Krum den Snitch fangen und Irland trotzdem gewinnen?", bemerkte Fred etwas aufgebracht. Okay, jetzt stieg ich aus, wer war Viktor Krum? Egal.
„Und ihr Spielt Quidditch?", erkundigte ich mich um das Thema zu wechseln.
„Jap, Harry hier ist Sucher und Fred und George sind Treiber in unserer Hausmannschaft", strahlte Ginny. Ich nahm einen Schluck von meinem Butterbier, ich musste eingestehen, es schmeckte nicht schlecht.
Wir unterhielten uns noch etwas länger, bis Mr. Und Mrs. Weasley verkündeten, dass es Zeit wurde wieder zum Fuchsbau zurück zu kehren. Ich hatte es gar nicht bemerkt, aber es begann bereits dunkel zu werden. Wir bezahlten unsere Getränke und schon wenige Sekunden später war ich mit meinen Einkäufen, sowie Nala und Darja wieder im Haus der Weasleys.
In der Nacht, nach einem ausgiebigen Abendessen, schlich ich mich mit der Ausrede, einen Abendspaziergang machen zu wollen, mit Nala und Darja aus dem Haus. Wie bereits am Morgen überquerte ich das Feld und betrat den Wald. Ich streifte lautlos durch das Geäst, Nala war von meiner Schulter gesprungen und halb folg halb kletterte neben mir her, während Darja sich an meinen Hals gekuschelt hatte. Dank Chaos hatte ich keine Probleme in der Dunkelheit zu sehen, genaugenommen machte es für mich keinen großen Unterschied ob es Nacht oder Tag war. Auf einer Lichtung blieb ich stehen und rief in Gedanken nach Blackjack, ich wollte die Stille des nächtlichen Waldes nicht stören, und da der Pegasus in der Nähe sein sollte, sollte er mich hören. Und tatsächlich, wenige Augenblicke später landete das edle Tier neben mir.
Hey Boss, hast du Donuts?
Das nächste Mal wieder, hast du dich etwas umgesehen?
Habe ich gemacht Boss, nicht weit von hier ist eine Siedlung von den Sterblichen, sonst gibt's hier nichts, beantwortete der Pegasus meine Frage.
Danke Blackjack, wir brechen bald ach Hogwarts auf, von dem was ich gehört habe, werde ich per Zug anreisen. Du kommst mit mir und an der Schule finden wir dir sicher ein nettes Plätzchen, erklärte ich und strich ihm durch die Mähne.
Was immer du sagst Boss.
Ich streichelte die Eule auf einer Schulter und streckte zum ersten Mal am Tag meine Flügel. Der Nebel verflüchtigte sich und zum Vorschein kamen meine Krone, deren Stein in der Mitte nun wie ein Stern leuchtete, und meine enormen Schwingen. In der Dunkelheit schimmerten die silbernen Stellen meiner Federn leicht, sie sahen aus wie der Nachthimmel über mir. Ich dachte daran wie mir der Anblick meiner Flügel immer noch jedes Mal aufs Neue den Atem raubte. Das Geräusch meiner Flügelschläge schnitt durch die Stille der Nacht, als ich mich in die Luft erhob. Darja war erschrocken von meiner Schulter geflogen und zum nächstbestem Baum geflogen.
„Darja, komm her, ich tue dir nichts", meine Worte waren sanft, die Eule schien sich zu beruhigen und flog an meine Seite als ich über den Bäumen aufstieg. Höher und höher flog ich, Nala und die Eule neben mir. Von soweit oben konnte ich die Lichter des entfernten Dorfes sehen und auch den dunklen Umriss des Fuchsbaus. Unter mir der dichte Wald, über mir der Sternenhimmel. Irgendwo dort oben war Chaos und eines Tages würde ich ihm folgen. Anfangs hatte ich den Gedanken die Erde zu verlassen gefürchtet, doch ich hatte bemerkt wie sehr ich mich nach den Sternen sehnte. Nicht nur einmal war ich nachts so hochgeflogen, dass mir die Luft knapp wurde und ich die Erde von weit oben betrachten konnte. Den Sternen war ich aber trotzdem nicht nähergekommen.
Auch den Olympiern hatte ich einst versucht meine Sehnsucht nach den Sternen zu erklären, aber keiner von ihnen schien mich zu verstehen. Nur Artemis schien die leiseste Idee zu haben wovon ich sprach, denn sie war der Mond. Aber auch wenn der Mond nachts heller als die Sterne strahlte, war er doch an die Erde gebunden und nichts im Vergleich zu den weit entfernten Lichtern des Alls.
Seufzend flog ich wieder tiefer und langsamer, da ich bemerkte, dass meine Gefährten Probleme hatten mitzuhalten. Ich steuerte eine Tanne an, die die anderen Bäume des Waldes überragte. Auf dem höchsten Ast der mich tragen konnte ließ ich mich nieder, und lehnte mich an den dicken Stamm. Von hier hatte ich eine gute Sicht auf die Schönheit der Sterne. In Momenten wie diesen wollte alles an mir die Erde zurücklassen und in den Weiten des Alls verschwinden. Verdammt, sogar meine Flügel sahen aus wie der Nachthimmel!
Gedankenverloren streichelte ich Nala, die sich auf meinen Schoß gesetzt hatte, während Darja nun wieder auf meiner Schulter war.
„Es sind die Sterne, die dich rufen", wisperte eine Stimme neben mir. Chaos. Nur hörte ich ihn dieses Mal nicht nur in meinen Kopf. Und tatsächlich, als ich meinen Kopf senkte, saß der Erschaffer des Universums nicht weit von mir auf meinem Ast.
„Warum?", fragte ich leise.
„Du bist ihr Prinz, es ist wo du hingehörst", meinte er sah mich an. Ich hob den Kopf und blickte erneut in den Himmel.
„Und warum bin ich noch hier?"
„Weil dein Herz immer noch an der Erde hängt, junger Prinz", erklärte Chaos mit einem traurigen Blick.
„Annabeth...", flüsterte ich, während eine stille Träne sich ihren Weg über meine Wange bahnte. Chaos antwortete nicht, es war nicht nötig. Ich wusste was er meinte, denn sosehr ich mich auch nach den Sternen sehnte, ein Teil von mir konnte den Ort an dem ich so viel, Schönes und Schreckliches, mit ihr erlebt hatte, nicht verlassen. Der Schmerz war es, der mich nachts wachhielt und mir den Schlaf raubte, obwohl ich sosehr hoffte sie wenigstens im Traum wiedersehen zu können. Selbst wenn es nur einer der Albträume war, die mich plagten.
Müdigkeit überkam mich und ich lehnte mich weiter an den Baum. Es wäre schön so unter den Sternen, eingehüllt in meine Flügel schlafen zu können.
„Du solltest schlafen mein Prinz", ich war zu müde um zu protestieren.
„Ich werde den Zauberern eine Nachricht hinterlassen, damit sie sich nicht sorgen", fuhr er leise fort, „Du wirst ohne Albträume ruhen können, ich verspreche es."
Mit halb geschlossenen Augen nahm ich wahr wie der Herr des Universums mit einem sanften licht verschwand.
Er geht zurück zu den Sternen, und eines Tages werde ich mit ihm gehen, dachte ich und fiel, mit Darja und Nala an meiner Seite, in meine Flügel gehüllt hoch oben auf meiner Tanne in einen ruhigen traumlosen schlaf.
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