42.- Das Ende (oder so)

Erste Schneeflocken wirbelten durch die Luft und verfingen sich in meinen Federn, während ich das Schloss aus der Ferne beobachtete. Einmal mehr sah es friedlich aus. Es gab nichts, das vermuten ließ, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte.

Alles war erledigt. Die Demigötter waren auf dem Heimweg, die Verletzten unter ihnen hatte ich gemeinsam mit Elaine und North ins Camp teleportiert. Darja die Eule hatte in Luna einen neuen Besitzer gefunden und wenn es Schwierigkeiten geben würde, würde die Demigöttin das Tier zu mir schicken. Eine Art der Kommunikation, die unter den Zauberern als weniger auffällig angesehen werden würde als eine Iris Botschaft.

„Sag mir, dass ich das Richtige getan habe", bat ich und blickte zu Chaos. Der Erschaffer des Universums stand neben mir, den Blick auf die Schule gerichtet.

„Ich denke, es war die beste Lösung", erklärte er und sah mich an. Kleine Eiskristalle hingen in seinen Haaren und landeten auf seinen Schultern.

„Der Blick in den Augen der Zauberer... Es war purer Schrecken gewesen. Einen solchen Kampf vergisst man nicht, es würde sie in Leben lang verfolgen. Und bald hätte sie angefangen Fragen zu stellen, hätten sich in unsere Welt verirrt. Es hätte kein gutes Ende genommen. So sind sie zwar ahnungslos, aber nicht in Gefahr."

Ich fühlte mich als würde ich nach Ausreden suchen, für das was ich getan hatte. Denn die Wahrheit war, dass ich all den Hexen und Zauberern der Schule die Erinnerungen genommen hatte, Monate ihres Lebens gestohlen hatte. Teile ihres Lebens, ihres Sein, die sie nie wieder zurückerlangen würden. Es erinnerte mich schmerzhaft an das Spiel, das Hera mit mir getrieben hatte. Aber das hier ist etwas anderes, redete ich mir ein, ich habe nicht all ihre Erinnerungen gelöscht. Nur mich und alles was mit mir zu tun ha. Für sie war es nicht mehr als der Beginn eines gewöhnlichen Schuljahrs gewesen, genauso wie es hätte sein sollen.

„Percy, es ist besser so", murmelte Chaos, „Aber das ist nicht, warum du mich gerufen hast."

„Nein", gab ich zu und fuhr mir mit der Hand durch die Haare, „Es geht um Moros." Seine Miene verdunkelte sich und er bedeutete mir fortzufahren.

„Er ist nicht tot, oder?" Der Gedanke geisterte mir seit Ende der Schlacht durch den Kopf. Es war zu einfach gewesen und es gab noch mehr Dinge, die nicht zusammenpassten. Zum Beispiel, dass ich mich, selbst nachdem ich ihn ‚getötete' hatte, trotzdem nicht über das Feld teleportieren konnte.

„Nein, Moros lebt. Du hast ihn lediglich verwundet und zurückgedrängt", gab er zu und als ich ihn fragend ansah fuhr er fort, „Moros hat dich unterschätzt. Was du getan hast... es hätte ihn vernichten, seine Existenz zerstören sollen. Und es hätte funktioniert, wenn Moros ganzes Bewusstsein hier gewesen war. Aber der Gott, dem du begegnest bist, war nur ein Teil von Moros. Er ist alt, weit älter als die Olympier oder die Moiren und mächtiger. Und selten an nur einem Ort."

„Er hat mit mir gespielt... Warum?"

„Ich nehme an, dass Moros etwas begriffen hat, das Gaia und Kronos nie verstanden haben."

„Und das wäre?"

„Dass du es bist der zwischen ihm und der Welt steht. Wenn er wahrlich gewinnen will, muss er an dir vorbei." Ich wollte widersprechen, aber es machte Sinn. Auch wenn ich nicht ganz akzeptieren konnte, dass ich das Einzige war, das die Erde vor der Apokalypse bewahrte, so erklärte es zumindest Moros Verhalten. Zu aller erst hatte er sich mir gezeigt und mehr als nur einmal hatte er versucht mich auf seine Seite zu ziehen. Alles andere schien ihn nicht wirklich interessiert zu haben. Der ganze Angriff war nur ein Mittel zum Zweck gewesen.

Unruhige mit den Flügeln schlagend versuchte ich den Gedanken zu vertreiben. Moros, ein verrückter Gott, glaubte dass nur ich es war, der ihm vom Erfolg trennte. Wundervoll, genau das, was ich im Moment gebraucht hatte.

„Und jetzt?" Erwartungsvoll sah ich den König an.

„Es gibt nichts anderes zu tun, als zu warten. Du hast Moros verletzt, aber er wird wiederkehren. Bald. Bis dorthin, lernst du was es zu lernen gibt und bereitest dich vor."

„Gibt es denn keine Möglichkeit ihn zu finden, während er geschwächt ist?"

„Moros ist in seine Dunkelheit gehüllt, nicht einmal ich kann ihn finden. Er könnte überall im Universum sein und glaub mir, wenn ich dir sage, dass unser Universum groß ist", der Erschaffer legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter, „Geh wieder nach New York, Percy, ruh dich aus, mach einfach weiter."

„Einfach so?", wiederholte ich und sah ihn verwirrt an.

„Genau. Und wenn die Zeit reif ist, werde ich an deiner Seite stehen", Chaos wandte sich zum Gehen und seine Gestalt begann bereits zu verblassen, als er sich noch einmal zu mir umdrehte, „Und Percy? Ich bin stolz auf dich."

Und fort war er. Ein letztes Mal warf ich einen Blick auf das Schloss und verabschiedete mich in Gedanken von der Zauberer-Gesellschaft.

Es war noch nicht vorbei, aber ich würde weiter machen. Immer weiter, bis meine Welt sicher war. 

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