39.- Zu den Waffen
Es geschah so schnell. In einem Moment war er da und im nächsten nicht mehr.
Doch mir blieb keine Zeit um mich zu fragen, was geschehen war, denn der Kampf war noch nicht zu ende. Selbst mit Moros nicht mehr länger im Bild, war ich immer noch von einer Armee umringt. Schlimmer noch, Elaine war von feindlichen Truppen umringt.
Geblendet vom hellen Licht und orientierungslos wie sie waren, nutzte ich die Verwirrung unter den Erzmenschen um Elaine aus dem Griff dieser Monster zu holen. Mein Schwert ziehend stürzte ich mich mit unglaublicher Geschwindigkeit nach vorne. Die Biester hatten kaum Zeit sich zu rühren, geschweige denn sich zu verteidigen. Meine Klinge traf ihr Ziel. Das Schwert glitt durch die Körper der zwei Sterblichen wie durch Butter. Einen Augenblick später waren beide tot. Enthauptet mit nur einen einzigen Schlag.
Ohne den Toten einen weiteren Blick zu würdigen zog ich das kleine Mädchen zu mir und nahm sie auf den Arm. Angst und Schock spiegelten sich in ihrem Gesicht wieder und fremdes Blut klebte an der Wange des Kindes und vermischte sich mit ihren Tränen.
„Percy?", wisperte sie und krallte sich an meinem Hals fest. Sie zitterte am ganzen Körper.
„Schließ die Augen, Liebes", murmelte ich und hob mein Schwert, „Schau nicht hin." Ob sie meinem Rat folgte oder nicht konnte ich nicht sagen, meine ganze Aufmerksamkeit galt nun gänzlich dem Kampf.
Die ersten Erzmenschen hatten sich von de Verwirrung erholt. Jetzt wo ihr Meister tot war, gab es nichts, das sie davon abhielt uns in Stücke zu reißen. Bevor ihnen das ganz klar werden konnte ging ich in den Angriff über. Blitzschnell durchbohrte ich das Herz des nächst besten Riesen. Sein lebloser Körper war noch nicht am Boden aufgeschlagen als ein weiterer durch meine Klinge fiel.
Mit ohrenbetäubenden Getöse begannen die Monster erneut zu brüllen und die Masse setzte sich wieder in Bewegung. Elaine zuckte zusammen und vergrub den Kopf weiter in meiner Schulter. Ich musste die Kleine ins Schloss und in Sicherheit schaffen.
Mit Gryffindors Schwert schlug ich nach den Reihen der Erzmenschen, doch auch wenn die Gefallenen nun am Boden liegen bleiben, so waren es doch tausende von Kämpfern, und im Moment war ich das einzige Ziel auf dem Feld. Immer schneller wich ich aus und drehte mich um die Hiebe meiner Gegner zu vermeiden.
Fast wie von selbst formten sich duzende Speere aus Eis und durchstachen das Fleisch der Menschen. Die Geschosse flogen um mich und Elaine, vernichteten alles, was uns zu nahekam. Ich nahm kaum wahr wie mich zuerst eine und dann eine zweite feindliche Klinge streifte, einzig das gelegentliche goldene Schimmern, machte mich auf meine eigenen Wunden aufmerksam. Für Schmerz war kein Platz, nicht solange Elaine sich noch auf dem Schlachtfeld befand.
Pfeile mischten sich unter mein Eis und sobald die Waffen ihr Ziel trafen, willigte ich mich Kontrolle über die Waffen zu übernehmen und schoss sie beinahe blind in die Menge, die uns umringte. Der Boden vibrierte unter meinen Füßen und ich musste Acht geben um nicht über die Gliedmaßen der Gefallenen zu stolpern. Würde ich fallen, wäre alles vorbei.
Irgendwie musste ich es schaffen, die Kreaturen weit genug von mir zu drängen um meine Flügel strecken zu können, ohne sie dabei zu verletzen. Zu Fuß würde ich es mit Elaine auf dem Arm nie bis zum Schloss schaffen, fliegen war meine einzige Chance.
Am Rande meines Bewusstseins bemerkte ich, wie mein Schutzschild flackerte und schließlich brach. Der ständige Energiefluss in den Schutz war verschwunden und das Gefühl erinnerte mich an den Moment, als ich nicht mehr länger den Himmel auf meinen Rücken tragen musste. Ich war geschwächt, natürlich, aber jetzt musste ich nicht mehr länger die Hälfte meiner Kraft abgeben.
Mit einem tiefen Atemzug ließ ich eine Gruppe Wilder durch die Luft fliegen und gegen ihre Mitkämpfer krachen. Das war alles, was ich gebraucht hatte. Die Schwingen ausbreitend erhob ich mich in die Luft, Elaine fest an mich gedrückt.
Die Finger eines Erzmenschen schlossen sich um meinen Knöcheln und die Kreatur gab ein Geräusch von sich, das ein Lachen hätte sein können. Ohne zu zögern trennte ich die Hand des Wesens ab schoss von ihr weg. Sein Schmerzensschrei war unter dem Gebrüll seiner Brüder kaum zu hören.
Von oben sah ich, dass zumindest ein Teil unseres Planes funktioniert hatte. Die restlichen Fallen, die ich am inneren Rand des Schildes hatte platzieren lassen, waren scheinbar losgegangen, die Leichen duzender Erzmenschen markierten die Grenze des zerstörten Zaubers, doch andere stürzten bereits über sie hinweg auf das Schloss zu.
Beide Arme um Elaine geschlungen flog ich über die Monster und landete im Innenhof des Schlosses. Demigötter und Zauberer gleichermaßen hasteten umher und schrien sich gegenseitig Befehle zu. Die Schüler hielten beim Anblick meiner Gestalt inne und zugegeben sahen auch einige der Camper überrascht aus, dass ich es lebend wieder zur Schule geschafft hatte.
Mich hinknieend versuchte ich vorsichtig Elaine von mir zu lösen, aber das Mädchen verkrampfte ihren Griff nur und schluchzte leise.
„El", flüsterte ich leise und strich ihr über den Rücken, „Sh, ist okay. Wir sind jetzt in Sicherheit." Die Schultern des Kindes bebten als sie sich weiter gegen mich drückte und jetzt stellte ich auch fest, wie schlimm das Kind aussah. Zerzaust und schmutzig, ja, aber nun auch blutbefleckt. Es klebte ihr in den Haaren und färbte ihre Kleider rot.
Beruhigende Worte wispernd schaffte ich es schließlich, dass sie mich losließ und mich anschaute. Ihr Gesichtsausdruck brach mir beinahe das Herz.
In diesem Moment lief Joy an uns vorbei. Als sie mich bemerkte, weiteten sich ihre Augen. Bevor die Jägerin etwas sagen konnte schnitt ich ihr das Wort ab.
„Joy, du musst etwas für mich machen", erklärte ich und wandte mich wieder an Elaine, „Das ist Joy, Elaine. Sie wird auf dich aufpassen, okay? Joy ist eine ausgezeichnete Jägerin und wird dafür sorgen, dass dir nichts passiert."
„Was?", stotterte die ältere Demigöttin und sah mich verdutzt an, „Ich habe keine Zeit für so etwas!"
„Hör mir zu, Joy. Ich habe mich gerade mit diesem Mädchen auf den Arm durch eine Armee von Erzmenschen gekämpft und das Einzige, das Wichtigste, das es für mich im Moment gibt, ist ihre Sicherheit. Deshalb brauche ich dich, damit du dafür sorgst, dass ihr nichts passiert. So dass ich zurück auf das Schlachtfeld kann um sicher zu stellen, dass dieses Schloss nicht überrannt wird, verstehst du", erörterte ich mit eindringlicher Stimme und die Jägerin nickte zögerlich. Ich wusste, dass Thalia das neuste Mitglied ihrer Mannschaft soweit wie möglich vom Kampf entfernt haben wollte und das war auch der für Elaine sicherste Ort.
„Danke", meinte ich und drückte Elaine kurz an mich, „Du bist brav, okay? Und da machst was Joy sagt. Ich bin bald wieder zurück." Joy nahm die Kleine an der Hand und Elaine schien zu überrumpelt um sich zu wehren. Ich gestattete mir nicht den beiden nachzuschauen, sondern flog direkt zu meinem ehemaligen Aussichtspunkt auf der Schlossmauer.
Mit meinem Schild zerstört, war die steinerne Mauer das Einzige, das zwischen uns und der feindlichen Armee stand. Die Bogenschützen schossen ohne System nach den näherkommenden Erzmenschen, aber wir waren hoffnungslos unterlegen und die ersten Monster begannen bereits die Mauern nach oben zu klimmen.
Nico und Thalia waren nirgends zu sehen, aber aus dem Augenwinkeln erkannte ich Will. Die Augen starr auf unsere Feinde gerichtet schoss er schneller als alle anderen. Der Sohn des Apollo wartete nicht um zu sehen ob er sein Ziel traf, sondern feuerte bereits erneut. Jeder einzelne seiner Pfeile war tödlich.
„Will!", schrie ich über den Lärm hinweg. Demigott sah kurz auf, schoss aber unbeirrt weiter, „Wo sind die anderen?"
„Innenhof. Elaine?"
„In Sicherheit." Ohne auf seine Antwort zu warten, flog ich erneut davon. Wenn wir nicht bald etwas unternahmen, würde die Schule eingenommen werden. Wir mussten aufs Schlachtfeld.
Ich fand Nico in einer hitzigen Diskussion mit Reyna verwickelt. Die Legion stand in voller Pracht bereit und mit ihr jeder Demigott des Schlosses, der kein Bogenschütze war. Unsere Streitkraft war klein, winzig im Vergleich zu der Macht, die auf uns wartete, aber wir waren besser ausgerüstet. Oder zumindest redete ich mir das ein.
Ohne Umschweife landete ich vor meiner Armee und schlug einige Male mit den Flügeln, um die Aufmerksamkeit meiner Freunde zu erlangen. Sie sahen allesamt entschlossen aus. Krieger bereit für den Kampf.
„Freunde! Es wird Zeit, wenn wir nicht Handeln ist alles verloren! Unsere Gegner sind nicht länger unsterblich, Moros ist tot! Lasst uns seiner Armee zeigen, was es heißt, wenn die Kinder des Olymps in den Krieg ziehen!", brüllte ich und sorgte dafür, dass meine Stimme selbst über den Lärm zu hören war. Die Camper antworteten mit Jubel und streckten die Waffen in die Höhe. Ich spürte wie sowohl Nico als auch Thalia an meine Seite traten und wandte mich zu den riesigen Toren um. Sobald wir draußen waren, würden sie sich hinter uns schließen.
Das Trommeln der Erzmenschen dahinter drang zu mir durch. Um mich schwebten Dolche aus Eis und Stein und ich sammelte meine Kraft. Ich fühlte wie die Macht in mir zur Antwort summte. Die Hand ausstreckend brach eine Welle der Energie aus mir und ließ die Tore auffliegen. Monster die sich dahinter versammelt hatten wurden meterweit zurückgeworfen.
Einen Schrei loslassend stürzte ich nach vorne. Und meine Armee folgte.
Noch bevor meine Klinge den ersten Erzmenschen durchbohren konnte, wirbelten meine magischen Geschosse um mich und vernichtete die erste Welle unsere Gegner. Das Gryffindor Schwert schien in meiner Hand zu leuchten als des durch Fleisch und Knochen gleichermaßen glitt. Heißes Blut landete auf meinen Arm und für einen Augenblick erinnerte ich mich daran, dass diese Wesen keine Monster, sondern Menschen waren. Aber der Gedanke verflog so schnell wie er gekommen war. Meine gesamte Aufmerksamkeit wandte sich dem Kampf zu.
Ich hieb und stach und tanzte fast schon durch die Reihen unserer Angreifer. Meine Füße berührten den Boden kaum und ich konnte mich nicht erinnern mich schon jemals so schnell bewegt zu haben. Die Waffe in meiner Hand schlug eine Schleuße der Vernichtung durch die Erzmenschen und wo ich hintrat brachte ich Vernichtung. Immer wieder tat sich die Erde auf meinen Befehl hinauf und verschluckte einige der Menschen, nur um sich dann wieder zu schließen. Die Riesen brüllten und schlugen um sich und vielleicht trafen mich ihre Waffen auch, aber der Schmerz war zu weit weg um mich zu erreichen.
Irgendwo zu meiner Rechten sprangen Blitze über das Schlachtfeld und der Geruch von verbrannten Fleisch stieg mir in die Nase. Schatten breiteten sich aus und stürzten unsere Gegner in die Dunkelheit und manchmal sah ich das das Schwert eines Demigottes, aber ich ließ meine Freunde bald hinter mir.
Die Welt verblasste und es gab nur noch mich und die Klinge in meiner Hand. Ein Morgenstern kam auf mich zugeflogen, aber vor mir formte sich ein Schild aus Eis und fing die Waffe ab, bevor ich ihrem Besitzer den Kopf abtrennte. Ich hörte ihr Brüllen kaum noch und die Gesichter der Menschen verschwammen vor meinen Augen. Meine Flügel wurden zu einem Schutzschild und fingen Speere ab, die sich in meinen Rücken bohren wollten. Bald war das Eis, welches mich umrundete blutgetränkt.
Ich wusste nicht wie lange ich so kämpfte, umrundet von Angreifern, aber irgendwann fand ich mich mit den Rücken zum See wieder. Das Wasser schlug nach den Erzmenschen, stieg ihnen in den Mund und füllte ihre Lungen, bis sie tot zu Boden fielen, nur um sich dann ein neues Opfer zu suchen. Wellen schwappten über meine Füße und Energie tanzte wie Funken über meine Haut.
Gerade wollte ich eine enorme Flut über meine Gegner niederlassen, als ich etwas Riesiges hinter mir im Wasser bemerkte. Tentakel schossen um mich und schlangen sich um die Körper der Erzmenschen. Wie Puppen wurden sie durch die Luft geworfen und ins Wasser gezogen.
Mit einem Lachen, das wahrscheinlich mehr als nur verrückt klang, stürzte ich zurück in die Schlacht und ließ den See hinter mir. Der Riesenkrake hatte die Situation unter Kontrolle.
Die Erzmenschen waren entweder zu dumm oder zu stur um zu begreifen, dass sie keine Chance gegen mich hatten, denn auch wenn ich hunderte von ihnen niederschlug, griffen mich immer wieder neue an. Meine Bewegungen wurden zur Routine und meine Magie arbeitete fast von alleine.
Das Geräusch von Hufen zog mich aus meiner Trance und im nächsten Moment hörte ich ein Horn. Immer noch kämpfend sprang ich in die Luft.
Der Anblick, der sich mir bot verschlug mir de Atem. Aus dem Wald kamen etliche Zentauren galoppiert, begleitet von einer Flut von brennenden Pfeilen, die auf die feindliche Armee niederregneten. Dryaden ritten auf den Rücken der Zentauren und die Thestrale des Waldes flogen mit gefletschten Zähnen auf die Erzmenschen zu.
Unsere Verstärkung war angekommen.
Mit neuer Hoffnung schlugen meine Mitkämpfer auf unsere Gegner ein und ich landete erneut um mich ihnen anzuschließen. Ich kämpfte mich weiter durch die Erzmenschen und bald fand ich mich an Thalias Seite wieder. Sie kämpfte neben Clarisse und gemeinsam geben die Zwei einen furchterregenden Anblick ab.
„Ach, hast du beschlossen uns zu anzuschließen?", schrie Clarisse über die Kampfgeräusche hinweg und erstach ihren Gegner.
„Ihr saht aus als könntet ihr etwas Hilfe gebrauchen", erwiderte ich, aber bevor sie antworten konnte, drängte mich der Strom des Kampfes von ihnen weg. Mittlerweile wurde es immer schwerer sich auf dem Schlachtfeld zu bewegen, da die Leichen der gefallenen Erzmenschen den Boden bedeckten.
Aus dem Augenwinkel sah ich einen Demigott, der gestolpert war. Über ihn stand einer der größten Erzmenschen, den ich je gesehen hatte und wollte dem Jungen mit seiner Keule erschlagen. Mein Schwert glitt durch seine Waffe wie durch Papier und bevor er wusste wie im geschah, war der Riese tot. Seinen leblosen Körper zur Seite stoßend streckte ich die Hand nach dem gefallenen Halbgott aus. Ich hatte keine Ahnung wie er hieß, aber an seiner Rüstung erkannte ich, dass er Teil der Legion war. Der Römer starrte mich mit großen Augen an, ergriff aber meine Hand. Kaum stand er ging er erneut zum Angriff über und mir blieb nichts anderes übrig als es ihm gleich zu tun.
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