35.- Auf geheimer Mission
Hermines P.o.V.
Die Neuankömmlinge waren laut. Nicht nur wie sie lachte und scherzten, sangen sogar, sondern auf jede Art und Weise wie ein Mensch laut sein konnte. Sie waren lebendig und schier immer in Bewegung, voll Farbe und pulsierender Energie.
Kurz gesagt: Sie waren nicht was ich erwartete hatte, als Percy Jackson verkündete, dass seine Freunde unterwegs waren um zu helfen die Schule zu schützen. Die versprochenen Krieger waren bei Sonnenaufgang erschienen, auf geflügelten Pferden und hatten einen Anblick geboten, den niemand so schnell vergessen würde. Unantastbar, glorreich und fast schon göttlich.
Vielleicht hatte ich geglaubt, dass sie wie Percy sein würden, machtvoll wie unser Lehrer, aber auch überlegt, jemand der selten die Nerven verlor. Aber scheinbar war Percy auch unter seinen Freunden kein Normalfall, zumindest wirkte es nicht so. Denn auch wenn er definitiv Teil dieser bunt gemischten Gruppe war, schien Jackson doch mehr zu sein.
Er bewegte sich unter ihnen fast wie ein Geist, jemand der nur bemerkt wurde, wenn er bemerkt werden wollte. Und die Geschichten, die sie über ihn erzählten und von denen ich nur Teile gehört hatte, überschlugen sich.
Nein, Percy Jackson war nicht wie seine Freunde.
Aber außer mir schienen diese Dinge niemanden wirklich aufzufallen. Die Camper, wie sie sich vorgestellt hatten, wurden mit Ehrfurcht betrachtet und erst jetzt, nach gut einer Woche, begannen sich die Blockaden zu lösen.
Trotzdem juckte es mich die Geheimnisse, die diese Menschen offensichtlich einhüllten aufzudecken und die Rätsel zu lösen. Es war wie damals, als ich zum ersten Mal von der Welt der Zauberei erfahren hatte. Zu dieser Zeit war jeder Augenblick voll Staunen und jeder Schritt ein Wunder gewesen, das nur darauf wartete erforscht zu werden.
Heute sah ich immer weniger dieser Wunder. Denn auch wenn ich es nur schweren Herzens zugab, raubte mir die Zauberei immer seltener den Atem. Ich hatte mich schlicht und einfach daran gewöhnt.
Insgeheim fürchtete ich den Tag, an dem mich diese Welt nicht mehr überraschen würde. Der Tag, an dem Magie nur noch ein Mittel zum Zweck war und ich die Geheimnisse dahinter nicht mehr sehen konnte.
Kopfschüttelnd vertrieb ich den Gedanken und konzentrierte mich auf das Jetzt. Vor etwa fünf Minuten hatte Professor Jacksons Stunde begonnen. Anders als sonst fand sie nicht am Feld statt, sondern in dem Klassenzimmer, in dem wir auch unseren ersten Unterricht mit ihm gehabt hatten.
Seit einigen Tagen war Quidditch, sehr zu Harrys Leidwesen, gestrichen. Hogsmeade Ausflüge waren fürs erste abgesagt und es war Schülern nicht länger erlaubt sich alleine außerhalb der Mauern des Schlosses aufzuhalten. Alles Zeichen dafür, dass was auch immer sich über uns zusammen brodelte ernst war.
Die Lehrer waren angespannt und es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Die Camper hasteten durch das Schloss und niemand hatte wirklich eine Ahnung was sie eigentlich machten. Nicht selten sah ich sie im Hof trainieren. Mit Schwertern und Speeren, Dolchen und sogar Äxten. Auch die anderen Schüler hatten Interesse an den Kämpfen gefunden und einige hatten es sogar gewagt teilzunehmen. Natürlich waren die Camper mehr als nur überlegen, aber sie waren bereit ihr Wissen zu teilen. Einmal hatte ich Percy gesehen, wie er an eine Wand gelehnt die Übungskämpfe beobachtet hatten und ich hätte schwören können, dass er lächelte.
Gerade war Jackson dabei uns die Grundlagen für den Einsatz von Dolchen beizubringen, aber niemand schien wirklich bei der Sache zu sein. Es war Harry, der schließlich das aussprach, was wir alle dachten.
„Warum lernen wir all das, wenn wir nicht mitkämpfen dürfen, sobald es ernst wir?" Im Raum wurde es ruhig und alle schauten gespannt unseren Professor an. Jackson stand gegen die Tafel gelehnt vor der Klasse, seine Arme verschränkt. Anstatt auf seiner Schulter, hatte Nala sich auf der Fensterbank zusammengerollt und genoss dort das warme Licht. In einer Hand hielt Percy einen silbrig schimmernden Dolch, in dem sich das schwache Sonnenlicht spiegelte. Anstatt zu antworten bedeutete er Harry mit einer Handbewegung fortzufahren.
„Du hast gesagt, dass die Schule in Gefahr schwebt, dass deine Freunde hier sind um sie zu verteidigen. Aber niemand sagt uns was wirklich passiert? Was stellt eine solche Bedrohung da? Nicht Voldemort", einige Jugendliche schnappten beim Namen des dunkeln Zauberers hörbar nach Luft, aber Harry sprach unbeirrt weiter, „Soviel hat man uns gesagt. Und das ist schon alles, was wir wissen. Obwohl es unsere Schule ist, unser Zuhause. Sollten wir es nicht verteidigen dürfen?"
Zustimmendes Gemurmel ging durch den Raum und die Schüler begannen heftig miteinander zu diskutieren. Aber anstatt mich an den Gesprächen zu beteiligen beobachtete ich Percy. Mit einer fließenden Bewegung stieß er sich von der Wand ab. Für einen Moment beobachtete er das Geschehen schweigend, es sah fast so aus, als würde er den Unterhaltungen lauschen. Was unmöglich war, denn es wurde viel zu viel auf einmal gesprochen und man konnte kaum die einzelnen Wörter ausmachen.
„Leute", begann Percy und augenblicklich hatte er die Aufmerksamkeit der gesamten Klasse. Wie er das machte, keine Ahnung. Nicht einmal McGonagall war in der Lage ihre Schüler so schnell zu beruhigen.
„Ihr wollt helfen?", wiederholte er und überging dabei die Frage, was jetzt wirklich vor sich ging. „Aber wisst ihr denn überhaupt worauf ihr euch einlässt? Zauberei kann diesen Gegnern nichts anhaben, eure Magie wird sie nicht einmal verlangsamen. Es wird ein Kampf mit Schwert gegen Schwert, nichts als eine Waffe der Sterblichen zwischen euch und euren Opponenten. Und ob ihr es nun wollt oder nicht, ihr lernt gerade Mal seit zwei Monaten so zu kämpfen."
„Wir sind keine Kinder!", warf Seamus ein und trat vor, "Deine Freunde sind nicht älter als wir. Und sie kämpfen auch."
„Ich habe nie gesagt ihr wärt Kinder. Als ich zum ersten Mal auf einem Schlachtfeld stand war ich weit jünger als ihr jetzt seid. Aber darum geht es hier nicht. Was zählt ist, dass meine Freunde kampferprobt sind, dass sie schon zuvor um ihr Leben gekämpft haben."
„Und jetzt riskieren sie ihr Leben für uns", warf Harry ein und sah dabei wirklich frustriert aus, „Und alles was wir machen ist hier sitzen und warten! Wir sind vielleicht keine genialen Schwertkämpfer wie deine Camper, aber wir sind nicht nutzlos!"
„Natürlich seid ihr das nicht", murmelte Jackson und seine Stimme wurde weicher, „Niemand hier ist nutzlos. Nur müsst ihr verstehen, dass es gefährlich ist."
„Gefährlich?", lachte Harry und schüttelte den Kopf, „Mit gefährlich kommen wir klar. Ich weiß nicht ob es aufgefallen ist, aber seit geraumer Zeit versucht ein Irrer die Zauberwelt an sich zu reißen und hat dabei vor über Leichen zu gehen!" Die Anderen wechselten unsichere Blicke, aber niemand wiedersprach meinem Freund.
„Außerdem was bringt es uns, wenn wir uns im Schloss verstecken und es dann doch übernommen wird?" Es war das erste Mal, dass ich mich zu Wort meldete und meine Aussage schien unseren Professor zum Nachdenken zu bringen.
Percy Jackson seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die schwarzen Haare. Seinen Dolch hatte er weiß Gott wohin verschwinden lassen und insgeheim fragte ich wie viele Waffen der Typ am Körper trug. Und was ihn dazu veranlasste.
„Vielleicht lässt sich etwas finden...", meinte er, auch wenn es eher so klang als würde er mit sich selbst reden als mit uns.
„Ja, wir machen alles, wenn es hilft!", bestätigte Harry und sah unseren Professor erwartungsvoll an.
„Kein direkter Kampf", erklärte Percy schließlich mit ernster Miene, „Niemand tut etwas Unüberlegtes und ihr macht was man euch sagt." Die ganze Klasse nickte eifrig.
„Gut. Dann werde ich mir überlegen, was genau ihr machen könnt um das Schloss zu verteidigen." Jubel ging durch die Menge, der einzige der nicht zufrieden aussah war Percy selbst. Er musterte uns mit unlesbarer Miene und schien seine Entscheidung schon jetzt zu bereuen.
Für den Rest der Stunde versuchte Jackson nicht einmal zu unterrichten. Es wirkte auch nicht so als hätte ihm jemand zugehört. Stattdessen ließ er uns früher gehen.
Ich war eine der Letzten die ging. Als Harry und Ron sich auf den Weg machen wollte, fiel ich zurück und bedeute ihnen ohne mich loszugehen. Harry warf mir einen vielsagenden Blick zu,
Währenddessen verließ auch Percy sein Klassenzimmer, Nala an seiner Seite, und verschwand ohne sich noch einmal umzudrehen um die nächste Ecke. Das war mein Moment und so beschloss ich ihm zu folgen.
Mir war mittlerweile aufgefallen, dass unser Professor ein außergewöhnlich gutes Gehör hatte. Was auch der Grund gewesen war, warum ich erst gestern in der Bibliothek war um einen Zauberspruch zu finden, der es mir erlaubte mich lautlos zu bewegen. Besagter Zauberspruch war es auch, den jetzt leise murmelte. Dann nahm ich den Unsichtbarkeitsumhang, den Harry mir geliehen hatte, nachdem ich ihm versprochen hatte später alles zu erzählen, aus meiner Tasche und warf ihn mir über.
Unsichtbar und unhörbar, würde wohl nicht einmal der mysteriöse Percy Jackson bemerken, dass jemand ihm folgte.
Schnellen Schrittes hastete ich in die Richtung, in der er verschwunden war und konnte gerade noch sehen wie er abbog. Wie ein Schatten ging ich ihm nah und wenige Augenblicke später, trafen wir auf Thalia und eine junge Frau, die man uns als Reyna vorgestellt hatte. Scheinbar hatte sie den Befehl über mehr als die Hälfte der Camper und um ehrlich zu sein war sie mindestens genauso furchterregenden wie Thalia und Nico. Die zwei metallenen Hunde, die sie fast immer begleiteten waren nirgends zu sehen.
„Wie sieht's aus?", wollte Percy wissen, als er sich den Zweien näherte.
„Wie glaubst du denn, dass es aussieht, Prinzessin?", es war Thalia, die sprach, „Wir sind so gut wie fertig."
„Die Legion weiß wo sie hinmuss, wenn es soweit ist, jeder kennt den Plan. Die Waffen sind alle angekommen und Nyssa hat einige Überraschungen für unsere Freunde auf Lager. Nur eines..."
„Wir haben zu wenige Kämpfer. Unser Schwerpunkt liegt bei den Bogenschützen, aber sollten die versagen, wird es knapp", unterbrach die Jägerin Reyna, die nur nickte.
„Die anderen im Camp...", fuhr diese fort.
„Nein. Keine weiten Camper. Ich kümmere mich darum. Was sonst noch?" Scheinbar handelte es sich dabei um ein heikles Thema, denn weder Thalia noch Reyna gingen weiter darauf ein.
„Eine Sache noch", Thalia rieb sich mit der Hand über den Nacken, „Im Moment sind wir gerüstet und vorbereitet, aber in zwei Wochen oder sogar einen Monat? Das Warten macht alle unruhig und mit der Zeit vor allem unvorsichtig. Wenn Moros etwas von Kriegskunst versteht und ich nehme stark an, dass es so ist, wird er genau das machen."
Moros? War das also der Name der lauernden Bedrohung? Ich konnte mich nicht daran erinnern den Namen schon einmal gehört zu haben, trotzdem ließ mich er mich schaudern.
In Gedanken versunken, hatte ich nicht bemerkt, dass die drei weitergesprochen hatten.
„Nun, man kann es ihnen nicht verübeln", warf Reyna gerade ein und Thalia nickte zustimmend, „Schließlich ist es ihre Schule. Erzähl mir nicht, dass du anders handeln würdest." Percy hatte ihnen also die Ereignisse der Stunde geschildert.
„Natürlich, ich verstehe es, aber die Zauberer sind mehr oder weniger behütet aufgewachsen, ein solcher Kampf... Es endet selten gut für Sterbliche, die sich in unsere Angelegenheiten einmischen", Percy kraulte Nala am Kinn und ich folgte ihnen als sie weiter durch das Schloss spazierten.
„Wir haben keine Wahl. Vielleicht kann Will ihnen etwas zum Bogenschießen beibringen, wir könnten die zusätzlichen Schützen brauchen und soweit ich mich erinnere bist du ja alles andere als ein Talent mit dem Bogen", schmunzelte das dunkelhaarige Mädchen und sogar Thalia grinste.
„Hey! Ich bin besser geworden!", beschwerte Jackson sich gespielt beleidigt.
„Was? Schießt du jetzt in die Richtung des Zieles, oder was?" Da ich gesehen hatte, wie Percy zielgenau einen Pfeil nach den anderen schießen konnte, war ich mir nicht sicher, wovon sie sprachen.
„Woher weißt du überhaupt davon?" Percy sah zwischen seinen Begleiterinnen hin und her, bis sein Blick an Thalia hängen blieb. Die Jägerin hob beschwichtigend die Hände.
„Schau mich nicht so an. Ich war's nicht, aber ich habe gehört, dass Will dich als Beispiel nimmt um die nicht so guten Schützen aufzumuntern."
„Wo ist er überhaupt?", wollte Percy wissen und wechselte damit geschickt das Thema.
„Das letzte Mal als ich ihn gesehen habe, war er mit Nico unterwegs", erwiderte Thalia und verdrehte die Augen, „Die Zwei benehmen sich als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen."
„Wie auch immer", mischte Reyna sich wieder ein, „Gibt es sonst noch etwas, das erledigt werden muss? Andernfalls muss ich los und dafür sorgen, dass die Legion nicht auf ihr Training vergisst." Percy schüttelte nur den Kopf und damit verabschiedete Reyna sich. Die zwei Verbleibenden sahen ihr nach.
„Kannst du dir vorstellen, wie es sein muss mit ihr zu trainieren?" Thalia schüttelte sich, als wäre der Gedanke zu furchterregend.
„Muss ich nicht", murmelte Percy. Was auch immer das bedeuten mag.
„Wie auch immer, ich muss los, ich glaube Joy hat vor die Haare der Stolls neu einzufärben und um unser aller Wohl sollte ich dafür sorgen, dass es nicht dazu kommt. Auch wenn es wirklich lustig wäre."
Kaum war Percy wieder allein, bahnte er sich erneut seinen Weg durch das Schloss. Er durchquerte einen Gang nach den anderen und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen wohin er wollte. Er ging jetzt schneller und ich musste beinahe laufen um mit ihm mitzuhalten. Nach einigen Minuten blieb er schließlich stehen und ich bemerkte, dass wir uns in einer Sackgasse befanden, die ich noch nie zuvor betreten hatte.
Jackson drehte sich um und hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt, dass er mich direkt ansah. Der Professor tat einen Schritt in meine Richtung und ich trat unwillkürlich zurück.
„Hat man dir nicht gesagt, dass es unhöflich ist anderen zu folgen?"
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top