30.- Warum würde Gott die Schule angreifen?

Es gab einige Dinge im Leben eines Demigottes, von denen besagter Demigott wusste, dass er sie unter allen Umständen vermeiden musste. Apollo um einen Haiko-Vortrag zu bitten, sich mit der ganzen Ares-Hütte auf einmal anzulegen oder einem Hermes Kind Geld leihen, zum Beispiel.

All das waren fatale Fehler, die ein Halbgott sein restliches (sollte er sich tatsächlich mit der Ares Brut angelegt haben, wohl eher kurzes) Leben lang bereuen würde.

Vor langer Zeit hatte es sich jemand zur Aufgabe gemacht alle solchen No-Gos in einer langen Liste zusammenzufassen. Und ganz oben auf dieser Liste, gleich über ‚Sich auf eine Rundumerneuerung der Aphrodite-Hütte einlassen' wurde davor gewarnt, niemals eine Jägerin der Artemis, die ganze Gruppe oder gar die Jagdgöttin selbst zu verärgern. Höchstwahrscheinlich war dieser Punkt der Liste auch mit einem kleinen Totenkopf gekennzeichnet. Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass der Verfasser der Liste wusste wovon er sprach.

Bis jetzt hatte mir genau diese Warnung noch nie wirkliche Probleme bereitet. Artemis und ihre Jägerinnen akzeptierten meine Existenz, oder zumindest mehr als es bei den meisten anderen männlichen Lebewesen dieses Planeten der Fall war.

Andererseits hatte ich auch nicht die Jägerinnen verärgert, sondern nur deren Leutnant. Obwohl, verärgert war kein Wort um die Stimmung meiner Cousine zu beschreiben. Auch wütend und zornig kratzten nur an der Oberfläche von dem was in Thalia brodelte. Fuchsteufelswild traf es dann schon eher.

Die Luft um die Jägerin war elektrisierend und ihre Fingerspitzen sprühten wortwörtlich Funken, als sie durch das Camp der Jägerinnen auf Nico und mich zu marschiert kam. Der schwache Schein des Lagerfeuers warf dunkle Schatten über ihr Gesicht und ihre blitzblauen Augen schienen geradezu zu leuchten. Die Tochter des Zeus war ein wahrlich furchterregender Anblick.

„Verdammt", wisperte Nico neben mir und sprach mir damit aus der Seele.

„Jackson! Di Angelo!", donnerte Thalia, während sie bedrohlich langsam auf uns zuging.

„Thals-", ich hob beschwichtigend die Arme, aber so leicht war Thalia nicht zu beruhigen.

„Komm mir jetzt nicht mit Thals!", fauchte sie und einen Augenblick später kam ein gewaltiger Blitz auf mich zugeflogen. Zur Seite weichend, konnte ich einem sicherlich recht unangenehmen Elektroschock entgehen. Der Baum hinter mir hatte weniger Glück und fing Feuer. Um einen Waldbrand zu vermeiden, erstickte ich die Flammen. „Wo in Hades Namen wart ihr?!"

„Weißt du, das ist eigentlich eine lustige Geschichte...", begann Nico, aber ein Blick von Thalia, brachte ihm zum Schweigen.

„Ach wirklich? So witzig, dass ihr euch gedacht habt, erst jetzt und nicht wie vereinbart am Vormittag wieder aufzutauchen?" Ich wollte etwas erwidern, aber Nico brachte mich mit einem heftigen Tritt auf den Fuß zum Schweigen.

„Es tut uns wirklich leid Thalia", erklärte der Junge, aber seine Worte hatten alles andere als die gewünschte Wirkung.

„Es tut euch leid?! Wenn ihr glaubt, dass das euch rettet, liegt ihr aber gewaltig daneben! Ich dachte ihr wärt angegriffen worden!"

„Angegriffen beschreibt es nicht annähernd", murmelte ich und kaum hatte ich das gesagt, hielt Thalia inne. Ihre Schultern sackten zusammen und ich konnte förmlich spüren wie sie uns mit ihrem Blick auf Verletzungen durchsuchte.

„Was?"

„Er hat eine Armee, Thals", erklärte Nico und schüttelte den Kopf, „Sie sind menschlich, auf eine verdrehte Art und Weise zumindest. Unsere Waffen waren nutzlos." Thalia blinzelte mehrmals, bevor sie Neeks und mich am Arm packte und in eines der silbrig schimmernden Zelte zog. Es war ihr eigenes, erkannte ich. In der Mitte des Zeltes lagen allerhand Karten verstreut, genauso wie einige Kissen, die als Sitzgelegenheiten dienten.

„Erzählt. Jetzt", befahl die Tochter des Zeus und ließ sich auf den Boden sinken. Nala, die das Geschehen bis jetzt von meiner Schulter aus beobachtet hatte, huschte auf den Schoß meiner Cousine, wo sie sich glücklich zusammenrollte.

„Wir haben eine Höhle gefunden", mich setzend suchte ich nach einer Karte der Umgebung und deutete dann auf die Stelle, wo sich die Höhle befand, „Und einen Eingang ins Labyrinth."

Thalia musterte die Stelle, auf die ich deutet und wollte mich unterbrechen, aber ich fuhr unbeirrt fort.

„Sie kamen aus dem Nichts. Hunderte Menschen, wie Bären stark und mindestens genauso groß." Dann begannen wir zu erklären. Von den Erzmenschen, vom Labyrinth, von Philemon und Baucis und allem was wir in den letzten zwölf Stunden erfahren hatten. Nur unser Kuchenkränzchen ließen wir aus der Erzählung aus, um unserer eigenen Sicherheit willen.

„Die Lehrerschaft muss informiert werden", meinte ich schließlich. „Außerdem liegt euer Camp außerhalb meiner Schilde. Ich werde Dumbledore bitten euch einen der leeren Türme im Schloss zur Verfügung zu stellen."

Überraschenderweise protestierte Thalia nicht. Die Sicherheit der Gruppe war ihre Verantwortung und auch wenn die Jägerinnen sich zweifelsohne zu verteidigen wussten, war das Risiko eines Angriffs zu groß.

Kurz darauf verließen wir das Zelt, wobei ich mir zuerst noch ein Paar Schuhe herbei zauberte, da meine, wie Nico grinsend erklärte, noch in Baucis Küche standen. Auf dem Weg durch das Lager wies Thalia ihre Begleiterinnen an die Zelte abzubauen und sich dann in der großen Halle zu versammeln um dort auf sie zu warten.

Zwanzig Minuten und ein hastiges Abendessen später, standen wir im Büro des Schulleiters, während sich um uns alle Lehrer des Schlosses, inklusive Dolores Umbridge versammelt hatten.

Nico hatte sich gegen eine der Säulen gelehnt, während Thalia fast schon gelangweilt aussah. Sie hatte sich auf die Stufen gesetzt und war gerade dabei, sich mit einem Dolch die Fingernägel zu putzen. Alle beide sahen recht bedrohlich aus und wurden von dem gesamten Kollegium gekonnt ignoriert.

„Albus, was hat das zu bedeuten", wollte Professor McGonagall schließlich wissen. Die Hexe stand ganz vorne in der kleinen Gruppe, ohne spitzen Hut dieses Mal, und sah alles andere als zufrieden mit der Situation aus. Zustimmendes Gemurmel ging durch den Raum.

„Nun, meine Liebe, es scheint so, als schwebe unsere Schule einmal mehr in schrecklicher Gefahr", begann Dumbledore, der neben mir stand. Ich hatte ihn zuvor kurz über die Ereignisse informiert und dann gebeten, alle hier zu versammeln.

„Der Dunkle Lord?", wollte Minerva wissen und augenblicklich füllte aufgeregtes Stimmengewirr den Raum.

„Das ist Unsinn!", es war Umbridge, wer auch sonst, die sich nun lautstark beschwerte und somit die Hexen und Zauberer zum Schweigen brachte, „Er ist nicht zurück! Diese Gerüchte und herzlosen Lügen-"

Eine Geste meinerseits und die Kröte schwieg. Naja, schwieg war nicht ganz das richtige Wort, da sie immer noch versuchte zu sprechen, nur war ihre Stimme nun tonlos. Entsetzen breitete sich auf dem Gesicht der Hexe aus, als sie sich an den Halsgriff. In jeder anderen Situation hätte ich wohl gelacht.

„Das reicht", gab ich bekannt und schlagartig wanderten alle Blicke zu mir, „Voldemort ist nicht die Ursache unseres Problems, auch wenn ich Zeus Herrscherblitz darauf verwetten würde, dass er mit verwickelt ist. Nein, die Bedrohung ist weitaus größer."

„Größer?", rief Professor Flitwick entsetzt, „Er, dessen Name nicht genannt werden darf ist der dunkelste und gefährlichste aller Zauberer!"

„Das mag wahr sein, aber wir haben es hier nicht mit einem Zauberer zu tun."

„Die Bedrohung kann doch wahrlich nicht von einen Muggle ausgehen!", meinte jemand.

„Selbstverständlich nicht. Wir haben es mit einem Gott zu tun."

„Gott?", wiederholte Madam Hooch und schüttelte den Kopf, „Das ist lächerlich, warum sollte Gott die Schule angreifen?"

„Nicht Gott", seufzte ich als mir bewusst wurde, dass das hier sich schwerer als gedacht gestalten würde, „Ein Gott. Ein griechischer, um genau zu sein."

„Percy, Sie müssen doch wissen, dass die griechischen Götter nicht echt, sondern nur Mythen und Legenden sind. Geschichten, die man Kindern zum Einschlafen erzählt", Minervas Tonfall war der einer Lehrerin, die gerade eine unglaublich unsinnige Antwort eines Schülers erhalten hatte.

„Ist das so? Und doch wissen sie von der Existenz von Werwölfen, die doch eins von Zeus geschaffen wurden."

„Lykanthropie ist eine Krankheit und nicht das Ergebnis einer Bestrafung!", erklärte Flitwick empört.

„Erklären Sie das Lycaon", murmelte ich und rieb mir mit der Hand den Nacken, „Entgegen Ihrer Überzeugungen sind die Götter sehr real... Wie können sie Magie in Ihr Leben aufnehmen und sich trotzdem weigern Gottheiten anzuerkennen? Ihr selbst seid das beste Beispiel dafür, dass nichts unmöglich ist."

„Sie können nicht erwarten, dass wir Ihnen glauben." Minerva sah aus, als wäre sie davon überzeugt, dass ich völlig den Verstand verloren hatte und auch die anderen schienen ähnlich zu empfinden. Einzig Snape, der ganz hinten in der Gruppe stand, schien sich prächtig zu amüsieren.

„Nein, das wäre auch zu schön gewesen. Ich vermute Sie wollen Beweise?" Die Blicke der Hexen und Zauberer verrieten, dass sie allesamt daran zweifelten, dass ich fähig wäre Beweise zu liefern.

Die Arme streckend entfaltete ich meine Flügel. Das Rascheln von Papier war zu hören und die Kerzen flackerten, als ich zweimal mit meinen Schwingen schlug, während meine göttliche Aura den Raum flutete. Die Lehrerinnen und Lehrer schreckten zurück und mehr als nur einer von ihnen streckte mir schützend den Zauberstab entgegen.

„Dramaqueen", murmelte Nico, eine Aussage die mich zutiefst beleidigte.

„Was...", stotterte Professor Sprout und starrte ehrfürchtig auf meine Flügel.

„Jetzt wird's kompliziert", verkündete ich, dann fiel mein Blick auf die Stöcke, die auf mich gerichtet waren. „Sie können Ihre Zauberstäbe jetzt wieder weggeben. Ersten können sie mich sowieso nicht verletzte und zweitens bin ich ja auf Ihrer Seite... Wo waren wir? Ach ja. Die Götter existieren und mit ihnen auch Halbgötter, ihre Sterblichen Kinder", mit einer Handbewegung deutete ich auf Thals und Nico, „Die meisten von ihnen leben mehr oder weniger in Frieden, versteckt vor den menschlichen Augen. Es gibt immer Mal wieder kleine Streitereien, meistens gefolgt von nicht so kleinen Naturkatastrophen, aber hey, keine Familie ist perfekt und diese schon gar nicht, glauben Sie mir."

Keiner sagte ein Wort. Stattdessen starten sie mich mit großen Augen an. Wenigstens hatten sie die Zauberstäbe sinken lassen.

„Was ich damit sagen will, ist dass man als Normalsterblicher eigentlich nichts vor den Göttern zu befürchten hat. Solange man nichts über ihre Welt weiß, sind sie eigentlich ganz harmlos. Leider ist es in unserem Fall nicht so. Denn Moros, Gott des Untergangs, hat beschlossen, unsere Welt zu vernichten und allen Anschein nach will er in Hogwarts beginnen."

„Die Schule wird von Schutzzaubern geschützt", Minerva war die erste, die ihre Sprache wiederfand. Sie wirkte gefasst, und einmal mehr bewunderte ich die Frau.

„Nicht mehr. Hekate, die Göttin die alle Magier einst erschuf, wurde entführt. Ohne sie wurde der Schutz schwächer, bis er ganz verschwand. Ich habe neue Schilder geschaffen und meine Kraft ist es im Moment, die diese Schule schützt, aber bei einem Frontalangriff, wird nichts lange halten."

Minerva sah mich prüfend an. Ihr Blick wanderte über meine Flügel und blieb schließlich an der Krone auf meinen Kopf hängen.

„Wer sind Sie?", wollte sie schlussendlich wissen.

„Das ist eine lange Geschichte und wir haben wenig Zeit. Ich bin ein Verbündeter und das ist alles was zählt." Die Hexe sah mich zweifelnd an.

„Percys Macht ist weit größer als die der Götter des Olymps. Er ist im Moment das Einzige, das zwischen Ihnen und der totalen Vernichtung steht." Thalia stand auf und stellte sich neben mich, forderte die Menschen auf ihr zu widersprechen, aber alle wichen dem Blick der Demigöttin aus.

„Die Schule muss verteidigt werden", fuhr ich fort, „Zauber sind nutzlos gegen die Armee, die Moros aufgestellt hat. Selbst die göttlichen Waffen können nichts gegen sie ausrichten. Anders als irdisches Metall. Schwerter, Dolche, Bögen, was auch immer. Bei meiner Ankunft habe ich eine große Menge davon mitgebracht. Zu Übungszwecken gedacht, aber deshalb nicht weniger tödlich. Waffen sind also vorhanden, es sind die Kämpfer, die fehlen."

„Sie wollen doch nicht die Schüler bewaffnen?", warf Hooch ein.

„Nein, sie sind bei Weitem nicht gut genug um eine Chance zu haben", außer Luna natürlich, aber ohne die Einverständnis der Demigöttin würde ich ihre Identität nicht bekannt geben, „Es könnte der Moment kommen, in dem es sich nicht vermeiden lässt, aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um genau das zu verhindern. Unsere Familie ist bereit zu helfen. Die Jägerinnen und auch andere, Halbgötter,die trainiert sind sich gegen Monster zu verteidigen. Leute die an meiner Seite in schrecklichen Schlachten gekämpft haben, Leute die die Welt schon einmal vor dem Untergang bewahrt haben."

Der Gedanke meine Freunde darum zu bitten in einen weiteren Krieg zu ziehen war alles andere als beruhigend, aber wir hatten keine andere Wahl. Noch heute, nach diesem Treffen, würde ich ins Camp gehen um mit Chiron und dann den Hüttenältesten zu sprechen.

Umbridge erregte meine Aufmerksamkeit. Die Kröte versuchte verzweifelt etwas zu sagen und auch wenn ihr hochroter Kopf mir große Freude bereitete, würde ich sie früher oder später doch zu Wort kommen lassen müssen. Unter meinen Willen löste sich der Bann und die Professorin brachte einige erstickte Laute zusammen, bevor sie es schaffte richtige Worte zu formen.

„Der Minister muss informiert werden", verkündete sie und ich bereute meine Entscheidung augenblicklich.

„Nein. Kein Wort, das hier gesprochen wurde, verlässt den Raum. Eine solche Nachricht verbreitet Panik und Panik bedeutet Chaos. Außerdem gibt es nichts, dass Fudge tun könnte."

„Das ist unerhört!", schnaubte das pinke Monster. Ihr Kommentar ignorierend wandte ich mich an Dumbledore.

„Lassen Sie einen der freien Türme für die Ankunft der Demigötter vorbereiten. Und einen weitern für die Jägerinnen der Artemis."

„Getrennt?", wiederholte der Schulleiter.

„Wir wollen Streit zwischen den Jägerinnen und den Campern und die damit verbundenen Verletzungen vermeiden", erklärte ich und Thalia neben mir grinste. Ein Grinsen, das jeden vernünftigen Camper sehr, sehr weit wegrennen lassen würde.

„Wenn Sie das sagen."

„Des Weiteren müssen Patrouillen aufgestellt werden. Das Quidditchfeld und große Teile des Schulgeländes liegen außerhalb meiner Schilde, niemand verlässt nach Sonnenuntergang das Schloss. Quidditch wird gestrichen. Das Feld ist zu weit weg, bei einem Angriff hätten die Schüler keine Chance rechtzeitig ins Schloss zu fliehen", wies ich an.

Die Schule war ein verdammtes Schloss, solange alle innerhalb der Mauern waren, konnten wir es verteidigen. Die Ritter haben es schließlich auch geschafft.

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