1. - Eine Welt in Trümmern

Zwei Jahre.
Zwei Jahre war es her seit unserem sogenannten Sieg.
Wir hatten gewusst, dass unsere Chancen auf den Gewinn gering waren, doch hatte keiner geahnt was es kosten würde.
Gaia mag besiegt gewesen sein, aber der Preis war hoch.
Denn unser Gewinn wurde mit Leben bezahlt. Wieviele Tote dieser Krieg gefordert hatte? Zu viele. Die Zahlen waren enorm, doch schlimmer waren die Namen. Die Namen all jener die alles aufgegeben hatten um den "Sieg" zu erringen.
Jason.
Piper.
Hazel.
Frank.
Leo.
... Annabeth. - Und das war nur der Beginn einer viel zu langen Liste.
Ich hatte versagt. Ich hatte versagt sie zu retten.

Nach zwei Jahren hingen immer noch düstere Wolken über dem Camp.
Camp. -Einzahl.
Camp Jupiter wurde zerstört, denn während wir Gaia und ihre Armee vor Camp Halbblut bekämpften, waren die Römer ohne ihre besten Krieger hilflos verloren.
Viele konnten fliehen und schafften es später nach Camp Halfblood, doch umso mehr fanden in den Trümmern des einst sicheren Hafens ihr Ende.
Die Überlebenden lebten nun größtenteils in CHB, und hatten es gemeinsam mit den anderen Demigöttern neu aufgebaut. Es hatte lange gedauert, doch nach zwei Jahren waren fast alle Trümmer beseitigt. Was aber nicht hieß, dass die seelischen Wunden die der Krieg hinterlassen hatte, verheilt waren.

Ich für meinen Teil bezweiflte, dass ich jemals wieder der Alte sein würde. Der Gedanke sie nie wieder sehen zu können zerstörte mich.
Ihre weichen blonden Locken, die Stürmischen grauen Augen...
Annabeth- nach zwei Jahren hatte ich es geschafft ihren Namen wieder auszusprechen.

Als sie starb, am Schlachtfeld, durch Gaias Schwert, starb auch ein Teil von mir. Als sie ihren letzen Atemzug tat und in meinen Armen ein letztes Mal die Augen schloss, sah ich keinen Sinn mehr im Leben. Also tat ich das Naheliegendste: ich legte Annabeth vorsichtig ins Gras und drehte mich zu Gaia um. Ich wollte sterben. Sterben und Gaia mit mir in den Tod ziehen.

Während ich auf sie zu ging, spürte ich wie der Boden unter meinen Füßen bebte, spürte jedes Wassermolekül in der Luft, spürte wie das Blut durch die Adern meiner Gegner floss. Ich ignorierte es, denn ich hatte nur ein Ziel.
Gaias Untergang.
Die Erdmutter lachte, unwissend was mein Blick bedeutete.
Es war ein kurzer Kampf.
Gaia starb durch mein Schwert, wie Annabeth durch das ihre starb. Ich starrte auf das goldene Blut an meiner Klinge, bemerkte erst jetzt, dass ich mich in einem Hurrikan meterweit über dem Boden befand, bemerkte erst jetzt, dass es mein Wasser war, dass Gaia daran hinderte sich zu heilen.
Ich bebachtete wie sie sich auflöste, nur eine kleinen glänzenden Stein hinterließ, der in meiner Hand landete.
Gaia war besiegt und der Stein war eine Trophäe, wie einst das Horn des Minotaurus.
Sie war tot und ich lebte.
Als der Sturm sich legte und meine Füße den Boden berührten, brach ich zusammen und weinte.
Die Götter versammelten sich um mich, aber es kümmerte mich nicht.
Erst als starke Arme mich an sich zogen, sah ich auf und blickte in die gequälten Augen meines Vaters.
"Mein Sohn, es tut mir so leid", er zog mich näher an dich heran und ich wehrte mich nicht.

Im nächsten Momemt verschwand der Himmel über mir und das Gras zu meinen Füßen. Ich war im Thronsaal am Olymp, umringt von den Göttern auf ihren Thronen. Die Trauer um den Verlust ihrer Kinder stand ihnen ins Gesicht geschrieben, einige hatten Tränen in den Augen.
Mein Vater, immer noch an meiner Seite, drückte mich ein letztes Mal und nahm den Platz neben seinem Bruder ein.
"Percy Jackson.", Zeus Stimme klang überraschend sanft. Als ich ihn in die Augen sah, sah ich nichts als Trauer.
"Du hast großes geleistet, und zum Dank gewährt der Olymp dir eine Wunsch."
"Ich will sie nur wieder sehen...", meine Stimme brach, kaum mehr als ein Flüstern, und trotzdem wurde ich von jeder der anwesenden Gottheiten gehört.
"Es tut mir leid Neffe, aber ich kann sie nicht zurück holen", es war Hades, der antwortete.
"Ich weiß."
Stille legte sich über den Raum, die Götter wussten was ich mir wünschte, den Tod.
"Percy...", begann mein Vater, doch in diesem Augenblick beschlossen die drei Moiren an unserer kleinen depressiven Party teilzuhaben.

"Perseus Jackson", begannen sie unisono zu sprechen,"du hast heldenhaftes vollbracht und Stärke gezeigt, die selbst der Olymp nicht besitzt. Nun kommt es zur Erfüllung deines Schicksals: Du sollst unsterblich sein, ein Recht, dass dir von Geburt an vorbestimmt war. Du bist der Prinz der Schaffung, denn Chaos selbst hat dich zu seinen Erben ewählt. Gemeinsam mit ihm sollst du über das Universum herrschen, bis Chaos eines Tages schwindet und du selbst zum König gekrönt wirst."
Und mit diesen Worten traten sie zur Seite und aben den Blick auf einen Mann frei, der aus dem Nichts erschienen war.
Seine Haut war blass und er hatte rabenschwarze Haare. Er war gut aussehend, doch am beeindruckensten waren wohl seine Augen. Sie hatten die Farben des Universums, ständig wechselnd und nie still stehend. Eine mächtige Aura umgab ihn, stärker als jeder Gott den ich zuvor getroffen hatte.
"Lord Chaos", sagte ich und verbeugte mich wie die Olympier es taten.
"Nein, nein mein Junge, lassen wir das mit den Förmlichkeiten, ich fühle mich dann immer so alt", verkündete Chaos lächelnd.
Ich verzichtete darauf, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er das älteste Lebewesen im Universum war.

"Nun Perseus, wie die Moiren es schon so schön erklärt haben, bist du mein Erbe, was dich zum Prinz und außerdem recht mächtig macht. Um diese Kraft kontrollieren zu lernen, wirst du noch eine Weile auf der Erde bleiben, anstatt sofort mit mir zu kommen. Ich hoffe, dass du deine Rolle akzeptierst und alles Nötige erlernst, während du hier verweilst."

Ich werde jetzt deine Fähigkeiten freisetzen. Du musst wissen, manche hattest du schon immer, aber deine sterbliche Form war nicht fähig sie auszubilden. Das könnte etwa weh tun. Hörte ich Chaos Stimme in meinem Kopf. Bevor ich protestieren konnte, umhüllte mich ein helles Licht. Anfangs war es angenehm warm, doch schon nach Sekundenbruchteilen setzte der Schmerz ein. Schmerz, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Es fühlte sich an als würde mein Innerstes verbrennen und mich zerreißen. - der Styx schien im Vergleich ein Spaziergang, ein etwas holpriger, aber trotzdem.
Ich hatte mich am Boden zusammen gekrümmt, aber so schnell wie der Schmerz gekommen war, verschwand er auch wieder. Ich atmete einige Male tief ein und aus, bevor ich meine Augen öffnete.

Als ich auf schaute, blockierte etwas meine Sicht.
Etwas großes Schwarzes.
Waren das Federn? Vorsichtig streckte ich meine Hand aus. Federn. Weicher als alles andere, das ich jemals berührt hatte.
Warum waren da Federn?
Flügel schoss es mir durch den Kopf. Neugierig sah ich nach hinten um herauszufinden wessen Flügel ich da streichelte. Ich folgte dem dichte schwarze Gefieder, unter das sich teilweiße silber-weiße Punkte mischten, mit meinem Blick, beobachtete wie die Punkte häufiger wurden und schließlich als beinahe komplett silberne Federn in meinem Rücken verschwanden...
Meinen Rücken?
Warum ragten Flügel aus meinem Rücken?

Den Blick immer noch auf die Flügel geheftet, versuchte ich sie zu bewegen. Und tatsächlich, die Federn gaben den Blick auf den Thronsaal frei. Als ich meine, zugegeben enormen, Schwingen streckte, fühlte es sich an, als könnte ich mich zum ersten Mal frei bewegen. Wie ein Vogel den man aus seinem Käfig gelassen hatte.
Ungeachtet der erstaunten Blicke der Olympier, betrachtete ich meine Flügel genauer.
Sie waren jeweils über vier Meter lang, was mir eine Flügelspannweite von mehr als acht Metern verschaffte.
Wow.
Während sie an den Spitzen schwarz wie die Nacht waren, mixten sich zu meinem Rücken hin immer verschieden große und helle silberweiße Punkte unter mein Gefieder. Wie funkelnde Diamantem oder Sterne.
Kurz gesagt - ich liebte es.

Die Götter starrten mich noch immer an. Besonders Aphrodite sah aus als wäre sie einer Ohnmacht nahe.
"Ist etwas? Habe ich was im Gesicht?", statt einer Antwort erschien ein Spiegel vor mir.
Mir blieb die Luft weg. Ich sah anders aus. Meine Haare waren länger, noch zerzauster als sonst, die graue Strähne glänzte silbern. Meine Haut war makellos, meine Gesichtszüge etwas kantiger. Das seltsamtse waren aber meine Augen: sie waren ähnlich denen von Chaos, ständig die Farbe wechselnd, das einzige Konstante war ein silberner Ring, der den äußeren Rand meiner Iris umzog.
Als ich mich von meinem Spiegelbild loslösen konnte, wandte ich mich zu Chaos.
"Perseus, du bist jetzt unsterblich, vielmehr, du bist der Prinz des Universums, was dir große Kraft verleiht. Als mein Erbe beherrscht du alle meiner Fähigkeiten, unter anderem auch die Macht neues zu schaffen."
Ich nickte, unfähig etwas zu sagen.
"Ach, und du musst das hier tragen", fügte Chao hinzu als er eine kleine Krone aus Nichts materialisierte. Sie war nicht mehr als ein silbernes Band, mit filigranen Verzierungen die in der Mitte einen mir unbekannten Edelstein umschlossen. Ähnlich wie meine Augen, wechselte auch er die Farbe.
Chaos trat vor um mir die Krone auf den Kopf zu setzen. Dann machte er einen Schritt zurück und betrachtete lächelnd sein Werk.
"Man sieht sich mein Prinz", und mit diesen Worten verschwand er.

Ich aber blieb zurück, mit dem Wissen, Annabeth nie wieder sehen zu können.

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