8.- Da wäre noch die Sache mit dem Weltuntergang


„Percy?" Izzy klang unsicher und sie wollte auf mich zu treten, aber der Schutz, den ich zuvor um die Nephilim gewoben hatte, hielt sie zurück. Mit einer kurzen Handbewegung ließ ich ihn in sich zusammenbrechen.

Furcht glitzerte in den Augen des Mädchens. Vor Moros? Oder vor mir? Ich war mir nicht sicher.

„Das", erklärte ich und faltete meine Schwingen, „War der Verrückte, der vom Weltuntergang besessen ist... Er heißt Moros."

Clary streckte vorsichtig die Hand nach einem der Lichtfunken aus und zog scharf Luft ein, als sie ihn berührte. Es war wahrscheinlich keine gute Idee solche Kräfte einfach herumschweben zu lassen. Die Hand hebend rief ich die Lichter zu mir, wo sie zurück in meine Haut sickerten.

„Und du hast ihn nicht früher erwähnt, weil...?", Jace verschränkte die Arme und funkelte mich an.

„Er grundsätzlich mein und nicht euer Problem war."

„Das wirkte mehr wie eine Angelegenheit, die uns alle betrifft."

„Sieht so aus", gab ich zu und fuhr mir mit der Hand durch die Haare, „Ich nehme an Moros ist schuld an eurem Dämonenproblem."

„Wie ist er ins Institut gekommen?", verlangte Clary zu wissen.

„Moros ist unglaublich mächtig, sogar für einen Gott...", murmelte ich, war aber mit meiner Erklärung nicht wirklich zufrieden. Selbst der Schicksalsgott hätte nicht einfach durch die Schilde dringen können, ohne sie zu beschädigen. Mein Blick glitt über den Raum und blieb schließlich an dem Runenkreis hängen. Clary schien denselben Gedanken zu haben, denn sie begann hastig mit dem Fuß die nun wieder weißen Symbole zu verschmieren.

„Er muss Sachiel gefolgt sein", überlegte sie laut und schüttelte den Kopf, „Aber woher wusste er...?"

Ich stellte mich neben die Schattenjägerin und betrachtete die zerstörten Zeichen für einen Moment, bevor ich sie komplett verschwinden ließ.

„Hatte wohl darauf gewartet. Oder zumindest auf etwas Ähnliches"; stimmte ich zu. Wahrscheinlich hätte es gereicht, wenn ich mich aus der Kirche teleportiert hätte, um es ihm zu ermöglichen durch die Schutzmagie zu schlüpfen. Die Beschwörung war wie eine Einladung gewesen.

„Du hast ihn nicht zufällig gerade getötet, oder?", wollte Simon wissen, sah dabei aber nicht besonders hoffnungsvoll aus.

„Nennen wir's vorzeitig vertrieben, aber er wird zurückkommen."

„Wäre auch zu schön gewesen", seufzte der Junge und ließ sich in einen der Stühle sinken.

„Wo ist dieser Moros jetzt?" Ich hatte keine Ahnung was diese Leute im Laufe ihres Lebens durchgemacht hatten, aber die Tatsache, dass sie die Bedrohung, die von Moros ausging, so schnell akzeptierten, ließ mich vermuten, dass es nicht freundlich gewesen war.

„Wahrscheinlich nicht auf dem Planeten", beantwortete ich Jace' Frage, „Er könnte überall im Universums sein und ich habe mir sagen lassen, dass es sich dabei um ein recht großes Gebiet handelt."

„Warte, willst du damit sagen, dass es Aliens gibt?" Simon starrte mich entgeistert, wenn auch etwas fasziniert an.

„Simon, bleib beim Thema", warnte Izzy und küsste ihn auf die Wange, „Wir können später über deine Verschwörungstheorien diskutieren."

Sehr zu meiner Erleichterung wollte Simon danach nichts mehr über Außerirdische wissen, was mir nur recht war, da ich nicht wirklich etwas über das Thema wusste. Bis jetzt hatte Chaos gerade mal begonnen mir die verschiedenen Götterkulturen der Erde näher zu bringen, die anderen Völker seines Universums wurden waren noch nie zur Sprache gekommen.

„Was kannst du uns über Moros sagen?", wollte Clary wissen. Mir wurde bewusst, dass sie erst ruhen würden, wenn ich ihnen die verlangten Informationen gegeben hatte. Da wir immer noch mehr oder weniger in der Bibliothek verteilt standen. Ließ ich mit einer Handbewegung einige der Stühle sowie einen Tisch zurück in die Mitte des Raumes schweben und bedeutete dann den anderen Platz zu nehmen.

„Moros ist alt. Und mit alt meine ich antik, sogar nach Götterstandard. Er existiert seit Anbeginn der Menschheit oder noch länger. Moros ist Dunkelheit und Verderben, Untergang und Elend", begann ich und ließ mich in einem der Stühle sinken. „Er ist gefährlich, Jahrtausende menschlichen Leidens haben ihm den Verstand geraubt. Er ist entschlossen, auf der Suche nach Rache und er hat nichts zu verlieren."

Die Shadowhunter wechselten unsichere Blicke, bevor Jace, der sich mir gegenübergesetzt hatte, das Wort erfasste.

„Und wie passt du in die ganze Sache?" Er lehnte sich nach vor und verschränkte die Arme auf den Tisch. Nicht sicher was er sagen wollte, bedeutete ich ihm fortzufahren. „Der Engel Sachiel nannte dich Prinz Perseus, verdammt, er fiel vor die auf die Knie, Moros kennst du scheinbar persönlich und ich habe keine Ahnung was du vorhin abgezogen hast, aber es war genug um Moros, den du als unglaublich machtvoll beschreibst, zu vertreiben."

„Es ist kompliziert."

„Wir haben Zeit", gab Jace zurück und sah mich auffordernd an.

„Ich habe euch gesagt, dass ich wie Apollo Teil der griechischen Götterwelt bin", begann ich und schloss für einen Moment die Augen, „Das stimmt nicht ganz. Ich wurde als Sohn eines Gottes, Poseidon um genau zu sein, geboren, meine göttliche Abstammung ist griechisch. Aber vor gut drei Jahren, nach einem Krieg, der meine Familie zerriss und unbeschreibliche Opfer forderte...", ich zwang mich ruhig zu sprechen und die Emotionen, die diese Worte mit sich brachten, in den hintersten Winkel meines Bewusstseins zu verdrängen, „Nach dem Krieg zeigte sich zum ersten Mal seit vielen hundert Jahren Chaos, der erste aller Götter, Erschaffer und König des Universums. Er offenbarte mir, dass ich nicht dazu bestimmt war ein sterbliches Leben zu führen, sondern das eines Gottes."

„Chaos erklärte mich zu seinem Nachfolger.", meinte ich und deutete auf das silberne Band um meinen Kopf. „Prinz des Universums, um genau zu sein. Und da Moros nicht nur die Erde, sondern das ganze Universum vernichten will, macht das die Sache recht persönlich."

„Prinz des Universums?", wiederholte Simon und blinzelte mehrmals, „Wow."

Clary sah mich an wie ein kompliziertes Kunstwerk, dessen Bedeutung erst entschlüsselt werden musste, während Jace mit meiner Antwort scheinbar zufrieden war.

„Und du bist Moros schon zuvor begegnet?", mischte Izzy sich wieder ein.

„Er ist vor etwa acht Monaten das erste Mal wieder auf der Bildfläche erschienen, hat seine Rückkehr aber vermutlich vor Jahren oder Jahrhunderten geplant. Es kam zu einer Schlacht. Aber das Ganze war für ihn nur Testlauf, ich vermute er wollte wissen was ich machen würde."

„Moros scheint ziemlich auf dich fokussiert zu sein." Jace Worte ließen mich schaudern.

„Als ich noch ein Halbgott war, galt ich als einer der mächtigsten meiner Art. Neben dem Krieg, von dem ich euch erzählt hatte, gab es noch einen anderen. Beide waren gegen mächtige Individuen, die die Welt für sich erobern und die Herrschaft der Götter beenden wollten. Moros denkt, dass es an mir lag, dass sie scheiterten. Er versucht immer noch mich auf seine Seit zu ziehen. Gleichzeitig sucht er meine Schwachstellen, sollte ich nicht zu überzeugen sein." Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Moros wurde immer gefährlicher und auch dreister. Und er war guter Laune gewesen. Meistens ein schlechtes Zeichen, wenn es um Superbösewichte ging.

„Und hat er recht?" Clary's Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

„Was?"

„Du hast gesagt, dass er denkt du hättest zwei Kriege mehr oder weniger allein gewonnen. Hat er recht?"

„Ohne meine Freunde hätte ich es nie geschafft. Ich habe nur den großen bösen Wolf zum Schluss erschlagen", erklärte ich ohne die Augen zu öffnen.

„Er hat also recht", bevor ich Izzy widersprechen konnte, fuhr sie fort, „Das ist gut. Du bist also nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch zu etwas zu gebrauchen."

Die Aussage ließ mich aufsehen und ich blinzelte mehrmals, woraufhin Clary lachte. Simon starrte seine Freundin währenddessen an, als hätten ihre Worte ihn persönlich beleidigt. Izzy schüttelte nur den Kopf und tätschelte seine Wange.

„Also wie sieht dein Plan aus?", verlangte Jace zu wissen und übersprang die kurze Episode seiner Freunde.

„Moros ist vermutlich nicht einmal auf der Erde und solange wir nicht wissen, wie genau er die Dämonen beeinflusst, ist es unmöglich etwas dagegen zu unternehmen."

Jace wollte etwas erwidern, aber in diesem Moment war ein Geräusch wie von Krallen auf Holz durch die schwere Bibliothekstür zu hören. Die Schattenjäger hatten sofort die Waffen gezogen und ich konnte mir nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Auf meinen Willen hin öffnete sich die Tür einen Spalt und Nala kam ihn den Raum geflogen.

Die Nephilim, unsicher was sie tun sollten, beobachteten wie das Wesen anmutig durch die Luft glitt und schließlich auf meiner Schulter landete. Als sie ihren weichen Schwanz um meinen Hals schmiegte musste ich niesen und erst jetzt bemerkte ich, dass die Kleine voll mit Staub war.

„Was zum Hades?" Vorsichtig hob ich Nala hoch und hielt sie etwas von mir weg. Sie blinzelte unschuldig und hatte den Nerv mit den Flügeln zu schlagen und mir so noch mehr Staub in Gesicht zu wedeln. Ihr sonst glänzendes Fell war matt und um einige Nuancen dunkler als sonst, außerdem hatte sie Spinnweben zwischen den Federn und etwas Schwarzes klebte ihr an der Schnauze. „Musstest du den Schmutz der ganzen Kirche mitbringen?"

Nala wandte sich aus meinem Griff und sprang auf den Tisch, wo sie ihren Schwanz um sich schmiegte und begann sich ihre Pfote sauber zu lecken. Dann schien sie aber zu entscheiden, dass der Grad ihrer Verschmutzung zu hoch für solche Säuberungsmethoden war und schüttelte angewidert das Köpfchen.

„Selbst schuld", meinte ich, als sie mich erwartungsvoll anstarrte. Nala zuckte ungeduldig mit den Flügeln und schließlich gab ich nach. Mit einer Geste ließ ich all den Dreck verschwinden, woraufhin sie zufrieden auf meinen Schoß sprang und sich dort zusammenrollte.

„Was ist das?" Die Anderen hatten unseren Austausch irritiert beobachtet, schienen aber überzeugt, dass Nala keine Gefahr darstellte, denn sie hatten die Waffen sinken lassen.

„Meine pelzige Begleiterin, Nala. Sie ist nicht unbedingt ungefährlich, aber im Moment friedlich gestimmt."

„Wenn du das sagst", murmelte Simon, betrachtete das kleine Wesen aber weiterhin misstrauisch.

„Zurück zum Thema." Jace ließ sich wieder zurück auf seinen Sitzplatz gleiten und die anderen taten es ihm gleich. „Moros."

„Wie gesagt, es gibt nicht viel, das wir tun können", meinte ich und kraulte Nala hinter dem Ohr, „Es ist unmöglich zu sagen, was er als Nächstes vorhat. Stattdessen sollten wir uns auf die Dämonen konzentrieren. Ich bin bereit euch bei der Jagd auf sie zu unterstützen."

„Du hast vor im Institut zu bleiben?", fragte Clary nach, aber ich verneinte.

„Nicht wenn es sich vermeiden lässt. Ich habe eine bessere Idee." Aus meiner Hosentasche zog ich vier Drachmen. Das Gold fühlte sich warm in meiner Hand an und die Münzen schimmerten im Sonnenlicht.

Mich konzentrierend legte ich einen Zauber auf die Geldstücke, den Athene mir vor einigen Wochen gezeigt hatte. Die Münzen schimmerten kurz silbern, dann reichte ich jedem der Nephilim eine.

„Drachmen", erklärte ich, „Wenn ihr meine Hilfe braucht, reicht es die Münze in die Hand zu nehmen und mich zu rufen und ich werde da sein. Es sollte sogar funktionieren, wenn ihr meinen Namen nur in Gedanken sagt."

„Praktisch." Clary drehte die Münze mehrmals in ihren Händen und studierte die Eingravierungen, bevor sie sie einsteckte.

Da es sonst nicht wirklich etwas gab, das besprochen oder getan werden musste, stand ich wenig später auf und verabschiedete mich mit dem Versprechen mich zu melden, sollte ich etwas Neues erfahren. 

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