1.- Die Party des Hexenmeisters
Alec P.o.V.
Magnus' Party war im vollen Gange. Sowohl Hexenmeister als auch Vampire und Werwölfe füllten das Apartment, auch wenn ich nicht einmal die Hälfte von ihnen kannte. Der Klang von Musik lag in der Luft, gerade laut genug um in dem Gerede der Gäste nicht unter zu gehen, ohne eine Konversation wirklich zu stören.
Unsere Wohnung hatte sich für diesen Anlass in einem Palast verwandelt, wortwörtlich. Die Wände waren mit elegantem Gold verziert und prunkvolle Kronleuchter hingen von der Decke und tauchten das Geschehen in warmes Licht. Die wenigen Möbel, die es gab, hätten aus Versailles stammen können und ich wäre nicht überrascht gewesen statt unserem Schlafzimmer den Spiegelsaal von Louis XIV. vorzufinden.
Der Hexenmeister von Brooklyn wusste wie man eine Party schmiss. Jeder schein sich prächtig zu amüsieren, was wohl auch an dem Überfluss an Drinks lag. Es gab kaum jemanden, der nicht ein Glas in der Hand hielt und so mancher hatte auch zwei. Zu jeder anderen Gelegenheit wäre ein Kampf vorprogrammiert gewesen, aber Magnus hatte seine Gäste unter Kontrolle.
Der einzige Grund warum ich dieser Feier zugestimmt hatte, war dass ich wusste wie glücklich es meinen Freund machen würde. Und wenn Magnus glücklich war, war ich es auch. Ich mochte es ihn unter den Leuten zu beobachten, wie er von einem zum anderen schwirrte, voll in seinem Element.
Er hatte diese Auszeit verdient, hatten wir beide. Max hatte uns in letzte Zeit ziemlich auf Trapp gehalten. Seit gut zwei Wochen konnte der Kleine laufen, und wenn er auf allen Vieren schon unberechenbar gewesen war, so machte ihn seine neue Fähigkeit zu einer Naturgewalt. Alles das nicht niet- und nagelfest und auch nur annähernd in Reichweite seiner kleinen blauen Finger war, fand früher oder später den Weg in seine Hände. Weshalb auch unser Apartment, wenn es nicht gerade ein Palast war, völlig und in jeder Weise an den Kleinen angepasst war.
Aber nicht heute Nacht. Da eine solche Party kein Ort für ein kleines Kind war, verbrachte Max die Nacht im Institut mit Clary und Jace. Und Mum und Dad, die beschlossen haben New York einen Besuch abzustatten, als sie von unserem Vorhaben Wind bekommen haben. Max hatte sie allesamt recht schnell um den Finger gewickelt.
Meinen Blick über die Menge gleiten lassend bemerkte ich einen jungen Mann, der den Raum gerade erst betreten hatte. Für einen Moment hielt ich ihn für Jace, aber dann drehte er sich in meine Richtung und ich erkannte, dass es sich nicht um meinen besten Freund handelte. Wie Jace war dieser Mann, er war vielleicht 18, ungewöhnlich schön. Gold schimmerndes Haar fiel ihm in sanften Locken in die Augen und umrandete sein Gesicht. Seine Haut war makellos und ebenmäßig gebräunt, als würde er den ganzen Tag in der Sonne verbringen. Der Fremde war gut gebaut, seine Züge wie aus Marmor gehauen. Am auffälligsten aber waren seine Augen. Sie wirkten wie flüssiges Gold und der Himmel beim Sonnenaufgang, umrandet von langen blonden Wimpern. Dieser Mann hätte auch genauso gut ein Engel sein können.
Kaum konnte ich meinen Blick von ihm lösen, bemerkte ich seinen Gefährten und für einen Moment fragte ich mich wie hoch die Chancen waren, dass zwei so attraktive Menschen gemeinsam an einem Ort waren. Der Zweite schien in etwa gleich alt wie sein Begleiter zu sein und auch er wirkte unnatürlich perfekt, aber da hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Wo die Haare des Ersten Gold waren, waren seine schwarz wie die Nacht. Sie waren länger und unordentlicher, sodass ich daran zweifelte, dass dieser Kopf heute einen Kamm gesehen hatte. Seine Gesichtszüge waren markanter und seine Haut um eine Spur blasser. Aber ich konnte beim besten Willen nicht sagen, welche Farbe seine Augen hatten. Blau vielleicht, oder Grün, oder es war nur eine Täuschung des Lichts und sie waren nichts davon.
Einen Schluck von meinem Glas nehmend, beobachtete ich die Zwei. Sie bewegten sich mit einer Eleganz, ähnlich der der Shadowhunters, aber keiner der beiden zeigte die silbernen Narben, die Runen mit sich brachten. Der Schwarzhaarige schien nicht wirklich hier sein zu wollen, auch wenn er wohl versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, während sein Freund sich prächtig zu amüsieren schien. Wohin sie gingen, machten andere Platz für sie ohne es richtig zu bemerken und mir fiel auf, dass ich nicht der Einzige war, der die Neuankömmlinge beobachtete.
Auch Magnus hatte sie jetzt bemerkt und verlor keine Zeit um sie zu begrüßen. Von meinem Beobachtungsposten aus konnte ich nicht verstehen was genau sie sagten, aber es war offensichtlich, dass Magnus zumindest Goldie kannte.
Neugier packte mich und ich beschloss, dass es nicht schaden konnte, unsere Gäste näher kennen zu lernen. Mich von der Wand abstoßend schlenderte ich auf sie zu, eine Hand in meiner Hosentasche vergraben.
„Alec!", Magnus Gesicht hellte sich auf als er mich sah, die Gäste für den Moment vergessen, und ich erwiderte sein Lächeln. Sanft legte ich ihm meine Hand auf den Oberarm, woraufhin er sich etwas gegen mich lehnte.
„Bekannte von dir?", immer noch lächelnd deutete ich mit meinem Glas auf die zwei Fremden.
„Alte Freunde", bestätigte Magnus und nahm einen Schluck von meinem Drink, „Das ist Apollo Phoebus, wir kennen uns seit Ewigkeiten und Percy Jackson, dessen Bekanntschaft ich leider erst heute machen konnte. Apollo, Percy, darf ich vorstellen, meine bessere Hälfte, auch bekannt als Alexander Lightwood. "
„Sehr erfreut", meinte der Blonde - Apollo - strahlend und schüttelte meine Hand.
„Nennt mich Alec. Magnus' Freunde sind auch meine Freunde", erklärte ich und begrüßte auch Percy.
„Da das geklärt ist, wer möchte einen Drink?", kaum hatte Magnus die Worte gesagt, erschein einer der Kellner, die er für den Abend angeheuert hatte, mit einem vollen Tablett. Zu meiner Überraschung bemerkte ich, dass mein eigenes Glas leer war und nur einen Augenblick später wurde mir ein neues in die Hand gedrückt.
„Nein, Danke", versuchte Percy, aber da hatte er bereits einen Martini in der Hand. Vorsichtig roch er an dem Gemisch und verzog das Gesicht. Anstatt einen Schluck zu nehmen hielt er das Getränk von sich weg und starrte es argwöhnisch an. Einen Wimperschlag später hielt er anstelle des alkoholischen Getränks eine Coladose. Ein Hexenmeister also, auch wenn ich kein Hexenmal erkennen konnte. Vielleicht waren es aber auch seine Augen oder er verbarg es mit Glamour.
Apollo musterte das Verhalten seines Freundes mit hochgezogenen Augen, aber Percy zuckte nur mit den Schultern.
„Also Percy, wie gefällt dir die Unsterblichkeit?", begann mein Freund und beobachtete den jungen Mann mit Neugier. Percys Gesicht verdunkelte sich, aber der Ausdruck war so schnell wieder verschwunden, dass ich mich fragte, ob ich es mir eingebildet hatte.
„Im Moment? Aufregend. Aber ich nehme an, dass die Jahre Langeweile bringen werden", seine Stimme war gedämpfter und ich war mir nicht sicher ob er seinen eigenen Worten Glauben schenkte. Percy lächelte halbherzig und nahm einen Schluck von seiner Cola.
„Wenn wir gerade dabei sind", mischte Phoebus sich ein und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, „Wie kommt es, dass ich dich seit 200 Jahren nicht gesehen habe, wenn du praktisch um die Ecke wohnst?"
„Nun, Apollo, du bist nicht wirklich ein Mann, den man leicht erreicht." Magnus warf ihm einen vielversprechenden Blick zu und wandte sich seinem Glas zu. Im Kerzenlicht glitzerten seine etlichen Ringe und warfen kleine Lichtspiele auf sein dunkles Hemd.
„Ich habe Twitter", verkündete Apollo und Percy stöhnte.
„Aber alles was du postest sind Haikus und glaub mir, die Welt könnte ohne deine Dichtkunst leben", Apollo wollte ihn unterbrechen, aber Percy schnitt ihn das Wort ab, „Untersteh dich, jetzt auch nur einen einzigen Reim vorzutragen."
„Keinen Sinn für Kunst", murmelte Apollo und schüttelte den Kopf.
„Wenn ich mich recht erinnere, waren deine Balladen damals immer sehr eindrucksvoll", erklärte Magnus und das Gesicht des jungen Mannes hellte ich auf. Sein Lächeln erinnerte mich an die Sonne an warmen Sommertagen.
„Ermutige ihn nicht auch noch." Jackson warf Magnus einen strengen Blick zu.
Im Verlauf des restlichen Abends erfuhr ich, wie schlecht Apollos Gedichte wirklich waren. Irgendwann beschloss er zu Ehren des Wiedersehens eines alten Freundes, wie er erklärte, mehrere Haikus zu dichten, eines sinnloser als das andere und jedes von ihnen sollte zum Wohle Menschheit nicht wiederholt werden. Der Höhepunkt seiner kreativen Eingebung war aber eine sechzehn-strophige Ballade, die er aus dem Stegreif zusammenreimte und um der alten Zeiten Willen vortrug. Mitten in der Zehnten Strophe griff Percy ein und beendete unser Leiden. Er zog seinen Freund von dem Tisch, den er sich zur Bühne gemacht hatte, verabschiedete sich höflich und schob den immer noch dichtenden Apollo mehr oder weniger aus dem Apartment. Als ich dann aus dem offenen Fenster auf die dunkle Straße hinuntersah, konnte ich noch die leisen Verse der letzten Strophen hören, begleitet von Percys Klagen.
Die Party selbst dauerte bis in die späten Morgenstunden, aber dank großer Mühe schafften wir es, alle Gäste dazu zu bewegen, nicht in unserem Apartment einzuschlafen. Sobald wir unser zuhause wieder für uns hatten, schnippte Magnus mit den Fingern und es kehrte in seinen ursprünglichen Zustand zurück. Dann küsste er mich müde, bevor wir beide erschöpft in unser Bett fielen.
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