17. Kapitel

Die Schüler bekamen eine Pause um sich zu erholen und umzuziehen, bevor es Zeit für die Tanzvorführungen war.

Nancy kam die Pause viel zu kurz vor. Sie hätte schwören können es wären nur ein paar Minuten vergangen bis sie sich wieder mit allen anderen Teilnehmern hinter der magischen Bühne versammelte. Der Direktor hatte diese verzaubert, so dass sie sich optisch kaum von einem Tanzsaal unterschied, mit roten Vorhängen an den Seiten und einem Kronleuchter über dem glänzenden Parkettboden.

Nancy erspähte Colix zwischen den anderen und hielt unwillkürlich den Atem an. Er hatte sich für die Vorführung umgezogen und trug unter seinem Umhang ein tadellos weißes Hemd mit schwarzen Anzugshosen und einem Gürtel. Er sah umwerfend aus. Nancy hatte alle Mühe gegeben sich ebenfalls schick zu machen und Lucy hatte ihr versichert, dass sie in dem weißen Festkleid aussah wie eine echte Prinzessin, trotzdem hatte sie die Vorahnung, dass Colix sie auf der Bühne überstrahlen würde.

,,Hey." Wisperte sie und stellte sich neben ihn. Ihre Stimme war schwach. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Mund bei seinem Anblick ganz trocken geworden war.

,,Hey." Er grinste ihr zu und zwei Grübchen gruben sich in seine Wangen, eins links und eins rechts. Hatte er die schon immer gehabt?

,,Du siehst fantastisch aus." Sagte er leise. Nancy rückte errötend ihre Armreifen zurecht. ,,Danke. Du ähm auch."

Er legte einen Arm um ihre Taille. ,,Wir kriegen das hin, oder?!"

Sie grinste zu ihm hoch. ,,Aber sowas von!"

Der Direktor erklomm die Bühne und projezierte unter lautem Jubel einen magischen Programmplan des Abends in die Luft. Nancys Herz klopfte wie wild. Sie und Colix würden als drittes Paar vortanzen. Nach Daniel O'Leary mit Jess Skylar und Kallum Kugoomi mit Elena Mugeruck.

Nancy bezweifelte, dass Kallum und Elena ihnen große Konkurrenz machen würden, da sie momentan Letzte waren.

Die Zusammenarbeit von Daniel und Jess war von Anfang an eine Katastrophe gewesen und nach Daniels furchtbarem Gedicht lag das Paar momentan auf dem drittletzten Platz. Andererseits könnte die ehrgeizige Ravenclaw nun zu einer echten Gefahr werden, denn Nancy wusste, dass sie jahrelang mit einer Tanztruppe namens "Funky feet Divas" traniert hatte. Die anderen Teams konnte sie nicht wirklich einschätzen.

Nancy roch sein Haargel bevor sie ihn sah. Mike Houstady. Wie von Geisterhand tauchte er auf einmal neben ihnen auf.

,,Ich wollte dir viel Glück für die Performance wünschen." Sagte er zu Nancy, die Hände in den Taschen seines Festumhanges vergraben. ,,Du siehst übrigens echt heiß aus. Tolles Kleid."

Colix räusperte sich hörbar. Ihm schien nicht zu gefallen, wie geflissentlich der Hufflepuff Schüler ihn ignorierte.

,,Danke." Sagte Nancy schlicht. Er hatte Recht, es war ein tolles Kleid, aber sie scherte sich nicht groß um Komplimente die von Mike kamen. ,,Toller Umhang."

,,Danke." Er strich sich über die gegeelten Haare und betrachtete Nancys Gesicht. ,,Du hast es noch nicht gehört, oder? Scheint so."

,,Was gehört?"

Mike winkte ab. ,,Ach, ich will dich jetzt so kurz vor eurem Auftritt nicht aufregen. Ich wollt euch nur eben Glück wünschen."

Ein unruhiges Kribbeln machte sich in Nancys Magengegend breit. ,,Was meinst du? Ist etwas passiert?"

Mike Houstady trat näher und beugte sich zu ihr runter, was Colix dazu veranlasste sich erneut empört zu räuspern.

,,Deine Freundin Lucy..."

,,Ja?" Nancy bekam Angst. ,,Was ist mit ihr?"

War etwa etwas mit Lucy passiert? Grade eben war doch noch alles gut gewesen. Sie hatten die kurze Pause vor der letzten Disziplin zusammen verbracht, in ihrem Schlafsaal, quatschend und sich fertig machend.

,,Sie ist im Gemeinschaftsraum und weint sich die Augen aus dem Kopf, das arme Ding. Nott hat mit ihr Schluss gemacht." Mike zuckte in einer gespielt betrübten Weise die Schultern. ,,Na ja, Wir haben es ja alle geahnt. Es war nur eine Frage der Zeit. Wer sich mit einem Typen wie Theodore Nott abgibt, braucht sich am Ende auch nicht zu wundern. Sie hätte es besser wissen müssen, die gute Lucy, war am Ende aber wohl einfach zu dumm und zu... notgeil."

Nancy wurde heiß und kalt zugleich.

,,Halt die Klappe!" Fauchte Murfin ihn an. ,,So redet man nicht über ein Mädchen! Halt verdammt nochmal die Klappe, du Schleimkopf!"

Mike zuckte zusammen. ,,Entschuldigung?! Ich hab mich wohl verhö-" Colix achtete schon nicht mehr auf ihn. Er hatte sich dicht vor Nancy gestellt und legte ihr die Hände auf die Schultern.

,,Nancy McAllistor," Colix sah sie an, seine Augen groß und bittend. ,,Hör zu, ich weiß das du jetzt am Liebsten sofort zu Lucy rennen würdest, aber das geht nicht! Wir sind gleich dran und ich brauche dich jetzt."

Das erste Paar trat unter lautem Applaus auf die Bühne.

,,Aber Lucy braucht dich auch." Raunte Mike. ,,Willst du nicht lieber zu ihr gehen? Noch seid ihr nicht auf der Bühne. Wenn du dich beeilst kannst du bestimmt rechtzeitig wieder hier sein."

Nancy verzog gequält das Gesicht. Sie konnte Mikes Taktik leicht durchschauen, aber das hieß leider nicht, dass sie nicht wirkte. ,,Ich-"

Daniel und Jess nahmen ihre Positionen ein. Musik wurde gespielt und Daniel verpasste prompt seinen Einsatz. Jess zischte ihm mit giftigem Gesicht etwas zu.

,,Nein, Nancy, das kannst du nicht!" Entgegnete Colix heftig. ,,Sobald wir getanzt haben kannst du zu Lucy gehen, aber jetzt ist wirklich keine Zeit dafür! Wir müssen uns konzentrieren!"

Mikes Mundwinkel hob sich spöttisch. ,,Manche würden jetzt sagen, dass eine gute Freundin mehr wert ist als ein Wettbewerb..."

,,Ach, fahr doch nach Askaban!" Zischte Colix ihm ärgerlich zu. ,,Wir wissen genau was du hier versuchst und es wird nicht funktionieren!"

,,Ich sag ja nur." Mike Houstady hob abwehrend die Hände. ,,Freundschaft ist in unserem Haus sehr wichtig. Immer für unsere Freunde da zu sein, in schweren Zeiten besonders, das nehmen wir sehr ernst, wir Hufflepuffs. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst, aber Nancy wird wissen wovon ich spreche. Eine echte Freundin würde vermutlich den Wettbewerb sausen lassen und Lucy lieber trösten gehen..."

Daniel und Jess wirbelten über die Bühne, trotz des Größenunterschieds und der verkniffenen Gesichter sehr dynamisch aussehend.

,,Du bist eine echte Freundin! Lucy würde nicht wollen, dass du diese Gelegenheit zum Fenster rauswirfst, Nancy!" Flüsterte Colix ihr eindringlich zu. ,,Wenn Nott wirklich mit ihr Schluss gemacht hat kannst du eh nichts tun. Wir können zusammen zu ihr gehen, sofort nachdem wir getanzt haben, okay?"

Nancy kaute auf ihrer Unterlippe. ,,Wusstest du davon? Wusstest du das Nott mit Lucy Schluss machen würde?"

,,Nein! Als würde Nott mir sowas erzählen." Colix fuhr sich erschöpft durch die Haare. ,,Bitte lass dich von diesem Idioten jetzt nicht ablenken! Was auch immer zwischen Lucy und Nott passiert ist, wir kümmern uns drum wenn dieser Wettbewerb vorbei ist. Wir haben eine echte Chance zu gewinnen, dass weißt du doch, oder?!"

Jess und Daniels Performance erreichte ihren Höhepunkt. Das große Mädchen mit den Cornrows tanzte in Windeseile eine Abfolge von Figuren und brachte das Publikum zum toben, während Daniel nur versuchte irgendwie mitzukommen.

Nancy drehte sich wie in Trance zu Colix um und sah ihn an. ,,Hast du mit jemandem darum gewettet? Dass sie sich trennen?"

,,Nein!" Colix sah sie schockiert an. ,,Das was du an dem Tag gesagt hast hat mich zum nachdenken gebracht. Ich hab danach nicht nochmal damit angefangen. Du hattest Recht, darauf wetten zu wollen wie lange ein Paar zusammen bleibt ist nicht richtig." Er scharrte ernst mit dem Fuß auf dem Boden. ,,Ich will nicht lügen, dass das mit den Zweien nicht lange halten würde - davon war ich von Anfang an überzeugt. Die Beiden sind grundverschieden und Nott wechselt seine Freundinnen ständig. Ich bin überrascht, dass es so plötzlich passiert ist und es tut mir auch Leid, wirklich, aber ganz ehrlich, Nancy, jetzt ist ein ganz schön schlechter Zeitpunkt um das zu diskutieren."

Auf der Bühne stolperte Daniel über seine eigenen Füße. Jess zog ihn genervt wieder in die Senkrechte.

,,Dir geht es echt nur um den Wettbewerb, oder?" Die Worte waren raus bevor Nancy es verhindern konnte. ,,Sind dir andere Menschen denn gar nicht wichtig?"

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