14.Kapitel
Nancy wurde danach aufgerufen. Wie in Trance stolperte sie auf die Bühne und merkte gar nicht richtig was sie da überhaupt vorlas. Es war sowieso nicht gut. Nicht ehrlich, nicht echt, nicht so wie das Gedicht von Colix gewesen war.
Ihre Lippen formten das letzte Wort. Applaus ertönte und sie konnte wieder gehen. Hinter der Bühne traf sie auf Colix. ,,Dein Gedicht war... wirklich gut." Brachte sie hervor.
Er nickte knapp ohne sie anzusehen. ,,Deins auch."
,,Colix, hör zu," Nancy verknotete nervös ihre Finger. ,,Dieses Mädchen, die Person über die du geschrieben hast, war das...?"
Der Slytherin Junge seufzte. ,,Das warst du, ja. Können wir da später drüber reden? Der Wettbewerb ist in vollem Gange."
War das sein Ernst? Nancy hätte ihn in vollem Gange verhexen können! Wen interessierte noch dieser blöde Wettbewerb? Colix Murfin hatte ein Gedicht über sie geschrieben! Colix Murfin fand sie schön! Colix Murfin wollte, dass sie ihm eine Chance gab!
Trotzdem nickte sie und sagte nur. ,,Okay. Du hast Recht. Wir reden später."
Auf der Bühne las Effron Kunibert aus Ravenclaw eine Sonette über Zauberschach vor. Applaus ertönte. Seine Partnerin Effy Lamenge aus Griffyndor folgte mit einer Ode an ihren Thestral namens Odin.
Der Nächste wurde aufgerufen und erklomm die Bühne. Nancy versuchte zuzuhören, aber konnte sich einfach nicht konzentrieren. Daniel O'Leary stammelte sich tapfer durch ein paar wackelige Zeilen über Besenausflüge bei Sonnenaufgang.
Der Himmel ist Orange und rosa
Auf dem Besen bin ich so froh, ja
Manchmal ist der Himmel auch rot
Fällst du vom Besen bist du tot
Mitleidiger Applaus ertönte. Daniel O'Leary verließ die Bühne und machte Platz für Jess Skylar.
Das andauernde Schweigen zwischen ihr und Colix machte Nancy so nervös, wie noch nie irgendetwas in ihrem Leben. Was wenn sie sich irrte? Was wenn er eine ganz anderes Mädchen in seinem Gedicht gemeint hatte?
Es hatte nie wirklich einen Grund für ihn gegeben sie zu mögen. Sie hatte ihm jedenfalls keinen geliefert.
Hatte er es überhaupt ernst gemeint? Was wenn es nur künstlerische Freiheit gewesen war?
Als das letzte Gedicht, eine herzzereißende Ballade über die unmögliche Liebe zwischen einem Troll und einer Nixe, vorgetragen war, erklomm der Schuldirektor die Bühne. Er hielt eine Rede über die rührenden Gedichte, die sie hatten hören dürfen und verkündete die drei besten Paare.
,,Colix Murfin und Nancy McAllistor auf dem ersten Platz, Glorius Albertinum und Hannah Abbott auf dem Zweiten, Ricardo Tassinari und Ellen Ziraschasauce auf dem dritten! Herzlichen Glückwunsch allerseits! Damit haben wir einen klaren Favoriten für den Sieg."
Die Hufflepuffs und Slytherins im Publikum jubelten.
,,Mein Bro Colix Murfin kann verdammt nochmal dichten!" Hörte Nancy Ian McCartney brüllen. ,,Der wird das Ding hier gewinnen, Ich sag's euch!"
Nancy lächelte gedankenverloren. Bis vor ein paar Minuten war es ihr noch so wichtig vorgekommen zu siegen und Hufflepuff die vierhundert Punkte zu verdienen, jetzt könnte es ihr fast nicht egaler sein. Colix Murfin war alles woran sie denken konnte.
Und er versuchte grade sich davon zu stehlen.
,,Wo willst du hin?" Fragte Nancy. ,,Wir wollten doch reden."
,,Ich wollte-" Colix zeigte hektisch mit dem Daumen hinter sich, wo sich dummerweise die Wand befand. ,,Ich muss los, äh..." Er atmete aus. ,,Verdammt, Nancy, wir müssen nicht drüber reden, Okay?" Er sah sie an, stürmische Verzweiflung in seinem Blick. ,,Ich erwarte nichts von dir! Du musst nichtmal was dazu sagen! Es tat einfach nur gut es einmal alles aufzuschreiben, selbst wenn mich jetzt ganz Hogwarts in den nächsten Wochen dafür auslachen wird."
,,Warum sollten dich Leute auslachen?" Fragte Nancy und stellte sich ihm in den Weg. ,,Nein, bleib hier. Colix, was du getan hast war sehr mutig."
Colix fuhr sich grimassierend durch die Haare. ,,Ja klar. Du bewunderst meinen Mut, aber musst mir leider sagen, dass du ansonsten nichts für mich fühlst außer Hass und Abscheu, ist das korrekt?"
,,Nein." Sie schüttelte den Kopf, den Mund leicht geöffnet und trat einen Schritt auf ihn zu. Ihr Herz klopfte wie wahnsinnig.
Colix' Blick begegnete ihrem. Sie standen jetzt nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. ,,Was denn, du fühlst auch noch Gereiztheit und Genervtheit bei meinem Anblick oder wie darf ich das verstehen? Jetzt mach schnell und gib mir einfach den Korb!"
,,Verdammt nochmal, Murfin, ich mag dich auch! Obwohl du mich in den Wahnsinn treibst!" Schrie Nancy. ,,Ich mag deine dummen Sprüche und dein affiges Grinsen, deinen bescheuerten Akzent und sogar die Tatsache, dass du zwei verschiedene Socken anhast! Eine grüne und eine bunte!"
Colix starrte sie wie vom Donner gerührt an. Dann blickte er in Zeitlupe zu seinen Knöcheln. ,,Upps." Machte er und tippte die bunt gemusterte Socke mit seinem Zauberstab an, so dass sie sich ebenfalls grün färbte. ,,Ist mir gar nicht aufgefallen."
,,Ist nicht schlimm." Keuchte Nancy. Im nächsten Moment hatte Colix ihr die Arme um die Schultern geschlungen und sie dicht an sich herangezogen. Sie sah ihm zaghaft in die Augen. ,,Küssen wir uns jetzt?"
Er beantwortete ihre Frage indem er sich vorbeugte und sie küsste. Nancy küsste zurück. Seine Lippen waren weich. Seine Haare, in denen sie wie selbstverständlich ihre Finger vergrub, waren es auch. Colix war der Erste, der nach einer gefühlten Ewigkeit den Kopf zurückzog und sie ansah.
,,Ich mag dich wirklich sehr, Nancy McAllistor." Sagte er ernst. ,,Gibst du mir eine Chance?"
,,Villeicht." Sie grinste ihm spöttisch zu. ,,Küss mich nochmal und ich überleg es mir."
Er lehnte sich kopfschüttelnd zurück. ,,Typisch Hufflepuff. Kann nie Entscheidungen treffen. Selbst wenn es eine Ja - Nein - Frage ist."
,,Typisch Slytherin immer über andere Häuser herziehen zu müssen!" Nancy schnipste ihm tadelnd mit Daumen und Zeigefinger gegen die Stirn. Dann wurde ihre Stimme aufrichtig. ,,Aber deine Chance kriegst du trotzdem. Du hast sie schon längst. Hast du mich nicht gehört? Ich mag dich! Verdammt, ich mehr - als - nur - mag dich! Schon seit längerer Zeit. Es ist mir nur grade eben erst so wirklich klar geworden."
Ein wahnsinnig glückliches Lächeln machte sich auf Colix Murfins Gesicht breit. Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.
,,Warum hast du dann so getan als könntest du mich nicht ausstehen?"
Nancy zuckte mit den Schultern und blickte zu Boden. ,,Weil das einfacher war."
,,Du bist ein komisches Mädchen, weißt du das, Nancy McAllistor?"
Colix lehnte sich lachend vor und küsste sie erneut. ,,Aber solang du mein Mädchen wirst kann ich damit leben."
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