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[ Point of view: Kenma Kozume ]

Ich konnte mein Glück kaum fassen. Einerseits fragte ich mich natürlich, ob ich nun vollkommen geistesgestört war, da ich mich in meinem eigenen Kopf befand und meinen imaginären Freund umarmte. Andererseits kümmerte es mich nicht wirklich, da es sich nicht nur echt, sondern auch richtig anfühlte. Es fühlte sich richtig an, mich an seinen warmen Körper zu drücken, es fühlte sich richtig an, wie er mit einer meiner Haarsträhnen spielte.

Mein Leben lang war er mir auf den Geist gegangen, hatte es mir aber gleichzeitig nie möglich gemacht, Langeweile zu empfinden.
Mein Leben lang wurde ich als krank, zurückgeblieben und komisch bezeichnet, hatte aber gleichzeitig jemanden, der mir nur wenige Sekunden später das Gegenteil sagte.
Ich hatte nie ein normales Leben geführt, aber ich merkte, dass ich es weder wollte noch brauche. Mir fehlte nichts, wenn ich Kuroo an meiner Seite hatte. Wie hätte ich sonst 18 Jahre so ausgehalten? Ohne Kuroo war ich nichts.
Ohne Kuroos Hilfe hätte ich sonst die einfachsten Aufgaben nicht bewältigen können. Wieso bemerkte man solche Fakten immer erst so spät? Warum waren wir vorher immer blind?

"Du bist kalt.", sagte Kuroo, als er mit seiner warmen Hand über meine Wange strich.
"Ich friere aber nicht. Mir geht es gut.", log ich, doch genau in dem Moment lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken und einzelne Härchen an meinem Körper stellten sich auf.
"Das Lügen üben wir aber noch, Kleiner."
Gerade wollte ich ihm irgendeine nicht ernstgemeinte Beleidigung an den Kopf werfen, als er plötzlich seine Lippen auf meine legte. Ich verfiel in eine Schockstarre und die Röte schoss mir sofort ins Gesicht. Ich wusste nicht genau, was das war. Es war kein Unbehagen, kein Scham und auch keine Wut, also erklärte ich es mit Freude.

"Ist dir jetzt etwas wärmer?", fragte Kuroo und grinste. Ich schwieg und starrte ihn verwirrt an. Ich wollte lächeln, aber ich bekam vor Schock meine Mundwinkel einfach nicht hoch, generell wollte sich kein Teil meines Körpers bewegen.
"Jetzt lach doch mal!", erwiderte er und begann, mich zu kitzeln. Ich kicherte tatsächlich leicht und versuchte ihn dazu zu bringen, aufzuhören, was aber nicht klappte. Kurze Zeit später sanken wir aber beide lachend auf dem Boden zusammen. Ein wenig aus der Puste lehnte ich mich schließlich an Kuroos Brust, der seine Arme von hinten um mich legte und sein Kinn auf meiner Schulter abstützte. So verharrten wir schließlich für eine lange Zeit, bis Kuroo sagte:
"Wenn du lächelst, bist du soviel hübscher, als du sowieso schon bist. Mach' das öfter. "
Ich stieß sanft meinen Ellenbogen in seine Seite und meine Mundwinkel verzogen sich allein aufgrund dieser Aussage zu einem kleinen Lächeln.

"Kuroo... Das hier ist nicht echt, oder?", begann ich, da ich mir diese Frage schon die ganze Zeit stellte.
"Definiere "echt". Wir befinden uns in deinem eigenen Kopf. Deine menschliche Hülle ist in der realen Welt und es sieht so aus, als würdest du schlafen."
"Also ist das hier in der Theorie nur ein Traum?", fragte ich ein wenig traurig und betrachtete meinen Körper, der aussah, als würde er sich langsam auflösen.
"Ja, ist es. Aber ein echter Traum. All das hier passiert wirklich, nur eben nicht in einer realen Welt. Wenn dein Körper sich aufgelöst hat, dann erwacht deine fleischliche Hülle. Du wirst dich an alles erinnern können, keine Sorge."

Natürlich freute ich mich ein wenig, dass ich endlich auch physischen Kontakt mit Kuroo haben konnte. Aber es machte mich trotzdem unfassbar traurig, dass Kuroo kein echter Mensch war und es auch nie sein würde. Ich fragte mich, ob es mir reichen würde, nur gedanklich mit Kuroo verbunden sein zu können. Er war zwar weiterhin den ganzen Tag an meiner Seite, konnte mit mir kommunizieren, aber ich konnte ihn nicht berühren, ihn nicht sehen und das machte mir Angst.

"Kuroo, woher weißt du das eigentlich alles? Hast du das vorher schonmal gemacht?"
"Du trägst ihn an einer Kette, oder?"
"Was?"
"Den Ring."
Ich sah an mir herunter und erinnerte mich. Von klein auf hatte ich einen Ring, der mir als Kind allerdings immer zu groß war. Da ich ihn aber immer mit dabei haben wollte, besorgten meine Eltern ein Lederband mit Verschluss, sodass ich den Ring als Kette tragen konnte. Auch, als der Ring mir theoretisch gepasst hätte, trug ich ihn immer an einer Kette, weil es einfach etwas cooles an sich hatte. Erst jetzt fragte ich mich, warum ich nie hinterfragt hatte, weshalb ich diese Kette mit dem Ring seit 18 Jahren nicht länger als für ein paar Minuten abgelegt hatte.

"Ja, was ist damit?"
"Dieser Ring ist, was uns verbindet. Erinnerst du dich an die Szene, an der ich aus Spaß gesagt habe, dass, falls der Tod uns scheidet, diese Ringe uns vereinen würden? Genau das ist passiert, denke ich. Jedesmal, wenn du die Kette abgenommen hast, als du zum Beispiel duschen warst oder Sport hattest, wurde unsere Verbindung unterbrochen, also kann ich nur annehmen, dass es damit zusammen hängt. Nachdem ich also gestorben bin, erklärte mir jemand bloß, ich könne eine physische Verbindung aufrecht erhalten, indem du schläfst, aber dazu kann ich dich auch bringen, wann immer ich will. Am Anfang habe ich es natürlich nicht verstanden, aber als ich dann durch einen anderen Körper wiedergeboren wurde und ich begriff, dass es dein Körper war... Da habe ich es kapiert."

Verwirrt starrte ich den Ring an. Dieses Ding war es also, das die Verbindung zwischen mir und Kuroo erlaubte.
"Wo trägst du ihn?", fragte ich Kuroo.
"An einem Fußkettchen."
Ich drehte den silbernen Ring weiterhin in meiner Hand, als mir plötzlich eingeritzte Zeichen darin auffielen. Komisch, vorher waren sie mir nie aufgefallen...
"Zeig mal."
"Ich kann es nicht abnehmen."
Ohne weitere Nachfrage nahm ich also den Ring an dem Fußkettchen zwischen Daumen und Zeigefinger und betrachtete ihn genaustens.
Auch in Kuroos Ring waren eingeritzte Zeichen.
"Das sind satanistische Zeichen.", murmelte Kuroo, der auch einen Blick auf den Ring über seinem Knöchel warf.

"Wofür stehen sie?", fragte ich, denn von satanistischen Zeichen hatte ich noch nie etwas gehört, beziehungsweise hatte ich mich nie damit auseinandergesetzt, ich glaubte nicht an Satanismus und interessierte mich zuvor auch nicht dafür.
"Ich habe keine Ahnung. Aber ich habe diese Zeichen mal gesehen. Was auch immer sie wirklich bedeuten, ich schätze, es hat etwas mit dem zu tun, was ich gesagt habe. Ich habe mir etwas gewünscht, was in einer normalen Welt nicht möglich wäre. Wenn diese Ringe aus der Hölle stammen, dann verstehe ich nicht, wieso mein Wunsch dann erhört wurde.", erklärte Kuroo.

"Dein Wunsch wurde erhört, aber falsch umgesetzt, eben so, dass wir miteinander verbunden sein können, aber diese Verbindung wird niemals wirklich echt sein, sondern immer nur in meinem Kopf. Eine Vorstellung, ein Traum, aber trotzden auf irgendeine Art echt. Vermutlich, weil der Teufel, sollte es einen geben, weiß, dass das hier schmerzhafter ist, als einfach unsere Erinnerungen aneinander zu löschen.", sagte ich.
Eigentlich waren es nur meine Gedanken, allerdings klang es, den Umständen gemäß, relativ plausibel.

"Und selbst wenn es so ist. Wir müssen das beste daraus machen. Kenma, ich hatte immer Angst, eine physische Verbindung zu zulassen, weil ich dachte, dass es dir schaden könnte. Dass ich dir irgendwie damit weh tue, war meine größte Angst. Jetzt hast du gesagt, dass sich genau das bewahrheitet. Aber ich kann es nicht mehr ändern. Deswegen stelle ich dich vor die Wahl. Wir können das beste daraus machen, uns weiterhin in deinem Kopf treffen und weitermachen, wie zuvor auch. Aber wenn es dir leichter fallen würde, zu vergessen, dann gibt es einen anderen Weg. Du wachst auf, nimmst die Kette ab und versprichst mir, sie nie wieder zu tragen. Dann ist das alles Geschichte und du kannst endlich ein normales Leben führen. Das ist doch, was du dir immer gewünscht hast."

Ich überlegte kurz. Wenn ich letzteres tat, hätte ich das worauf ich immer gehofft hatte, nämlich ein Leben, ohne jemanden in meinem Kopf, Therapeuten, die mich als "geheilt" bezeichneten und Eltern und Mitschüler, die mich endlich akzeptierten. Aber... Was wäre dann mit Kuroo? Dann hätte ich ein geschenktes, zweites Leben, aber er wäre einfach ausgelöscht. Weg, runter von der Bühne, weg von der Bildfläche. Er lebte, weil wir uns einen Körper teilten. Also woher sollte ich mir das Recht nehmen, diesen geschenkten Körper für mich zu nehmen und ihm somit das Leben zu nehmen? Außerdem war er jemand, der mir etwas bedeutete. Ich wollte dieses Leben ohne ihn nicht, egal, wie stark sich mein Umfeld ins Gute wandeln sollte. Ich wollte ihn an meiner Seite, und wenn unsere Beziehung eben über meinen Kopf existierte. Es war mir egal. Ich würde die Person, die ich liebte, nicht einfach aufgeben.

"Bist du verrückt geworden? Ich werde diese Kette in hundert Jahren nicht abnehmen, Kuroo! Du bist der einzige, der mir was bedeutet, wenn ich diesen Ring loswerde, dann werfe ich dich auch mit weg. Das mache ich nicht."
"Wieso nicht? Ich tue dir doch bloß weh..."
"Wieso nicht? Würdest du jemanden, den du liebst, einfach so wegwerfen?"
Kuroo öffnete gerade den Mund, um etwas zu erwidern, da drückte ich ihm von mir aus meine Lippen auf den Mund. Vor Schreck fiel er auf den Rücken, ich gleich hinterher, sodass ich auf seiner Brust lag. Aber das hielt mich nicht von meinem Tun ab, im Gegenteil, ich nahm nun seine Hand und drückte sie fest, während er seine freie Hand auf meinem Rücken ablegte.

"Du bleibst bei mir, du Idiot, auf welche bescheuerte Art auch immer. Hast du mich da verstanden?", drohte ich gespielt ernst und schaute ihm tief in die Augen.
"Versprochen.", antwortete er lächelnd.

[Wegen einer kleinen Verschiebung befindet sich Kapitel 4 erst nach dem Nachwort, bitte entschuldigt die Unannehmlichkeiten. uwu]

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