*.☆°• <2> •°☆.*

[ Point of view: Kenma Kozume ]

Kuroo. So hieß der Junge, der über Jahre in meinem Kopf war, wirklich. Aber etwas war komisch. Dieser Name kam mir sehr bekannt vor, obwohl ich keinen Kuroo kannte.
"Und das konntest du mir erst jetzt sagen?"
"Kannst du dich erinnern?", antwortete Kuroo, ohne auf meine Frage einzugehen.
"Mich erinnern? Woran denn?"
"An dein früheres Leben."
Ich setzte mich verwirrt auf meinem Bett auf. Mein früheres Leben? Was sollte das heißen? Meinte er meine Vergangenheit? Oder hatte ich... Bereits ein Leben gelebt, von dem ich nichts wusste? War Kuroo in diesem vergangenen Leben real?

"Nein, kann ich nicht. Aber ich würde es gerne."
"Aber genau das geht nicht. Du darfst dich nicht erinnern, Kenma."
"Aber wieso denn nicht? Könnte es mir helfen, herauszufinden, wie das alles möglich ist? Wie wir zu einer Person wurden?"
"Ja, es würde alles erklären. Aber wenn du weißt, was passiert ist, dann kannst du vermutlich nicht mehr so wie voher leben."
"Aber ich will doch nicht mehr so leben! Es ist mir egal, wenn sich mein Leben verändert! Mir ist alles egal. Warum kannst du es mir nicht einfach sagen? Warum hat derjenige, dessen Seele seit mehr als achtzehn Jahren an meinen Körper gebunden ist, Geheimnisse vor mir? Kuroo, wieso darfst nur du wissen, warum es so ist?"
"Kenma... Es geht dabei nicht darum, dass ich dir etwas vorenthalten will. Es geht darum, dich zu beschützen."
"Vor was? Vor der Wahrheit? Warum ich damals gestorben bin, was du mit meinem Leben zu tun hast, weshalb wir wiedergeboren wurden? All das will ich wissen!"
"Ich kann es dir nicht erzählen. Aber... Ich kann es dir zeigen."
"M-mir zeigen? Wie soll das denn gehen?"
"Ich will es dir eigentlich nicht zeigen. Aber wenn du das wirklich willst, dann mache ich's. Ich kann meine Erinnerungen in deinen Kopf weiterleiten. Aber es kann sein, dass du etwas schreckliches siehst. Es kann sein, dass du durchdrehst. Also frage ich dich, willst du das wirklich?"

Ich musste nicht lange überlegen. Meine Zukunft hätte ich niemals wissen wollen, egal, ob sie gut oder schlecht aussah. Aber bei der Vergangenheit war es etwas anderes. Es war schließlich bereits passiert, man konnte dies nicht mehr ändern und machte sich nicht unnötig Gedanken darüber. Auch, wenn ich mich dann mit einer vermutlich schrecklichen Wahrheit abfinden musste, wollte ich es riskieren. Ich wollte wissen, wer Kuroo war und was er in meinem Leben zu suchen hatte, wie es dazu kam und wie ich damals gestorben bin.
"Ja, will ich."

Auf einen Schlag bekam ich heftige Kopfschmerzen und ich konnte meine Augen nicht mehr offen halten. Ich spannte vor Schmerz meinen gesamten Körper an und sah mich panisch um, da alles sich drehte und verschwamm. Doch dann war da nichts mehr. Keine Schmerzen, kein Gefühl mehr in meinem Körper.
Nach genauerem Betrachten war ich außerdem nicht mehr in meinem Zimmer. Ich hatte einen durchsichtigen Körper und schwebte scheinbar über dem Boden. Plötzlich knisterte und knackte es, ein Teil der weißen Front um mich herum begann, zu flackern, wie eine kauputte Lampe. Doch dann bewegten sich Bilder darauf und man hörte Stimmen. Zunächst war alles verschwommen und verzerrt, aber irgendwann wurde alles ein wenig klarer.

Zwei Junge Männer stiegen aus einem dunklen Gebäude. Erschreckend bemerkte ich, dass der Kleinere von beiden mir verdammt ähnlich sah.
»Bin das etwa ich?«, dachte ich und beobachtete, wie die beiden in ein Schmuckgeschäft gingen. Während sie in einer Schlange vor der Kasse standen, beobachtete ich die beiden Männer. Die Person, die mir so ähnelte, stand lustlos da und schaute, als wäre sie gerade lieber an jeden anderen Ort als an diesem. Der Andere grinste und schien sich über den Kleineren lustig zu machen.
"Ach, komm. Nun guck' nicht so. Wenn wir die Ringe geholt haben, dann können wir noch was machen, was dir gefällt."
Ringe? Interpretierte ich da etwas falsch oder war das scheinbare Ich gerade dabei, Eheringe zu besorgen? Verwirrt musterte ich denjenigen, der mit mir da war.
Schwarzhaarig, groß, sportlicher Eindruck, ein attraktives Lächeln und diese angenehme Aura, die ihm ungab.
»Wenigstens hatte ich keine schlechte Wahl getroffen...«, dachte ich und beobachtete das nächste Szenario.

Tatsächlich waren die beiden Ringe Eheringe, allerdings sahen sie so aus, als seien es ganz normale Ringe, sodass sie nicht durch irgendeinen glänzenden Schnickschnak auffielen.
Das vermeintliche Ich und der Junge verließen zusammen den Laden und trotteten den Gehweg entlang. Ein Teil der Erinnerungen, die Kuroo mir zeigten, schien zu fehlen, denn plötzlich traten die beiden aus einem Restaurant und riefen sich ein Taxi, da ein ziemliches Unwetter herrschte, es war bereits dunkel und stürmte unablässig.
Im Auto steckten die beiden Männer sich schließlich die Ringe auf die Finger.
"Wenn wir draufgehen sollten, dann sollen uns diese Eheringe in einem weiteren Leben wieder vereinen.", scherzte derjenige, den ich für meinen damaligen Bräutigam hielt.
"Idiot. Das hier ist doch kein Märchen!"
"Und? Daran glauben kann man ja trotzdem. Lass mich doch auch mal was romantisches sagen!"
"Das ist so, als würdest du mir sagen, ich solle an die Menschheit glauben, obwohl da die Hoffnung mals verloren ist."
Grinsend wuschelte der schwarzhaarige dem kleineren durch die Haare.

"Doch nicht in der Öffentlichkeit!", fluchte das vermeintliche Ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Trotztdem schaffte es der Größere, für den weiteren Weg seine große Hand in der des Kleineren zu verschränken. Ich musste ein wenig lächeln. Warum hatte ich in der Vergangenheit so jemanden, aber nicht jetzt?
Nach der nächsten Kurve kuschelte sich der Kleinere an den vermutlich Älteren und schloss seine Augen.

Doch irgendwann kam es dann schließlich zu dem Punkt, auf den ich am meisten gewartet hatte.
Wir fuhren eine Straße, welche direkt neben einer tiefen Klippe lag, entlang, als plötzlich etwas laut hupte. Nur wenige Sekunden später raste ein LKW hinter einer Kurve hervor und rammte das Taxi, in welchem wir saßen, in die Seite.
" Kenma, alles okay? ", rief der Schwarzhaarige besorgt und legte einen Arm um ihn.
" J-ja. Bei dir, Kuroo? "
Ich verfiel in eine Schockstarre. Ich hatte gerade endlich erfahren, wer Kuroo tatsächlich war, da wurde das nächste Bild eingeblendet. Der LKW, offensichtlich ein Geisterfahrer, fuhr weiter geradeaus und rammte das Auto noch einmal, worauf es die Absperrung zwischen Klippe und Straße zerstörte. Das Taxi rollte rückwärts, wie in Zeitlupe, die Klippe hinunter. Das war der Moment, ab dem ich mir die Ohren zu hielt. Ich wollte diese Schreie nicht hören. Diese angsterfüllten Gesichter von Kuroo, mir und auch dem Taxifahrer sprachen schon für sich selbst.

Dann hörte der Film aus Erinnerungen zu meiner Erleichterung auf. Ich und Kuroo waren einen schrecklichen Tod gestorben. Aber ich kannte nun die Wahrheit darüber, wer Kuroo wirklich war. Die letzten 18 Jahre hatte ich mit einem imaginären Freund verbracht, der in einem früheren Leben mein Verlobter war.
Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter.
Ich schreckte auf und drehte mich um. Dann erkannte ich ihn:
Direkt vor mir stand Kuroo, der mich unsicher, aber trotzdem lächelnd ansah.

" K-kuroo? ", fragte ich unsicher und versuchte, Blickkontakt aufrecht zu erhalten, was mir ziemlich schwer fiel.
Er nickte und plötzlich wich all die Unsicherheit aus seinem Gesicht, auch ich fühlte mich auf einmal sehr viel wohler. Ich hatte das Gefühl, wir würden uns bereits ewig kennen.
Normalerweise war Körperkontakt für mich nie wirklich schön, aber ich verspürte das Erste mal das Verlangen, jemanden zu umarmen. Also tat ich es auch. Ich vergrub mein Gesicht tief in seiner Brust und fühlte mich, als hätte man mir etwa eine Tonne Gewicht abgenommen.
Ich wollte nicht, dass dieser Junge mich je wieder los ließ.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top