14. Kapitel - Freiheit
Die Leute sagen, dass man die meisten Dinge erst verlieren muss, um zu realisieren wie viel sie einem bedeuteten.
Es war dunkel und kalt. Teilnahmslos starrte Mark an die Decke. Oder zumindest dahin, wo er die Decke vermutete. Er schloss die Augen, es mache keinen Unterschied.
Seine Gedanken kreisten immerzu um dieselben Fragen.
Wo war Mia? Ging es ihr gut?
Und was würde nun mit ihm geschehen? Welche Strafe erwartete ihn?
Was Letzteres betraf, so hatte der Gefängnisaufseher einige unschöne Andeutungen gemacht. Mit Regierungsgegnern, ganz besonders mit Ketzern, kannte man kein Mitleid. Er hatte mitbekommen was man Leuten für viel geringere Vergehen angetan hatte.
Was würden sie ihm antun?
Er fühlte sich lebendig begraben. Völlig abgeschnitten von der Außenwelt. Kein Laut drang zu ihm hindurch. Es herrschte absolute Stille.
Sein regelmäßiger Atem war alles was ihm noch blieb.
Er war allein mit der Erinnerung.
Er hatte seine Schwester vernachlässigt. Und dafür hasste er sich aus tiefstem Herzen. In den letzten Jahren hatte er so gut wie nichts mehr mit ihr unternommen. Hatte kaum die Energie gehabt sie überhaupt zu bemerken. Die Arbeit war anstrengend, das ja. Sie hatte ihn ausgehöhlt. Auch er war zu einem der lebenden Toten geworden, über die er früher mit Mia immer so gelacht hatte. Er hatte gedacht, er könnte sich widersetzten. Aber die Fabrik hatte letztendlich auch seine Seele gefressen. Dennoch entschuldigte das sein Verhalten in keinster Weise. Denn nun war sie fort. Einfach so aus seinem Leben gerissen...
Außerdem war er nicht mehr dazu gekommen sich bei ihr zu entschuldigen. Und jetzt war es zu spät. Auch das würde er sich nie verzeihen.
Etwas knarzte, Riegel schoben sich auseinander. Es klickte und grelles Neonlicht stach durch seine Augenlieder, erhellte die winzige, karge Zelle, in der er sich befand.
Nun war es also so weit.
Der Gefängniswärter starrte ihn grimmig an.
"Wird's bald?"
Mark ächzte als er sich erhob. Die Roboter waren nicht gerade zimperlich mit ihm umgegangen.
Stumm folgte er dem Gefängniswärter durch endlose Gänge, vorbei an unzähligen, massiven Türen, die fast alle von Kampfrobotern bewacht wurden. Kein kam hier rein oder raus, ohne dass der Gefängniswärter es billigte.
Schließlich machten sie vor einer massiven Tür halt.
Der Gefängniswärter öffnete sie und ein frischer Wind schlug ihnen entgegen.
Mit knapper Geste deutete der Mann ins Freie.
"Du kannst gehen," sagte er mit todernster Mine.
Unschlüssig blickte Mark zwischen ihm der Türe hin und her.
Sollte das ein Scherz sein?
"Jetzt mach schon! Geh und vergeude nicht noch mehr von meiner Zeit. Du bist frei."
Völlig perplex machte Mark einige unsichere Schritte Richtung Freiheit. Er erwartete jeden Moment zurückgerufen zu werden. Doch nichts geschah.
Unmöglich! Das war ganz und gar unmöglich. Dass ein Ketzer einfach so wieder laufen gelassen wurde, hatte es, soweit er wusste, noch nie gegeben.
Da war irgendetwas faul.
Ganz gewaltig.
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