Kapitel 58

Das Lachen von Álvaro riss mich aus meiner Ungläubigkeit.

„Dachtest du wirklich, dass deine Gegner sich nicht bewegen würden?" Er hielt eine Fernbedienung nach oben. Als er auf dieser etwas herum tippte, bewegten sich einige der Dummys.

Ich hätte also gar nicht daneben geschossen, wenn die Dummys an gleicher Stelle geblieben werden.

„Da muss ich meinem Sohn recht geben, aber du hast trotzdem gut geschossen." Auch Pedro musste grinsen.

„Danke. Ihr habt recht. Meine Gegner werden nicht stehen bleiben, bis ich sie getroffen habe." Ich wechselte das Magazin und nickte Álvaro danach zu.

Er verstand, dass ich nun auf die beweglichen Dummys schießen wollte. Ich nahm wieder meine Position ein.

Drei Dummys fingen an, sich zu bewegen und ich nahm einen ins Visier. Nach einigem hin und her konnte ich die Visiermitte auf dem Kopf des Gummimannes halten. Ich lehnte mich tiefer auf die Platte vor mir und legte meinen Finger auf den Abzug.

"Jetzt!", schrie Álvaro plötzlich. Vor lauter Schreck schoss ich daneben und die Kugel klierte auf den Boden. Zornig drehte ich mich zu dem Mafiasohn um.

"Was soll das!?", giftete ich ihn an. Er hatte mich um meinen Schuss gebracht!

"Solange wie du gewartet hast, wirst du schneller Tod sein, als dass du deinen Gegner im Auge hast. Du musst schneller im zielen werden. Denk nicht zu lange nach und mach. Falls der Schuss daneben geht, musst du schnell nachladen und den nächsten abgeben. Der Gegner weiß dann zwar, dass ihn jemand umbringen will, aber der Überraschungsmoment bleibt auf deiner Seite. Du muss noch eine Menge lernen." Álvaro schüttelte enttäuscht den Kopf.

Wütend biss ich meine Zähne zusammen, sodass es unangenehm knirschte. Ich wusste, dass er recht hatte. Lieber nahm ich welche mit in den Tod, als das meiner und der meiner Familie umsonst wäre.

"Ich lass euch mal alleine. Ihr bekommt das schon hin." Pedro schnappte sich Alainas Hand und verschwand aus dem Raum. Wahrscheinlich verlies er gleich die Waffenhalle. Er kannte seinen Sohn besser als ich und ich lernte gerade eine neue Seite von ihm kennen.

Die nächsten zwei Stunden schoss ich weiterhin auf Dummys. Nicht jede Kugel traf, doch ich wurde flexibler und bekam mehr Koordination.

Álvaro verbesserte meine Körperhaltung, gab mir andere Waffen und brachte mich oft zur Weißglut, doch dadurch wurde ich zunehmend besser. Aber nach dieser Trainingseinheit, wie es Álvaro nannte, war ich völlig am Ende.

Der Schweiß lief mir aus den Poren, meine blonden Haare klebten in meinem Nacken ich keuchte leise, als das Magazin den letzten Schuss tat. Dieses mal traf ich den Dummy genau im Herzen.

"Gut, für den Anfang war es das erst einmal." Kraftlos lies ich die Waffe auf den Tisch fallen und sank auf den Boden.

Álvaro trat näher zu mir und wischte mir eine lose Haarsträhne von der Stirn.

"Aber für heute war es noch lange nicht das Ende. Als nächstes steht Krafttraining auf dem Plan." Er tippte eilig auf seinem Telefon herum und spannte seinen Kiefer an. Das alles bemerkte ich kaum. Kraftlos lies ich einen kleinen Schrei aus.

Álvaro lies sein Handy urplötzlich fallen und war sofort neben mir.

"Was ist los?" Besorgt scannte er meinen Körper nach Verletzungen ab.

"Ich brauch eine Pause, etwas zu trinken und was zum essen. Ich bin total fertig." Mein Kopf lehnte ich an den Tisch hinter mir, aber Álvaro lachte nur leise.

Langsam kam er mir näher und umfasste sanft mein Kinn. Er drückte seine Lippen vorsichtig auf meine und liebkoste diese. Er war so sanft, dass ich leise in den Kuss seufzte.

Dann hörte er auf und stand auf. Er hielt mir seine Hand hin. Ich ergriff diese. Mit einem kräftigen Ruck stand ich wieder auf den Beinen. Diese zitterten leicht.

"Ein kleiner Energieschub. Bis zum Aufenthaltsraum musst du selbst laufen oder soll ich dich wieder tragen?" Sein Lächeln war unwiderstehlich und ich grinste ihn an.

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