Kapitel 2

Ich merkte erst, dass ich auf der falschen Toilette war, als ein Mann gekleidet in einem Anzug in mein Blickfeld fiel. Dieser entleerte gerade seine Blase. Mierda.

„Du kannst mir auch behilflich sein und brauchst nicht nur schauen." Seine raue Stimme hallte in dem Bad wieder.

Noch immer stand ich stocksteif vor der Tür. Eigentlich sollte ich gehen, doch mein Körper gehorchte mir nicht mehr.

Bevor ich etwas sagen, geschweige denn etwas machen konnte, schloss er seine Hose und drehte sich um. Zum Glück blieb mir der Anblick seines Gliedes erspart.

„Du siehst gar nicht aus, wie eine der neuen Nutten." Er betrachtete mich von oben bis unten.

Hysterisch lachte ich auf. „Nein, ich bin die Moderatorin für heute Abend." Endlich funktionierten meine Stimmbänder wieder.

„Schade, sonst hätte ich dich auch für andere Dienste aufgenommen." Er zwinkerte mir keck zu.

„Quién te crees que eres?! (Was glauben Sie, wer Sie sind?!)" Ich bin doch keine Nutte.

„Jemand der dir das Leben zur Hölle, aber auch zum Himmel machen kann. Überlegen Sie es sich, ob Sie mein Angebot annehmen." Er verwirrte sie, wenn er sie im ersten Moment duzte und im zweiten siezte.

„Vergessen Sie es!", knallte ich ihm an den Kopf. Ich und mein Körper gehörten mir und ich ließ mich nicht kaufen.

„Glauben Sie mir. Ich werde dich wieder finden." Mit diesen Worten verlies er den Raum.

„Hijo de puta! (Verdammter Mistkerl!)." Ich wusste nicht, was diesen Kerl dazu bewegte, mich kaufen zu wollen.

Dann fiel mir ein, weshalb ich eigentlich hier war. In meiner Handtasche, die ich immer bei mir trug, befand sich mein Make-up, mit dem ich mich vorher geschminkt hatte. Mit geübten Handgriffen besserte ich meine Schminke auf.

Die ganze Zeit über dachte ich an diesen Mann. Er hält sich wirklich für etwas besseres. Aber was mich am meisten ärgerte, war die Tatsache das er mich zum Schweigen gebracht hatte. Kaum einer schaffte es, mir Parole zu bieten.

Wenn ich diesen Kerl heute Abend noch einmal über dem Weg laufe, kann er was erleben. Ich denke, wenn ich etwas mitspiele und ihn versuche geil zu machen, könnte der Abend ganz lustig werden.

Ich werde die freie Zeit heute Abend wohl gut überbrücken können. Mit diesen Worten warf ich meinem Spiegelbild einen Kussmund zu und verlies das Bad. Vielleicht wirkte ich für einige arrogant, aber das Leben spielt nun mal so, wie man selbst die Karten legt.

„Camila, es tut mir leid", sagte Jéromé. Er musste in der Zwischenzeit nun verstanden haben, dass er mich in die falsche Toilette geschickt hatte. Nachdem wohl der fremde Mann auch herausgetreten war, hatte er es geschnallt.

„Lass stecken! Ich will nur nicht, dass dumme Gerüchte auftauchen! Die kann ich nicht gebrauchen!" Damit war das Thema für mich abgehakt. Das musste wohl auch Jéromé mitbekommen haben, denn er schwieg.

———————

Wie findet ihr es bisher?

Was wohl noch an dem Abend passieren wird? 😁❤️

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top